CORAILLE

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Von Rotwein und Labelvilla

Coraille ist ein kleines Indielabel aus Münster/Dortmund, das durch Veröffentlichungen von Bands wie CARETTA CARETTA, BIRTHMARK, PATTERNS oder MAKE BELIEVE aufgefallen ist. Uli und Tobi beantworteten meine Fragen.

Wenn ihr der Welt Coraille präsentiert, was sagt ihr? Einen griffigen Slogan dürft ihr euch auch ausdenken.


Uli: Ich denke an „Rotwein und Labelvilla“. Entspannt auf dem Balkon der Villa sitzen, Rotwein trinken und dazu Musik hören, die einem gefällt. Ist nur kein Slogan.

Dass das mit der Labelvilla so schnell nichts wird, ist euch klar?

Uli: Das Reichwerden ist ja auch nicht Ziel.

Tobi: Wir würden uns beide auch nicht dagegen sträuben, mit dem Label Geld zu verdienen. Das steht aber definitiv nicht im Vordergrund.

Was ist ein Kriterium, um als Band bei euch landen zu können?

Uli: Erst mal muss es uns beiden gefallen. Darüber hinaus sollten ein paar andere Sachen funktionieren. Die Bands sollten das gleiche Verständnis haben, wie man miteinander umgeht. Wenn wir die Platte veröffentlichen, gehen wir davon aus, dass die Band das auch honoriert. Man sollte schon bereit sein, ein paar Konzerte zu spielen.

Tobi: Bands, die bei uns an der völlig falschen Adresse sind, sind solche, die nur auf schnellen Erfolg aus sind oder so einen Fünf-Minuten-Hype.

Tobi, ich weiß ja auch ein wenig von deinen politischen Aktivitäten. Es hat mich ein wenig überrascht, davon nichts auf eurer Homepage zu finden, also die Links auf eurer Seite sind ja nur auf Musik bezogen.

Tobi: Na, wir machen das Label ja auch zu zweit. Und auch wenn wir uns in grundlegenden Dingen schon einig sind, haben wir politisch durchaus unterschiedliche Interessen. Ich muss auch sagen, dass für meinen Geschmack eine Verbindung von Subkultur und Politik oft doch etwas platt rüberkommt. Auf Phrasendrescherei haben wir beide keine Lust. Es geht mir sogar häufig bei Bands so, dass die Sachen sagen wollen, die mir auch am Herzen liegen, wo das Ergebnis dann aber etwas, na ja, simpel wirkt. Es gibt da natürlich Ausnahmen. Was das Label angeht, versuchen wir halt, unsere Vorstellungen davon, wie man miteinander umgehen sollte, in diesem relativ selbstbestimmten Raum möglichst umzusetzen.

Tobi, du hast mir auch neulich erzählt, dass ihr überlegt, eure Promotion via mp3 zu machen, anstatt CDs zu verschicken?

Tobi: Es spart natürlich unheimlich viel Geld. Man verschickt so viele Promo-CDs und macht sich Arbeit und über vieles wird dann einfach nicht geschrieben, das ist ärgerlich. Weil wir finanziell doch auf einer recht schmalen Basis stehen, wäre das schon eine Überlegung wert.

Wie steht ihr denn zum Downloaden?

Tobi: Ich bin mir nicht sicher. Bei so unbekannten Bands, wie wir sie rausbringen, hilft es der Band meiner Einschätzung nach eher, wenn die Sachen im Internet getauscht werden. Was mich fuchst, ist, wenn andere Leute versuchen, damit Geld zu machen. Das finde ich ätzend, denn wenn damit Geld gemacht wird, dann sollte das bei den Bands oder bei uns landen. Ich könnte mir vorstellen, dass dadurch, dass fast alles an Musik online „gratis“ verfügbar ist, teilweise mehr Leute zu Konzerten kommen, oder sich halt die Bands zumindest erstmal anhören. Das ist ja schon ganz cool.

Uli: Es würde wahrscheinlich auch nicht bedeuten, dass wir doppelt soviel Umsatz haben, wenn es nicht so wäre. Von daher finde ich das erst mal nicht schlimm.