CRASH MY DEVILLE

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I'll beat you, glamour!

Sie hatten schon den Fuß in der Tür - jetzt wollen sie mit der Wand ins Haus. "Please Glamour, Don't Hurt 'em!", das zweite Album der sechs Saarländer CRASH MY DEVILLE geht weg vom Pop und hin zum Metal mit Hintergrund: Ein Album, das sich erst über mehrere Hördurchgänge so richtig entfaltet. Mit Sänger Daniel, dessen dunkle Schreie das Merkmal der Band sind, sprach ich über deren Entwicklung und das Konzept des neuen Albums.


Du bist bekannt für deine Stimmgewalt. Was steckt hinter der Geschichte, dass du dir während der Aufnahmen zu eurem neuen Album eine Lungenflügelzerrung zugezogen hast?

Die Lungenflügelzerrung ist noch die Nachwirkung eines Autounfalls, in den ich verwickelt war. Zum Jahreswechsel ist mir auf der Autobahn ein Lkw auf meiner Spur entgegengekommen, ein Geisterfahrer, und hat mich dazu gezwungen einen Fahrspurwechsel mit doppeltem Salto durchzuführen. Da zog ich mir dann verschiedene Prellungen zu, die sich beim Einsingen wieder bemerkbar gemacht haben.


Im Gegensatz zu eurem Debüt "The Consequence Of Setting Yourself On Fire" ist "Please Glamour Don't Hurt 'em" nicht so poppig, sondern brutaler und nicht unbedingt eingängig. Nach und nach entwickeln sich beim Hören die vielen Schichten eurer Musik, so dass auch eine stimmige Atmosphäre entsteht.

Das war auch so gedacht. Ich würde sagen, dass wir auf unserer Debüt-CD nur von Lied zu Lied gedacht und uns nie mit einem Albumkonzept beschäftigt haben. Im Endeffekt war "The Consequence ..." eine Art Diskografie, da wir Songs draufpackten, die schon drei Jahre auf dem Buckel hatten. "Please Glamour ..." wurde hingegen in kürzester Zeit als Album mit Konzept geschrieben, wobei Musik und Texte einem roten Faden folgen. Wir wollten aus den gewöhnlichen Strophe-Refrain-Strophe-Strukturen ausbrechen, unsere Songs nicht nach einem Pop-Schema aufbauen.


Das Album klingt auf jeden Fall viel metallischer als der Vorgänger. In anderen Reviews wurde euch oft angekreidet, dass euer Sound sehr "trendsicher" sei. Ist der nun erfolgte Stilwechsel ein Konter auf diese Kritik?

Die Vorwürfe hatten ihre Berechtigung. Die Sache war ja auch so, dass wir, trendmäßig gesehen, für die Art Sound, den wir machten, unser Debüt ziemlich spät veröffentlicht haben. Wir hatten durch Redfield aber auch erst 2005 die Möglichkeit, unsere Musik einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren, und wie schon gesagt: Die Songs gab es schon etwas länger. Für die neue Platte haben wir unsere künstlerischen Freiheiten voll ausgenutzt.


Also die Kritik hatte keinen Einfluss auf die Entwicklung?

Eigentlich nicht. Wir sind alt genug zu sagen, dass es uns im Prinzip egal ist, was man über uns erzählt, und da wir die Musik ja aus Leidenschaft und Spaß machen, ziehen wir das durch, worauf wir Lust haben. Damals war es eben dieser Kontrast zwischen weich und hart, der uns so gereizt hat. Dass das nichts Neues war, wussten wir auch. Es mag sein, dass wir mit dem Alter wütender geworden sind, und dass der härtere Sound da herrührt. Eine Wut über die Kritik gab es nicht. Härtere Songs machen live auch wesentlich mehr Spaß. Es ist schön, den Leuten einfach mal mit dem Dampfhammer eins vor die Glocke zu geben, finde ich. Außerdem ist dieser Musikstil ja auch technisch anspruchsvoller und geht in die Richtung von dem Niveau, welches wir jetzt anpeilen. Dennoch stehen wir zu der alten CD, nur wollten wir uns auch nicht wiederholen.


Lass uns über euer Konzept sprechen. Was bedeutet in diesem Zusammenhang "Glamour"?

Es geht auf dem Album eher um das Unglamouröse, wie Glamour oder der Schein von Außen dein Leben mittlerweile bestimmt und wie versucht wird, dir irgendwelche Sachen aufzuoktroyieren, so dass du anfängst, Meinungen zu vertreten und Sachen zu glauben, die augenscheinlich einfach nicht gut sind. Sei es durch Medien, sei es durch falsche Musik, die dir einfach etwas vormacht, oder durch Musiker, die sich durch Verkleiden vom Wesentlichem ablenken. Nimm allein die Bild-Zeitung, die dir jeden Tag irgendeinen Mist erzählt. Inhaltlich dreht sich jeder Song um dieses Thema. Musikalisch hatten wir die Idee, eine bestimmte Melodie immer wiederkehren zu lassen. So kam auch die Idee der Aufteilung eines Songs in drei Einzelne, "The glamour pt. I, II, III", die auch den Kern des Albums bilden.


Wer hatte denn die Idee für das Konzept?

Inhaltlich ist das auf meinem Mist gewachsen, da ich ja auch die Texte schreibe. Musikalisch war es so, dass wir im Proberaum überlegt haben, wie wir die mit der Musik verbinden können, damit auch deren Aussage unterstrichen wird. Meistens bringt einer von uns eine Idee mit und wir bauen die Songs dann darauf auf. Wir wollten auch weg von diesen typischen Drei-Minuten-Songs und so kam dann auch irgendwann die Idee für einen Elf-Minuten-Song. Wir haben den Song dann, wie schon gesagt, aufgeteilt, um zu gucken, wie sich dieselbe Melodie in einem Brecher und einem Uptempo-Song verhält. Uns gefällt es ... Wir wollten aber auch, dass man beim Durchhören von "Please Glamour, ..." die Intention erkennt, das, was wir musikalisch machen wollten, und wo wir hinwollen.