I DEFY

Foto

Wenn Hardcore, dann so!

Wenn es eine Band in Deutschland gibt, die die Hardcore-Fahne hoch hält, dann sind dies I DEFY aus Hannover. Sie geben von der ersten Sekunde an Vollgas. "Ignition" geht steil nach vorn, mit A's und O's zuhauf, "Dear sound" hat noch mehr Feuer und erinnert in Sequenzen an alte DAG NASTY. "Lost generation" beginnt als treibende Midtempo-Nummer, um am Ende noch mal durchzustarten. So geht es munter weiter, auf insgesamt 14 Tracks, mit den besten Songs "Everything" und "Scandal" am Schluss der Scheibe mit dem Titel "On The Outside", die Freunde von traditionellem Oldschool-Hardcore vorzüglich bedient. Raoul beantwortete unsere Fragen.



Ein paar Worte zu Cover und Titel der neuen Platte?


Das Cover sowie der Titel der Scheibe entstanden als Grundkonzept parallel, da wir irgendwie versuchen wollten, den positiven, aber aggressiven Charakter der Scheibe durch den Titel und das Cover auszudrücken. Das Cover war recht schwer umzusetzen und wir sind damit schon zufrieden, es hätte aber noch besser werden können. Der Typ auf dem Cover ist ein Outsider, der sich durch Musik von den negativen Einflüssen der Außenwelt schützen will. Daher auch der Titel "On The Outside".



Wurde über die musikalische Entwicklung, ich nenne sie mal "back to the roots", diskutiert oder war das ein automatischer Prozess?

Es wurde schon darüber diskutiert, aber letztendlich war es ein natürlicher Prozess, da diese Scheibe unsere Interpretation von Hardcore und Punk ist. Wir hatten eigentlich wenige Optionen, denn heutzutage steht Hardcore entweder für Metal oder mittelmäßige 88er-Oldschool-Bands. Die Verbindung von Punk wie zum Beispiel BLACK FLAG oder RAMONES und Hardcore à la MINOR THREAT oder GORILLA BISCUITS findest du heutzutage eher selten. Es mag arrogant klingen, aber ich denke, dass I DEFY die am meisten unterbewertete Hardcore-Band momentan sind. Es ist einfach ein anderer Trend, welcher gerade vorherrscht, und irgendwie passen wir da nicht ganz rein.



Unter welchen Bedingungen habt ihr die Platte aufgenommen?

Die Platte haben wir bei Mark Dörge von Tank Records in Wunstorf aufgenommen, was sehr relaxt war. Wir konnten uns das zeitlich gut einteilen und Mark war sehr offen und interessiert, das möglichst Beste aus der Scheibe rauszuholen. Und das ist ihm sehr gelungen.



Wie kam der Kontakt zu Thorp Records zustande?

Über das Internet und eigentlich ganz einfach. Ich habe das Label angeschrieben, ob sie Interesse hätten, unsere nächste Scheibe rauszubringen, und sie sagten sofort zu. Damit war dann auch alles geklärt und wir gingen dann nur noch ins Studio und lieferten das Master irgendwann bei Thorp ab.



Stehen Konzerte an? Wie war der Gig in Hameln?

Es stehen auf jeden Fall Shows an, aber der Gig in Hameln war scheiße. Ich kapiere diese Szene irgendwie nicht mehr, sobald du nicht den Mosh-Sound spielst, den alle wollen, kommen die Leute nicht mehr klar. Sehr laaangweilig. Selbst Provokationen helfen nichts mehr, ein absolutes Jammerkonzert war das. Aber mir egal, wir habe ein paar Shows geplant und die Anfragen kommen. Also, weitermachen.



Wie bekommt ihr Privatleben und Band unter einen Hut, zum Beispiel seit Flo Vater ist? Brennt das Feuer noch in euch?

Hahaha, ja, das Feuer brennt, aber es stimmt, es ist nicht mehr so einfach, mal eben Zeit freizuschaufeln für längere Touren, so was klappt einfach nicht mehr. Aber wir wollen alle trotzdem weiter Musik machen und haben noch einige Überraschungen parat. Momentan stehen viele andere Dinge an, aber in die Band versuchen wir soviel Zeit wie möglich zu investieren. Bei mir brennt das Feuer schon sehr, aber diese ganze Szenesache sehe ich heute etwas abgeklärter. Ich liebe die Musik und die neuen Scheiben von SICK OF IT ALL oder IGNITE, aber ich ziehe mir nicht mehr alles rein. Ebenso habe ich auch nicht mehr die Energie und Zeit, pausenlos mit der Szene in Kontakt zu bleiben. Ich freue mich über die Mails, die wir über MySpace bekommen, aber wenn uns beispielsweise jemand aus Portugal fragt, ob wir mal eben eine Tour zusammen spielen wollen, dann sage ich nicht sofort ja. Wir versuchen, viel zu selektieren und halt die sinnvollen Sachen rauszuholen.



Wie oft probt ihr?

Einmal die Woche. Wir sind sehr professionell. Kein Gejamme, keine Sessions. Wenn wir proben, gibt es Songs zu schreiben, nichts weiter. Ich hasse rumjammen!



Gibt es Resonanz aus dem Ausland, wie ist die Resonanz allgemein?

Die Resonanz ist sehr gut, wir haben bisher überall gute Kritiken bekommen. Was die Auslandsresonanz betrifft, zahlt sich die Arbeit mit MySpace sehr aus, da du da wirklich jeden erwischst. Speziell seit wir bei Thorp sind, adden uns auch die skurrilsten Leute aus Amerika.



Wie erlebt ihr die Hardcore-Szene? Still alive? Gibt es gute Läden/Leute?

Wie gesagt, ich bin nur noch sporadisch auf Shows und dann meistens in Hannover, von den aktuellen Bands interessieren mich wenige, da das meiste eher mittelmäßig ist - ich arroganter Arsch, hahaha. Die letzte Band, die mich seit langem mal wieder vom Hocker gehauen hat, sind THE CREETINS, endlich wieder frischer Wind. Und MAKE IT COUNT, auch die haben mich live richtig umgehauen. Ansonsten alles Lahmärsche. Viel Make-up, viel schwarze Haarfarbe und an den unmöglichsten Stellen eingenähte Aufnäher. Und Kirschen-Tattoos bei den Mädels.