GHETTO WAYS

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Bringen jeden Hintern zum Wackeln

Zwei großartige Alben auf Alien Snatch, wilde Deutschlandtouren und ein äußerst abgefahrenes Interview in Ox #55: Die GHETTO WAYS wussten schon immer, wie man eine ordentliche Welle macht. In den letzten zwei, drei Jahren ist es allerdings etwas still um die Soulpunk-Granate aus Brooklyn geworden. Da ist es um so erfreulicher, dass P.Trash Records für Oktober 2009 endlich eine neue Scheibe des Trios angekündigt hat. Grund genug also für ein kleines Interview, das Shane (Bass) von Brooklyn aus führte und Jenna (Gitarre) aus Berlin. Der restlos bekloppte Harry (Schlagzeug) steuerte dazu aus dem Führerhaus seines Trucks – mit dem er laut Eigenaussage angeblich gerade durch Indiana unterwegs war – permanent Quatsch und unflätige Zwischenrufe bei, die ich im Folgenden aber zum Wohle der Leserschaft größtenteils ausgeblendet habe.

Von den GHETTO WAYS hat man schon seit einiger Zeit nichts mehr gehört, was habt ihr so getrieben?

Jenna: Während einer Show in Brooklyn im Jahr 2007 habe ich mir das Kreuzband gerissen, was natürlich erst mal auskuriert werden musste. Dementsprechend haben wir es danach ruhig angehen lassen und mittlerweile lebe ich seit einem Jahr in Berlin. Wir haben allerdings im letzten Jahr zwei Deutschlandshows mit den KIDS gespielt und diesen April zwei Auftritte in Norwegen.

Shane: Ich spiele ja auch noch in anderen Bands und baue derzeit ein kleines Studio auf, in dem wir auch das neue Album aufgenommen haben. Damit war ich also gut beschäftigt.

Das neue Album wird „I Always Wanted You“ heißen – was gibt es Interessantes zur Platte zu sagen?

Jenna: Es ist vielleicht nicht ganz so chaotisch geworden, weil wir bei Beginn der Aufnahmen nicht ständig miteinander rumhingen. Der Aufnahmeprozess ist aber immer gleich: Shane macht sein Studio seeklar und ist der Kapitän, Harry und ich müssen uns benehmen. Es ist immer wieder überraschend, was am Ende herauskommt, vor allem was den Gesang betrifft. Harry schreibt seine Texte immer erst ganz am Ende, also wissen wir selbst nie genau, was wir da gerade angestellt haben, bis wir dann die fertige Aufnahme noch mal durchhören.

Ich finde, die neue Platte hat einen größeren Pop-Appeal, ohne dabei die alte Energie zu verlieren. Plant ihr solche Entwicklungen oder passiert das zufällig?

Shane: Wir spielen die Songs und versuchen, sie so gut hinzubekommen, wie es uns eben möglich ist. Da gibt es keinen Masterplan.

Jenna: Der letzte Song „Big bad wolf“ ist eigentlich ein Kinderlied, das ich für meine kleine Nichte geschrieben habe. In weniger als einer Minute hatten wir einen GHETTO WAYS-Song daraus gemacht, was vielleicht auch zeigt, wie kindisch wir sind, haha. Und zwei Songs sind Soul-Cover, da musste ich die Jungs echt anbetteln, sie zu spielen.

Shane, hast du das Album wieder selbst produziert? Produzierst du auch noch andere Bands?

