SCRAPY

Die achtköpfige Ska/Oi!-Formation aus Niederbayern beehrte das tanzfroi!dige Publikum in diesem Jahr etliche Male auf diversen Festivals und Freiluftkonzerten. Unter anderem supportete die junge Band in den letzten zwölf Monaten Grössen wie SKARFACE, DR. RING DING AND THE SENIOR ALLSTARS, LOADED, THE HOTKNIFES, SKOIDATS oder CITIZEN FISH und machte trotz manch trägem Publikum eine gute Figur. Ende 1997 gegründet, wurde ich durch ihre erste Single "Utterly Wiped Out" (Ya Basta! Records), die bereits Anfang 1998 erschien, auf sie aufmerksam, doch kam der Kontakt erst einige Monate später zustande, als ich noch in München wohnhaft war und im maroden Liveclub Feierwerk Skageschichten aus dem Boden stampfte. Und so kam es dann auch, dass ich mir SCRAPY das erste Mal beim Eastern Ska Jam in Erlangen anguckte. Der Kontakt festigte sich mehr und mehr, so dass es längst an der Zeit war, SCRAPY einem grösseren und kompetenteren Publikum (also euch, liebe LeserInnen!) vorzustellen. Nicht zuletzt, da SCRAPY vor wenigen Wochen ihr Debütalbum "You Better Wake Up!" (siehe auch CD-Reviews) auf Black Butcher Records veröffentlicht haben. Die für den aktuellen Tonträger geplante Promotiontour im Oktober und November mussten die Jungs allerdings auf Januar nächsten Jahres verschieben, da ein Krankenhausaufenthalt wegen eines Blutgerinnsels im Gehirn des Sängers unumgänglich war. Der nun folgende kleine Wortwechsel ist schon eine Weile her und wurde im Bandbus mit Tom (Gesang), Klaus (Posaune und Depp für alles, wie er sich selbst bezeichnet!), Woi!f und Woidl (beide Gitarre) auf diesem schrecklichen Hippiemeeting am sechsten August diesen Jahres in Oberviechtach/Oberpfalz geführt, auf dem die hartgesottenen Ganjaculturejünger ziemlich dumm aus der Wäsche guckten, als SCRAPY ihnen eines auf die Eier gaben und die Sonnenblumen von der Bühne köpften.

In welcher Besetzung begannen SCRAPY als Punkband und wie erfolgte die Weiterentwicklung in Richtung Ska/Oi!-Formation?

Tom: "Wir begannen unter dem Namen UTTERLY WIPED OUT, so wie auch unsere erste Single heisst, und spielten damals melodischen Californiapunk. Nach ein oder zwei Konzerten sagte uns der Bandname allerdings nicht mehr zu, so dass wir uns Ende 1997 in SCRAPY umbenannt haben. Boschi, Bass, Woi!f und ich fahren schon lange auf Ska ab, aber aufgrund der fehlenden Bläser hatten wir damals einfach nicht die Möglichkeit Ska zu spielen, so dass wir eben Punk spielten, was uns nicht minder Spass machte, aber so wie es jetzt ist, isses glaube ich wohl am besten."

Woidl: "Die Besetzung war damals Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Nach kurzer Zeit stiess Woi!f als zweiter Gitarrist zu uns. Mit Ede als Posaunist begannen wir erste Skastücke zu spielen. Bei einem Konzert im Zeughaus in Landshut lernten wir Klaus, Posaune, und Lacky, Trompete, kennen, so dass nun ein kompletter Bläsersatz vorhanden war."

Klaus: "Wie will man auch mit einer klassischen Punkrockbesetzung Ska spielen?!. Letztlich isses eine andere Art von Punkrock, aber lange noch kein Ska. Es gibt ja so Bands wie RANTANPLAN, die dann Punkska sind, aber wir sind da eben nicht so, denn entweder spielen wir Stücke in Richtung des traditionellen Ska oder aber bretternden Oi!. Weihnachten 1997 spielten wir das erste Konzert in dieser Ska-Besetzung..."

