Wrestling Beat-Man

Die Schweiz ist ja irgendwie ein komisches Land: Stinkreich, aber mit einer lebendigen Alternativkultur, strunzkonservativ, aber mit liberaler Drogengesetzgebung, und einer Underground-Musikszene, die durchaus aktiv ist, von der man aber hierzulande nur sehr wenig Notiz nimmt. Eine der wenigen Ausnahmen und einer der interessantesten (und sympathischsten!) Vertreter der Schweizer Punk´n´Garage´n´Rock´n´Roll-Szene ist Mr. Beat-Man, dessen "Urlaub" in Essen ich dazu nutzte, ihn ins Ox-HQ einzuladen und mal auszuquetschen über sein Label Voodoo Rhythm, seine Bands und sonstigen Aktivitäten, etwa das Wrestling - und über das Kinderkriegen, denn Herr Beat-Man ist jüngst Vater geworden: Chet Ian heisst der Kleine.

Stell dich mal kurz vor.


Ich bin Beat-Man und komme aus Bern in der Schweiz. Alter: 34, Beruf: Musiker und Labelmacher, habe aber irgendwann mal Elektromonteur gelernt. Ausserdem hatte ich auch mal einen Waschsalon.

Wie kommt man an einen Waschsalon?


Ach, damals ging es mir und einem Freund Scheisse, wir hatten mal wieder kein Geld, und da kam uns die Idee, einen Waschsalon zu eröffnen, denn sowas kennt man in der Schweiz nicht. Wir haben dann irgendwie 30.000 Franken zusammengekratzt, Waschmaschinen gekauft und ein Ladenlokal in Bern gemietet. Das lief dann zwei Jahre, bis ich mich mit meinem Partner zerstritt, und der macht den Laden jetzt alleine. Wobei das ja kein normaler Waschsalon ist, sondern eine Kombination aus Bar und Waschsalon, und natürlich mit einer Jukebox. Gelegentlich hatten wir auch Livebands im Laden. Das war sowieso ein Höllenstress, das genehmigt zu bekommen, wir haben da wirklich endlos rumtelefoniert. Schliesslich haben wir´s einfach gemacht, und natürlich kam die Polizei und hat es uns untersagt. Zum Schluss blieb dann leider nur der Waschsalon...

Seit wann machst du Musik, seit wann gibt es das Label?


Mit den MONSTERS machte ich 1988 die erste Platte. Das Label gibt´s seit ´92.

Was würdest du als deine musikalischen Wurzeln bezeichnen?

Eine Mischung aus Punk, Garage und Rockabilly, wobei ich persönlich schon aus der Punkszene komme, so mit besetzten Häusern und so. Wir waren Punks und wollten eine Band machen, die sich nach Rock´n´Roll und Rockabilly anhört, aber die Teds haben uns nie akzeptiert und wir bekamen von denen schon auch mal ´nen Baseballschläger über die Birne. So haben wir auch eher in besetzten Häusern gespielt, und abgesehen davon konnten wir auch überhaupt nicht spielen, waren musikalisch unter aller Sau.

Und heute?

Naja, an unseren musikalischen Fertigkeiten hat sich bis heute nicht viel geändert. Aber darauf kommt´s auch überhaupt nicht an, sondern darauf, ob man etwas aus einer tiefen Überzeugung heraus macht.

Was für Bands waren oder sind für dich wichtig?

Vor allem die CRAMPS. Wir waren zu dritt bei den MONSTERS, und für mich war auch immer Rockabilly sehr wichtig, etwa Hasil Adkins, und für Janosch waren´s eher Punkbands wie ABWÄRTS oder 999. Gegründet haben wir die MONSTERS 1986, und es gibt sie bis heute.

Und seit wann machst du deine One-Man-Band?

