BILLY CHILDISH

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Ein echter Gentleman

1986 war ich 18 und wollte Punk und Hardcore hören. Steve, der Mann hinter der Theke beim örtlichen Plattendealer, war ein paar Jahre älter und dachte, er könne mir Nachhilfe geben, also legte er seine geliebten MILKSHAKES auf. Ich war not amused und wollte lieber BLACK FLAG und DEAD KENNEDYS, also kein Billy Childish für mich, denn das, was die MILKSHAKES machten, war in meiner kleinen Welt irgendwas, aber kein Punkrock. Mitte der Neunziger dann war ich klüger, verpasste nicht eine der letzten Chancen, THEE HEADCOATS im Kölner Rhenania zu sehen, und hatte höllischen Respekt vor Childish, dieser Ikone des trashigen D.I.Y.-Punks. So cool war der, dass es mir undenkbar schien, mit dem Mann ein Interview zu führen. Das klappte dann erst Jahre später, und obwohl ich nicht weniger beeindruckt war vom Schaffen des am 1. Dezember 1959 als Steven John Hamper geborenen Engländers, dessen Wikipedia-Eintrag ihn als „artist, author, poet, photographer, film maker, singer and guitarist“ ausweist, merkte ich doch schnell, dass der Mann zwar zu Recht als Ikone angesehen wird, aber ansonsten ein umgänglicher, netter und keinesfalls abgehobener Typ ist. In den wenigen Zeilen einer Interview-Einleitung allerdings die Künstlerkarriere des extrem schaffensfreudigen Londoners skizzieren zu können, ist aussichtslos, weshalb ich als Einstieg (oder zur Nachbereitung) unbedingt auf den englischen Wikipedia-Eintrag zu Billy Childish verweise – alleine die Diskografie seiner Alben umfasst über 100(!) Einträge. Ich nahm den Release von „Archive From 1959“, einer 3LP- bzw. 2CD-Compilation, die das musikalische Schaffen Childish von 1977 bis 2009 auszugsweise dokumentiert, zum Anlass, mit Billy Jahr für Jahr durchzugehen und darüber hinaus noch etwas zu plaudern – denn gesprächig ist der Mann.

Billy, sag mir einfach, was dir zu jedem Jahr spontan einfällt. Here we go!

1977

Ich spielte in einer Punkband, den POP RIVETS.

1978

Ich besuchte die St. Martins-Kunsthochschule in London und studierte Malerei. Ich verließ sie aber schon während des ersten Semesters wieder, weil ich keine Lust hatte, mich dem abstrakten Expressionismus zu widmen.

1979

Da war ich mit den POP RIVETS in der Schweiz und Deutschland unterwegs. Eine Platte haben wir auch gemacht.

1980

Immer noch die POP RIVETS und dann deren Ende. Ich dachte darüber nach, Gitarre spielen zu lernen und eine Rock’n’Roll-Band zu gründen. Uns gefiel nicht, in welche Richtung sich Punkrock entwickelt hatte, dieses ganze New Romantic-Ding mit Synthesizern und so. Wir wollten stattdessen ganz simple Musik machen.

1981

Ich besuchte wieder die Kunsthochschule, um Malen zu lernen. Und das erste MILKSHAKES-Album kam. Und mir wurde gesagt, ich könne nicht an der Kunsthochschule bleiben, wenn ich gleichzeitig in einer Band spiele. Die Kunstleute in England sind eben sehr konservativ.

1982

Ich war von der St. Martins-Kunsthochschule geflogen und traf auf Tracey Emin. Sie machte mich mit einem Freund namens Nick Gerard in London bekannt, der auch mit den METEORS arbeitete, und so kamen wir an mehr Konzerte in London ran. Er brachte uns auch mit Big Beat in Kontakt, wo wir dann Platten veröffentlichten.

1983

Touren. Und mehr Platten. Diese Aktion mit vier Platten an einem Tag muss in dem Jahr gewesen sein.

1984

Da zeichnete sich das Ende der MILKSHAKES ab, dafür kamen THEE MIGHTY CAESARS. Ich wollte ein Trio und wieder ganz einfachen Punkrock spielen.

