DOM MARIANI

Foto

You can turn the clock back

Bei einem Reunion-Gig der STEMS, Ende 2004 in Melbourne, lernte ich Dom Mariani, den Sänger und Gitarristen der Band, im Backstagebereich des Corner Hotels kennen. THE STEMS waren eine 60s Garage-Band aus Perth, Western Australia, die von 1984-87 existierte. Das Debütalbum "At First Sight - Violets Are Blue" ist eine meiner Lieblingsplatten des Neo-Sixties-Garage-Genres. Dom Mariani gründete später die Gitarrenpop/Powerpop-Bands THE SOMELOVES und DM3, heute ist er Mastermind des Surf-Instrumental-Outfits THE MAJESTIC KELP. Damals im Corner Hotel erzählte Dom mir von einem neuen, geplanten STEMS-Album. Via E-Mail horchte ich nach, was der aktuelle Stand der Dinge ist.

Dom, auf der Band-Websitae ist das neue Album von THE STEMS bereits für Mai 2006 angekündigt.

Die Idee einer neuen STEMS-Platte ist jetzt schon ein paar Jahre alt. Aber wegen anderer Projekte und den üblichen Verpflichtungen war es für uns bisher schwierig, uns alle zusammen zu treffen, um die Aufnahmen zu beenden. Wir fingen mit den Aufnahmen im November 2004 im OffTheHip-Studio in Melbourne an. Das war am Tag nach dem Oz Vegas Wig Out-Gig, wo wir gespielt hatten. Wir waren von den Wig Out-Shows wieder ein bisschen angefixt und daher interessiert, bald etwas aufzunehmen. Wir machten mit den Recordings im Februar 2005 in Perth weiter, aber dann kam es mit der Band bis September 2005 zum Stillstand. Seitdem haben wir eine Handvoll lokaler Shows gespielt und ein paar neue Songs geschrieben, die wir vor kurzem angefangen haben aufzunehmen. Die Songs, die wir 2004 aufgenommen hatten, haben wir noch mal re-recorded. Wir fanden, dass es für die Gesamtkontinuität des Albums so am besten ist. Das Problem, das wir hatten, ist einfach der Zeitfaktor. Aber jetzt kann ich sicher sagen, dass wir uns auf der Zielgeraden befinden. Nur noch Overdubs, dann nehmen wir die Aufnahmen mit in die Staaten zum Abmischen. Ich denke, es wird ein Juli/August-Release, aber nagel mich nicht darauf fest. Irgendwann in der zweiten Hälfte von 2007 wird es aber sicherlich was.



Von deinen verschiedenen Formationen sind in der letzten Zeit ja einige Tonträger herausgekommen: "Terminal Cool", die STEMS-Anthology auf Get Hip, das zweite Album von THE MAJESTIC KELP, ebenfalls eine SOMELOVES-Anthology, eine Best-Of-Dom Mariani-Doppel-CD - "Popsided Guitar" - sowie eine CD mit Rarities und Outtakes auf OffTheHip. Und vor zwei Jahren auch noch ein Album mit den STONEAGE HEARTS.