Schon seit 1980, da war ich noch extrem jung. Da nahm ich mit einem Cassettenrecorder Sachen auf, und die "Band" hiess HALBZERFALL. Danach hatte ich dann ab 1983 eine New Wave-Band namens ANTI-STATICS, mit ein paar Polen zusammen. 1986 kamen die MONSTERS, 1990 fing ich mit dem Wrestling und Lightning Beat-Man an, und seit zwei Jahren gibt es noch Reverend Beat-Man, mal solo, mal mit Orchester.

Das "Beat" in deinem Namen ist einerseits das englische Wort, andererseits der schweizerische Vorname Beat - habe ich das richtig interpretiert?

Das ist mein richtiger Name, ja. Ich habe früher auch viel Comics gezeichnet, und eine meiner Figuren hieß Beat-Man, tja, und daher kommt das.

Du hast eben schon Wrestling erwähnt. Was hat´s denn damit auf sich?

Ich war 1990 für ein halbes Jahr in den USA und hatte da schon gewisse Differenzen mit den anderen MONSTERS, so was das Einbringen meiner Ideen anbelangte. Eine One-Man-Band schien mir da die geeignete Lösung, und als ich dann in den USA jeden Tag Wrestling sah und auch mal zu einem Kampf ging, kaufte ich mir eine Maske und dachte mir, ich mache jetzt Wrestling-Rock´n´Roll. Als ich wieder in der Schweiz war, fragte ich die Leute von BISHOP´S DAUGHTER - unter anderem war da Robert Butler von den MIRACLE WORKERS dabei -, ob ich nicht als Fahrer und "Vorgruppe" mit ihnen auf Tour gehen könne. Und so fing das alles an, wobei die Grundidee war, dass ich gegen mich selber wrestle und dabei natürlich immer gewinne. Ich würde da auch nicht von einem Konzept sprechen, das war vielmehr purer Trash. Aber es lief gar nicht schlecht, ich bekam sogar Geld dafür, und so machte ich dann als nächstes für die SWINGING NECKBREAKERS aus den USA Fahrer und Vorband.

Wieso bist du von Wrestling so fasziniert? Mir gibt das ja überhaupt nichts.

Also mich hat gerade das mexikanische Wrestling total fasziniert, und ich habe mich dann auch näher mit der Sache befasst. Etwa wie man mit einer Maske Leute beeinflussen kann, wie die dich ganz anders anschauen und wahrnehmen. Nimm als aktuelles Beispiel nur mal diesen Marcos von den Zapatisten in Mexiko. Der ist immer maskiert, und die Leute schauen nur auf die Maske. Diese veränderte Reaktionen merkst du einfach, wenn du maskiert auf der Bühne stehst. Die Leute schauen dich da nicht als Person an, die sehen irgendwas anderes und du kannst mit Maske machen, was du willst. Und so haben wir dann in die Shows Kämpfe eingebaut, mit dem ganzen Publikum gewrestlet. Das ging dann manchmal schon extrem weit, und in Spanien lag dann irgendwann der ganze Club auf mir und die mussten mich gewaltsam rausziehen, ich wäre da beinahe abgekratzt. In Berlin habe ich mir beim Wrestlen mal die Hand aufgeschlitzt, es war alles voller Blut und spritzte nur so. Ich kam völlig bleich in den Backstageraum, und draussen tobte das Publikum "Geile Show!". Da kam dann sogar der Krankenwagen, die trugen mich auf der Bahre durch den Club auf die Straße und die Leute dachten immer noch, das sei Teil der Show. Weil die Band spielte ja immer weiter unterdessen... Die Leute wollten gar nicht glauben, dass ich im Spital war. So waren wir dann auf Tour: ich mit Gipsarm, Robert mit Gipsarm, weil er ein Loch in die Wand schlagen wollte. Aber wir tourten weiter, voll die Krüppelband. Damals hatten wir sogar die Bühne wie einen Wrestling-Ring dekoriert, so mit Seilen aussen herum.

Heute machst du das aber nicht mehr.

