CARMA STAR

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Der Weg ist das Ziel

So kann es gehen: Einst gab es eine viel versprechende Schweizer Alternative Rock-Band namens COMA STAR, die mit ihrem Debüt "Headroom Of Conscience" kurz vor dem großen Durchbruch in den Staaten standen. Dann kam es zu internen Querelen, woraufhin sich die Band stark umstrukturieren musste. Nun aber hat Bassist und Sänger Emmi Lichtenhahn mit seinen Landsmännern Jaro Milko (Gitarre) und Chris Specker (Drums) nicht nur ein festes und harmonisches Line-up gefunden, sondern auch ein starkes zweites Album namens "Where My Soul Begins To Bend" bei dem heimatlichen Schweizer Label Czar Of Crickets vorgelegt. Zwar wird man jetzt wahrscheinlich kleinere Brötchen backen müssen, darüber regt sich Emmi aber nicht auf. Im Gegenteil, mit der jetzigen Situation ist er mehr als zufrieden, wie er mir im E-Mail-Interview erzählt.


Emmi, erzähle bitte kurz ein paar Einzelheiten über die Band: Wie habt ihr euch kennen gelernt, seit wann gibt es euch und wieso die Umbenennung von COMA STAR zu CARMA STAR?

Die Band existiert in dieser Form seit 2003. Die erste CD wurde mit zwei anderen Musikern aber bereits 2001 aufgenommen und noch unter dem Namen COMA STAR veröffentlicht. Der Namenswechsel ist einerseits auf die Umbesetzung mit Jaro und Chris zurückzuführen, aber auch auf den Stress mit Management und alten Musikern in L.A. Am alten Namen hingen zu viele schlechte Erinnerungen. Wir wollten auch einen Namen, der nah am alten ist, da wir ja trotzdem Songs von beiden CDs live spielen. Chris spielte schon vor meiner Zeit in L.A. kurz mit mir zusammen und er war definitiv meine erste Wahl, als ich zurück in die Schweiz kam. Jaro meldete sich bei mir, als er hörte, dass ich zurück war und einen Gitarristen suchte. Für mich sind die beiden Jungs das Beste, was ich mir je habe vorstellen können. Wir ziehen zu hundert Prozent am selben Strang.

In Los Angeles habt ihr euer Debütalbum "Headroom Of Conscience" aufgenommen - noch unter dem Bandnamen COMA STAR - und ihr habt dort längere Zeit getourt. Wie ist es dazu gekommen, wie sahen eure
Erfahrungen dort aus? Gibt es eine spezielle Verbindung zu Amerika?


Ich hatte tatsächlich einige Verbindungen nach L.A. 2000 spielte ich als Bassist bei MEDICATION mit Whitfield Crane, ex-UGLY KID JOE, und Logan Mader, ex-MACHINE HEAD, und lernte zu dieser Zeit sehr viele Leute kennen. Ein Jahr später, als wir mit den Vorbereitungen für unser Debütalbum fertig waren, lag es nahe, die Beziehungen zu nutzen und in einem amerikanischen Umfeld nach zusätzlicher Kreativität zu suchen. Der Tapetenwechsel aus der Schweiz nach L.A. tat dem Album enorm gut. Dass wir daraufhin ein Angebot einer US-Plattenfirma erhielten, war nicht Sinn der Übung, aber es hat halt so sehr "geblendet", dass ich dort geblieben bin.

Neben PALMER und Fredy Rotters Band ZATOKREV seid ihr die einzige Band auf seinem Label Czar Of Crickets Records. Wie kam es zu dem Wechsel von Locomotive zu COC? Wie seid ihr an Fredy gekommen?

