PINKER TONES

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Patchwork-Electro-Pop-Rock from Barcelona!

THE PINKER TONES spielen lieber mit den Klischees als ihnen zu entsprechen. Die zwei coolen Typen, Professor Manso und Mr. Furia aus dem trendigen Barcelona, sind musikalisch so surreal wie Salvador Dalí, rocken live wie Hölle, obwohl sie ja eigentlich als katalanische HOT CHIP gehandelt werden, dann wieder als Indie-Groove-Project à la THE GO! TEAM oder als Elektropop bezeichnet, mir ist es wie auch den meist anderen Fans egal. Denn von London bis Johannesburg globalisieren sie die Crowd mit extrem tanzbaren Sounds und Songs, von denen der bekannteste, "Sonido total!", bis heute ein echter Dancefloor-Filler ist. Mit neuem Album "Wild Animals" und Singleclip "Happy Everywhere" weltweit auf Tour, sorgen sie derzeit für nasse Shirts und Höschen. In Alemania noch immer ein Geheimtip, könnte sich das via der berüchtigten Warped-Tour durch die USA bald ändern.

Ich sah sie live im Dreams Club in Teneriffa, und dort rockten sie die Disco, begleitet von extrem guten Visuals, einer Show und einem Outfit, das erinnerte an die HIVES als PET SHOP BOYS verkleidet, und Versionen, die auch SEX PISTOLS-Fans auf Acid gefallen müssten: fette Gitarren und Beats, knallige funky Tunes und Live-DJ-Mixes. Dazu bewegten sich die Typen wie aufgedrehte Duracell-Häschen. In Sachen Elektro- und Dancefloor-Bands wird man da ja live oft enttäuscht, bei den PINKER TONES kommt aber nie Langeweile auf, der Patchwork-Sound und die Visuals der Show sind einfach nur genial und mit das Beste, was es derzeit in diesem Style zu sehen und zu hören gibt. Freakige Comic-Cartoons, schräge Optik-Clips, Explosionen, Soundgewitter, Effekte und abgespackte Typen, die wissen, dass zu so einem Act auch ein paar mehr Bewegungen als das Hochreißen von dürren DJ-Armen gehört. Gegen 3 Uhr morgens endet der Gig mit einem großem Knalleffekt. THE PINKER TONES gehen von der Bühne und sind einfach nur cool. Das folgende Interview gibt Antwort auf die Frage, was THE PINKER TONES eigentlich sind und auch, wieso sie die Warped-Tour überleben werden.


Euer neues Album heißt "Wild Animals" - seid ihr immer noch die wilden Party People, und was können wir nach all den erfolgreichen Jahren 2008 von euch erwarten?

Wir sind Party Animals, klar, aber in dem Sinn, dass wir die Leute zum Tanzen bringen! In unserer Freizeit sind wir wahrscheinlich viel ruhiger, als es die meisten Fans von uns erwarten würden.

Die Szene in Barcelona hat sich meiner Meinung nach seit eurem Debütalbum von 2004 stark verändert. Sie ist weniger kreativ nach außen, und das letztjährige Sonar Festival war ein ziemlicher Flop in Sachen musikalischer Innovation. Allerdings macht ihr ja euer eigenes Ding, eine großartige Mischung aus Indie und Elektropop die in aller Munde ist, ohne nur retromäßig zu zitieren und den Groove außer Acht zu lassen. Mir fällt da einzig und allein GO! TEAM aus England ein, aber die sind wesentlich verspielter und weniger tanzbar als THE PINKER TONES. Wo kommen euere Ideen her, seid ihr überhaupt noch mit der Szene in Barcelona verbunden?