Nein, denn auf der letzten Tour habe ich mir den Rücken angebrochen, und dann musste ich mit dem Wrestling aufhören.

Woher kommt denn deine Faszination für das Wrestling? Mir persönlich geben diese inszenierten Schaukämpfe ja gar nichts.

Also auf das amerikanische Wrestling stehe ich auch nicht so, also das, was man so im Fernsehen sieht. Aber wenn du dir mal einen richtigen Schaukampf anschaust, wo die Leute eben maskiert kämpfen, wo die Leute schreien "Härter, härter, schlag ihn!", wenn du diese Power mitbekommst, dann ist das schon sehr faszinierend. Und zwar in der Hinsicht, dass Leute da eine Show machen, und mit dieser Show aus dem Publikum solch extreme Reaktionen herauskitzeln können. Das ist das, was ich seitdem versuche, mit meinen Konzerten zu erreichen. Und in dieser Hinsicht ist eben das mexikanische Wrestling etwas ganz anderes, schon wegen der Masken. Nimm als Beispiel mal El Santo: diese Figur gibt es schon seit drei Generation, das hat der Großvater des heutigen Kämpfers angefangen. Es gibt keine Fotos von El Santo ohne Maske, er hat die Maske nie abgenommen und sie ist ihm auch nie abgenommen worden, im Gegensatz zu KISS, die ja auch immer maskiert waren. Oder nimm´ Blue Demon, die tragen ihre Maske auch ausserhalb des Rings. Oder Marcos, das kann´s nur in Mexiko geben und ich finde das extrem faszinierend. Dort gibt´s übrigens auch noch einen anderen Politiker, der tritt immer maskiert als Kämpfer auf.

Was passiert da mit einem, wenn man mit Maske auf der Bühne steht?

Du machst da Sachen, die du sonst nie machen würdest, das merke ich eben an mir selber. Es gab da einige Momente, wo ich über mich selbst erschrocken bin, und mit der Zeit waren das zu viele, da wusste ich, ich muss damit aufhören, so mit ins Publikum springen und Leute angreifen. In Holland wurde mir bei so einer Gelegenheit mal die Nase gebrochen - von einer Frau, die mir voll in die Fresse schlug, als ich ihren Freund attackierte. Ich blutete aus der Maske, sagte zu Robert, ich müsse ins Krankenhaus, aber der zählte nur den nächsten Song an und sprach ins Mikro "And Lightning Beat-Man just broke his nose!". Man kann sich da wunderbar auskotzen, schreien bis die die Stimme versagt und sie dich völlig erschöpft aus dem Saal tragen müssen. Ich war zu dieser Zeit auch echt total fertig, da musste ich dann irgendwann kürzer treten. Ich merkte eben, dass ich kein Iggy Pop bin.

Was du da gemacht hast war ja das absolute Gegenstück zur klassischen Rock-Show: echtes Blut, kein Kunstblut, echte Emotionen, kein Fake, richtige Gewalt, kein Posing.

Mit solchen Bands habe ich schon immer Probleme gehabt. Ich meine, ich finde El Vez gut, aber da fehlte mir immer etwas. Sowieso finde ich Gewalt immer sehr wichtig, und deshalb fand ich GG Allin auch immer so gut. Er hat die Grenzen einfach nicht gesehen, das fand ich bewundernswert, doch das wiederum war nie etwas für mich. Wenn du mit einer Maske von der Bühne steigst und ins Publikum gehst, kannst du das Geschehen ganz eindeutig manipulieren: du hast Macht und kannst mit den Leuten machen, was du willst. Das fand ich immer extrem faszinierend, haha.

Hitler.

