GAVIN PORTLAND

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GAVIN PORTLAND existieren seit 2006 und haben seitdem zwei EPs und ein Album, „III – Views Of Distant Towns“, veröffentlicht, das auch außerhalb Islands in vielen europäischen Musikzeitschriften als Geheimtip des Jahres 2007 in Sachen Independent-Music gehandelt wurde. Der Veröffentlichung des zweiten Albums „IV – Hand In Hand With Traitors, Back To Back With Whores“ im Herbst 2008 standen zunächst die Wirtschaftskrise und die damit verbundenen Geldprobleme im Wege: niemand konnte die Aufnahmen bezahlen. Im Februar 2010 sind die vier aus Reykjavík sehr erleichtert, endlich den Release des Albums präsentieren zu können und zwar auf dem deutschen Label We Deliver The Guts aus Wuppertal. GAVIN PORTLAND-Sänger Kolli erreiche ich am Telefon in London, wo er seit drei Jahren Creative Writing und Film Studies studiert.

Kolli, du bist wegen deines Studiums in London. Bist du zur Zeit auch aktiv bei GAVIN PORTLAND?

Ja, unser Album „IV – Hand In Hand With Traitors, Back To Back With Whores“ ist gerade erschienen und jetzt haben wir natürlich den Kopf damit voll. Das mit dem Album ist ja eine längere Geschichte.

Ich erinnere mich an den Herbst 2008. Ich wollte euer Album rezensieren. Damals hieß es, die Platte kommt nicht vor Oktober 2008 und am Ende ist sie erst jetzt, im Februar 2010 erschienen. Was ist passiert?

Wir haben das Album in den USA in den God’s City Studios mit Kurt Ballou von CONVERGE aufgenommen. Die Aufnahmen sollten eigentlich vom isländischen Label 12 Tónar veröffentlicht werden, die ja auch schon unser erstes Album rausgebracht haben. Aber als sie dafür bezahlen sollten, brach die Wirtschaft zusammen. Wir mussten als Band selbst das Geld auftreiben, was für uns natürlich ziemlich unvorhergesehen kam. Es hat also lange gedauert, bis wir uns das Geld irgendwie zusammengespart hatten. Außerdem mussten wir warten, bis die isländische Krone überhaupt wieder einen Wert auf dem internationalen Markt bekam. Es wollte ja niemand mehr Kronen nehmen.

Jetzt hat We Deliver The Guts Records das Album veröffentlicht. Wie seid ihr in Kontakt gekommen?

Es gab bei unserem ersten Album für Deutschland einen Vertriebsdeal zwischen 12 Tónar und Cargo. Im Zuge der Veröffentlichung hatte man für uns auch eine kleine Tour organisiert mit zwei anderen isländischen Bands, JAKOBÍNARÍNA und PÉTUR BEN. Auf dieser Tour haben wir Felix kennen gelernt, der We Deliver The Guts betreibt. Wir sind seitdem in Kontakt geblieben, und weil 12 Tónar wegen der Finanzkrise seine Bands nicht mehr unterstützen kann, haben wir uns ein neues Label gesucht. Felix fand uns gut und wir ihn, also ... Wir arbeiten gerne mit Leuten zusammen, die wir auch persönlich gut kennen. Das macht die Dinge manchmal ein bisschen schwieriger, aber nach unserer Erfahrung zahlt es sich am Ende aus.

Ich habe mich gefragt, warum ihr gerne mit deutschen Labels arbeitet. Ich meine, dadurch werdet ihr ja auch auf den deutschen Markt fixiert ...

Ja, das stimmt natürlich. Allerdings ist Deutschland so ein bisschen das Amerika Europas, wenn es um Musik geht. Wenn du nur einmal Deutschland mit Frankreich vergleichst, dann bekommst du schnell einen Eindruck, wie groß und vielseitig die deutsche Musikszene ist. Es gibt in Deutschland für eine Band viel mehr Möglichkeiten als im Rest Europas. Allerdings ist es auch so, dass wir uns da eigentlich nie bewusst entschieden haben, sondern eher eine Kette von Zufällen dazu geführt hat, dass wir jetzt zum zweiten Mal mit einem deutschen Label arbeiten. Wir planen eigentlich nie besonders weit. Das ist sicherlich nicht die beste Eigenschaft, die man als Band haben kann, aber wir verbringen so viel Zeit damit, uns auf unsere Musik zu konzentrieren, dass wir wirklich Nieten darin sind, das Ganze nach außen zu promoten.

