BATMOBILE

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25 Jahre B-Musik aus Holland

Es war schon lange überfällig, BATMOBILE mit einem Interview im Ox zu würdigen – allein der richtige Anlass fehlte. Letztes Jahr feierte die Band ihr 25-jähriges Bestehen, aber das allein ist auch keine Kunst. Gegen Ende 2008 erschien dann „Cross Contamination“, eine Split-LP mit PETER PAN SPEEDROCK, und damit das erste Werk seit ihrer letzten regulären CD aus dem Jahre 1997. Endlich wieder beste B-Music, so ihre eigene Definition, aus Holland. BATMOBILE spielen in meiner Musikvergangenheit eine außerordentliche Rolle. 1987 war ein Konzert mit ihnen mein erstes Psychobilly-Konzert, die Musik, die mich nie wieder losgelassen hat. Das Erlebnis war prägend, denn die wilde Horde übermotivierter Typen beim Wrecking, die trotzdem gute und ausgelassene Stimmung und der Enthusiasmus der Bands waren unfassbar gut. Die drei Holländer, seit ihrer Gründung im gleichen Line-up, spielen den Rock’n’Roll so, wie er oft als Psychobilly bezeichnet wird. Sie selber bevorzugen den Ausdruck „B-Music“ als Analogie zu B-Movies. Zum Anlass ein paar Fragen an Sänger und Gitarrist Jeroen Hammers.

Ein kurzer Abriss eurer Geschichte, bitte.


1983 beschlossen Johnny und ich, eine Rockabilly-Band zu gründen, hauptsächlich als Reaktion auf die langweilige Punk-Szene in Holland. Wir wollten eine Band gründen, bei der es um Spaß, Trinken und Rock’n’Roll ging. So entstand BATMOBILE. Eric, mein Bruder, kam nach ein paar Wochen dazu und wir spielen seitdem in dieser Formation zusammen. Wir wurden von Rockhouse entdeckt, konnten unsere erste Mini-LP aufnehmen und von da an ging es los. Die finanzielle Seite der Beziehung zu Rockhouse war schlecht und wir brauchten ein neues Recordlabel. Johnny und unser Soundmixer Eddie gründeten 1986 Count Orlok Records. Dort haben wir dann die meisten unserer Platten veröffentlicht. Glücklicherweise hat die Band genug Geld eingebracht, so dass wir für eine ganze Zeit lang nicht arbeiten mussten. Die Band war somit für uns in dieser Zeit in allen Belangen sehr wichtig. Nach 25 Jahren bin ich froh, sagen zu können, dass dies immer noch so ist. Nicht mehr im gleichen Umfang, aber die Band hält uns in Kontakt zu einer Menge Leute in der ganzen Welt, die an Musik allgemein und an unserem Beitrag interessiert sind. Ebenso liebe ich unsere kleinen Shows. Dies ist immer noch die beste Gelegenheit, mit Freunden zusammenzukommen, auf die Bühne zu gehen und für 90 Minuten zum kompletten Idioten zu werden.

Wer hatte die Idee zu der Split-LP mit PETER PAN SPEEDROCK und wann kommt endlich eine neue BATMOBILE-LP mit eigenen Songs?

Die Idee zu der Split-LP kam von mir und ich sprach mit Bartman von PETER PAN SPEEDROCK, ein langjähriger Freund und Fan von BATMOBILE. Er mochte die Idee sehr und wir dachten, wir arbeiten dann 2020 oder so wirklich daran. Aber 2008 war das passende Jahr für die Zusammenarbeit. Wir sind seit 25 Jahren zusammen, ein kleines Jubiläum und wir wurden von PPSR eingeladen, auf dem Speedfest in Eindhoven zu spielen, dem besten Independent-Festival in Holland. Und so entschlossen wir uns, die Platte rechtzeitig zum Festival fertig zu stellen. Beide Bands mögen sich, sind wir doch beide Bastards of Dutch Rock’n’Roll. Das Projekt hat unheimlich Spaß gemacht und es ging recht schnell und effektiv ab. Ich machte eine Vorauswahl der Songs und die anderen suchten dann die weiteren fünf Songs aus. Durch den Aufenthalt im Studio haben wir die Arbeit an einem Album wieder neu entdeckt. Und klar, ein neues BATMOBILE-Album würde viel mehr Aufwand bedeuten, aber wir haben einiges an neuem Material rumliegen. 2009 könnte das Jahr für eine neue BATMOBILE-Platte werden. Leider ist dabei der Faktor Zeit einfach ein Problem.

So ein Projekt könnte doch auch der Anlass für eine gemeinsame Tour sein, oder?

Wir haben auf dem Speedfest gegenseitig mehrere Lieder der anderen Band gespielt, das war schon sehr cool. Gerne würde ich noch weitere Gigs mit den Jungs zusammen machen, aber geplant ist derzeit nichts. Wir beschränken uns momentan auf einzelne Auftritte. Eine längere Tour ist nicht vorgesehen – wieder der Faktor Zeit.

2000 habt ihr zum ersten Mal euer „letztes Konzert“ gespielt. Plant ihr das noch mal?

Nein, ich glaube, dass ich, bis ich umfalle, auf die Bühne gehe und unsere Songs spielen werde.

Wie ist dein persönlicher Blick auf „Psychobilly“? Was hat sich in den Jahren geändert?

Für mich ist Psychobilly immer noch Rockabilly mit mehr Dampf. Ich akzeptiere die vielen Einflüsse von Punk, Metal, Trash oder was auch immer, und eine gute Band bleibt eine gute Band. Aber für mich als 43-jährigen Hardcore-Elvis-Fan ist dies eine schwere Frage. Ich spiele zu Hause zumindest keinen Highspeedpunknoise.

Du bist selber sehr aktiv in Internet-Foren, zum Beispiel auf psychobilly-online.de. Wie ist deine Verbindung zur weltweiten Psychobilly-Szene? Wie wichtig ist und war das Internet für dich und die kleine Szene?

Ich denke, das Internet hat viele Leute zusammengebracht und ist hauptsächlich der Grund für die internationalen Kontakte. Viele Happenings finden auch nur durch den Kontakt über das Internet statt. Das Internet hatte und hat einen großen, positiven Effekt auf die Szene. Ich mag es, mit Leuten in Kontakt zu bleiben, die ich auch wirklich kenne oder mit denen ich sozusagen auch im realen Leben gerne Kontakt hätte. Auch die Vermarktung ist für viele neue Bands eher von Vorteil. Es ist sehr leicht, genau seine Zielgruppe auf sich aufmerksam zu machen.

Ihr seid teilweise auch solo oder in anderen Projekt aktiv. Wie koordiniert ihr die vielen Anforderungen?

Ganz einfach, die zuerst geplante Show geht vor. Wenn Erics GECKO BROTHERS eine Show planen, plane ich kein BATMOBILE-Konzert. Eric hat auch noch eine Zwei-Mann-Band, die CACTUS COWBOYS. Sie spielen holländische Songs über Bier. Johnny ist offiziell noch ein Teil von THE APEMEN, aber die spielen nur alle fünf Jahre oder so. Ich habe noch mein Sideproject TRIPLE DYNAMITE, aber für mich ist BATMOBILE meine Hauptband. Ich mache auch das Booking, halte die Kontakte, pflege die Website und so weiter, damit bin ich echt beschäftigt. Aber wenn ich mit den „alten“ Jungs auf der Bühne stehe, weiß ich, warum ich das alles mache.