Ja, irgendwie, das ist echt komisch. In der Schweiz hatte mich mal ein Kunstmuseum als Performance-Künstler engagiert, und, hehe, die wussten nicht, worauf sie sich da einließen. Ich musste in der Nähe der Salatbar spielen, alles war schön piekfein und schnöselig, und ich fing dann erstmal an Feedbacks zu machen, Leute anzuspucken, stand schließlich auf der Salatbar und machte den Organisator des Ganzen an. Der hatte einen hochroten Kopf, denn mussten sie festhalten, der wollte mich umbringen. Und ich bin dann natürlich immer noch näher an ihn ran, mit der Gitarre, nur Lärm, auf den Knien. Das war schon extrem faszinierend, wie du Leute nur mit ein bisschen Musik machen völlig aus dem Konzept bringen kannst.

Wie stehen deine Eltern dazu?

Äh, hm, jaja... Also die hassen das natürlich. Schon als ich als Kind meine ersten Platten kaufte, VENOM und so, war alles vorbei. Die können mit meiner Musik überhaupt nichts anfangen, das heisst, vor kurzem kam mein Vater zu einem Konzert meiner Countryband, und das hat ihm gefallen. Aber ich habe auch schon Kindertheater gemacht, so ist das ja nicht.

Und jetzt, wo der Bub ein eigenes Kind bekommt, ist doch noch was aus ihm geworden.

Gell! Nein, also meine Eltern können sich zwar mit meiner Lebensweise im Bauwagen und so nicht anfreunden, aber trotzdem hatte ich immer ein gutes Verhältnis zu ihnen.

Du wohnst im Bauwagen?

Wie Hank Williams. Ich und Janosch, der MONSTERS-Bassist, haben zusammen zwei Bauwagen, schön zusammengebaut, mit Veranda und Garten. Das ist auf einem Bauwagenplatz, so einer Wagenburg. Das ist super: im Winter extrem kalt, im Sommer heiss. Aber da gehe ich jetzt leider raus, wegen dem Kind. Ich bin damals ja richtig aus der bürgerlichen Existenz geflüchtet, jetzt gehe ich zum Teil wieder zurück und muss sehen, ob ich das noch kann. Es ist sowieso gerade eine heftige Phase, jetzt wo bald unser Kind geboren wird. Eine heftige Erfahrung.

Und, meinst du, du wirst jetzt ruhiger und weniger extrem?

Ja schon, ich mache mir da pausenlos Gedanken. Ich lebte ja bisher von der Musik, war wochen- und monatelang auf Tour und finanzierte damit auch das Label. Die meisten Konzerte werden jetzt wegfallen und ich werde mich wohl auf mein Label konzentrieren.

Ein gutes Thema. Sprechen wir über Voodoo Rhythm, dein Label.

Angefangen habe ich 1992, als ich in Kooperation mit Record Junkie einen Schweizer Garage-Sampler veröffentlichte. Anfangs hatte ich vor, nur meine eigenen Sachen zu veröffentlichen, einfach deshalb, weil du als Band von deinem Label immer nur ein paar Freiexemplare bekommst, doch dann gehst du auf Tour, die Platten sind aus, und es ist immer stressig, welche nachzubekommen, du schuldest dem Label Geld und so weiter. Also dachte ich mir, ich bringe die Sachen selbst raus, dann gibt´s das ganze Problem nicht. Doch dann sah ich auf Tour so viele Bands, von denen ich dachte, mit denen müsste man eigentlich eine Platte machen. Die erste "fremde" Band war die Single mit den DEAD COBAINS, und die erste LP ROY & THE DEVIL´S MOTORCYCLE, eine Band aus den Schweizer Alpen. Voll Trash.

Die Schweiz ist ja in musikalischer Hinsicht so ein weißer Fleck auf der Landkarte: ich kenne nur wenige Bands von dort, es gibt kaum ein Label, und ein eigenes Musikmagazin gibt es auch nicht.

