7 SECONDS

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Young until they die

Alte Punkbands, die es noch mal wissen wollen und durch Europa touren, gibt es unzählige, und die Chance, bei so einem Konzert die erschreckende Erfahrung machen zu müssen, dass da eine Band klingt, als covere da jemand anderes eher schlecht als recht ihre Klassiker, ist ziemlich groß. In letzter Zeit zeigten beispielsweise ANGRY SAMOANS oder SNFU, dass außer dem Namen nichts mehr da ist, was an die einstige Größe erinnert. Dass es auch anders geht, das bewiesen Kevin Seconds und Band, denn was der etwas füllig und vor allem kahl gewordene einstige Mitbegründer der US-Straight-Edge-Bewegung da ablieferte, war beeindruckend: Alle Hits wurden gespielt, und das so mitreißend und unverfälscht, dass während und nach dem Konzert im Kölner Underground nur strahlende Gesichter zu sehen waren. Nach der Show begaben wir uns in den Backstagebereich, um mit Kevin über damals und heute zu sprechen.

Kevin, du bist ein beschäftigter Mann, machst solo Musik, mit deiner Band, du hast eine Radioshow und mit einem Café war da auch mal was.

Es macht mir einfach Spaß, irgendwas zu tun, das war schon so, als ich noch klein war. Ich bin nicht hyperaktiv, aber ich schaffe gerne Neues, so macht das Leben Spaß. Und wenn ich es mal etwas langsamer angehen lasse, fühle ich mich seltsam. Vielleicht ist meine Daueraktivität aber auch nur der Versuch, mich davon zu überzeugen, dass ich jünger bin.

Ist Alter also ein Thema für dich? Du bist Jahrgang 1961 und schriebst einst den Song „Young ’til I die“.

Eigentlich ist es kein Thema, und dann doch wieder. Ja, ich fühle heute anders und sehe Dinge anders als mit 20. Andererseits habe ich meine Meinung in vielerlei Hinsicht seit damals nicht geändert. Als ich 20 war, habe ich mich im Umgang mit Menschen, die 20, 30 Jahre älter waren, nie unwohl gefühlt. Jetzt bin ich selbst in dem Alter und habe Freunde in meinem Alter, aber auch welche, die älter oder viel jünger sind. Das gefällt mir, und ich fühle mich auch heute nicht unwohl in der Gesellschaft von Leuten, die nicht aus meiner Altersgruppe sind.

Ist Alter also nur ein soziales Konstrukt?

In gewisser Weise schon. Die USA sind sehr „ageist“ geworden, es gibt Altersdiskriminierung. Mit 30 bist du da schon „over the hill“, ab da geht es abwärts, Frauen sind nicht mehr schön. Alter wird als Stigma angesehen, dabei ist das totaler Bullshit. Es geht bei dieser Thematisierung letztlich nur darum, Magazine und irgendwelchen Schrott zu verkaufen. Meine Erfahrung ist aber, dass sich Künstler und Musiker kaum um Alter und Altersunterschiede kümmern, Schauspieler mal ausgenommen.

Hast du das auch schon so gesehen, als du damals „Young ’til I die“ geschrieben hast?

Ich stehe immer noch zu dem Gefühl, das hinter dem Song steckt. Wenn ich heute sage, ich habe keine Lust, abends noch auszugehen, weil ich müde bin, und mir dann jemand sagt „Hey, du hast doch gesagt du seist ,Young ’til I die‘, was soll das?“, dann missversteht er den Text. Jung zu sein bedeutet im Kontext dieses Liedes, inspiriert und engagiert zu sein, dafür zu sorgen, dass dein Leben weiterhin cool ist und Spaß macht. Ich kenne Menschen, die sind 35 und verhalten sich, als seien sie 60. Die gehen zur Arbeit und wieder nach Hause, ab und zu betrinken sie sich mal, und das ist es. Und so soll das laufen, bis sie in Rente gehen? Für mich klingt das eher, als seien sie schon beinahe tot. Ich bin der Meinung, man muss einfach aktiv bleiben, wach, man muss seinen Geist jung halten. Ich bin jetzt knapp 50 und verhalte mich hoffentlich nicht so, wie ich mit 30 dachte, dass sich 50-Jährige verhalten. Es geht nicht darum, dass ich nicht erwachsen sein will, ich will nur kein altes Arschloch sein. Ich ertappe mich natürlich auch manchmal dabei, wie ich denke „Mann, die Musik früher war wirklich besser!“, und im nächsten Augenblick merke ich dann, dass ich klinge wie mein Vater früher. Meist weist mich meine Frau auf so was hin, die sagt dann „Hast du eigentlich gemerkt, was du da gerade gesagt hast?“, hahaha.

