RASTA KNAST

Schwedenpunk gibt es nicht nur in Schweden. Eine der derzeit besten schwedischen Punkbands kommt - aus Deutschland. Die Rede ist von RASTA KNAST, die unlängst mit "Die Katze beisst in Draht" ihr zweites Album und - ganz aktuell - eine neue EP komplett auf Spanisch veröffentlicht haben. Nachdem das ewige Schlagzeugerproblem wohl mehr oder weniger gelöst ist, reicht es RASTA KNAST nicht mehr aus nur in Deutschland zu spielen, sei es nun, Lübeck, Köln oder Mallorca(!): Für Juni ist eine Brasilien-Tour geplant und die neue Platte wird wahrscheinlich demnächst auch in Japan erscheinen. Grund genug, ihnen mal ein paar Fragen zu stellen.

Das Interview wurde am 30.03. im Proberaum von RASTA KNAST, gleichzeitig das DNA-Studio von Martin K., in Celle geführt. RASTA KNAST sind Höhnie, 35, Gesang und Gitarre (und Betreiber von Höhnie Records), Phill, 26, Schlagzeug, Konrad, 38, Gesang und Bass sowie Martin, 33, Gesang und Gitarre.

Ihr habt eine ganz aktuelle Umbesetzung hinter euch. Phill spielt jetzt seit vier Tagen bei euch Schlagzeug. Ist das nach den vielen Wechseln am Schlagzeug endlich endgültig?


Höhnie: "Ja."

Phill: "Vorläufig endgültig. Das liegt einfach daran, dass ich noch zwei andere Bands habe, ANTIKÖRPER und RIO BENI. Da müssen wir erst mal sehen, dass sich das nicht überschneidet. Aber ansonsten hab ich schon Bock, hier auf Dauer mitzuspielen."

ANTIKÖRPER sind ja nun auch schon relativ bekannt. Welche Band ist denn am wichtigsten für dich?

Phill: "ANTIKÖRPER steht bei mir an erster Stelle, weil ich da einen Teil der Texte schreibe. Ausserdem mache ich mit dem Sänger auch schon zwölf Jahre Musik. Aber das ist eigentlich schwer zu sagen, weil mir natürlich alle drei Bands wichtig sind."

Wie lief das denn mit dem Einstudieren der neuen Lieder?

Phill: "Als wir mit ANTIKÖRPER auf Tour gegangen sind, hab´ ich die Telefonnummer vom Martin gekriegt. Mir wurde gesagt, ich solle mich da melden, weil RASTA KNAST einen neuen Schlagzeuger sucht. Ich dachte zuerst, das wird sowieso nichts, aber ausprobieren wollte ich das schon. Ich habe mir dann die 23 Songs, die auf jeden Fall gespielt werden müssen, auf Band gezogen und auf der Tour rauf und runter gehört. Montag haben wir dann zwanzig Stück auf Anhieb hingekriegt. Morgen ist auch schon das erste Konzert. Mal sehen, wie das wird. Lustig wird´s auf alle Fälle."

Wie verkauft sich denn das aktuelle Album "Die Katze beisst in Draht im Vergleich zum Vorgänger?

Höhnie: "Die läuft etwas besser. Überraschend ist, dass von der CD wesentlich mehr weggegangen sind, ungefähr doppelt so viele, als von der LP. Bei der ersten Platte war es aber auch so, dass die ja zuerst nur auf LP rauskam und ein Jahr später erst auf CD. Diesmal kam beides gleichzeitig."

Auf der neuen LP ist ein Dank an eine Frau vom "Deutschen Tierhilfswerk" drauf. Hat das was mit dem Text von "Die Katze beisst in Draht" zu tun?

Martin: "Das hat was mit dem Foto zu tun, das vorne drauf ist. Ich hab´ als Foto eine Katze, die im Käfig sitzt, gesucht und hab´ keins gefunden. Dann haben wir die ganzen Tierhilfswerke, die es so gibt, abgeklappert und das war die einzige Person, Frau Niemitz, die ziemlich cool war. Die hat alles durchgestöbert und hat dann das Foto gefunden, das jetzt auch auf dem Cover drauf ist. Da fehlen zwar die Gitterstäbe, aber das ist auch ganz gut geworden."

Haben Titel und Cover denn was mit Tierschutz und Tierrechten zu tun? Seid ihr in dieser Richtung aktiv?

