TEMPLARS

Die TEMPLARS sind zu dritt. Die TEMPLARS sind Skinheads. Sie spielen allerdings keinen Oi! im herkömmlichen Sinne. Zur Zeit bei TKO Rec. beheimatet, spielen die TEMPLARS diesen wundervollen Mix aus California-Punkrock (keinen Melodycore) à la YOUTH BRIGADE mit deutlichem Hang zum Skinheadtum, Streetpunk und englischem Oi! Wie viele TKO-Bands sind die TEMPLARS dabei keine schlechte Crossover-Kapelle, sondern eher ein willkommenes Bindeglied zwischen Stiefel- und Iro-Mucke. Ein Mix, der weniger aus Respekt vor beiden Stilen als durch die amerikanische Unbefangenheit beim Skinhead/Punk-Problem erschaffen wurde. Open Mindness is king. Jami Wolf hat sich mit dem Schlagzeuger der Band unterhalten der, nebenbei bemerkt, afro-amerikanischer Herkunft ist (ihr P.C.-Wixer!) und aus diesem Grund jedem Zweifler an der Skinhead-Ehrbarkeit (im Bezug auf Rassismus) das Weiterlesen schmackhaft machen sollte.

Na los, das übliche. Erzähl mir, wer alles in der Band ist und welche Instrumente ihr spielt. Habt ihr zu irgendeinem Zeitpunkt mal das Line-Up geändert oder seid ihr alle Gründungsmitglieder?


"Die Band begann eigentlich mit Carl und mir und ´nem 4-Spur Recorder irgendwann 1990. Wir wohnen nur etwa 10 Minuten zu Fuß voneinander weg, hingen ständig miteinander rum und bald hatten wir uns dann auch mit Punkrock und Oi! angefreundet. Wir fingen an, ein wenig rumzujammen und rekrutierten einen Typen namens Don um Bass für uns zu spielen. 1992 spielten wir dann unseren ersten Gig. 1995 haben wir Don dann durch Perry ersetzt, der bereits seit langem ein guter Freund von uns war und nebenbei das Carry No Banners-Fanzine in Chicago macht. Wir fügten dann irgendwann im Juli 2000 noch einen zweiten Gitarristen für Liveshows hinzu, er heisst Chet, und seitdem läuft alles sehr grandios. Lange Rede kurzer Sinn: Gründungsmitglieder sind eigentlich nur Carl und ich."

Wie und woher seid ihr denn alle so zusammengekommen?


"Chet hat vorher noch bei ADOLF AND THE PISS ARTISTS gespielt. Wir haben auch schon mit ihm bzw. denen zusammen gespielt und kannten daher Chets Spielweise und Neigungen. Da das alles gut zu den unseren passte, war er dabei. Mehr gibt´s dazu eigentlich nicht zu sagen."

Was würdest du persönlich zu deinen Haupteinflüssen zählen? Was sind deine liebsten, wertvollsten und besten Stücken in deiner Plattensammlung?

"COCK SPARRER, alte ANGELIC UPSTARTS, frühe SKREWDRIVER, THE JAM, COUNT BISHOPS, WARSAW, MENACE, INDECENT EXPOSURE, THE KINKS, ROLLING STONES, THE WHO und darüber hinaus viele französische Punkrock- und Oi!-Bands wie KOMINTERN SECT, SNIX, SKINKORPS, REICH ORGASM, CAMERA SILENS. Nicht ganz so typische Einflüsse für einen Drummer sind bei mir RUSH, CRISIS oder auch DEATH IN JUNE. Keine meiner Platten ist in meinen Augen so was wie wertvoll. Die drei teuersten hingegen kann ich dir gerne aufzählen: SNIX mit "Quand le soleil se levera", INDECENT EXPOSURE mit "Reveal all" und MAJOR ACCIDENT mit "Massacred melodies".

Ich habe gehört, dass ihr alle in verschiedenen Gegenden wohnt. Wieviel Einfluss hat so was denn auf die Dynamik einer Band? Wer schreibt die Songs? Wo trefft ihr euch zum Proben?