Shane: Ich übernehme den technischen Teil und den Mix, aber an dem Produktionsprozess arbeiten wir alle drei miteinander. Oder manchmal auch gegeneinander. Jenna gibt viel Input in Soundfragen und Harry macht einen guten Job, wenn es um den Mix geht. Was andere Sachen angeht, bin ich sehr beschäftigt damit, die Bands aufzunehmen, in denen ich selbst spiele. Ich bin noch bei THE LIVE ONES, und wir haben eine Single auf Slow Gold Zebra veröffentlicht und arbeiten gerade am ersten Album, das wahrscheinlich „You’re Quite Welcome“ heißen wird. Unser Schlagzeuger/Sänger Mike spielt manchmal bei den FUZZTONES und sein Bruder Jon spielt Gitarre. Eine weitere Band von mir ist THE VON ERICH SUICIDE MISSION, da geht es ausschließlich um Rock und Wrestling. Wir haben unsere erste Platte im Frühsommer aufgenommen, veröffentlicht wird sie diesen Herbst. Und dann gibt es noch THE BEAR COAT, von denen ebenfalls im September eine Platte rauskommt.

Jenna: Ich habe während meiner Berlin-Zeit eine Soul/Gospel/Country-Platte aufgenommen, zusammen mit Mirko, dem Schlagzeuger von KING KHAN AND THE SHRINES und Thomas P. Funk, der mal bei den TIGERS OF DOOM war. Das Ganze firmiert unter dem Namen JENNA AND THE DEN BOYS. Bis jetzt ist nichts veröffentlicht, aber es wäre cool, wenn jemand die Sachen auf Vinyl pressen würde.

Zurück zu den GHETTO WAYS: Wie seid ihr bei Peter und P.Trash Records gelandet?

Jenna: Als wir anfingen, die neuen Sachen aufzunehmen, haben wir ihn gleich gefragt, ob er die Platte rausbringen will. Wir hatten ein paar Angebote, haben uns dann aber für Peter entschieden, weil er über die gesamten letzten Jahre mit seinem Label hart gearbeitet hat und tolle neue Bands in der Punk-Szene bekannt gemacht hat. Er hatte uns vorher schon für die erste „Killed By Trash“-Compilation angefragt und hat zusammen mit unserem Label Wicked Singles die „Party Bag“-EP rausgebracht. Für die Single hat er damals einen mehr als fairen Deal mit uns gemacht, das Geschäftliche lief großartig. Echt toll war auch, dass er uns unser Ding genauso machen ließ, wie wir es wollten.

Was gibt es über euer Label Wicked Singles Records zu erzählen?

Jenna: Harry, Shane und ich haben eine ganz genaue Vorstellung davon, welche Musik und welches Artwork wir herausbringen möchten. Im Jahr 2006 hatten wir wegen der „Party Down“-Single künstlerische Differenzen mit Daniel von unserem alten Label Alien Snatch. Zur gleichen Zeit wollte Alicja Trout gerne etwas von uns rausbringen, also entschlossen wir uns, das erste Release als Kooperation mit ihrem Label Contaminated Records laufen zu lassen. So was machten wir dann auch noch mit anderen Labels. Wir haben auch eine Single der Band WE MARCH aus Ohio veröffentlicht, aber weil Geld immer ein leidiges Thema ist, haben wir die Labelaktivitäten mittlerweile etwas heruntergefahren. Allerdings sind alle Platten der GHETTO WAYS – inklusive unserer Single-Compilation – über unser eigenes Label digital downloadbar. Eine gute Sache also.

Auch wenn ihr momentan etwas verstreut lebt, stammt die Band ursprünglich aus New York. Wie sieht es da derzeit in Bezug auf Musik aus? Gibt es noch tolle Bands wie zum Beispiel die LITTLE KILLERS?

Shane: Die LITTLE KILLERS gibt es, soweit ich weiß, nicht mehr. Andy und seine Frau spielen aber in einer neuen Band.

Jenna: Ich glaube, in New York spielt sich im Moment viel rund um Mike Sniper ab. Er spielt bei den BLANK DOGS und scheint der Strippenzieher in der Stadt zu sein, kriegt eine Menge auf die Reihe, signt coole Bands und so weiter. Todd Patrick bucht auch immer noch viele tolle Shows.

Wann sind die GHETTO WAYS wieder auf deutschen Bühnen zu sehen?

Harry: Wahrscheinlich Anfang 2025.

Okay, ich denke, bis dahin habe ich dann auch Karriere als Truckfahrer in Indiana gemacht ...