1985

Das war das Jahr der MIGHTY CAESARS, und meine Freundin Kyra zog aus Belgien nach England – oder war das 1986? Ansonsten alles normal, ich machte Musik, malte und schrieb. Ich fing da gerade die Arbeit an meinem ersten Roman an.

1986

Tracey zog aus, um zur Kunsthochschule zu gehen, und Kyra zog ein. Wir gründeten Hangman Records.

1987

Die Caesars hörten auf, Konzerte zu spielen. Und ... ach, ich bin echt nicht gut darin, mir Jahreszahlen zu merken. Ich schätze, ich schrieb an meinem Roman, malte, hatte ein paar Ausstellungen ...

1988

Äh ... Normalerweise habe ich im Sommer immer einen Entwurf meines Romans geschrieben. Und ich glaube, wir waren da mit den MIGHTY CAESARS in New York. Deren Ende deutete sich da an, wobei wir uns nie aufgelöst haben – wir hörten einfach auf zusammen zu spielen.

1989

Im Herbst kamen die HEADCOATS zusammen, ich spielte wieder mit Bruce Brand von den POP RIVETS, wir nahmen ein Album auf. Und, haha, im Sommer arbeitete ich an meinem Roman, im Ein-Finger-System auf der Schreibmaschine.

1990

Ich glaube, da kam Johnny Johnson zu den HEADCOATS. Und ich rief die HEADCOATEES ins Leben. Ein Album nahmen wir auch auf, spielten ein paar Touren – und ich arbeitete an meinem Roman.

1991

Das Gleiche wie im Jahr zuvor, hahaha. Eine Ausstellung irgendwo. Ein paar Bücher mit Gedichten von mir bei Hangman Books.

1992

War da nicht meine Ausstellung in Hamburg? Dazu ein paar Platten, alles wie immer.

1993

Da hörte ich auf zu trinken, aus gesundheitlichen Gründen und wegen meiner Beziehung. Ich hatte die Wahl, unterzugehen oder den Kopf über Wasser zu halten, also entschied ich mich für Letzteres.

1994

Ich lernte Yoga und Meditation. Und arbeitete an meinem Roman. Kann sein, dass es in dem Jahr war, als ich mit meinem Freund Peter Doig zusammen meine erste größere Ausstellung in London hatte. Den kannte ich von St. Martins.

1995

Eine weitere zehntägige Meditation. Und ich nahm ein paar Platten auf und arbeitete an meinem Roman. Und wahrscheinlich fragte mich damals jemand, ob er den Roman verlegen könne, so dass ich keine Ausreden mehr hatte, nicht immer nur Entwürfe zu machen, sondern den auch endlich zu schreiben.

1996

Eine weitere Ausstellung in London, und „My Fault“, der Roman erschien. Eine weitere Meditation und ich schrieb recht schnell „Notebooks of a Naked Youth“. Dazu ein paar Gedichtbände und ein paar Alben.

1997

Ich bin nicht sicher, wann Hangman Records eingestellt wurde, aber es war wohl ungefähr zu der Zeit. Ich hatte keine Lust auf CDs, und da das Label sowieso kein Geld verdienen sollte, machte das irgendwann keinen Sinn mehr. Abgesehen davon das ganz normale Programm. Ach ja, ungefähr in dem Jahr verdiente ich erstmals etwas Geld mit meiner Kunst und war nicht mehr auf Arbeitslosengeld angewiesen. „Notebooks ...“ erschien. Und ich arbeitete an „Sex Crimes of the Futcher“ und „the idiocy of idears“ – so Romane brauchen bei mir eine Weile.

1998

Ein paar Gedichtbände. Ein paar Alben. Ein paar Gemälde. Einfach immer weitermachen.

