NASTY

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Beatdown mit Herz und Verstand

Im Hardcore gibt es heute bekanntlich so viele Sub-Genres wie nie zuvor. In Zeiten von „Beatdown“ und „Mosh“ kommen auch die Aachener NASTY ins Spiel, die ihre aussagekräftigen Songs mit eben jenen Elementen anreichern. Anlässlich des neuen Albums „Give A Shit“ geben Sänger Matthi und Drummer Nash Auskunft über Szenewerte und fragwürdige Labelaktivitäten, die einem das Bandleben schwer machen können.

Warum diese Art von Musik?

Matthi: Ganz einfach, damit sind wir aufgewachsen. Seit ich 15 Jahre alt war, höre ich diese Musik. Zudem wohnten wir damals zum Teil in Belgien, wo natürlich die ganzen Good Life-Releases sehr präsent waren. Das hat uns geprägt.

Ihr legt in euren Songs großen Wert auf die Inhalte. Meint ihr, das kommt bei einem oftmals modefixierten Publikum überhaupt an?

Matthi: Nun, es gibt solche und solche. Bei den einen kommt es an, was wir zu sagen haben, den anderen geht es total am Arsch vorbei, oder sie verstehen es einfach nicht. Klar haben wir oft Leute, die meine Texte mitsingen. Die Frage ist dann nur, haben sie verstanden, was ich von ihnen will, oder haben sie einfach nur die Texte auswendig gelernt? Manch einer fühlt sich vielleicht sogar angepisst, aber bei wem das der Fall ist, der ist vielleicht auch genau der, den ich anpissen wollte. Es ist einfach wichtig für mich, weil ich der Meinung bin, dass genau das die Musik auch ausmacht.

Nash: Klar, Mode spielt heute schon eine große Rolle. Wo es früher darum ging, Bands zu supporten und für die Aussagen des Hardcore zu stehen, definieren sich gerade die jüngeren Leute oftmals einfach über Klamotten und Style. Es gibt Leute, die scheinen nur der Klamotten wegen zum Hardcore gehören zu wollen und verstehen überhaupt nicht, worum es eigentlich geht.

Was bedeutet euch Good Life heute?

Matthi: Das war schon ziemlich cool, als Good Life damals bei uns angefragt haben. Im Nachhinein betrachtet war es jedoch blauäugig, dort zu unterschreiben. Die erste Platte wurde noch ziemlich gut promotet, die zweite war dann eher ein Selbstläufer. Da wurde der Name Good Life dann einfach für sich stehen gelassen, frei nach dem Motto: „Ich schreibe ein paar Mails und dann läuft das Ding schon irgendwie!“ Mittlerweile kommt man sich dann schon ein wenig verarscht vor. Klar ist es toll, wenn du auf einem Label landest, das deine Platten in aller Herren Länder vertreibt, aber trotzdem bereuen wir im Nachhinein dann doch ein wenig, dass wir für drei Platten unterschrieben haben. Mit der Promo für unsere neue Platte bin ich auch absolut gar nicht zufrieden. Da werden noch nicht mal CDs versendet für Reviews. Wir haben 50 CDs bekommen und sollten selbst sehen, wie wir an Reviews rankommen, was schon etwas demotivierend ist. Zusammenfassend kann man auf Good Life bezogen sagen, dass nicht alles Gold ist,was glänzt.

Also seid ihr trotz Label noch auf den ursprünglichen D.I.Y.-Gedanken des Hardcore angewiesen.

Matthi: Klar. Das ging sogar so weit, dass wir zwischenzeitlich überlegten, die neue Platte als freien Download anzubieten mit einem PayPal-Link, wo dann derjenige, der Bock hat, einfach was für die Songs abdrücken kann. Da wir jedoch noch vertraglich gebunden sind, geht das natürlich nicht.

Lasst uns mal über das Album sprechen. „Give A Shit“, was hat es damit auf sich?

Nash: „Give A Shit“ halt. Übersetze es wörtlich und du hast das, was wir sagen wollen.

Matthi: Ein Statement gegen das gängige Geschäftsgebaren im Musikbereich. Es gibt Bands, die tun einem diesen oder jenen Gefallen, um irgendwie weiterzukommen, oder irgendwo zu spielen. Darauf geben wir einfach einen Scheiß. Da wo wir jetzt sind, sind wir hingekommen, weil wir in den vergangenen fünf Jahren extrem viel gespielt haben. Wir waren zum Beispiel kürzlich beim With Full Force. Da sind wir angekommen, haben noch schnell auf einen kleinen Karton eine Setlist geschrieben und schon ging es los. Andere Bands machen dann noch ein Fass auf mit dicken Intros und „Seid ihr gut drauf“-Gequatsche. So was brauchen wir einfach nicht. Wir sind nicht da, um zu entertainen, sondern ganz klar, um einen Austausch von Gedanken mit dem Publikum zu haben.

Ihr nehmt das Ganze beeindruckend ernst.

Matthi: Ja, dafür nehmen wir uns selbst manchmal eben nicht so ernst. Es ist doch tausendmal besser, wenn du als Band auch was zu erzählen hast. Vielleicht beherrschen wir unsere Instrumente nicht so toll, aber dafür können wir in den Spiegel blicken und machen uns nicht anderweitig zum Affen. Schau dir doch nur mal diese ganzen Deathcore-Bands und deren Umfeld an. Da greift zunächst mal der modische Aspekt heftiger denn anderswo. Davon abgesehen spielen die ihre Instrumente zwar unfassbar gut, befassen sich aber thematisch mit einem Scheiß, der mich echt zum Kotzen bringt.

Sonst noch Dinge, die ihr auf dem Herzen habt?

Matthi: Wenn ihr coole Bands habt, checkt mal Superchevalproduction. Das Studio unseres Bassers. Ansonsten checkt mal unseren Nash, der ist nämlich Model, hahaha.