DON CABALLERO

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Allein das Gute zählt

DON CABALLERO alias „The Don“ sind seit Beginn der 90er unumstritten die Vorreiter der instrumentalen, „mathematesquen“ Rockmusik und prägend für ein ganzes Genre – die Rede ist von „Math Rock“. Zu Beginn des neuen Jahrtausends führten Unstimmigkeiten quasi zur Auflösung der Band und sicher hielt so manch eingefleischter Fan den Atem an, als Gitarrist Ian Williams zu den BATTLES wechselte. Aber Bandmitglieder gaben sich hier immer wieder die Klinke in die Hand und Schlagzeuger Damon Che sorgte dafür, dass DON CABALLERO – neben seinen anderen Bands THE SPEAKING CANARIES und BELLINI – weiter am Leben blieb. Eugene Doyle (CRETA BOURZIA, THE SPEAKING CANARIES) und James Jouver (CRETA BOURZIA, ex-TEDDY DUCHAMP’S ARMY) stehen ihm mit ihrem Talent seit 2003 zur Seite. Ich traf die drei auf ihrer aktuellen Tour im Kölner Gebäude 9.

Nun, wir warten ja noch auf den Bandältesten, der wohl noch beim Soundcheck gefangen gehalten wird. Direkt nun eine Frage, die ihr wahrscheinlich nicht mehr hören könnt: Wieso jetzt plötzlich mit Gesang?


James: Okay, wir wussten, dass wir um diese Frage nicht herumkommen würden. Wir waren alle vorher in Bands mit Gesang, daher dachten wir uns, wieso sollten wir uns bei diesem kreativen Prozess zurückhalten? Es war keine große Entscheidung, es passierte einfach.

Gene: Der ersten 7“ lag ein Flyer bei, mit dem wir einen Sänger suchten. Jetzt war es an der Zeit.

Das hat aber ein wenig gedauert, bis es dann endlich dazu gekommen ist.

James: Nun, die Konzerte fanden statt, bevor die Texte und der Gesang fertig waren, daher sind wir bis jetzt immer instrumental geblieben.

Ist die Gefahr jetzt nicht sehr groß, mit Gesang wie eine beliebige Band zu klingen? Meine Rezensentenkollegen waren da bei ihren Reviews geteilter Meinung ...

Gene: Nun, kritische Stimmen gibt es immer. Aber in erster Linie muss es ja uns gefallen. Das war ähnlich, als „American Don“ herauskam. Viele meinten, das Album wäre nicht mehr so interessant wie die alten Sachen. Gib ihnen anderthalb Jahre und dann werden sie es mögen. Etliche großartige Platten sind erst später wirklich bekannt geworden, haha. Kein Album von Don Cab war bislang wie das andere. Daher wird es immer schwierig sein, den Geschmack aller zu treffen, aber das ist auch nicht unser Anliegen. Es war der nächste logische Schritt, mit einem anderen Line-up diese Entwicklung umzusetzen.

„Punkgasm“ ist ein cooler Albumtitel, aber hat DON CABALLERO wirklich was mit Punk am Hut?

James: In unseren Herzen sind wir Punks. Don Cab wären nicht da, wo wir jetzt sind, wenn es den Punk nicht gegeben hätte. Es ist unsere Einstellung, die uns mit Punk verbindet. Und deshalb kommen wir einfach daher und packen Gesang auf die Platte, weil wir Punks sind, haha.

Ihr beiden seid ja seit 2003 und damit am längsten als kontinuierliche Bandmitglieder dabei. Das ist ja nicht Standard bei DON CABALLERO.

James: Ich bin der siebte Bassist und Gene ist der fünfte Gitarrist in der Band. Viele Mitglieder haben nur auf den Alben oder aber live gespielt. Don Cab gaben zwar Konzerte, aber die Gruppe war gewissermaßen nicht existent. Es war wie ein Test, wer am besten zur Band passt.

Gene: Ich habe damals mit Damon bei THE SPEAKING CANARIES gespielt, er an der Gitarre und ich am Schlagzeug. Während der Proben sagte er: „Geh für ein paar Minuten an die Gitarre!“ Und ich spielte einige Riffs, die ich vorher geschrieben hatte. Das war quasi die Geburt des Albums „Worlds Class Listening Problem“. So läuft es und das mag ich an DON CABALLERO.

Damon, schön, dass du es auch zu uns geschafft hast ... Jetzt mal ehrlich, wie kam es zum Bruch mit Ian? Er hat mit seinem Stil den Sound der Band ja maßgeblich geprägt.

Damon: Nun, die Band waren ja nicht nur Ian und ich. Viele Leute schienen nur auf uns fixiert und sahen uns als eine Art Ehepaar. Aber irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man sich eben trennen muss. Wir haben uns einfach unterschiedlich entwickelt. Ich erinnere mich eigentlich nur an die guten Zeiten ... Ich könnte mich auch an die schlechten erinnern, aber ich bevorzuge die guten Zeiten. Heutzutage bleiben doch die wenigsten Bands so lange zusammen.

Im Moment kommt es einem vor, als ob Don Cab eher im Schatten der BATTLES verschwindet. Wie siehst du das? Wärst du gern an ihrer Stelle?

Damon: Nein, wohl eher nicht. Es ist klar, dass Ian jetzt Musik macht, hinter der er steht, aber mich interessiert seine Musik nicht und ich bin sicher, dass ihn unsere Musik genauso wenig interessiert. Das ist auch der Grund, warum wir nicht mehr zusammen arbeiten, wir haben das Interesse an der Arbeit des anderen verloren. Das ist nun mal die Freiheit der Kunst, dass du machst, wonach dir der Sinn steht und was du für dich selbst als gut und richtig empfindest. Wir haben alle hart für das gearbeitet, was wir heute tun. Nichts ist uns in den Schoß gefallen..