KITTY IN A CASKET

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Bis ans Ende der Welt!

Wien ist keine Mozartkugel. Jedes Jahr werden Abertausende Touristen durch die Häuserschluchten getrieben. Auf der Suche nach Sissi, Sachertorte und Johann-Strauß-Walzerklängen wälzen sie sich durch die wehrlose Stadt. Der Geschmack von Wien ist süß. Die Erinnerung an die Stadt für viele Touristen noch mehr. Unheimlich süß. Unheimlich und süß ist auch die junge Band KITTY IN A CASKET aus Wien. Sie sehen nicht aus wie Mozartkugeln und klingen nicht wie Sachertorte, das Quartett spielt im Gegenteil eine eigene Mischung aus Punkrock, Psychobilly und Horrorpunk mit niedlich-süßem weiblichem Gesang. Wien geht wohl nicht ohne Süße. KITTY IN A CASKET besteht aus Kitty Casket am Mikrofon, Marc van Dark am Kontrabass, Songwriter Billy The Bat an der Gitarre und Mike Machine am Schlagzeug. Die Band existiert erst seit einem Dreivierteljahr, dennoch haben sie es innerhalb kurzer Zeit geschafft, nicht nur zahlreiche Fans zu bekommen, sondern auch ihr Debütalbum „Horror Express“ zu veröffentlichen. Warum das so ist, beantworten Kitty Casket und Billy The Bat im Interview.

Auf eurem Infozettel werbt ihr mit dem Slogan: „Schluss mit Hello Kitty!“. Was habt ihr gegen Hello Kitty? Was kommt als Nächstes: „Tod den Schlümpfen“? „Killt Barbie“?

Kitty: Wir haben nichts gegen Hello Kitty. Aber wir sind nicht wie Hello Kitty. Wir sind schon irgendwie süß, aber wir sind gleichzeitig auch böse und gemein ...

Billy: Ich bin nicht süß. Wir haben eine niedliche Frauenstimme und wir bringen das Killen und das Böse in den Lyrics mit einem gewissen Charme rüber. Uns macht vor allem der Kontrast von lieb und böse aus. Das ist so, als ob du dir eine Horrorkomödie anschaust.

Euch gibt es erst seit einem Dreivierteljahr. Schon zwei Monate nach der Bandgründung hat sich der erste Fanclub gegründet – und das gleich in den USA. Innerhalb von kurzer Zeit sind weitere dazugekommen, außerdem Konzertbuchungen und Angebote für einen Plattenvertrag. Seid ihr etwas Besonderes?

Kitty: Wir sind einfach Musiker, die schnell was von sich zeigen wollten. Wir haben uns erst gedacht: wir probieren es mal. Stellten zwei Stücke online und schauten, wie es bei den Leuten ankommt und ob wir uns damit identifizieren können. Es sind dann gleich Anfragen nach einer CD und so weiter gekommen. Und so haben wir die CD aufgenommen.

Billy: Die Chance war da, weil die Leute gewartet haben.

Kitty: Labels haben sich auch einige für uns interessiert. Darunter war dann auch unser Traumlabel: Crazy Love Records.

Wieso seid ihr nicht den klassischen Weg gegangen: Demo, Gigs, irgendwann ein Album ...? Warum gleich klotzen und nicht erst mal kleckern?

Kitty: Wenn man die Chance hat, muss man sie ergreifen. Es hat sich angeboten, dass wir das gleich so machen. Wir hatten schon relativ viele Songs und es wäre schade gewesen, wenn wir die für ein Demo genommen hätten.

Billy: Wir haben auch gemeinsam den Ehrgeiz entwickelt, dass wir nicht auf Druck irgendwas herausbringen, sondern das ist alles leicht gegangen. Wir haben uns super verstanden und es war es ein positives Arbeiten. Wir haben uns nicht hingesetzt und krampfhaft nach Liedern gesucht, sondern die sind einfach von selbst gekommen. Und warum sollten wir daraus nicht das Bestmögliche machen?

