RED FLAG 77

Nun gut, da ich nett bin verzeihe ich euch noch einmal, dass ihr diese großartige englische Band nicht kennt: RED FLAG 77 sind immerhin schon seit zehn Jahren dabei. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht der Menschheit diesen typisch englischen Old School-Punk mit modernen Elementen zu vermischen und daraus ein wunderbares Punkgebräu zu zaubern, welches jede Punkerherz höher schlagen lässt. Knallharte Mucke mit Melodien, bei denen die Sonne auch in der Nacht aufgeht. Ich unterhielt mich mit John "Fanny" Adams per eMail.

Nun, ihr seid ja jetzt schon seit stolzen 10 Jahren zusammen, trotzdem ist euer Bekanntheitsgrad jedoch nicht gerade überragend groß, oder?


"Ja, wahrscheinlich weil die Band so schlecht ist! Nein, im Ernst, ich denke, dass alle Bandmitglieder genug mit Job, Familie usw. am Hut haben, so dass wir gar nicht mehr Zeit mit der Band verbringen können, als wir das jetzt tun. Außerdem ist hier in unserer Heimatstadt Ipswich nicht gerade viel los in Sachen Punkrock."

Was ist denn seit Gründung der Band passiert, wer ging, wer kam?


"Zwischen den Jahren 1990-1994 hatten wir mehrere Wechsel: Rikki (Vox) und Malcum (Drums) sind die einzigen, die von dem ursprünglichem Line-Up noch verblieben sind. Aber seitdem ich, Fanny, (Bass) und Kev (Gitarre) dabei sind, das ist so seit 1995, gab´s keine Wechsel mehr."

Wie kommt´s, dass ihr tonnenweise Singles rausbringt, aber erst eine ganze CD plus die 7"-Compilation geschafft habt?

"Das ist halt nicht der Fall, dass wir jede Menge Angebote bekommen von irgendwelchen Labels, also tendieren wir eher dazu Singles rauszubringen oder Songs auf diversen Compilations zu veröffentlichen. Es kam halt noch nie jemand auf uns zu und wollte ein Album mit uns machen, also haben wir die 7"-Compilation, und ein Album selbst produziert, was auf Dauer jedoch etwas zu teuer werden könnte. Glücklicherweise haben sich Beer City Records jetzt dazu bereit erklärt unser Album "Short Cut To A Better World" zu veröffentlichen. Außerdem möchte ich hier und jetzt Labels bitten, die ein Album mit uns machen möchten, sich bei uns zu melden!"

Wie seid ihr denn an den Deal mit Beer City Records gekommen

"Mike von BEER CITY hatte damals ein Review von unserer "Look Mum"-7" im MRR gelesen, und wir schickten ihm die ganze CD, welche ihm auch sehr gut gefiel. Er fragte uns dann, ob er die Scheibe nicht als US-Pressung auf seinem Label rausbringen könnte, wir waren natürlich sehr froh, und sagten sofort zu. Nun wird die Scheibe die Tage mit neuem Cover-Artwork und zwei Bonussongs rauskommen."

Welch lustige, und vielleicht auch traurige, Dinge sind euch denn in dieser langen Zeit in der ihr schon als Band dabei seid passiert? An was werdet ihr euch immer erinnern?

"Da gibt es so viele lustige Dinge: von der Bühne fallen, ins Bett machen, den ganzen Van voll kotzen, großartige Gigs, beschissene Gigs. Die traurigere Seite besteht aus Benefit-Konzerten für Freunde, die Angehörige verloren haben."

Wie sieht´s denn so um Ipswich herum aus?

"Felder, Wasser, verschlafene Dörfchen und jede Menge Kühe."

Gibt es dort denn irgendeine Szene, und falls ja, wie sieht die dann aus?

"Ja, wir haben eine kleine Szene hier, da gibt es nämlich noch ältere Ipswich-Bands wie z.B. THE ADICTS, CONDEMNED 84, EXTREME NOISE TERROR, OPTIMUM WOUND PROFILE. Aktuellere Bands sind dann wir, LOVEJUNK und JUNK CULTURE. Wir organisieren Gigs in nahegelegenen Pubs, für die paar Leute, die die Punkszene noch unterstützen."

Ihr kommt ja aus Ipswich, mögt ihr eigentlich Fußball?