Ja, ein Musikheft für unsereins gibt´s echt nicht, und Bands gibt es schon, aber die gehen nicht raus aus dem Land, mit ein paar Ausnahmen, etwa MEN FROM SPECTRE oder LOMBEGO SURFERS, und dann hört´s auch schon auf. Dabei gibt es eine echt gute Underground-Szene in der Schweiz, die auch zusammenhält, was auch der Grund ist, weshalb ich in der Schweiz bleibe und nicht nach Berlin gehe oder so. Das Schöne an Bern ist, dass die Szene so klein ist, dass man unweigerlich mit Leuten in Kontakt ist, die etwa Industrial oder Heavy Metal machen und man so nicht nur Rockabilly oder Punk hört. Sowieso liebe ich Industrial.

Echt? Das ist ja was völlig anderes als deine eigene Musik.

Schon, das ist völlig brachial. Ich liebe TEST DEPARTMENT, WHITEHOUSE, anfangs EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, frühe FOETUS und natürlich SUICIDE. SUICIDE sind meine Götter! Ich habe auch selbst mal was in dieser Richtung gemacht, so Industrial-Noise-Rockabilly, aber ich weiss nicht, ob ich das veröffentlichen werde. Das Ding heisst REV. BEAT-MAN & THE CHURCH OF HERPES. Wir haben mal ein Konzert gespielt, unlängst was aufgenommen, und jetzt schauen wir mal.

Was hat´s mit dieser Reverend-Sache auf sich? Was predigst du? Den Rock´n´Roll?

Den Trash. Der Glauben hat für mich die gleiche Faszination wie das Wrestling. Du musst nichts zu sagen haben, es kommt nur darauf an, wie du etwas sagst.

Ich denke bei "Reverend" immer an diese US-Prediger mit ihren flammenden Reden.

Genau das meine ich. Dabei habe ich keinerlei Aussage, schon gar nicht religiöser Art, sondern mir geht´s ums Konzept. Und man kann extrem viel sagen, wenn man nichts sagt, das finde ich super. Du kannst extrem die Leute mitreissen, selbst wenn du Bullshit erzählst, Hauptsache das "Wie" stimmt. Das ist echt das Beste, das macht Spaß.

Vielleicht solltest du in die Politik gehen.

Haha, genau, das wird mein nächstes Projekt, denn es gibt ja auch zu wenig gute Politiker. Nein, im Ernst, ich hasse Politik und Religion. Ich verabscheue Religion! Aber es ist ein schönes Spielbrett, um darauf zu spielen. Ich habe mich dazu auch schon mit Pfarrern und Missionaren unterhalten, hatte sogar die Idee, das Projekt REV. BEAT-MAN GOES TO AFRICA zu starten, was völlig unter die Gürtellinie geht und wofür mich meine Mitmusiker echt gehasst haben. Aber das wäre schon schön, doch das Thema ist echt too much. Weisst du, die hatten früher im Züricher Zoo Schwarze wie Affen ausgestellt, und als ich mich mit diesem Missionar unterhielt, merkte ich, dass die wirklich denken, Schwarze seien dümmer als Weisse, und die haben Bücher, in denen sie das zu belegen und erklären versuchen - auch den Schwarzen. Und das unter dem Deckmantel der Kirche. Das gäbe mindestens ein Doppelalbum.

Apropos: deine LPs sind teilweise extrem aufwendig gestaltet, so mit ausgeschnittenen Klappcovern. Wer macht das denn, wer bezahlt das?

Das machen Robert und ich in Handarbeit. Er ist Grafiker und Siebdrucker und mag wie ich Sachen, die bis ins Detail ausgefeilt sind und cool aussehen. Wenn man schon die Möglichkeit hat, etwas richtig cool zu machen, dann sollte man die auch nutzen. Da wir das in Handarbeit machen, kommt das auch nicht viel teurer als ein normales Cover. Eine Ausnahme ist da die neue MONSTERS-Platte: die kommt in einer Box, mit einem 1000-teiligen MONSTERS-Puzzle! Und für die REV. BEAT-MAN-CD wird´s eine Special Edition geben mit einer Bibel drin, so mit Ledereinband, in der verschiedenen Autoren ihre Gedanken loswerden dürfen.