Wann werdet ihr wieder auf Tour gehen?

Tja, das ist so eine Sache ... Im Moment brauchen wir schon wieder einen neuen Drummer. Unser letzter Drummer Birkir, der früher auch bei I ADAPT gespielt hat, ist jetzt nach Kanada gezogen. Er war ja 2008 auch schon eingesprungen für unseren damaligen Drummer Sindri. Wir haben jetzt zwar wieder jemanden in Aussicht, aber wir müssen uns erst noch einspielen. Eine blöde Situation, denn wir hatten eine Tour durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich fast fertig gebucht, und jetzt steht doch wieder alles auf der Kippe.

Ein Gedanke, den ich zu eurer Platte hatte, ist, dass die Aufnahmen jetzt schon fast anderthalb Jahre alt sind und sich seitdem für euch ja eine Menge verändert hat. Ich meine, ihr habt zweimal den Drummer gewechselt und auch persönlich hat sich ja sicher einiges getan. Inwiefern ist „IV“ noch ein aktuelles Album für euch und nicht ein Album mit alten Songs?

Ja, du hast schon Recht, was einige Songs angeht – also jedenfalls für uns als Band. Die Mentalität, die hinter dem Album steht, ist für uns allerdings nach wie vor sehr wichtig. Wir wollten ein Album machen, das rauher und härter ist als unsere bisherigen Sachen. Wir wollten ein Hardcore-Punk-Album machen, weil es uns als Band, die wir sind, sehr gut repräsentiert.

Inwiefern findet sich diese Einstellung auch in den Texten wieder?

Im Grunde genommen geht es auf „IV“ um meine ehemalige Heimatstadt Reykjavík. Ich habe mich damit auseinandergesetzt, wo ich herkomme. Dieses Thema ist für mich auch immer noch sehr wichtig, obwohl ich schon vor einigen Jahren weggezogen bin. Was passiert, wenn man seinen Herkunftsort verlässt? Manchmal ist diese Stadt immer noch wie ein Anker, der mich herunterzieht.

Was bedrückt dich so daran? Ich habe Reykjavík nicht nur als wunderschön gelegene Stadt kennen gelernt, sondern auch als Stadt, in der man unglaublich vielen Menschen aus allen Ländern begegnen kann, und die deshalb sehr lebendig und sehr kreativ ist.

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich komme mit vielen Leuten in dieser Stadt einfach nicht gut zurecht. Viele Menschen dort erscheinen mir sehr unehrlich in ihren Ansichten über Politik und Gesellschaft. Ich denke, der falsche Reichtum, der sich in Island in den 90er Jahren breitgemacht hat und der ja durch die Finanzkrise jetzt so plötzlich beendet worden ist, hat die Leute blind gemacht für die wirklichen Probleme. Und selbst jetzt, wo alles zusammengebrochen ist, geht niemand das grundsätzlich problematische politische und ökonomische System an, sondern man vertraut darauf, dass ein neues Regierungsoberhaupt es schon richten wird. Ich meine, diese neue Regierung arbeitet mit denselben falschen Leuten im selben faulen Gerüst zusammen. Nur, weil sie behaupten, eine linke Regierung zu sein, heißt das noch lange nicht, dass sie auch wirkliche Veränderungen einleiten. Das alles entspricht in keinster Weise meiner Vorstellung von Demokratie. Die Isländer haben angefangen, an dieses Idealbild von Island als liberalem Utopia zu glauben. Das halte ich für falsch. Und am frustrierendsten daran finde ich, dass das isländische Volk im Winter 2009 die Möglichkeit hatte, hier wirklich einen Wechsel durchzuführen und die Chance vergeben hat. Ich klinge jetzt wahrscheinlich sehr negativ, aber für mich ist das alles mit vielen persönlichen Erlebnissen, Erinnerungen und Eindrücken verbunden – deshalb ist mir das Thema auch so wichtig! Und da kommt das Album wieder ins Spiel.