1999

Kyra und ich trennten uns in diesem Jahr. Und mein Sohn wurde Ende 1999 geboren. Und ich lernte Julie kennen. Ansonsten ein paar Alben, ein paar Gedichte, ein paar Gemälde. Ach ja, die Künstlergruppe Stuckists wurde 1999 gegründet. Und Tracey Emin, mit der ich schon ewig befreundet war, kündigte an, nie wieder mit mir zu sprechen, haha. Und die HEADCOATS lösten sich auf. Wir nahmen eine letzte Single auf, und die erschien zeitgleich mit der ersten Single der neuen Band THE BUFF MEDWAYS. Die Stücke wurden sogar zur gleichen Zeit aufgenommen, mit den gleichen Instrumenten: Erst ich, Johnny und Bruce, dann ging Bruce raus und Johnny und Wolf machten weiter. 1999 war ein Jahr mit vielen Veränderungen.

2000

Julie und ich heirateten in Seattle. Und ich verließ die Stuckists.

2001

Julie zog nach England, und ich machte meinen Job, schrieb an meinem Roman, nahm Platten auf, war Vater.

2002

Ich malte viel, schrieb viel, veröffentlichte Platten. Und Wolf, Simon, Julie und ich gründeten die Super8-Filmgruppe „The Chatham Super 8 Cinema“.

2003

Die gleiche Geschichte. Ich machte viel Yoga, verbrachte Zeit mit meinem Sohn, hielt die BUFF MEDWAYS am Laufen. Und jetzt haben wir 2009 und irgendwie verschmelzen die letzten Jahre. Du hast ein Baby, und plötzlich ist es neun Jahre alt.

2004

Julie, was war 2004? Hm ... das verschwimmt alles. Julie sagt, wir haben da wohl die MUSICIANS OF THE BRITISH EMPIRE gegründet. Ist das echt so lang her? Joachim, weißt du das? Ich dachte, das wäre erst 2006 gewesen. Das Verrückte ist, dass die HEADCOATS zehn Jahre existierten, die MILKSHAKES aber nur drei oder vier, ebenso die MIGHTY CAESARS. Und damals, bei den POP RIVETS, kam es mir so vor, als hätten die ewig existiert, und dabei waren es auch nur drei oder vier Jahre. Nur die HEADCOATS hielten ewig.

2005

Da kam die Platte der THE CHATHAM SINGERS. Ansonsten alles wie immer.

2006 bis heute

So, wir haben es nachgeschaut: Das Ende der BUFF MEDWAYS und die Gründung der MUSICIANS OF THE BRITISH EMPIRE. Und seitdem? Mein Fokus hat sich in den letzten Jahren etwas verschoben, weg von der Musik, hin zur Malerei. Ich habe seit den MIGHTY CAESARS versucht, das Musikmachen aufzugeben, aber irgendwie klappt das nicht. Ich habe das Gefühl, dass niemand versteht, was wir mit den Bands eigentlich machen. Die Leute denken, das sei immer die gleiche Art von Musik. Aber das ist einfach nicht wahr. Genauso stimmt es nicht, dass wir uns nicht um die Qualität der Aufnahmen kümmern. Letztlich stimmt also nichts von dem, was man allgemein von uns annimmt. Die Menschen reden über die Dinge meist in einer sehr simplen Weise. Nimm das neue Album „Archives From 59“: Das dokumentiert, dass ich in mehr Bereichen als die meisten anderen Musiker arbeite, denn von Kinderreimen über Punkrock und Rock’n’Roll bis hin zu Blues und Spoken Word, Experimentellem, Jazz, Calypso und frühem Reggae ist da alles dabei. Und was wird über mich geschrieben? Dass ich LoFi-Garage-Musik mache ...

Fühlst du dich also unterschätzt?

„Unterschätzt“ ist nicht der Ausdruck, den ich wählen würde.

„Missverstanden“?