"Ja, allerdings. Carl und ich leben in Utopia, oder auch New York, wie manche es nennen, Perry lebt in Shitcago und der gute alte Chet wohnt die Mason-Dixie-Linie runter, unterhalb der Kakka-Lakkas in Atlanta, Georgia. Es ist manchmal schon hart, aber wir kriegen unser Ding schon immer irgendwie durchgezogen. Carl schreibt das meiste, was die Musik anbelangt. Direkt dahinter kommt schon Mike, der auch viel macht und ich versuche immer mal hier und da was beizusteuern. Bei den Texten läuft es eigentlich genauso. Wir proben immer allein, jeder für sich, ausser unmittelbar vor ´nem Gig, da treffen wir uns dann zum Proben. Wenn es dann mal soweit ist, dass was aufgenommen werden soll, machen das Carl und ich meistens alleine. Ausser bevor wir die letzte Platte für GMM aufgenommen haben, da haben wir zu dritt alles eingespielt."

Wie zur Hölle kriegt Carl diesen kreischenden Gitarrensound hin? Und wie und wo hast du eigentlich Schlagzeugspielen gelernt?

"Carl hat sich im Grunde genommen alles selbst beigebracht, ausser einem guten Freund der Familie, der ihm hier und da geholfen hat. Diese Person ist leider sehr tragisch verschieden, wovon auch der Song "News of the night" handelt. Ich selbst hab mich so etwa im Alter von 11 gefragt, wie das mit dem Schlagzeugspielen überhaupt funktioniert. Ich hab mir dann mal so die Jungs in diversen Videos und bei MTV angeguckt, ums zu lernen und kopierte das, was ich sah. Vielleicht bin ich dank meiner Vorbilder so ein lausiger Drummer. Dank meinem Nachbarn, der igend so eine miese Rock-Band hatte, hatte ich die Möglichkeit ab und an mal rüber zu gehen und auf dem Drumset rumzuhämmern."

Einige deiner Vorbilder scheinen sehr extrem politisch zu sein. Wo ziehst du in dem Moment die Grenze, bezüglich dessen, was du selbst so machst und wie du die Dinge so siehst? Kannst du solche Texte vom rechten Flügel entschuldigen, wenn die Band vom musikalischen her den gleichen Rock´n´Roll spielt wie ihr? Ich merke schon, dass du nicht mit der gleichen Sichtweise singst, aber wie rechtfertigt man einen Supportgig mit solchen Bands oder auch das Kaufen deren Tonträger?

"Ich schätze mal... rechts, links... Ich hör mir Bands an wie z.B. INDECENT EXPOSURE, SKREW, CLOSE SHAVE, aber ich höre auch die UPSTARTS, REDSKINS, RED LONDON, die NEWTOWN NEUROTICS und noch viele andere offensichtlich politische Bands. Du findest aber genügend andere Bands und Musiker in allen Bereichen, die irgendwie schon rechte Sachen gemacht haben. Beispielsweise NEW ORDER, GUNS´N´ROSES, TYPE O NEGATIVE und sogar Eric Clapton, der mal einen Anti-Immigranten-Song im Repertoire hatte. Niemand hat darüber damals ein Wort verloren, als man denen ihre Grammys in die Hand gedrückt hat. Ich tendiere sowieso mehr dazu, mir Gitarrensound und Drum-Stil aufmerksam anzuhören, anstatt der Texte. Das ist ja auch deren Einstellung und Sichtweise, nicht die meine. Und wenn mir doch mal was allzu negativ ins Gesicht springt, komme ich schon damit klar und weiss damit umzugehen. Man sollte sich darüber im klaren sein, dass jeder in den Augen anderer irgendwas im Plattenregal hat, was nicht "so ganz" p.c. ist. Wenn du nicht so blöd bist und dich dadurch gleich einer Gehirnwäsche unterziehen lässt, wo ist dann das Problem?! In unserer Laufbahn als Band haben wir glaube ich schon genügend gemacht und gezeigt, damit jeder den es interessiert wissen kann, was wir machen und aus welchen Gründen wir es machen. Wenn es sich gut anhört und der Inhalt nichts allzu geisteskrankes aussagt sehe ich da absolut keine Probleme."

Würdest du heutzutage auf einen Gig von SKREWDRIVER gehen?

"Na klar... mit einem Gürtel voller Splittergranaten und den zehn härtesten Söldnern, die jemals das Licht der Welt erblickten. Vorausgesetzt, die sind auch bis an die Zähne bewaffnet! Aber bei aller Liebe: Scheisse nein!!! Das wäre Selbstmord, glaube ich."