Es gab immer eine gute Balance zwischen dem Globalen und den lokalen Bezügen ... Vielleicht hört man bei unserer Musik den lokalen Bezug nicht sofort, aber er ist immer im Hintergrund vorhanden. Unsere Weltanschauung ist eine sehr eklektische. Vielleicht ist Flamenco nicht gerade ein direkter Einfluss, aber der Surrealismus von Dalí ist es bestimmt. Und vielleicht ist es auch für jemanden aus Deutschland nicht so offensichtlich, aber wir sind sehr integriert in die lokale Musikszene und haben da viele Freunde. Aber richtig ist auch, dass wir einen sehr eigenen Weg gehen.

Die digitale Revolution schreitet voran und Stichpunkte sind: weniger verkaufte CDs und Vinylalben, aber mehr Netzprojekte, mehr Live-Konzerte, weltweite Vernetzung von Infos, eine neue, andere Art der Vermarktung und Unabhängigkeit. Was denkt ihr darüber?

Die digitale Revolution bedeutet eine Menge Möglichkeiten für neue Bands und Projekte. Sie hat sicher eine gewisse Demokratisierung in der Musikwelt eingeläutet, vor allem kannst du zu Hause vieles machen, was vor 20 Jahren nur mit viel Aufwand in einem Studio möglich war. Dadurch kommen natürlich auch, in welcher Form auch immer, mehr Alben und Bands heraus. Das Internet bietet dann die Möglichkeit, es vielen Leuten zugänglich zu machen. Aber es ist nicht deine Wahl, wer da reinhört und dich wahrnimmt. Ich denke, die neue Form der Macht ist die der Informationssteuerung und Organisation. Solange die Musikindustrie dahinsiecht, haben unabhängige Künstler eine Chance, da was für sich rauszuholen. Die Zeit ist gerade ideal für neue Ideen.

Euer momentanes Outfit kann man als PET SHOP BOYS over the top beim Besuch der SPARKS auf einer Rave-Party bezeichnet werden. Wie spielt ihr mit den Images und wie wichtig ist euch das?

Wir versuchen, bei jedem Album, das wir machen, das Konzept zu globalisieren. Das bedeutet auch, dass es bei dem Konzept um alles geht: Musik, Artwork, Outfit, Live Show; Videoclips ...

Was für Regisseure hättet ihr gerne für euere Videoclips, die ja immer auch ein Teil eurer Live-Show sind?

Michel Gondry ist ganz oben auf unserer Liste. Jeder, den ich kenne, würde gerne mit ihm arbeiten. Wenn du mich nach einem deutschen Regisseur fragst, dann wäre das Andreas Struck. Ich sah seinen Film "Chill out" bei der Berlinale 2000 und war wie weggeblasen. Er hat eine sehr eigene Schnitt-Technik.

Was ist der Unterschied zwischen einem PINKER TONES-Live-Gig und einer Studio-Platte? Was ist euch lieber?

Die Live-Show ist eine Art Remix-Interpretation der Alben und diverser Einflüsse. Sie hat die Dynamik eines DJ-Sets, aber auch die Intensität eines Rock-Konzerts. Synthies, DJ-Decks und Gitarren sind zusammen auf der Bühne. Neben Professor Manso und Mr. Furia ist ja DJ Niño mit dabei - er ist der dritte Pinkertone.

Was war bislang der härteste Tag in eurer Karriere?

Der übelste Tag in meiner Karriere war der, als ich feststellen musste, das jemand ein komplettes Projekt, in das ich viel Zeit und Arbeit gesteckt hatte, geklaut hat. Das werde ich nie vergessen, es war echt bitter. Aber es war auch eine wertvolle Lektion.

Was war das Seltsamste, das je auf Tour passiert ist?

Wir hatten sehr viele interessante Reisen. Zum Besten zählt die Einladung nach Downtown-Johannesburg, Südafrika in einen Szene-Club. Neben dem Promoter waren wir die einzigen Weißen nach dem Gig dort. Es war ein witziger Abend, aber es war auch sehr interessant zu erfahren, wie es ist, wenn du eine absolute Minderheit darstellst.