Martin: "'Die Katze beisst in Draht' steht symbolisch für alle von UNS gepeinigten Tiere, sei es in Versuchslaboren oder privat in den eigenen vier Wänden. Titel und Cover stehen für den Tierschutz und die Rechte aller Tiere, wie aus dem Song-Text deutlicher zu entnehmen ist. Unsere Aktivität besteht einfach darin, mit diesem Song unsere Meinung zu diesem Thema kund zu tun und andere zum Nachdenken zu animieren."

Wisst ihr denn, wo sich die CDs so verkauft haben? Ich denke dabei jetzt an die Besprechung im WOM-Journal, die euch ja doch ziemlich abgefeiert hat. Hat das zum Beispiel etwas gebracht?

Höhnie: "Ja, die hat Sigi Pop gemacht, unser alter Kumpel. Aber ob das was gebracht hat, das weiss ich jetzt auch nicht im Einzelnen. Da müsste man mal genau bei unserem Vertrieb SPV nachfragen, wer wie viel bestellt hat, aber ich denke mal, dass dadurch die CD-Verkäufe bei SPV auch etwas angezogen sind. Das ist auch ein Grund, warum von der CD wesentlich mehr weg sind, als von der LP. Die ist bei SPV ziemlich gut gelaufen, für die heutige Zeit. Die Umsätze gehen ja in den Läden immer noch rapide zurück. Ich denke mal, bei SPV sind so ungefähr 600 bis 700 weggegangen."

Welche Auflage macht ihr überhaupt?

Höhnie: "Je nach Bedarf. Von der neuen gibt es rund 1.000 LPs. Da haben wir noch welche von. Und es gibt rund 2.000 CDs, davon sind noch ungefähr 300 da. Davon sind aber auch viele nach Schweden gegangen."

Kam denn bisher oft der Vergleich mit Konrads alter Band ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN? Ich finde, das "Abendlied" klingt zum Beispiel ziemlich nach den ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN.

Konrad: "Klar. Es klingt einfach nach den Brieftauben. Ich kann meine Stimme nicht ändern, ich kann mir die Stimmbänder nicht umoperieren lassen. Bei der ersten Platte haben wir das noch ein bisschen aussen vor gelassen, weil wir gesagt haben, es klingt wirklich arg nach Brieftauben. Aber bei der zweiten haben wir uns dann gedacht, das ist ja blöd. Wir sind drei Sänger, alle können singen, also wollen wir es auch alle tun und dann scheissen wir einfach drauf, ob es nach den Brieftauben klingt oder nicht."

Der Text zum "Abendlied" ist teilweise von Matthias Claudius.

Martin: "Das ist ein alter deutscher Dichter. Der Text ist aber nur in einigen Teilen von ihm. Der hat im 18. Jahrhundert gelebt und um Beispiel auch "Der Mond ist aufgegangen" geschrieben. Im Original kommt aber natürlich nichts von Atomkraft vor."

Und der Text von "Will haben" ist von Blomgren. Wer ist das?

Martin: "Der Sänger von TROUBLEMAKER. Den haben wir ins Deutsche übersetzt."

Höhnie: "Nach der alten Methode mit Wörterbuch. Das haben wir mit "TV" zum Beispiel auch gemacht."

Wer schreibt denn bei euch überhaupt die Texte?

Höhnie: "Alle. Wer singt, hat meistens auch den Text geschrieben. Das "Abendlied" ist zwar von Martin, aber da hat Konrads Stimme gut gepasst. Normalerweise singt aber der, der den Text geschrieben hat."

Was hat´s denn - für die, die sie nicht kennen - mit ASTA KASK auf sich, dieser schwedischen Band, mit der ihr - nicht gerade zufällig - immer wieder verglichen werdet und von denen jetzt auf Höhnie Records auch ein "Best of"-Album erschienen ist?

Martin: "ASTA KASK sind der Grund zur Gründung von RASTA KNAST. Da HöhNIE und ich ewige Fans der Schweden-Legende waren und sind, beschlossen wir, als wir uns das erste Mal trafen, irgendwann mal einige Songs von ASTA KASK zu covern und aufzunehmen. So enstand die erste EP "Probegepogt", die wir zu zweit, komplett in 15 Stunden und alles aus purem Fun, bei mir im D.N.A. Anti-Studio aufnahmen. Seitdem können wir nicht mehr aufhören!"

Die neue EP ist ja nun komplett auf Spanisch. Wollt ihr weg vom ASTA KASK-Image?