Und wie passt da deine Band ins Bild? Einerseits stehst du zu deinem Alter, andererseits geht es bei Punk- und Hardcore um eine Jugendkultur, du singst Lieder, die 20, 30 Jahre alt sind, bei euren Konzerten mischen sich auch nostalgische Gefühle unter die Empfindungen des Publikums ...

Ich habe bei allen Texten heute immer noch ein gutes Gefühl. Manche Texte sind etwas veraltet, weil sie über eine bestimmte Entwicklung zu einer bestimmten Zeit geschrieben wurden, etwa als Ronald Reagan Präsident war und wir dachten, es steht ein Krieg bevor. Wir unterhalten uns in der Band darüber, und wir haben uns entschieden, dafür zu sorgen, dass die Lieder und Texte relevant bleiben. Bei ein paar Songs haben wir auch vorsichtige Anpassungen vorgenommen, so dass sie besser in die Gegenwart passen. Schließlich geht es bei Kunst ja auch darum, dass man Regeln nicht einhält. Als Kind bekommt man in der Schule beigebracht, bestimmte Regeln einzuhalten und sich in Strukturen zu fügen, und davon muss man sich als Künstler wieder lösen. Schafft man das nicht, schafft man auch nichts Neues. Und so gelingt es auch, dass so was Simples wie alter Punk und Hardcore auch heute noch frisch und relevant ist. Zumindest fühlt es sich für uns so an, und wir haben auch immer wieder Songs aus dem Programm genommen, weil die nicht mehr funktionierten, weil die sich komisch anfühlten, wenn wir sie spielten.

Wie oft spielt ihr dieser Tage?

Zu Hause in Sacramento und in den USA spielen wir eher selten, und in Europa sowieso. Und wenn wir spielen, gibt es im Vorfeld oft die Reaktion: „Wie, die gibt es immer noch?!“, und es mag für manchen so aussehen, als sei das so ein Revival-Ding, aber das stört uns nicht. Wichtig ist nur, dass wir richtig arschtreten und hinterher niemand das Gefühl hat, enttäuscht worden zu sein. Wir auf der Bühne haben jedenfalls immer großen Spaß an den Konzerten, das ist unsere Grundvoraussetzung, und wenn man dann noch im Publikum die Leute lächeln sieht, ist alles gut. Die Show heute war auch echt gut, da stimmte alles. Es geht einfach nichts über eine kleine Club-Show, das gibt mir immer noch einen unglaublichen Kick.

Ihr habt zum Schluss noch eure großartige Version von Nenas „99 Luftballons“ gespielt, das seit Mitte der Achtziger einer eurer Klassiker ist. Wie kam es damals dazu, dass ihr den ins Programm und sogar für eine Platte aufgenommen habt?

Damals hasste jeder, den ich kannte, diesen Song, denn er war auch in den USA ein Hit. Aber meine ganzen Punkerfreunde meinten, der sei ja so „New Wave“, wo sich jeder fragte, was das eigentlich sein soll. Wie auch immer, ich wollte unbedingt „99 red balloons“ covern, ich überzeugte meinen Bruder, und so spielten wir den. Das erste Mal spielten wir ihn in Los Angeles, und ich sagte: „Entweder die lieben es oder sie bringen uns dafür um.“ Und was soll ich sagen, sie liebten es, ein Riesenpublikum, das gekommen war, um uns und G.B.H und zig andere Bands zu sehen.

Kanntest du Nena, konntest du sie und den Hintergrund ihrer Band in dieser „Neuen Deutschen Welle“ einordnen?

Nein, das sagte mir nichts. Ich hatte mir damals ihr Album gekauft und ich weiß noch, dass da noch ein anderer Song drauf war, der mir gefiel. Ist Nena noch aktiv, was macht die heute?

Klar, die ist immer noch aktiv, und sogar recht erfolgreich.

Ah, gut zu hören. Ich frage mich ja bis heute, ob sie jemals unsere Version gehört hat. Zumindest wird sie sich wohl darüber freuen, dass bis heute Lizenzzahlungen dafür bei ihr ankommen.

Der Song war auf eurem dritten Album „Walk Together, Rock Together“ von 1985 und erschien auf deinem Label Positiv Force in Zusammenarbeit mit BYO. Welche eurer Alben sind aktuell denn noch erhältlich?

Die meisten Platten sind noch „in print“, nur die beiden Alben auf Restless ...

... „Ourselves“ von 1988 und „Soulforce Revolution“ von 1989 ...