Ihr habt schon viele Fans, die euch bei euren Gigs abfeiern, Clubs gründen. Woher kommt das?

Kitty: Die Musik ohne Chöre und Gesang ist eher hart und die Stimme ist eher süßlich, die gibt dem Ganzen einen bestimmten Einschlag. Gerade die grausigsten Sachen werden einfach süß gesungen. Ich glaube, so etwas gibt es nicht oft, gerade in unserem Genre. In diesem Genre ist doch alles eher hart und böse.

Billy: Wir legen uns aber nicht krampfhaft auf ein Genre fest. Wir sind froh, wenn wir mit der Musik, die wir machen wollen, auch andere Subkulturen ansprechen, Fans auch aus anderen Szenen haben.

Was ist euer Genre? Ihr selbst beschreibt eure Musik als eine Mischung aus Punkrock, Psychobilly und Horrorpunk? Welche Schublade ist die passende?

Billy: Wir stecken uns selbst nicht in Schubladen. Das ist die Aufgabe von Leuten wie dir. Aber ich kann meine Musik nicht als objektiver Hörer beurteilen. Ich wüsste nicht, wie ich darauf reagiere. Deshalb kann ich mich gar nicht in eine Schublade stecken.

Am auffälligsten bei eurer Musik ist der weibliche Gesang, der etwas an Musicals erinnert. Ist das nur mein Eindruck?

Kitty: Das liegt daran, dass meine Stimme ist, wie sie ist, und dass ich sie nicht ändern kann. Ich habe nicht versucht, mich beim Einsingen der Lieder zu verstellen, und habe sie einfach in meinem Stil eingesungen. Ich habe mir nicht großartig überlegt, wie ich gewisse Passagen singe. Ich habe es einfach so gesungen, wie es herausgekommen ist. Das bin einfach ich. Wir wollten es auch nicht anders.

Billy: Unser Songwriting unterstützt die Sängerin. Sie muss nichts dazu erfinden und sich anpassen. Bei uns ist es so, dass sich die Musik ihr anpasst. Das macht es für viele Leute hörbar oder wie man das nennen soll. Die Lieder sind auf die Gesangsstimme zugeschnitten und nicht umgekehrt. Das Wichtigste in einer Band ist meiner Meinung nach einfach der Gesang.

Zurück zu den Schubladen ... Gerade als eher unbekannte Band werdet ihr viel mit anderen verglichen. In den Rezensionen liest man dann Vergleiche mit MAD MARGE AND THE STONE CUTTERS, THE CREEPSHOW oder THE SPOOKSHOW. Fühlt ihr euch durch solche Vergleiche geehrt?

Kitty: Zu THE SPOOKSHOW ist zu sagen: Wir spielen mit Kontrabass und sie spielen mit E-Bass. Das ist mal das Augenscheinlichste fürs Publikum. Mein Gesangsstil ist ein ganz anderer als ihrer. Aber ich will mich gar nicht mit anderen Bands vergleichen.

Wo seht ihr die Unterschiede, was hebt euch von anderen ab?

Billy: Jede Band für sich ist etwas Besonderes. Alleine die Gitarrenführung ist sehr unterschiedlich zu THE SPOOKSHOW- und zu Mad Marge-Liedern. Genauso wie ich nicht möchte, dass uns jetzt jemand definiert, will ich das nicht bei anderen tun. Man muss uns einfach hören, schauen, ob da Energie übertragen wird, und dann mag man es oder eben nicht. Uns unterscheiden von den anderen Bands vor allem das Songwriting und die Lieder. Genauso wie sie sich von uns unterscheiden. Ohne dass das eine besser oder schlechter ist.

Ihr steht als Band noch am Anfang. Wo wollt ihr hin?

Billy: Für mich ist das Ziel, dass sich jemand unsere CD kauft und dann sagt, wie toll er sie findet. Wenn man einfach merkt, dass man mit dem, was man tut, anderen eine Freude macht.

Kitty: Das ist wirklich ein schönes Gefühl.