SOMETHING FIERCE

Foto

In Texas rappelt’s im Karton! Haufenweise gute Bands sprießen dort in den letzten Jahren förmlich aus dem Boden. Aus Austin kommen die HEX DISPENSERS, aus Denton die MARKED MEN und WAX MUSEUMS, um nur mal drei großartige Vertreter der neuen texanischen Garage- und Punk-Szene zu nennen. Jetzt tritt auch Houston auf den Plan, denn die haben die großartigen SOMETHING FIERCE! Das Trio hat kürzlich mit „There Are No Answers“ (Dirtnap Records) einen absoluten Kracher an knackigem Punkrock mit Pop-Appeal abgeliefert. So frisches und hervorragendes Songwriting, wie es Steven Garcia (Gitarre/Gesang), Niki Sevven (Bass/Gesang) und Andrew Keith (Drums) hier bieten, ist mir in der letzten Zeit viel zu selten zu Ohren gekommen. Bandleader Steven stand Rede und Antwort.

Steven, stimmt die Geschichte, dass zwei von euch in zwei verschiedenen Starbucks-Filialen auf der gleichen Straße arbeiten?

Oh Gott, woher weißt du das?! Ja, es stimmt. Es sind die zwei berühmten „Starbucks, die sich direkt gegenüberliegen“. Das Umwerfende an der Geschichte ist, dass es mittlerweile sogar einen dritten Starbucks an derselben Ecke gibt. Allen Unkenrufen zum Trotz können wir aber durch die Arbeit dort unsere Miete bezahlen und laute Rockmusik spielen.

Und wo lernt man es, so großartige Songs zu schreiben und zu arrangieren, wie ihr es tut? Bei Starbucks?

Klar, jedenfalls hilft uns der Kaffee sehr bei unseren mitternächtlichen Proben. Nun ja, ich schreibe das meiste Material, allerdings wurde ich darin nie professionell unterrichtet, mal abgesehen von ein paar Klavierstunden, auf die ich aber damals schon nie Lust hatte. Ich schreibe schon seit Ewigkeiten, auch viele Stücke, die einfach in der Tonne landen und nie aufgenommen werden. Der Aussortierungsprozess innerhalb der Band ist sehr intensiv, so dass am Ende wirklich nur die brauchbaren Sachen übrig bleiben.

Wie bist du mit dem aktuellen Album zufrieden?

Das Album war ursprünglich eine Demo-Session, gemischt mit ein paar älteren Single-Aufnahmen. Diese Aufnahmen waren gar nicht dafür vorgesehen, als Full-Length-Album gepresst zu werden. Als wir die Stücke aber in einem kleinen Studio aufnahmen, merkten wir, dass etwas Besonderes in der Luft lag. Wir konnten uns die Produktion richtig durch den Kopf gehen lassen, egal, wie LoFi sie auch werden würde. Ich glaube, wenn wir in einem größeren, teureren Studio aufgenommen hätten, wäre das Album längst nicht so gut geworden. In solchen Studios neigen Bands dazu, die Produktion zu schnell übers Knie zu brechen, so wie es uns auf unserem ersten Album passiert ist. Diesmal wollten wir es einfach anders machen.

Ist euer selbst veröffentlichtes Debütalbum noch irgendwo zu bekommen?

Das kam man nur direkt von uns bekommen, oder vielleicht noch bei Interpunk. Natürlich sind der Sound und das Songwriting noch nicht so ausgereift, aber es gibt schon starke Momente, wie zum Beispiel der Titeltrack „Come for the bastards“.

Im Gegensatz zu vielen anderen derzeitigen Punkbands finde ich auch eure Lyrics sehr lesenswert: Legst du viel Wert auf die Texte?

Musik und Texte sind für mich gleich wichtig. Ich bringe sehr persönliche Sachen in die Songs ein, da erstaunt es mich immer wieder, dass sich offensichtlich so viele andere Leute damit identifizieren können. Aber das gehört wohl zum menschlichen Erfahrungsschatz: Egal, wie verlassen oder verletzt wir uns fühlen, fast jeder Mensch auf der Welt geht durch die gleichen Höhen und Tiefen.

Du machst auch oft Anspielungen auf eure Heimatstadt Houston, wie ist es da so?

Houston stellt sein Licht viel zu sehr unter den Scheffel, ich glaube, deshalb geben die meisten Bands hier irgendwann einfach auf, bevor sie die Chance haben, etwas größer zu werden. Von daher bin ich mir nicht so sicher, ob hier jemals eine solch vielseitige Szene an Bands entstehen wird, wie es sie zum Beispiel in Austin oder Denton gibt. Abgesehen davon lieben wir aber unsere Stadt, denn sie härtet uns ab und hippe Szenetypen haben hier wenig Chancen. Ein paar andere tolle Bands, die hier die Fahne hochhalten, sind TEENAGE KICKS, THE TAKES, SECRET PROSTITUTES, BORN LIARS, NO TALK und MUHAMMADALI.

Was gibt es von SOMETHING FIERCE in nächster Zukunft zu erwarten?

Es stehen ein paar Singles an, aber das Hauptaugenmerk liegt darauf, das nächste Album für Dirtnap zu schreiben. Wenn wir damit fertig sind, steht auch schon eine ausgedehnte Europatour zur Diskussion, die wahrscheinlich in Deutschland beginnen wird.