DIVISION OF LAURA LEE

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Comeback mit zeitloser Gewalt

Ein böses Gerücht besagt, Schweden seien die besseren Amerikaner, was die Musik angeht. In die USA wird Musik gewissermaßen reimportiert, wird oft für besser gehalten als das eigene Zeug, weshalb man sich dort bedroht fühlt. Amis nennen das „Swedish Invasion“ und meinen damit etwa die HIVES oder T(I)NC. Und weil Schweden so ein kleines Land ist, werden kurzerhand Bands in einen Topf geworfen, die miteinander nichts zu tun haben. So ging es vor ein paar Jahren auch DIVISION OF LAURA LEE, wenn auch wider Willen. Die angenehmen Seiten waren US-Deal und US-Tour, die Weichen schienen gestellt. Dann plötzlich vier Jahre Stille und nun mit „Violence Is Timeless“ ein Album, das eine runderneuerte Band zeigt – und vor allem die unseligen Vergleiche mit oben genannten Bands endlich beenden sollte. Bassist Jonas Gustafsson erzählt, wie es um das Innenleben seiner Band bestellt ist.

Jonas, ich dachte schon, euch gibt’s gar nicht mehr. Was war denn los?

Wir hatten unser Label satt, wir hatten sogar uns satt. Wir hatten ein paar Rechtsangelegenheiten zu klären und der ganze Wirbel darum hat uns alle Energie geraubt. Wir hatten keine Lust mehr auf Musik. Dann bot sich uns die Chance, ein paar Shows in Russland zu spielen. Dieser Ausflug war ein echter Weckruf. Wir haben uns daran erinnert, warum wir überhaupt angefangen haben, Musik zu machen – aus Spaß.

Euer letztes Album ist doch ganz gut gelaufen, oder? Bremst so eine Pause nicht die Karriere?

Ja, das tut sie wohl. Aber wir hätten in dieser Zeit wirklich keine Musik machen können. Das wäre schrecklich geworden. „Das Not Compute“ ist aber auch gar nicht so gut gelaufen, verglichen mit „Black City“. Alle hatten große Erwartungen, aber manchmal läuft es eben nicht wie geplant. Na ja, wir kümmern uns nicht um die Vergangenheit, es liegt ja eine Menge vor uns.

Gibt es ein Gewaltproblem in Schweden?

Nicht mehr als in anderen Ländern, denke ich. In Schweden ist es eigentlich recht sicher, die Leute sind neutral und scheren sich für gewöhnlich nicht um das, was woanders in der Welt geschieht. Aber Gewalt wird immer brutaler und ungerechter. Heutzutage besorgen sich viele Leute Waffen. Das ist doch scheiße. Der Albumtitel ist trotzdem nett, jeder kann sich etwas darunter vorstellen. Jeder von uns sieht sich schließlich ein paar Mal im Leben Gewalt ausgesetzt.

So wie die Kinder, deren Geburtstagsfeier ihr im Video zu „LAX“ sprengt?

Ja, da ist für uns ein Traum wahr geworden. Wir wollten schon immer mal eine Feier ruinieren. Der Regisseur kam mit der Idee an und wir fanden sie super. Obwohl ich schrecklich aussehe. Das Video hat aber keinen Bezug zum Albumtitel, falls du das andeuten wolltest.

Auf der Homepage zum neuen Album gibt es zu jedem Song einen Kurzfilm von einem Gastregisseur.

Es war eine Möglichkeit, aus jedem Song ein kleines Kunstwerk zu machen, das Hörerlebnis mit bewegten Bildern zu verfeinern. Wir haben so viele kreative Freunde und Verwandte, von denen wir Fans sind. Sie hatten alle Freiheiten. Alles, was sie beachten mussten, war unsere Deadline. Wir haben ihnen den Song geschickt und sie haben losgelegt.

Zu euren Freunden gehört auch Joe Lally?

Wir haben viele Freunde in Washington, DC. Unser Drummer Håkan Johansson hat mit Shelby Cinca von FRODUS in einer Band gespielt, MAN AND WASP. Er ist Lally ein paar Mal über den Weg gelaufen, und weil der ja bei FUGAZI gespielt hat, einer der besten Bands überhaupt, fand er es nur natürlich, ihn zu fragen, ob er nicht Lust hätte, einen Film zu drehen. Lally hatte erst Bedenken, weil er keine Kamera in seinem Handy hatte. Aber ich glaube, er hat sich dann eine geliehen.

Zeit für Sentimentalitäten: Euer erstes Album kam vor zehn Jahren raus. Wie fühlt sich das an?

Es ist erstaunlich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Aber es war großartig. Ich hätte nie geglaubt, dass wir uns so lange halten würden, aber jetzt bin ich überzeugt, dass wir noch weitere zehn Jahre Musik machen werden. Mindestens.

Ihr habt euch ja immer dagegen gewehrt, zur „Swedish Invasion“ gezählt zu werden. Ärgert es euch denn trotzdem, dass euch andere Bands finanziell abhängen?

Solange wir die bessere Musik machen, ist es für mich in Ordnung, dass sie besser bezahlt werden. Wenn es mir nur ums Geld ginge, wäre ich Zimmermann geworden. Das hätte mich wohlhabender gemacht als die meisten schwedischen Künstler.

Im Moment stehen bei euch keine Konzerte an. Wie füllt ihr diese träge Zeit aus?

Der Sommer ist sowieso für uns immer eine Hängepartie, wir bevorzugen kälteres Wetter. Im Moment proben wir mit einem zweiten Schlagzeuger für einen Festivalauftritt, den wir gerne mit zwei Drumsets spielen würden. Außerdem schreiben wir neues Zeugs, das wir gerne irgendwann im Sommer aufnehmen würden. David Ojala, unser Gitarrist, veröffentlicht eigene Songs unter dem Namen NEW MOSCOW. Per Stålberg, unser Sänger, und ich machen was zusammen mit unserem alten Gitarristen Henrik Röstberg, außerdem habe ich mit Håkan ein Nebenprojekt – da läuft eine ganze Menge, aber keiner weiß, ob jemals etwas davon ans Tageslicht kommt.