Tom: "...wenngleich die meisten Stücke noch Punkrocksongs waren."

Klaus: "Lacky verliess die Band bald darauf, da er jetzt in Regensburg in der Musikschule ist."

Anfang 1998 erschien eure erste Single "Utterly Wiped Out" auf Ya Basta! Records. Wer oder was steckt hinter Ya Basta! Records und in wie weit haben South-East-Promotion bzw. die Subversive Kontaktstelle Alternativkultur (SKA) mit SCRAPY zu tun?

Woi!f: "Ya Basta! Records macht ein guter Bekannter von uns, dem unser Sound gefiel und eben aufgrund dessen er die Single rausbrachte."

Klaus: "South-East-Promotion bin ich. Angefangen hat alles mit dem Energiekonzept in Passau, das ein unkommerzieller Zusammenschluss war, der Musik nach Passau bringen und mit Bands zusammenarbeiten wollte. Wir waren auch beim Passauer Open Air mit dabei und versuchten HipHop-, Punk- oder Skaformationen miteinzubringen. Wir hatten damals auch die erste ...BUT ALIVE-Tour im Oktober/November 1994 im süddeutschen Raum und in Österreich mit organisiert. Das Energiekonzept liegt auf Eis und das Passauer Open Air ist tot! Als ich dann zu SCRAPY kam, versuchte ich wieder etwas mehr im Bookingbereich was zu machen und habe Kontakte zu anderen Agenturen und Bands geknüpft. Als ich dann Anfang 1998 in Amerika war und die BLUE MEANIES gehört habe, wollte ich die unbedingt hier rüber bringen und so ist eben alles etwas ins Rollen gekommen. Seitdem versuche ich eben, wenn Anfragen kommen, ab und zu in Österreich und im süddeutschen Raum Konzerte klarzumachen. Ansonsten kümmere ich mich um SCRAPY. Was die Subversive Kontaktstelle Alternativkultur (SKA) betrifft, so ging es in erster Linie mal darum, was man denn mit SKA, außer Saufen-Kiffen-Abfeiern, sonst noch abkürzen könnte. Es steckt eine Grundhaltung dahinter, dass man eben auf der Hut sein sollte, dass der Kommerz sich nicht zu sehr der Szene bedient."

Ab Ende Oktober 1999 wird euer Debütalbum "You Better Wake Up!" erhältlich sein. Gibt es auf diesem Album auf irgendeine Art und Weise den berühmten roten Faden?

Tom: "Zwei Nummern von der Single - "Rude And Rebel" und "Don´t Let Weapons Do The Talking" kommen noch einmal auf diese Platte, da "Utterly Wiped Out" doch ziemlich schlecht abgemischt wurde."

Klaus: "Insgesamt ist es jedoch kein homogenes Album."

Woi!f: "Der Hörer bekommt eine Mixtur aus oi!lastigem, punkigem und schnellem Ska geboten, der jedoch nix mit dem Skapunk aus Amiland zu tun hat."

Tom: "Der einzige rote Faden in den Texten ist die Aussage: Punks And Skins United! Auch wenn hier das Klischee wieder einmal bedient wird, aber bei uns in der Szene Niederbayern ist das eben so."

Woi!f: "Das spiegelt sich auch so in der Band wider."

Ich stelle mir bei einer Formation, die aus mehr als fünf Mitgliedern besteht, immer wieder die Frage, wie man Beruf, Schule, Studium, Privatleben und Bandinteressen gemeinsam auf die Reihe bekommt, ohne dass es zu grösseren Konflikten kommt?

Tom: "Mit Abstrichen! Die Band steht bei jedem von uns im Vordergrund. Es macht ja auch allen verdammt viel Spass. Man spielt mit neuen Bands zusammen, lernt Leute kennen, bekommt Freibier! Was sollte ich denn sonst auch besseres in meiner Freizeit machen?!"

Woidl: "Ausserdem ist der Mensch zu besserem geschaffen, als zu arbeiten!"

Was gibt es dem noch hinzuzufügen?!

Simon Brunner.