Es waren für mich produktive Jahre, da stimme ich dir zu. Das ist ebenfalls einer der Gründe, warum das neue STEMS-Album so lange in der Warteschleife ist. Alle Bands, bei denen ich involviert war, haben mir Spaß gemacht. Die Aufnahmen für die neue STEMS-Platte laufen bisher gut, ich höre immer noch ziemlich viel R&B/Garage-Sound und ich kann mich glücklich schätzen, in solch einer Band Mitte bis Ende der Achtziger gewesen zu sein. Die neuen Aufnahmen gehen wirklich zurück bis zu diesen Wurzeln. Ich bin aufgewachsen mit klassischer Pop- und Rock'n'Roll-Musik. Die STEMS entwickelten sich vom Garage-Sound hin zu einem Powerpop-Style, der die Spätphase prägte, und den ich nach dem Break der STEMS mit den SOMELOVES und DM3 weiter verschärft verfolgte. Ich fand damals, dass ich mit DM3 wirklich an die Grenzen meiner Songwriter-Fähigkeiten gestoßen bin. Besonders mit der "Road To Rome"-Platte, welche meine Lieblingsplatte von den dreien, die wir mit DM3 gemacht haben, ist. Die "Popsided Guitar"-Anthology war ein guter Rückblick auf diese Bands und deren Songs. Neben dem neuen STEMS-Album ist jetzt THE MAJESTIC KELP mein Hauptprojekt. Wir haben bisher zwei Alben veröffentlicht. Von allen Bands, die ich hatte, ist es die Band, die mich am meisten zufrieden stellt. Instrumental-Musik hat mir immer schon Spaß gemacht, sei es THE VENTURES, Link Wray, BOOKER T AND THE MG'S, THE METERS oder Ennio Morricone. Auf die eine oder andere Art haben sie alle Einfluss auf mich gehabt. Ich weiß, einige Leute werden denken, dass dieses Instrumental-Ding ein etwas seltsamer Stilwechsel für mich ist, aber ich fühle mich da befreit, so dass ich viel mehr musikalischen Ideen frönen kann und etwas eher Einzigartiges kreieren kann. Das Pop-Element ist immer noch da. Da sind immer noch jede Menge Hooks, etwas, das für mich ganz normal ist. Die STONEAGE HEARTS-Aufnahmen passierten zwischen all diesen anderen Dingen. Es waren ein paar Songs, die ich schon Jahre hatte, die aber nicht richtig in die DM3-Playlist passten. "Trouble girl" war der einzige richtige STONEAGE HEARTS-Song, den ich während unserer ersten Probe schrieb, während "Eye of a lie" ein übrig gebliebener STEMS-Song war, bei dem ich versuchte, wie die ELECTRIC PRUNES zu klingen.


Perth ist bekannt als die isolierteste Millionenstadt der Welt. Die am nächsten gelegene größere Stadt, Adelaide, liegt mehr als zweieinhalbtausend Kilometer entfernt. Wirkt sich diese Abgeschiedenheit auf die lokale Musikszene aus, wie es manchmal auch vermutet wurde?

In der Vergangenheit ist von einem bestimmten "Perth Pop Sound" gesprochen worden. Die Leute reden über die Isolation in einer romantischen Art. Vielleicht ist es ja auch alles nur die Sonne? Ich bin mir da nicht sicher, aber letztendlich glaube ich nicht, dass es einen speziellen Perth-Sound gibt. Es gibt eine sehr große lokale Szene hier und eine Menge Bands von hier haben Erfolg in ganz Australien, aber ich bin nicht wirklich ein Fan von Mainstream-Musik.


Als ihr 1984 mit den STEMS angefangen habt, gab es in Australien mit den HOODOO GURUS und den LIME SPIDERS bereits Bands, die Garage beeinflusst waren. Wusstet ihr damals, dass das 60s-Garage-Revival in den USA mit Bands wie THE FLESHTONES, THE CHESTERFIELD KINGS, THE FUZZTONES schon seit ein paar Jahren im Gange war?

Nein, als wir mit den STEMS starteten, hatte ich keine Ahnung davon. Erst als ich eine Ausgabe des Bucketfull Of Brains-Fanzines bei Dada Records aufgelesen hatte, erfuhr ich von diesen gleichgesinnten Bands aus USA und Schweden. Es war cool, Teil einer aufblühenden Szene zu sein. Ich erinnere mich, dass einer meiner Freunde mir damals die erste CHESTERFIELD KINGS-Platte zeigte und meinte: "Hey have you heard of these guys? They're doing the same thing as you". Ich hatte eine ganz gute Collection von Sixties-Platten in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern angehäuft. Ich fand die Original-"Nuggets"-Compilation circa 1980 secondhand, ebenso die "Underground"-LP der ELECTRIC PRUNES, welche beide meine Obsession für 60s Garage auslösten. Circa 83/84 fing es an, dass man Reissues von CHOCOLATE WATCHBAND und THE SEEDS in den etwas hipperen Plattenläden fand. Zu der Zeit wurden ebenfalls einige von den australischen 60s-Bands wie die frühen MASTERS APPRENTICES, THE EASYBEATS, die MISSING LINKS und die "Magic Box" der LOVED ONES wiederveröffentlicht.