Was bedeutet es eigentlich, als schwarzer Skinhead in einer Szene zu verkehren, die doch hauptsächlich von Weissen frequentiert wird? Zumal rechtes Gedankengut ja leider auch von aussen an die Skinheadszene herangetragen wird bzw. manche Leute unter den Skinheads furchtbar geschmacklose politische Ansichten haben...

"Ich hatte da noch nie Probleme. Sicher kommen hier und da auch mal rechte Typen zu unseren Shows, aber wenn wir sie bemerken, haben sie meistens nicht sehr viel Spass bei den Gigs. Rechten Typen, die uns auffallen oder die man vom sehen her kennt, bekommen gleich gesagt, dass sie sich verpissen sollen, sofern wir ihnen nicht vorher schon auf die Fresse hauen."

Eure Shows tendieren auch zu einem gewissen Grad zur Gewalttätigkeit. Warum denkst du ist das so? Nervt es euch nicht, dass ihr oft nicht euer ganzes Set durchspielen könnt, weil irgendwelche randalierenden Schwachköpfe Schlägereien anzetteln? Oft seid ihr ja auch schon mit Auftrittsverboten in verschiedenen Clubs belegt worden, wegen solcher Zwischenfälle.

"Ich denke einfach, dass unsere Musik die Leute, im positiven Sinne, mitreisst und anmacht. Aber es nervt schon, wenn man sein Set nicht einmal fertig spielen kann. Was ich vor allem meine ist, dass es nervt ´ne gute Show zu spielen, diese wiederum nicht fertig spielen zu können weil irgendwelche besoffenen Arschlöcher sich prügeln. Als Sahnehäubchen kriegst du im besten Fall noch einen Auftrittsverbot, obwohl weder du noch deine Musik der Auslöser waren. Weisst du, es ist was anderes, wenn wir sehen, dass Scheissvolk anwesend ist und die wiederum unsere Kumpel verprügeln. Dann springt man schon mal von der Bühne und haut dem ein oder anderen eine rein. Das ist aber dann für ´nen guten Zweck und der heiligt schliesslich die Mittel und ein eventuell folgendes Auftrittsverbot auch. Oh, ja! Da gibt´s doch auch genügend Rap- und Metal-Konzerte, wo sich regelmässig geprügelt wird. Bei Rap wird ja auch manchmal noch ´n bisschen geschossen... Die kommen trotzdem wieder, nix mit Auftrittsverbot! Die haben dann höchstens beim nächsten Mal ein paar Securityfritzen mehr dabei, das war es dann aber auch."

Was denkst du so über die Frauen in der sogenannten Szene? Ich meine alle, Skinhead-Girl oder nicht.

"Je mehr Frauen, desto besser... Wir spielen unsere Musik nicht nur für Männer oder nur für Skinheads, aber für jeden der einen treffsicheren Musikgeschmack hat und rafft, was wir sagen wollen und singen! Ich halte mich schon zu 110 % für einen Skinhead, aber ich genieße die Gigs, zu denen viele verschiedene Gruppierungen und Leute kommen, um miteinander zu feiern und Spass zu haben! Egal wer, Punk-Rocker, Goths, Normalos... jeder, der ein wahrer Fan ist! Bitte keine Poser!!!"

Erzähl mir doch mal, was die TEMPLARS mit Europa verbinden? Wie oft wart ihr schon da? Mit wem habt ihr dort gespielt? Nenn mir ein paar europäische Bands, die du magst.

"Die TEMPLARS lieben Europa! Wir haben schon in England gespielt, in Norwegen, Frankreich, Italien, dreimal in Deutschland... und bald kommen wir wieder! Unsere ersten paar Veröffentlichungen haben wir auf europäischen Labels herausgebracht, weshalb wir auch eine recht breite Fanbasis haben. Ich mag Europa. All der kleine Scheiss um einen herum ist einfach mal anders als in den USA. Und die Boxereien während den Gigs werden zumeist vom Promoter selbst beigelegt. Tja, Bands mit denen wir gerne gespielt haben? Da wären GUNDOG, STOMPER 98, ON-FILE, VORTEX, FOREIGN LEGION, MAJOR ACCIDENT, DEVILSKINS, VOICE OF BELLEVILLE, LES TECKLES, THE FUCK UPS und, ach, da gibt es noch viele andere..."