Dass du in London lebst, wirkt sich ja auch unmittelbar auf die Band aus. Ich habe mich immer gefragt, wie GAVIN PORTLAND regelmäßig proben können.

Wir haben eine gute Lösung gefunden: Wir proben nicht regelmäßig! Es ist sicherlich etwas einfacher, weil ich der Sänger bin. Ich kann die Songs eigentlich alleine üben, während die anderen auch ohne mich gut zurechtkommen. Sie schicken mir ihre Sachen über das Internet. Im Moment fahre ich etwa alle drei Monate mal rüber und dann proben wir wirklich viel. Alle in der Band sind wirklich gute Musiker und wir sind bei unseren seltenen Proben ziemlich schnell wieder so eingespielt, dass wir effektiv miteinander spielen können, auch wenn wir eine längere Pause dazwischen hatten.

Dazu kommt ja noch, dass ihr nicht besonders häufig live spielen könnt. Ihr seid nicht die Band, die jedes Wochenende auftreten kann ...

In den ersten vier Jahren habe ich ja noch in Island gewohnt, und da haben wir tatsächlich jedes Wochenende live gespielt. Deshalb ist das, glaube ich, kein Problem, was Island angeht: Wir haben den Leuten gezeigt, dass wir es ernst meinen. Ich würde mir allerdings wirklich wünschen, mehr zu touren. Darüber mache ich mir tatsächlich Gedanken, denn außerhalb Islands hat natürlich niemand mitbekommen, wie viele Shows wir gespielt haben und natürlich kennt uns dort niemand. Wir können ja wieder Deutschland als Beispiel nehmen: Dort bekommst du jeden Tag neue Bands zu sehen. Wenn du die Leute da nicht immer wieder daran erinnerst, dass es deine Band gibt und ihr gut seid, dann gibt es eben immer jemand anderen, der deinen Platz einnehmen wird. Wir fangen mit unserem neuen Album quasi noch einmal von vorne an – es ist ja eine Ewigkeit her, dass wir getourt sind.

Ihr macht euch viele Umstände wegen der Band. Viele isländische Bands scheinen mir eher Projekte zu sein. Die Leute machen sie vor allem zum Spaß und sie geben sie genauso schnell wieder auf, wenn das Ganze etwas komplizierter wird. Warum sind GAVIN PORTLAND über so viele Jahre zusammen?

Als Thorir und ich damals die Band gegründet haben, haben wir eine sehr bewusste Entscheidung getroffen, dass wir eine richtige Band haben wollen. Es passiert so oft, dass Bands in Island anfangen, in kurzer Zeit wahnsinnig viele Konzerte spielen, vielleicht noch eine Platte machen und sich dann einfach auflösen. Mir ist aufgefallen, dass den Leuten irgendwie die Geduld fehlt, so eine Band auf das nächste Level zu bringen. Sie denken, sie hätten nicht genug Fans oder wären irgendwie nicht gut genug. Viele Leute springen so von einer Band zur nächsten und es ist fast schon lächerlich, dass sie immer wieder von vorne anfangen müssen. Als wir mit GAVIN PORTLAND begonnen haben, haben wir uns gesagt, dass wir das auch durchziehen werden und uns wirklich reinhängen. Wir haben zwar alle nebenher Projekte am laufen, aber GAVIN PORTLAND ist uns sehr ernst. Man muss als Band ein dickes Fell und viel Geduld haben, bis man die coolen Sachen machen kann, also auf Tour gehen oder Platten veröffentlichen.

Ich habe den Eindruck, wenn man in Island eine Band gründet, ist der Anfang ziemlich leicht. Man bekommt sehr schnell Auftritte und kann relativ einfach auch Aufnahmen unter die Leute bringen, weil alles so klein und übersichtlich ist. Dann aber scheinen viele Bands an einen Punkt zu gelangen, an dem sie Schwierigkeiten haben, über das bereits Erreichte hinauszuwachsen.