Die STEMS sind von Rob Younger produziert worden, die SOMELOVES von Mitch Easter, der zuvor auch für R.E.M. gearbeitet hatte. Wie war die Zusammenarbeit?

Ich habe viel mehr mit Mitch zusammengearbeitet als mit Rob, aber beide waren auf ihre Art großartig. Sie hatten beide eine sehr unterschiedliche Herangehensweise. Rob drängte uns dazu, unsere bestmögliche Rock'n'Roll-Performance live im Studio aufzunehmen. Wir haben da nicht viel Overdubs gemacht. Es war eine einfachere Herangehensweise. Mitch bevorzugte eine eher stufenweise ausgerichtete Technik mit sechs verschiedenen Gitarren-Parts für jeden Song und unterschwelligen Keyboard-Parts. Er benutzte viel mehr technisches Equipment in seinem Studio, um den perfekten Sound zu kreieren.


Wie war eurer Gig in New York vor ein paar Jahren, als ihr auf Little Steven Van Zandts Underground-Garage-Festival gespielt habt?

Mal angenommen, du spielst auf einem Rock-Festival und könntest die Bands, mit denen du zusammen spielst, selbst aussuchen - so ungefähr war es für mich auf Little Stevens Underground-Festival zu spielen: Bo Diddley, THE STOOGES, THE ELECTRIC PRUNES, THE CHOCOLATE WATCHBAND, THE PRETTY THINGS, THE CREATION, BIG STAR, Nancy Sinatra, THE NEW YORK DOLLS, um nur ein paar zu nennen. Es war ein fast schon surrealer Event. Unser Set war kurz und schon nach zehn Minuten vorbei, aber das gesamte Feeling war elektrisierend. Jim Lowe/ELECTRIC PRUNES, Phil May/PRETTY THINGS, Alex Chilton und Nancy Sinatra an einem Tag kennen zu lernen, war irgendwie etwas Besonderes.


Mit DM3 hast du auch in Europa getourt. Was waren da die Highlights?

DM3 tourten in Europa ein paar Mal während der Zeit von 1994 bis 1999. Unsere erste Show außerhalb Australiens war das Roskilde Festival in Dänemark. Das war ein Highlight. Wir spielten Gigs in Skandinavien und vereinzelt in Deutschland und Italien, aber der größte Teil des Tourens war in Frankreich und Spanien. Letzteres war besonders gut so circa 1995 und 1996. 2001 reformierte ich DM3 mit einem neuen Line-up für eine Italien- und Schweiz-Tour.


Spielst du mit einer deiner Bands in Zukunft noch mal in Europa?

Ich habe da letztes Jahr getourt, um die "Popsided Guitar"-Anthology zu promoten. Eine neue Tour ist für Ende des Jahres geplant, um das neue STEMS-Album zu promoten.


Ich habe eine EP von einer Band namens THE FLAIRZ.

Das ist die Band von meinem Sohn John und meinem Neffen Dion. Zusammen mit Scarlet am Schlagzeug haben sie diese Band jetzt schon seit vier Jahren. Sie fingen ohne Bassisten an, aber kürzlich kam Georgia hinzu. Sie sind jetzt alle 13 Jahre alt und sie sind sehr musikbegeistert. Ihre zweite EP, "Bullseye", ist vor kurzem rausgekommen. Es ist sehr rockige Musik. Sie bekommen ganz gut Aufmerksamkeit, sowohl von hier als auch aus dem Ausland. Sie mögen die RAMONES und frühen AC/DC genauso wie klassische Rockbands wie ROLLING STONES und THE WHO.


Was ist für die nähere Zukunft geplant?

Erst mal abwarten, wie das neue STEMS-Album läuft. Keine Ahnung, ob es noch mal ein STONEAGE HEARTS-Album geben wird, aber für THE MAJESTIC KELP ist das dritte Album bereits geplant.