BRIGITTE HANDLEY

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Dunkle Schatten

Frauen sind in der Psychobilly-Szene oft eher schmückendes Beiwerk, doch in jüngerer Zeit ändert sich das erfreulicherweise etwas. Ein gutes Beispiel dafür ist die Australierin Brigitte Handley, die mit ihrer Band THE DARK SHADOWS Ende Mai auf Deutschland -Tour war, mit dem Album „Darkness Calls“ im Gepäck, das die beiden zuvor erschienenen EPs zusammenfasst und klassische Psychobilly-Klänge mit powerpoppigem Punk-Sound à la THE NUNS verbindet.

Letztens habe ich gelesen, dass in Sydney ein riesiges Känguru in ein Einfamilienhaus eingedrungen ist und dort Angst und Schrecken verbreitet hat. Weißt du darüber Näheres? Sind die Beuteltiere im Allgemeinen so unsozial?

Ja, wir haben hier ein wirklich großes Problem mit gesetzlosen Kängurubanden. Ich habe gehört, dass Johnny Burnette von einem boxenden Känguru niedergeschlagen wurde, als er hier in den 50ern oder Anfang der 60er auf Tour ging. Sie sind ziemlich gute Kämpfer!

Aber nun zu deiner Musik. Seit wann beschäftigst du dich damit, wie fing alles bei dir an?

Also, ich habe Musik schon immer geliebt. Ich wollte schon immer wie Jerry Lee Lewis Klavier spielen, aber mein Klavierlehrer hatte nicht mal „Great balls of fire“ gehört, so brach ich den Unterricht nach einer Weile ab. Zum Vorsingen für ein Musical in der Schule musste ich singen lernen. Ich fand Gefallen an der Bühne und an den Vorführungen, und so ging es von dort aus irgendwie weiter.

Welche Instrumente kannst du spielen? Hast du eine Ausbildung?

Vorwiegend singe ich und spiele Gitarre, jedoch spiele ich auch ein bisschen Keyboard. Ich hatte Musik als Fach in der Schule, lernte aber größtenteils autodidaktisch. Während ich mit anderen Musikern gespielt habe, guckte ich mir so ganz nebenbei viele Sachen ab.

Du hast deine ersten Platten unter deinem Namen veröffentlicht, jetzt gibt es auch die DARK SHADOWS. Was kannst du uns über die aktuelle Besetzung berichten?

THE DARK SHADOWS entstanden, als ich Carly Chalker auf einem Punk-Konzert getroffen hatte und wir gute Freunde wurden. Ich wollte damals eine Band gründen und fragte Carly, ob sie Bass spielen würde. Glücklicherweise stimmte sie zu. Wir spielten einige Shows zusammen, während wir nach dem richtigen Drummer suchten. Ende 2006 trafen wir Nerida Wu, als sie bei den FYREFLYES spielte. Als die sich auflösten, fragten wir Nerida, ob sie bei uns einsteigen wolle. Als sich Ned den DARK SHADOWS anschloss, war unsere Besetzung komplett.

Bisher sind deine Platten nur in Australien beziehungsweise Japan erschienen. Nun gibt es auch eine CD für den europäischen Markt.

Ja, wir sind sehr gespannt auf unsere erste europäische Veröffentlichung. Es ist eine Zusammenstellung unserer ersten zwei EPs namens „Darkness Calls“, mit 13 Stücken, einschließlich „Alien movies“, „Sleeping with a vampyre ...“, „Dave likes dolls“, „Stand off“, Identity“. Es gibt auch zwei frühe unveröffentlichte Stücke und als Extra ein Videoclip von „Dave likes dolls“.

Deine erste Scheibe war ja noch sehr vom Psychobilly-Sound beeinflusst. Wie würdest du den aktuellen Sound der DARK SHADOWS beschreiben? Was hat sich musikalisch geändert?