Absolut. Die Musikszene in Island ist sehr begrenzt. Das gilt nicht nur für die Hardcore-, Metal- oder Punk-Szene. Egal, welcher Szene man in Island angehört, man ist immer gezwungen, Grenzen zu anderen Szenen zu überschreiten. Als Metal-Band zum Beispiel, kannst du nicht darauf warten, dass dir immer Konzerte mit anderen Metal-Bands angeboten werden. Du musst auch mit Punk- oder Rock-Bands spielen. Dasselbe gilt, wenn du in einer Punkband spielst. Nach den ersten Konzerten wird es schwer, das Ganze auf ein neues Level zu bringen, zum Beispiel mit einer richtigen Tour. Man braucht dafür sehr viel Engagement und Geduld und vor allem Geld – Mann, das alles ist sauteuer! Es lohnt sich zwar, aber bis dahin kommen viele eben nicht.

Wie schwer ist es für eine Band, aus Island rauszukommen?

Es ist eigentlich nicht besonders schwer, man muss es nur wirklich wollen. Es kann bedeuten, dass man ein paar Monate nicht feiern geht, um Geld zu sparen, oder, dass man extrem hart arbeiten muss. Es ist nicht so einfach, als wenn man auf dem Festland wohnt und einfach am Wochenende in seinen Van springen kann, und eine Wochenend-Tour macht. Aber es geht und ich bin mit allen meinen Bands schon viel unterwegs gewesen.

Glaubst du, dass es für Metal- und Hardcore-Bands schwieriger ist, auf Tour zu gehen? Im Moment sind häufig Alternative- und Indierock-Bands aus Island unterwegs, aber die einzigen harten Bands, die mir einfallen, seid ihr und die Death-Metal-Band BENEATH, die letztes Jahr beim Wacken Festival gespielt hat.

Vielleicht verallgemeinere ich das jetzt zu sehr, aber ich glaube, dass es für die Indierock-Bands viel einfacher ist, Interessenten zu finden, sei es im Geschäftlichen oder auf Seiten des Publikums. Es ist viel einfacher, diese Bands zu promoten, da man sie auch problemlos im Radio ankündigen kann. Mit den härteren Bands ist das viel schwieriger, weil es zum Beispiel viel weniger Booking-Agenturen gibt. Diese Bands sind darum meistens auf sich allein gestellt, ihre Touren zu buchen, und das ist gerade in Deutschland – das weiß ich aus eigener Erfahrung – eine echt schwierige Sache. Es gibt so viele Bands, dass die meisten Venues, wenn sie deinen Namen nicht kennen, nicht einmal deine Mails beantworten. Ich glaube aber, dass es auch noch einen Unterschied zwischen Hardcore- und Metal-Bands gibt. Die meisten Hardcore-Bands sind wohl daran gewöhnt, ihre Dinge selbst in die Hand zu nehmen, weil diese Szene immer noch überall stark mit dem D.I.Y.-Gedanken verbunden ist. In vielen Metal-Bands, die ich kenne, ist das nicht der Fall. Viele dieser Bands kommen deshalb nie aus Island heraus, weil sie sich selbst nicht darum kümmern. Daraus entsteht schnell ein Teufelskreis: die Bands touren nicht, weil sie keine Booking-Agentur haben, sie haben keine Booking-Agentur, weil sie nie touren. Ich würde sehr gerne mehr Metal-Bands wie BENEATH touren sehen, ich hoffe, dass sich das langsam ändert.

Du hast ja durch dein Studium im Ausland einen Blick von außen auf das ganze Thema. Was, würdest du sagen, ist charakteristisch für die Szene in Island? Was unterscheidet die Hardcore-Szene zum Beispiel von der englischen?

Gerade jetzt habe ich das Gefühl, dass die isländische Szene sich der europäischen und vor allem der amerikanischen Hardcore-Szene angleicht. Viele der Kids, die sich vor ein paar Jahren sehr für Musik und D.I.Y.-Politik interessiert haben, sind jetzt alt genug, Alkohol zu trinken. Mir kommt es ein bisschen so vor, als wenn die Hardcore-Szene sich mit der Metal-Szene vermischt und das Ergebnis eine Partyszene ist. Um ehrlich zu sein, gefällt mir das nicht besonders. Meine Freunde und ich sind ein bisschen entfremdet von dieser Entwicklung. Ich wäre sehr glücklich, wenn sich mehr Leute für die politischen und kulturellen Seiten dieser Musik interessieren würden, als dafür, sich jedes Wochenende zu betrinken.