Hm ... Ich habe neulich im Internet etwas über Jack White und mich gelesen. Da beklagte sich jemand über Jacks Attitüde gegenüber der Presse, dass er gesagte habe, er werde in 90% der Fälle falsch verstanden. Und das beweise, dass er ein Arschloch sei. Meiner Meinung nach hat er aber absolut Recht. Die Presse versucht eben immer etwas zu vermitteln, und ich sage ja nicht, dass die Presse insgesamt schlecht ist, aber das Missverständnis liegt in der Natur der Sache. Nimm mal das Fernsehen: Du schaust dir eine Sendung an über irgendein Thema, in dem du dich auskennst. Du merkst schnell, dass du mehr weißt als das, was dort zu sehen und zu hören ist, denn sie können sich immer nur an der Oberfläche der Dinge bewegen. Und so geht es mir oft, wenn ich Artikel über mich und meine Kunst lese. Dazu kommt das Gefühl, dass viele Journalisten weder das Interesse noch die Zeit haben, sich wirklich mit der Materie zu beschäftigen, über die sie schreiben. Andererseits kann ich auch die Journalisten verstehen, gerade die Musikjournalisten. Die müssen ja zu Zynikern werden, angesichts des ganzen Zeugs, mit dem sie von den Promotern gefüttert werden. Und mir ist auch klar, dass man die beste Presse bekommt, wenn man den Journalisten schon die passenden Zitate und Beschreibungen an die Hand gibt, denn die haben ja auch reichlich zu tun. Es ist also nicht mein persönliches Problem, dass ich mich nicht immer adäquat verstanden fühle, sondern es fängt schon damit an, dass ich ja selbst nicht so genau weiß, was ich tue. Ich bin schon durch die Verschiedenartigkeit meines Tuns ungewöhnlich. Ich wuchs ja damit auf, dass ein Maler eben malte und ein Musiker Musik machte. Dazu kommt, dass speziell in England, weniger im Rest von Europa, Leute wie ich, die sich alles selbst beigebracht haben, nicht gemocht werden. Es wird nicht geschätzt, wenn jemand in mehr als einer Disziplin arbeitet.

Woher kommt das?

Wahrscheinlich liegt es daran, dass es dadurch viel schwieriger ist, über jemanden zu schreiben, hahaha. Wenn etwas zu komplex wird, haben die Leute Schwierigkeiten damit. Und die Engländer mögen es auch nicht, wenn ein Engländer so gefühlsgeladen ist wie ich. Viele meiner Freunde in Deutschland halten mich für einen typischen Engländer, aber das bin ich nicht. Die Engländer lieben es, wenn sie jemanden auf ein Ding, ein Klischee festnageln können, aber das geht bei mir nicht. Für die bin ich ein Garage-Musiker, dem die Qualität seiner Aufnahmen egal ist, der sich nur für Amateurismus interessiert und so weiter. Und die Leute in der Kunstwelt stehen auch nicht auf Ausgelassenheit, auf Menschen und Dinge, die nicht in ihre Welt des Product Placement passen. Wenn es nach denen ginge, müsste ich auf die richtigen Partys gehen, zu den richtigen Leuten nett sein, aber das mache ich ja schon im Musikgeschäft nicht, warum sollte ich das also in der Literatur- oder Kunstszene tun? Unabhängigkeit mögen die übrigens auch nicht, aber dadurch, dass ich in verschiedenen Bereichen arbeite, bin ich unanhängig.

Hast du dir also über die Jahre einfach eine Punk-Attitüde bewahrt, nach dem Motto „Fuck you, ich mach’ mein eigenes Ding!“?

Nicht mal das trifft es. Dazu bin ich viel zu sehr Gentleman. Ich würde mich nie so einer Sprache bedienen, und zudem helfe ich ja gerne auch anderen und interessiere mich für sie. Ich habe buddhistische und christliche Werte, das „Fuck you!“ liegt mir also überhaupt nicht. Ganz Unrecht hast du aber auch nicht, doch wie so oft ist die Wahrheit komplexer, als es aussieht. Ich mag die Drogenkultur nicht, mich interessiert Beat-Literatur nicht, ich sammle keine Platten. Neulich wollten die mich für das „Record Collector“-Magazin interviewen, aber das war sinnlos, denn ich sammle ja nicht. Klar, ich habe Platten, aber ich bin kein Sammler. Und auch wenn manche Leute das gerne hätten, so bin ich nicht vom Ersten Weltkrieg besessen. Ja, das Thema interessiert mich, aber genauso interessieren mich auch der Zweite Weltkrieg oder Umweltpolitik. Und Dostojewski finde ich genauso interessant wie Holbein. Was mich interessiert, ist auf jeden Fall nichts, was andere Leute für cool halten. Und so ist es auch mit Musik – ich bin alles andere als ein Snob. Aber ich höre trotzdem kein Pop-Radio und schaue wenig fern, weil das Programm meist zu stumpf ist. Doch es gibt auch gute Sendungen. Wichtig ist mir aber, mich immer wie ein Gentleman zu benehmen und nett zu Menschen zu sein.