Stark von Psychobilly beeinflusst sind wir noch immer, sowie von vielen anderen Musikstilen, die wir hören, wobei wir hoffentlich mit unserer Musik einen neuen Sound und eigenen originellen Stil kreieren. Manche Leute haben unseren Sound als „dark-edged punk noir“ beschrieben. Unsere Lieder erstrecken sich von rauhen Rocksongs bis hin zu entspannt atmosphärischen Klängen. Ich denke mal, dass sich meine Musik auf natürliche Art und Weise in den DARK SHADOWS-Sound eingefügt hat.

Bist du alleine für das Songwriting und die Komposition verantwortlich?

Ich mache den Anfang. Während wir als Band an den Songs weiterarbeiten, entwickeln sie ihre eigene Form und integrieren sich in den DARK SHADOWS-Sound.

Du hast auch einige Coversongs im Repertoire, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Du coverst BATMOBILE, DEVO und sogar PORTISHEAD. Wie erklärst du diese Vielfalt. Was bedeuten diese Stücke für dich?

Ja, wir haben einen abwechslungsreichen Musikgeschmack. Es macht viel Spaß, Coverversionen zu mischen, und Leute scheinen diese Songs wirklich gerne im DARK SHADOWS-Stil zu hören. BATMOBILEs „Mad at you“ ist ein Stück, das ich spiele, solange ich denken kann. Es ist einfach ein großartiges Lied, das immer wieder rockt. „Freedom of choice“ ist einer der coolsten Songs von DEVO, einer großartigen Band. Der Songtext erzählt sehr viel über unser Leben und unsere Gesellschaft. Die Botschaft ist heute noch genauso relevant wie damals, als DEVO das Stück veröffentlichten. Seit dem ersten DARK SHADOWS-Konzert gehört dieser Song zu unserem Live-Repertoire. Viele Leute hatten gefragt, ob es eine Aufnahme unserer eigenen Version gäbe, worauf wir uns entschieden, eine zu machen.

Bei dem PORTISHEAD-Stück singst du mit Paul Roman von den QUAKES. Wie kam es zu dieser Kollaboration?

Paul Roman und ich haben schon einige Zeit über eine Zusammenarbeit gesprochen. Paul hatte die Idee, eine Version von „Sour times“ aufzunehmen. Er nahm seinen Teil in Arizona auf, und wir spielen Schlagzeug und Gesang in Sydney ein. Wir trafen uns kurz zusammen im Studio, als wir in Arizona auf Tour waren. Es war geil und eine große Ehre, mit Paul an diesem Stück zu arbeiten. Hoffentlich bekommen wir wieder eine Chance, mit THE QUAKES etwas zusammen zu machen, denn sie sind eine wirklich tolle und inspirierende Band.

Du hast mir letztens erzählt, dass du zwei Shows mit den legendären STRAY CATS spielen durftest. Erzähl mal, was ging ab?

Ja, darauf haben wir uns sehr gefreut, zwei Shows mit THE STRAY CATS am Enmore Theater, Sydney, Australien zu spielen: Ich habe eine meiner Lieblingsbands zum ersten Mal live gesehen und wir haben sie auch noch unterstützt – es gibt kaum etwas Besseres als so einen Traumauftritt!

Nach der Europatour im Mai geht’s gleich weiter in die Staaten. Was kommt als Nächstes, welche Pläne hast du?

Ja, wir werden zurück in die Vereinigten Staaten fliegen, um auf dem Ink’n’Iron Festival in Long Beach, Kalifornien zu spielen. Wir sind wirklich gespannt, da BATMOBILE die Hauptattraktion des Tages sein wird, an dem wir spielen. Es wird unheimlich cool sein, diese Band zu sehen. Wir werden zwei Wochen durch Kalifornien touren, bevor wir zurück nach Australien fliegen, um an ein paar neuen Aufnahmen zu arbeiten. Danach steht eine Tour durch Australien an, und dann im Oktober wieder in die USA, gerade rechtzeitig zu Halloween.