Höhnie: "Nee, eigentlich nicht. Wir waren ja auf Mallorca und haben da gespielt. Da haben wir uns auch sehr wohl gefühlt und kommen mit den Leuten auch sehr gut klar. Eine Menge spanischer Punkstücke haben uns sehr gut gefallen. Einige kannten wir auch noch nicht, und so kamen wir auf die Idee, eine EP komplett mit spanischen Texten zu machen. Die Mallorca-Punks waren dann über Silvester bei uns zu Besuch und Celia und Hami haben sich ein Stück ausgesucht, das sie singen wollten und Victor, dem Sänger von BAD TASTE, haben wir "Chicos de la calle" aufgedrückt. Das passt ja auch ganz gut, das ist ja eigentlich ein Hardcore-Stück."

Wer von euch kann denn Spanisch?

Höhnie: "Keiner, nur Konrads Freundin Birgit."

Martin: "Wir können alle so ein paar Brocken, aber richtig kann das eigentlich keiner. Birgit hat uns auch bei den Texten sehr stark geholfen. Wir haben die Texte auf Deutsch geschrieben und sie hat übersetzt."

Höhnie: "Sie war auch hier im Studio dabei, als wir die aufgenommen haben und hat uns mit der Aussprache geholfen. Sonst wäre das nicht so einfach möglich gewesen."

Und wie ist das mit Schwedisch?

Höhnie: "Da haben wir jetzt einen Fachmann, denn Phill studiert Finnisch und Schwedisch und kann auch fliessend sprechen. Und vorher haben wir das bei "Alltid Öppet" mit Jöran von S.O.D. übers Telefon gemacht. Wir hatten die Idee mit "Systembolaget" und "Alltid Öppet" und der hat uns dann noch ein paar Tips gegeben mit "Från snål bolaget" und so ist der Text dann entstanden."

Was heißt das überhaupt?

Höhnie: "Also "Snål bolaget" heisst "geiziger Laden", "geldgeiler Laden". "Systembolaget" sind die Läden, wo du in Schweden harten Alk und dieses Bier Klasse 3 kaufen musst. Es gibt in Schweden Bier mit den Klassen eins, zwei und drei. Klasse eins hat 1,8%, Klasse zwei 2,8% und nur Klasse drei hat so um die 5%, wie bei uns. Und dieses Klasse 3-Bier, also das richtige Bier, kannst du nur in diesen Systembolaget-Shops kaufen. Das ist natürlich nicht billig und den Ansturm auf die Läden musst du dir vorstellen, wie damals zu DDR-Zeiten. Die haben nur zu bestimmten Zeiten auf, du kommst nur gegen Vorlage des Personalausweises rein..."

Phill: "Vor dem Kauf musst du dir aus einem Katalog raussuchen, was du haben willst..."

Martin: "Und wir fordern halt, dass in den Läden der Alkohol generell frei ist. Für alle und umsonst."

Höhnie: "Und dass die immer offen sind, dass man sich da immer bedienen kann."

Und das ist dann da auch richtig teuer?

Martin: "Also für einen halben Liter Bier habe ich acht Mark bezahlt. Und Whisky ist unbezahlbar."

Höhnie: "Da kostet die Flasche 80 Mark."

Martin: "Phill hat ja mal eine Runde in so einem Schwedenlokal geschmissen. Das hat sich dann aber als Fehler rausgestellt, weil alle dabei waren. Aber keiner hat eine Runde zurück geschmissen..."

Phill: "Da hat das Bier dann elf Mark gekostet..."

Stimmt es, dass ihr im Juni nach Brasilien fahrt?

Martin: "Ja. Das kam durch OLHO SECO zustande, die hier auf Tour waren. Wir haben ja ein paar Gigs zusammen gespielt und wir haben uns auch gut verstanden, die fanden uns auch geil. Der Sänger von OLHO SECO, Fabio, der hat schon ziemlich lange einen Plattenladen da und hat unsere Platte ganz gut verkauft und hat gefragt, ob wir nicht mal kommen würden. Jetzt fahren wir für 14 Tage hin und spielen acht oder neun Gigs."

Und wann kommt endlich die Schweden-Tour?

Höhnie: "Ja, das muss auch mal in Angriff genommen werden. Ich denke mal hoffentlich im Herbst. Anfragen gibt es genug."

Was ist denn in der Zukunft so geplant?

Höhnie:
"Die neue Platte erscheint jetzt vor der Tour erst mal in Brasilien. Dann haben wir auch Interesse aus Japan, von einem Hardcore-Label, das sonst fast nur Geknüppel rausbringt. Die Connection kam auch irgendwie über Brasilien zustande. Der will die neue Platte als CD rausbringen und eine Split-EP mit einer japanischen Band machen. Das war natürlich eine echte Überraschung."