31KNOTS

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Der Wunsch nach Berühmtheit

Im Film über THE WHO – „The Kids Are Alright“ – sitzt die Band beim Interview und staunt über sich selbst, weil sie es schon zehn Jahre mit sich ausgehalten hat. Bei 31KNOTS laufen die Dinge etwas anders. Das Trio gibt es zwar auch seit zehn Jahren, aber es ist erstens nicht „alright“, sondern „Worried Well“ – wie man dem Titel des letzten Albums entnehmen kann; und das könnte zweitens daran liegen, dass die Band aus Portland noch immer nicht einen ähnlichen Bekanntheitsgrad erlangt hat, wie sie nicht müde wird zu bedauern. Nach zehn Jahren ist es Zeit für Rück- und Ausblicke dieser bemerkenswerten, einzigartigen Band. Die Festrede soll Joe Haege, exzentrischer wie kreativer Mastermind der Band, selbst halten.

So, Joe, schieß mal los!


Es ist unglaublich, dass die Band noch immer ein gutes Ventil für meine Kreativität ist. Wobei es die Sache einfacher macht, dass wir nur zu dritt sind und ich alleine die Songs schreibe. Wir haben uns in dieser Zeit natürlich alle verändert, aber ich bin stolz darauf, dass wir uns trotzdem etwas von der ursprünglichen Ästhetik bewahrt haben, mit der die Band begonnen hat. Ich bin auch froh, dass ich noch immer mit Winebrenner und Pellicci zusammen spiele. Wir kommen immer besser miteinander aus, obwohl wir uns gar nicht so oft sehen. Auf unserer letzten Tour haben wir uns in zwei Monaten nicht einmal gestritten! Insgesamt denke ich, wenn die Dinge in den USA für uns anders gelaufen wären und wir ein bisschen mehr Berühmtheit erlangt hätten, dann wären wir etwas aufgeregter, was unsere Zukunft betrifft. So, wie es tatsächlich läuft, ist unsere Zukunft nur ein Fragezeichen.

Ihr wolltet ja nie eine politische Band sein. „Worried Well“ ist aber ein politisches Statement geworden.

Es ist kein politisches Statement. Es ist ein Statement zu allem. Auf dem Album geht es auch um Politik, aber es ist nicht das beherrschende Thema. Ich finde, Politik ist mit dem Leben verwoben, wie Liebe, Hass und Macht auch. Politik ist nur der Mechanismus und das Medium, durch das all diese gigantischen Konzepte wie ein Theaterstück für uns sichtbar werden.

Hat sich durch die Wahl Obamas etwas an diesem Statement geändert?

Nein, es war ja kein Album über George Bush. Die Botschaft des Albums ist noch genauso relevant, wie sie es war, bevor Obama gewählt wurde. Ich schreibe Texte gerne aus einer Perspektive, die man sich sowohl individuell als auch gesellschaftlich denken kann. Zwischen diesen beiden Positionen hin und her zu wandern, ist mein Segen und mein Fluch. Auf Konzerten verderbe ich dann alles und führe mich auf wie ein Blödmann.

Auf euren diversen Internetauftritten verschweigt ihr in eurer Diskografie eure ersten Alben. Habt ihr etwa mit der Vergangenheit gebrochen?

Das liegt mehr an unserer Faulheit. Allein den Gedanken, Bilddateien zu bearbeiten und Sachen hochzuladen, finde ich sehr ermüdend. Da spiele ich lieber Piano oder nehme auf. Wenn wir etwas berühmter wären, hätten wir wahrscheinlich einen Manager, der dafür sorgt, dass so etwas erledigt wird. Wir selbst sind einfach zu beschäftigt.

Du hast mal angekündigt, dass du ein Buch veröffentlichen möchtest. Was hat es denn damit auf sich, und wann können wir damit rechnen?

Meine Güte! Bleib mir damit weg! Zunächst mal: Es ist nichts Ausgefallenes oder Episches. Ich wollte nur meine Texte etwas hervorheben, denn im Artwork sind sie meistens so klein gedruckt. Wenn man dann die Musik hört, dann gehen die Worte etwas unter. Na ja, und der Typ, der für mich übersetzen wollte, arbeitet nicht besonders schnell. Ich verstehe das, er macht es ja auch umsonst. Aber auch hier muss ich noch mal sagen: Wenn wir berühmter wären, wäre es einfacher, so etwas zu vollenden.

Apropos Berühmtheit: Du hast ja immer betont, dass in Europa die Dinge für euch besser laufen, und auch, dass das Touren hier angenehmer sei. Mal drüber nachgedacht, nach Europa zu ziehen?

Ja! Ich würde liebend gern in Europa wohnen. In Brüssel, Berlin oder Hamburg. Oder in einer Stadt in Frankreich, die nicht Paris ist – zu abgefahren. Es hört sich so einfach an, aber das würde ja bedeuten, eine komplette Band umzusetzen. Das würde auf unserem Level nicht funktionieren. Und selbst wenn nur ich umziehen würde, hätte ich wohl Schwierigkeiten, einen Job zu finden, der mir das Musizieren ermöglicht. Deshalb habe ich mir schon überlegt, ein Soloalbum aufzunehmen und auf eine „Dauertour“ zu gehen. Hast du einen guten Rat? Her damit! In Europa zu leben, wäre eine schöne Abwechslung auch trotz Obama.