... sind out of print. Das Label wurde später aufgekauft und ich weiß nicht, wer heute für diese Alben zuständig ist. Auf BYO sind aktuell „The Crew“, „Walk Together, Rock Together“ und „New Wind“ erhältlich, ebenso sind die neueren Alben auf Side One Dummy noch zu haben, und bei den anderen weiß ich es nicht. Andere Platten haben wir selbst rausgebracht, aber im Laufe der Jahre gingen die Mastertapes verloren, und na ja, da hat sich bislang niemand darum gekümmert. Unlängst haben wir aber ein paar alte Tapes wieder gefunden, und die Idee ist, anlässlich unseres 30. Geburtstages eine Compilation mit unveröffentlichten oder raren, längst ausverkauften Songs zu veröffentlichen. Ob das allerdings noch dieses Jahr was wird, das weiß ich nicht.

Ab Mitte der Achtziger habt ihr euren Sound geändert, weg von Punk und Hardcore, hin zu eher melodiöseren Rock-Klängen. Das fing mit „New Wind“ von 1986 an.

Ja, Mitte/Ende der Achtziger änderten wir unseren Sound, und die Hardcore-Kids hassten das damals. Heute allerdings wird das nicht mehr so eng gesehen, und in den letzten Jahren wollen immer wieder mal Leute live auch Songs von diesen Alben hören. Ich finde das schön, denn es sind meine Songs und ich mag die auch. Wir waren damals wohl einfach unserer Zeit etwas voraus und nicht viele Fans wollten uns damals folgen. Das Problem ist, dass diese Songs live nicht gut mit unseren schnellen Punk-Songs harmonieren, und so spielen wir die heutzutage nur selten, weil die sonst live einen ziemlichen Bruch im Programm darstellen. „New Wind“ verkaufte sich damals übrigens erstaunlich gut, obwohl all die Punk-Fanzines es hassten. Wir bekamen dafür echt Prügel. Und heute erzählen uns Bands wie SICK OF IT ALL, dass die das Album damals schon insgeheim richtig gut gefunden hätten, aber man habe das ja nicht zugeben dürfen. Haha, diese „tough guys“ standen also insgeheim auf unsere lahme Mädchenmusik.

Zusammen mit deiner Frau Allyson hast du von 2001 bis 2005 und von 2006 bis vor kurzem in Sacramento das True Love Coffeehouse betrieben. Wie muss man sich das vorstellen?

Das erste Café mussten wir schließen, weil unser Vermieter ein Arschloch war. Der Laden lief richtig gut, aber wir hatten ständig Streit wegen Kleinigkeiten. Der Typ konnte mich einfach nicht leiden, weil ich Tattoos habe und Punk bin. Und Punks wollte er sowieso nicht haben, dabei betrieben wir einfach nur ein nettes Café. Als der Mietvertrag dann auslief, waren Allyson und ich richtig erledigt und froh, dass es vorbei war. Wir suchten dann in Ruhe nach einem neuen Standort und fanden den auch ein, zwei Jahre später, größer und schöner als vorher, und da konnten wir sogar kleinere Konzerte veranstalten. Das war alles sehr viel Arbeit, ich versuchte, meine Musik und das Café unter einen Hut zu bringen, und als dann die Wirtschaftskrise kam, beendeten wir auch unseren zweiten Versuch. Mal sehen, ob wir blöd genug sind, einen dritten Versuch zu wagen, hahaha. Es war echt ein netter Laden, wir hatten Kaffee und verschiedenes Gebäck, alles vegetarisch und vegan. Und unsere Spezialität waren unsere „late night waffles“, die es erst ab Mitternacht gab. Da in Sacramento um zehn, elf alles zumacht, waren wir für die Nachtschwärmer die letzte Zuflucht. Es gab leckere Waffeln mit allerlei Füllungen und dazu gute Musik, also Akustik-Shows von befreundeten Bands. Das entwickelte sich zu einer netten kleinen Community, wo sich sehr nette Leute trafen.

Bei deiner Hyperaktivität frage ich mich natürlich, was du als Nächstes vorhast.