"Ja klar, Rikki, unser Sänger, und Malcum, unser Drummer, sind Ipswich-Fans, Kev, unser Gitarrist, verehrt Leicester City - wie beschissen -, und die drei spielen auch selbst in so einer Amateurmannschaft. Ich interessiere mich nicht so sehr für Fußball und ich versuche immer noch die Abseitsregel zu verstehen."

Wenn ich eure älteren Songs mit den neueren vergleiche, muss ich gestehen, dass mir die neueren doch etwas besser gefallen, klingen sie doch melodischer und abwechslungsreicher.

"Ja, das stimmt. Ich denke das hängt mit Kevs und meinem Einstieg bei der Band zusammen. Ich denke einfach, dass unser Sound reifer geworden ist mit der Zeit, und ausserdem sollte eine Band sich ja auch immer weiterentwickeln."

Ein paar eurer Songs handeln ja lecker vom Saufen! Was für lustige Sachen sind euch denn in eurer Trunkenheit wiederfahren?

"Tja, ich würde sagen, dass wir sowohl auf den richtig guten, aber auch auf den schlechteren Konzerten tierisch besoffen waren. Wir haben jedoch nun die Regel eingeführt nicht mehr zu besoffen zu sein, bevor unser Auftritt überhaupt startet. Wobei wir dann aber eh wieder total dicht sind, sobald wir ein paar Songs gespielt haben."

Wie steht´s denn mit deutschem Bier, und was trinkt ihr sonst so?

"Hmm,... deutsches Bier ist echt astrein, nur gibt es das hier kaum. Wir trinken halt immer das, wo wir gerade sind, deutsch, französisch..."

Wie kam es eigentlich zu eurem Compilation-Beitrag auf dem BYO Sampler "Greetings From The Welfare State"? Kanntet ihr da jemanden von BYO, oder Welly?

"Welly, von FOUR LETTER WORDS hat den Sampler zusammengestellt, und hatte uns halt auf seiner Liste. Wir waren natürlich mal wieder total froh, und stimmten sofort zu!"

Ich muss sagen, dass es in England so viele geile Bands gibt, wovon aber keine richtig bekannt ist. Dafür ist aber jedoch jede mittelmäßige bis beschissene Amiband der Hit! Wo liegt das "Problem" in England?

"Die Leute werden einfach durch die größeren Labels auf diese amerikanischen Bands aufmerksam gemacht. Riesengroße Anzeigen, Bands auf dem Cover, teilweise sogar Songs im Radio, und dann haben die meistens auch noch den besseren, meist weltweiten, Vertrieb. Das is natürlich ein enormer Vorteil."

Wo habt ihr denn schon überall getourt?

"Also Großbritannien und Frankreich beglücken wir jedes Jahr. Dann waren wir auch schon in Belgien und Holland, ach, und Aachen in Deutschland! Dieses Jahr werden wir fünf Gigs in Frankreich, und drei in Holland geben. Weitere Hinweise und Tourdaten gibt es auf unserer Homepage!"

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ihr von der Band nicht leben könnt. Als was arbeitet ihr also hauptberuflich?

"Malcum ist Mechaniker, was sehr nützlich ist, wenn der Tourbus mal wieder den Geist aufgegeben hat. Rikki betreibt den "Know Your Product"-Punk-Mailorder, Kev arbeitet in so einer Home Cinema-Firma, und ich repariere Fernseher."

Mir scheint es, als würdet ihr die wahre Bedeutung des Punkrock noch kennen, und euch auch sehr zu Herzen nehmen.

"Ja, das stimmt wohl. Wir wissen das auch sehr zu schätzen, wenn Leute sich für das interessieren, was wir machen. Wir versuchen uns immer sehr viel Zeit zu nehmen, um auf Gigs auch mit den Leuten diskutieren zu können. Wir waren auch schon große Punk Fans, bevor wir die Band gegründet haben, weshalb wir auf dem Boden geblieben sind."

Habt ihr schon Pläne für die Zukunft?

"Ach, einfach so weitermachen, wie es bisher lief, das gefällt uns schon ganz gut so! Aber ich möchte die Leute da draussen bitten uns zu kontaktieren, wenn ihr einen Gig oder eine Platte mit uns machen möchtet. Die Songs stehen schon, und wir warten nur auf ein Angebot!

Danke für das Interview!"

Keine Ursache.