Fredy war der erste Gitarrist von COMA STAR und hat auch die erste CD eingespielt und einige Songs darauf mitgeschrieben. Als wir nach dem schwierigen Release mit Locomotive Records eine zweite CD planten und ich hörte, dass Fredy ein Label gründet, war irgendwie klar, dass ich mit ihm arbeiten will. Er zum Glück ja dann auch. Es ist großartig, klein, unprätentiös, ohne große Worte, aber er reißt sich den Arsch auf für sein Label! Es ist wunderbar, seine Plattenfirma in der Stadt zu haben, in der man wohnt,

Im Infozettel steht, eure Band wäre nach der ersten Tour beinahe auseinander gebrochen. Als Grund waren "interne Streitereien" angegeben. Was genau ist passiert, wenn ich fragen darf?

Nach dem Ausstieg von Fredy Rotter, der kurz nach den Aufnahmen zu "Headroom Of Conscience" seinen eigenen Weg gehen wollte und ZATOKREV gründete, war ich alleine in L.A. und suchte nach zwei neuen Mitstreitern. Die Zeit drängte, die Plattenfirma auch, und so holte ich den Studiodrummer, der die CD eingespielt hat, und seinen Kumpel und Gitarristen in die Band. Aber unsere Ansichten waren einfach zu verschieden. Ich wollte die Band eigentlich von Anfang an in Europa haben, da ich nicht so der Ami-Fan war, und den andern Jungs konnte es nicht schnell genug gehen mit Release, Label-Geldvorschuss und so weiter. Dass das früher oder später zu Spannungen führen würde, war irgendwie abzusehen. Meine Konsequenz aus dem Desaster mit den beiden Jungs und dem Management war, nach Europa zurückzukehren und die Veröffentlichung mit dem europäischen Büro von Locomotive durchzuziehen.

Mir kamen beim Hören eures aktuellen Albums "Where My Soul Begins To Bend" Bands wie HELMET, zu "Aftertaste"-Zeiten, und eure Landsmänner HENCHMAN in den Sinn. Was sind eure Einflüsse und wie würdet ihr den euch beschreiben?

Es ist sehr interessant, wie viele Bands in uns reininterpretiert werden. Wir haben echt schon alles gehört. Zum Teil sehr coole Sachen wie A PERFECT CIRCLE, DEFTONES oder eben HELMET. Aber auch Schreckliches wie GODSMACK oder NICKELBACK. Die großen Vorbilder liegen in der alten Hardcore-Ecke - MINOR THREAT, FUGAZI, HELMET. Dann aber auch Neues wie REFUSED oder TOOL, STABBING WESTWARD und DEFTONES. Die eigene Musik zu beschreiben, ist enorm schwierig.

Textlich sind CARMA STAR sehr melancholisch und persönlich. Wer schreibt bei euch die Texte, was ist das Konzept dahinter und wie sehr finden sich eure Persönlichkeiten in den Texten wider?

Ich lege sehr viel Wert auf die Texte, die tatsächlich sehr persönlich sind. CARMA STAR war für mich schon immer ein Ventil, um Dinge, die mich beschäftigen, zu verarbeiten. Text und Musik sollten möglichst eine Einheit darstellen. Beim Komponieren der Musik sind Fragmente der Lyrics meist auch schon vorhanden. Den Texten lasse ich immer einen möglichst großen Interpretationsspielraum, um einerseits nicht alles von mir preisgeben zu müssen und vor allem auch, damit der Hörer die Texte vielleicht auch auf sich selbst beziehen kann, sich angesprochen fühlt.

Wann darf man euch in Deutschland live erleben, was sind eure Pläne für die nahe Zukunft? Gibt es noch etwas, das ich vergessen habe zu fragen oder was ihr den Lesern des Ox-Fanzines mitteilen wollt?

Wir würden unglaublich gerne nach Deutschland kommen, unsere CD ist halt nur in der Schweiz veröffentlicht und wir sind eine ziemlich unbekannte Nummer. Es ist also sehr schwierig, Shows im Ausland zu finden. Wir hoffen, eventuell mit dem nächsten Album ein deutsches Label zu finden, die einen Release mit uns machen wollen. Im Herbst wollen wir eigentlich mit den Aufnahmen zum nächsten Album beginnen und so sind wir neben dem Konzerte spielen auch dabei, neues Songmaterial zu schreiben.