Würdest du sagen, dass die Szene in Island gespalten ist?

Ja, das glaube ich schon. Es wird für mich immer schwerer, Gemeinsamkeiten zwischen mir und vielen Leuten zu finden, die da unterwegs sind. Ich fühle mich immer häufiger entfremdet von dem, was die Leute als Hardcore-Szene bezeichnen. Vor einiger Zeit gab es einen seitenlangen Artikel in unserer Zeitung Morgunblaðið über diese ganze Alternative-Rock-Hardcore-Metal-Szene, und meine Bands und ich wurden darin nicht einmal erwähnt. Wir organisieren seit Jahren Konzerte und wir veröffentlichen seit Jahren Platten, aber in dem Artikel kamen wir nicht vor. Das hat mich nicht besonders überrascht, sondern eher meinen Eindruck untermauert, dass wir irgendwie nicht dazugehören. Ich habe das Gefühl, dass die Szene, zu der ich gehöre, noch eine Subkultur von der Hardcore/Metal-Szene ist, von der so viel die Rede ist. Ich will mich überhaupt nicht beklagen – „Buuuhu, wir waren nicht dabei!“ –, ich fand es nur interessant, weil es zu dem Zeitpunkt genau meinen Eindruck bestätigte. Es gibt im Moment eine Handvoll Bands, die sehr präsent sind, und neuerdings auch ein richtiges Label für Metal beziehungsweise Metalcore. Die Mitglieder zweier Bands, CELESTINE und MOMENTUM, haben dieses Label gegründet, Molestin Records. Sie organisieren Shows und helfen Bands finanziell bei Merchandise oder Aufnahmen aus. Sie sind sehr gute Freunde von mir. In der Art und Weise, wie sie arbeiten und wie sie grundsätzlich über Musik denken, unterscheiden wir uns jedoch sehr.

Ich habe den Eindruck, dass sie durch das Label die Musikszene sehr viel professioneller gemacht haben – anstelle des früheren D.I.Y.-Prinzips.

Ja, genau das ist es! Irgendwie imitieren sie die Industrie, mit der ich eigentlich nie etwas zu tun haben wollte. Wir sind damals von den ganzen Angeboten und dem Interesse, das man GAVIN PORTLAND inner- und auch außerhalb Islands entgegengebracht hat, ziemlich überrascht worden. Wir sind durch die Verträge, die wir unterschrieben haben, und unsere Touren auch auf eine gewisse Art professionell geworden, aber ich hasse das Wort, denn ich lege sehr viel Wert auf den D.I.Y.-Gedanken. Es ist dieser geschäftliche und unternehmerische Aspekt des Ganzen, an dem ich nicht teilhaben möchte. Ich bin damals zur Punk-Musik gekommen, weil es eben so viel D.I.Y. war und „für die Kids von den Kids“. Was Molestin machen, ist, das Musikgeschäft zu imitieren. Das hat sicherlich auch gute Seiten. Immerhin kann es ihnen so gelingen, Leute für harte Musik zu interessieren, an denen sie sonst vorbeigegangen wäre. Für mich ist das allerdings nichts.

Wie macht ihr jetzt mit GAVIN PORTLAND weiter?

Wir werden uns zunächst um den neuen Drummer kümmern, um dann hoffentlich sehr bald auch wieder auf Tour gehen zu können.

Und was sind deine persönlichen Pläne für die Zukunft?

Wahrscheinlich bleibe ich noch ein paar Jahre in London, um zu Ende zu studieren. Ich möchte gerne Lehrer werden. Außerdem habe ich überlegt, einen Roman zu schreiben. Eine eigene gebundene Ausgabe im Regal, das wär‘s doch. Abgesehen davon, möchte ich weiter lesen, Musik hören und Platten kaufen, das sind im Grunde genommen dieselben Sachen, die ich tue, seit ich 16 bin. Zum Glück hält meine Freundin das auch für einen guten Plan.