SCARED OF CHAKA

SCARED OF CHAKA waren bereits zweimal auf Europatour, spielten auf zwei Ox-Festivals, waren auf der Ox-CD zu hören und vor einigen Ausgaben natürlich auch schon mal mit einem Interview auf diesen Seiten vertreten. Trotzdem scheint mir, dass erst mit der neuen Platte auf dem Hopeless-Sublabel SubCity ein paar mehr Leute von der Ausnahmeband aus Albuquerque, New Mexico Notiz genommen haben. Dave von SCARED OF CHAKA beantwortete uns ein paar Fragen.

Für die Zuspätgekommenen: Gib mir eine kurze Zusammenfassung eurer Bandgeschichte.

"SCARED OF CHAKA wurde im Dezember 1993 gegründet. Ich lernte unseren ersten Schlagzeuger Jeffery Jones durch einen Flyer kennen, den er im Fenster eines Plattenladens aufgehängt hatte. Ich war begeistert von der Idee, nach fünf oder sechs Jahren in Bands mit festen Mitgliedern eine Band mit mir völlig fremden Leuten zu gründen. Jeff traf Dameon auf einer Party. Das war, und ist immer noch, seine erste und einzige Band. So entstand unser erstes Line-up. Unsere ersten Auftritte waren bei Freunden, in Plattenläden und illegal in Stadtparks. Nach ungefähr einem Jahr brachten wir selber unsere erste Single heraus. In dem Jahr darauf waren wir ohne Unterbrechung auf Tour, sahen zweimal Japan und Europa, Jeff verliess uns und wurde durch Ron Skrasek ersetzt. Im Laufe der Zeit veröffentlichten wir fünf LPs und eine Menge Singles."

Es scheint, daß viele Leute nur durch euer neues Album auf SubCity/Hopeless auf SOC aufmerksam geworden sind.

"Das stimmt. Hopeless verkaufen überall Tonnen von Platten. Viele der Leute kaufen nur die Musik der bekanntesten Bands des Undergrounds, die nur beliebt ist, weil man den Leuten einredet, sie müssten sie mögen. Ich mache dafür nicht Hopeless verantwortlich, aber es ist nunmal so, daß wir jahrelang nur als unbekannte Band galten. Wir mochten es so. Und jetzt sind wir in eine höhere Ebene vorgedrungen."

Wie kam der Kontakt zu SubCity zustande? Habt ihr einen längeren Vertrag oder nur für ein Album, wie bei den bisherigen Labels?

"Louis von Hopeless bzw. SubCity und ich haben eine zeitlang telefoniert, bevor wir uns entschieden haben. Er mochte unsere Musik einfach und das kam uns letztendlich zu Gute. Ich respektierte, daß ein Typ, der ein Label mit solch spezifischen Bands hatte, eher eine Band unter Vertrag nehmen wollte, mit der er vielleicht nicht viel Geld verdienen konnte, anstatt eine trendorientierte Band zu signen. Anders gesagt, wir tragen keine Baggy-Pants mit Ketten daran, hahaha. Der Vertrag gilt für eine Platte, mit der Möglichkeit für eine zweite, was wahrscheinlich auch wahrgenommen wird. Nebenbei möchte ich noch erwähnen, daß wir Pete Menchietti von 702 Records und Blake Wright von eMpTy Records in Seattle danken möchten."

Musikalisch geht ihr mit eurem neuen Album in eine andere Richtung. Die alten Sachen waren hektischer und hatten gelegentlich dieses DICKIES-Feeling. Jetzt klingt ihr ausgereifter, mehr Sixties-beeinflußt, tretet aber immer noch höllisch in den Arsch. Würdet ihr sagen, daß euer Stil sich geändert hat?

"Mit jeder neuen Platte wird unsere Musik von Schreibern in Kritiken beschrieben und wir mit anderen Bands verglichen. Und die Presse widerspricht sich immer wieder selbst. Dieses Mal war von New Wave bis TURBONEGRO-Kopie - wogegen wir nichts haben! - alles vertreten. Ich kann nicht sagen, ob sich unser Stil geändert hat, ich überlasse das den Leuten außerhalb der Band."

Ihr habt die Platte mit Jim Waters aufgenommen. Was war das für eine Erfahrung?

"Erst war ich ein wenig zurückhaltend, mit einem Typen aufzunehmen, der schon Bands wie SONIC YOUTH oder JON SPENCER BLUES EXPLOSION produziert hatte. Aber diese Zurückhaltung verschwand schnell, als wir feststellten, daß wir den gleichen Humor haben. Es endete so, daß wir uns hauptsächlich gegenseitig auf den Arm nahmen. Außerdem arbeitete er sehr hart mit und an uns. Als meine Stimme schlappmachte, gab er mir den Rat, heisses Wasser und Whiskey zu trinken, um sie wieder zu stabilisieren. Das war die längste Zeit, die wir je im Studio verbracht haben."

Ihr habt MC5 gecovert. Was bedeuten sie euch? Es scheint, daß sie sich in den letzten Jahren wieder bzw. immer grösserer Beliebtheit erfreuen.

"Das stimmt, besonders von Typen wie uns, die damals gar nicht dabei waren. Wir mögen einfach ihre seelenvolle Art und wollten sie so den Leuten empfehlen, die noch auf der Suche nach guten Bands sind. Wir möchten, daß diese Leute aufhören, Platten von KORN oder BLINK 182 zu kaufen, stattdessen lieber von THE SONICS oder OTIS READING."

Kann man euch bald wieder in Europa sehen? Ihr seid ja schon zweimal hier gewesen. Wie war es für euch und wie ist es, in den USA zu touren?

"Wir planen eine Europatour für Frühling oder Sommer 2000. Wir vermissen Europa wirklich sehr. Deutschland ist allerdings sehr hart für uns. Man lässt uns kein Getränk ohne Kohlensäure trinken und wir können kein Set unter zehn Stunden spielen. Trotzdem lieben wir Deutschland, besonders die Biergärten mit babygroßen Krügen. Die Staaten sind auch cool, jedoch etwas unspektakulärer als Europa. Im Vergleich zu Los Angeles werden wir in Europa wie Könige behandelt."

Was bringt das nächste Jahr?

"2000 wird ein großartiges, spassiges Jahr mit vielen Überraschungen für unsere Fans werden. Seid gespannt!"

Joachim Hiller