Wer kauft das, wieviele Leute kaufen das?


Also von der letzten LIGHTNING BEAT-MAN habe ich bis jetzt 3.000 LPs verkauft, und jetzt habe ich davon auch die CD gepresst, mal sehen, wie die läuft. Bei den MONSTERS bin ich auch so bei 3.000, bei den anderen Sachen jeweils so bei 2.000. Am meisten, so circa die Hälfte, verkaufe ich nach Deutschland, der Rest geht in die USA, nach Australien, Italien, Japan, Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Schweden, England, Neuseeland... Osteuropa fehlt noch. Ich arbeite da nicht mit großen Vertrieben, die nehmen fast immer nur CDs, ich hatte bislang aber vor allem Vinyl. Mal sehen, wie das jetzt so läuft, wenn ich mehr auf CD mache. Ich fände das gut, wenn da mehr passiert, denn ich stehe hinter den Sachen, die ich mache, ich bin Überzeugungstäter. Wenn es mir nicht gefällt, bringe ich es nicht raus.

Dein letzter Release waren die DEAD BROTHERS, das ist ja auch eine sehr skurrile Band.

Oh ja! Ich hatte gehört, dass es da eine Begräbniskapelle gibt, die mit Tuba und so unter anderem Songs von den ANIMALS nachspielt. Ich dachte mir, mit denen mache ich eine Platte, ohne dass ich überhaupt was von ihnen gehört habe. Ich bekam dann ein Tape von denen, aber das war noch nicht ausgefeilt genug, sie gingen ins Studio, und das Ergebnis war dann schön: es ist halt was ganz anderes als die sonstigen Sachen auf meinem Label, das hat Einschläge von Jazz und Klezmer und Rock´n´Roll. Mehrere Leute meinten, das wäre zu heftig, ich solle die Platte nicht machen, aber ich wollte es versuchen. Auch live sind die unglaublich, und die Platte verkauft sich auch gut, ich habe schon 2.000 LPs und CDs verkauft.

Verkaufst du denn mittlerweile auch Sachen in der Schweiz oder wirst du da immer noch mit Missachtung gestraft?

Also früher habe ich vielleicht zehn Platten pro Titel über meinen Mailorder in der Schweiz verkauft, doch mittlerweile hat sich das gebessert, die Presse schreibt jetzt auch mal über meine Sachen.

Was für eine Richtung wirst du denn mit deinem Label in nächster Zeit einschlagen?

Ich will nicht einfach nur Ware machen, die es schon zigmal gibt. Ich will "andere" Musik machen, bei der man sich noch wundert, wenn man sie zum ersten Mal hört. Die nächste Veröffentlichgung wird DM BOB & THE DEFICITS aus Hamburg sein, dann LP und CD von KING KHAN & HIS SHRINES, dann bin ich an MR. QUINTRON dran und es wird eine SEXAREENOS-7" geben.

...sofern du zwischen Windelnwechseln und Fläschchengeben noch dazu kommst.

Klar, das geht schon.

Wie wichtig ist dir denn Vinyl?

Ich höre zuhause nur Vinyl, von daher ist mir das sehr wichtig. CDs finde ich ok, sofern man ein schönes Digipack macht. Aber Vinyl hat einfach den Vorteil des wunderbar großen Covers, und zudem hat eine LP den Vorteil, dass sie erstmal nur über eine Seite geht, während die CD komplett durchläuft. Ich drehe gern eine Platte um, und wenn man sie umdrehen muss, befasst man sich auch mehr damit. Eine CD dagegen schiebe ich einfach ein und die läuft durch. Zudem hast du bei einer LP Songtitel, bei einer CD sind´s nur noch Nummern. Also ich bin auf jeden Fall Vinylfan, kaufe selbst nur alte Sachen in Second Hand-Läden.