In letzter Zeit habe ich mich viel mit Radio beschäftigt. Ich habe dreieinhalb Jahre lang bei einem kommerziellen Sender eine Punk-Show gemacht – zwei Stunden die Woche –, aber da das „normale“ Radio allerdings sehr reglementiert ist, versuche ich jetzt, selbst was im Internet zu machen. Ich arbeite gerne auf mich allein gestellt, denn wenn dann was nicht klappt, weiß ich wenigstens, wer schuld ist. Die Internetradio-Sache ist zwar noch recht beschränkt, was die Zuhörerzahlen betrifft, aber ich denke, wenn man eine interessante Show macht, findet das auch Zuspruch. Gleiches gilt für punkradiocast.com aus Kanada, wo ich eine wöchentliche Sendung habe, und das macht mir echt Spaß. Vor kurzem nun habe ich eine Live-Radiosendung gestartet, wer sich dafür interessiert, sollte auf meine MySpace- oder Facebook-Seite gehen. Da spiele ich alles, von Johnny Cash bis Madonna. Live ist Radio einfach cooler, da kann man mit den Leuten interagieren, bekommt direkte Reaktionen.

Was motiviert dich bei so was?

Es macht mir einfach Spaß! Wobei ich mir hin und wieder seitens meiner Frau auch die Frage gefallen lassen muss, wie ich es schaffe, mir im Leben immer genau die Sachen rauszupicken, mit denen man kein Geld verdient. Ich antworte dann immer, dass ich ohne Geld geboren wurde und wohl auch so wieder von dieser Welt gehen werde. Aber Allyson unterstützt mich, und sie hat auch einen richtigen Job, auf den man, wenn man sich mich anschaut, allerdings nie kommen würde.

Und der ist?

Sie betreibt ein kleines Fitness-Studio. Und sie sagt immer: Wenn du Hilfe brauchst, was deine Figur anbelangt, lass es mich wissen ... Sie ist auch Musikerin, sie singt sehr gut, und wir machen auch viel zusammen, nehmen gemeinsam auf. Sie hat ein Projekt namens BAGOKITTENS, und das wollen wir zusammen weiter ausbauen, so dass dann wir beide singen. Mal sehen, was daraus wird. Außerdem ist sie Fotografin, und als wir das Café noch hatten, war das eine gute Sache, um uns beiden und anderen künstlerischen Spielraum zu verschaffen, wir hatten da auch kleine Ausstellungen. Das Beste an einer eigenen Location ist nämlich, dass du da einfach machen kannst, was du willst.

Was nun deine Soloplatten betrifft, so hast du da schon vor 20 Jahren vorgemacht, was sich in den letzten zwei, drei Jahren zu einem kleinen Hype entwickelt hat: Der Sänger einer Punkband stellt sich nur mit einer Gitarre auf die Bühne und singt eher ruhige Lieder.

Kannst du das bitte noch mal laut und öffentlich sagen? Danke. Ich bin es nämlich leid, heute mit den Worten „Kevin Seconds, der Neuzugang in Sachen Punkband-Sänger auf Solopfaden“ angekündigt zu werden. Nein, es ist ja schön, dass das heute akzeptiert wird und solche Solosachen auf offene Ohren stoßen. Ich fing damals damit an, weil 7SECONDS kaum noch tourten und ich das nicht bleiben lassen wollte. Auf eine neue Band hatte ich keine Lust, denn ich will mich nur mit Leuten umgeben, die ich wirklich mag, und so zog ich alleine los. Mein Auto, meine Gitarre, CDs zum Verkaufen, eine Tasche Klamotten zum Wechseln – einfacher kann man es nicht haben, und ich spiele überall: Clubs, Büchereien, Wohnzimmer, Plattenläden ... Ich brauche nicht viel Geld, da ist niemand außer mir, der bezahlt werden muss und das macht alles sehr einfach. Ich fing damit 1988 an, machte das eine Weile, und ließ es dann wieder bleiben, weil es auch Situationen gab, wo keiner zu meinen Konzerten kam, was ein Schock war, denn mit 7SECONDS war ich es gewohnt, in vollen Läden zu spielen. Seit Leute wie Chuck Ragan, Mike Park, Tim Barry oder Frank Turner, mit denen allen ich befreundet bin, das machen, stößt diese Solo-Sache bei immer mehr Kids auf Zuspruch, gerade auch in Europa, wie ich feststellen musste. Außerdem kommt mir diese ruhigere Art des Auftretens im Gegensatz zu den 7SECONDS-Shows durchaus entgegen, ich muss mich da nicht beinahe umbringen auf der Bühne, das ist wirklich anstrengend, hahaha. Wir sprachen vorhin über das Alter und dass das kein Thema ist, aber mit knapp 50 merke ich schon, wie sehr mich das anstrengt, und ich frage mich, ob ich das in zehn Jahren noch bringe. Aber solange ich noch Spaß daran habe, werde ich das weitermachen.

Das letzte 7SECONDS-Album „Take It Back, Take It On, Take It Over!“ kam 2005. Da wird es allmählich Zeit für was Neues, oder?