Wann immer also jemand denkt, er habe ein klares Bild von Billy Childish, kann er davon ausgehen, dass er dich dennoch noch nicht in Gänze erfasst hat.

Hm ... wenn wir im Studio aufnehmen, bin ich manchmal sehr sorgfältig, und an anderer Stelle wieder gar nicht, weil ich denke, dass es nicht nötig ist. Es ist eben nicht immer so oder so. Ach, das ist wirklich schwer zu erklären ... Lass es mich so ausdrücken: Das Wichtigste ist für mich, mit anderen Menschen eine vernünftige Beziehung zu haben. Ich habe übrigens auch nichts dagegen, Geld zu verdienen. Ich bin nur nicht bereit, für Geld alles zu tun. Wenn ich Musik mache und sie gefällt anderen und ich verdiene damit Geld, dann freut mich das. Ich würde aber nie Musik machen, um anderen zu gefallen, und damit ich Geld verdiene. Das verwechseln die Menschen oft mit einer „I don’t care“-Einstellung, aber da stimmt eben nicht: I do care! Außerdem unterstellen Menschen immer, dass ich die gleichen Motive haben müsse wie sie. Aber auch das stimmt nicht: Nur weil sie selbst finanzielle Aspekte ganz oben auf der Liste haben, gilt das ja nicht auch für mich. Auch bei mir sind sie weit oben, aber nicht so weit oben wie andere Aspekte. Ich bin einfach nur nicht bereit, für Geld alles zu tun. Und mich beeindrucken Dinge, die andere Leute stark beeindrucken, weit weniger. Und noch ein Klischee trifft nicht zu: Manche Menschen denken, ich würde mich für meine Kunst sehr anstrengen: Nein, das tue ich nicht! Ich bin einfach nur, wie ich bin, das ist alles. Ich male gern, also male ich. Ich kommentiere gerne den Zustand der Welt, also schreibe ich Manifeste. Dazu muss man übrigens auch gar nicht mal wütend sein, und ich reibe mich auch nicht dafür auf. Aber ich kann auch maßlos sein und habe einen guten Sinn für Humor. Und ich bin spontan: Ich kann zu einem Thema etwas Interessantes sagen, obwohl ich mich vorher damit noch nie groß beschäftigt habe. So war das damals bei „We hate the NME“ – ich hielt das für lustig, aber andere Leute nahmen das total ernst. Aber dabei ist das doch nur eine Zeitung, und die Bands, die in dem Text erwähnt werden, kannte ich teilweise nicht mal.

Kommen wir zum Ende des Interviews: Im Dezember wirst du 50. Ändert das irgendwas für dich?

Keine Ahnung. Als Zahl bedeutet das nichts. Ich werde weiterhin versuchen, mit dem Musikmachen aufzuhören, ich arbeite mal wieder an einem Roman, ich grüble darüber nach, mal wieder eine neue Platte zu machen, aber ich habe noch keine Songs geschrieben. Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass ich doch wieder ein paar Lieder schreibe und auf die Idee komme, sie aufzunehmen, und wir müssen dann mit dem Ergebnis klarkommen. So läuft das immer. Ich nehme neue Songs auf einem Cassettenrecorder auf, und wenn wir dann ins Studio gehen, spiele ich sie Wolf und Julie vor, damit sie was daraus machen können, und ich versuche, mich an den Text zu erinnern. Unsere Musik besteht aus zwei Elementen: Faulheit und Vertrauen. Faulheit, weil wir nie proben, und Vertrauen, weil wir glauben , dass die Götter auf unserer Seite sind.