Wir haben eine ganze Menge neue Songs, die sogar für zwei Alben reichen würden – Steve schreibt welche, ich, und Bobby auch. Das Problem ist allerdings, dass das Musikgeschäft in den USA völlig am Boden liegt, komplett, das ist ganz verheerend. Für Punkbands ist das allerdings nur halb so schlimm, die mussten schon immer hungern, die sind es gewohnt, unter einfachen Bedingungen zu arbeiten. Auch 7SECONDS waren ja nie eine Band, die riesige Mengen an Platten verkauft hat. Und so hat es sich herausgestellt, dass heute wieder mehr Vinyl verkauft wird als noch vor ein paar Jahren, und das freut mich, denn daran hing schon immer mein Herz und ich hatte eine Weile lang wirklich Angst, dass Vinyl ausstirbt und bald niemand mehr Plattenspieler herstellt. Heute haben die Kids wieder Spaß an Vinyl, das ist cool. Wir haben also vor, ein neues Album zu machen, es wird wieder auf SideOneDummy kommen, aber wie genau das aussehen wird, wissen wir nicht. Den Weg, den andere Bands gehen, nämlich ein Album nur noch als Download zu veröffentlichen, wollen wir jedenfalls nicht beschreiten. Es sieht also danach aus, als ob es 2011 ein neues Album geben wird – ein Jahr nach unserem 30. Geburtstag. Und dann ist da ja auch noch die Idee, die unveröffentlichten Sachen rauszubringen ... Es gibt zwei komplette Alben von 1980 und 1981, die nur auf Kassette erschienen sind, das sind allerdings unhörbare Aufnahmen, die wir mit einem normalen Kassettenrecorder aufgenommen haben. Es gibt Bootlegs davon, die klingen aber völlig beschissen, und wir wollen diese Songs neu aufnehmen, nur für uns, und wenn sich irgendwer dafür interessiert, um so besser, denn uns sind diese Lieder wichtig, sie sind ein Teil unserer Geschichte.

Kevin, besten Dank für das Interview.

 


7SECONDS wurden am 17.01.1980 in Reno, Nevada ins Leben gerufen. Die Band bestand damals aus den beiden Marvelli-Brüdern Kevin Seconds und Steve Youth und den Borghino-Brüdern Tom Munist und Dim Menace. Diese verließen die Band jedoch schon ein Jahr später, um die Band SECTION 8 zu gründen. Von da an erlebten 7SECONDS noch viele Besetzungswechsel, Seconds und sein Bruder Youth sind allerdings bis heute fester Bestandteil der Band. Sie existiert heute in der Konstellation Kevin Seconds (Gesang), Steve Youth (Bass), Troy Mowat (Schlagzeug) und Bobby Adams (Gitarre).

7SECONDS gelten als Mitbegründer des Hardcores und haben angeblich sogar den Begriff als erstes verwendet (Joey von D.O.A. sieht das womöglich anders), als sie ihre Musik in einem Interview als „Hardcore New Wave“ beschreiben. In den ersten Jahren veröffentlichte die Band einige Demos auf Kassette und EP, bis dann 1982 beim YOUTH BRIGADE-Label Better Youth Organisation unterzeichnet wurde. Hier veröffentlichte die Band ihre ersten LPs, zu denen auch ihr wohl bekanntestes Album „Walk Together, Rock Together“ (1985) gehört. Mit Alben wie dem 1984 veröffentlichten „The Crew“ nahmen 7SECONDS maßgeblich Einfluss auf die Youth Crew-Bewegung innerhalb des Hardcores, außerdem werden sie oft im Zusammenhang mit dem Aufkommen der Straight Edge-Bewegung gennant, obwohl sich 7SECONDS nie als Straight Edge-Band sahen. In einem Interview sagte Kevin Seconds, er halte sich zwar von Drogen und Alkohol fern, habe aber wenig Bezug zur Straight Edge-Szene, die er jedoch respektiere.

Neben den Alben veröffentlichten 7SECONDS auch Songs auf einigen Compilations, beispielsweise auf dem Sampler „Nuke Your Drink“ auf Positive Force Records, welches von Kevin Seconds selbst betrieben wurde. Über Positive Force brachte die Band 1987 auch ihre erste Live-LP „Live! One Plus One“ heraus. Dann stand auch schon der nächste Labelwechsel bevor. In den späten Achtzigern ging man zu Restless und veröffentlichte dort „Ourselves“ (1988) und „Soulforce Revolution“ (1989). Mittlerweile hatte sich der vormals punkige Klang der Band in eine ruhigere und melodiösere Richtung entwickelt, der gerade in der Hardcore-Szene nicht immer auf viel Anklang traf, dem aber dennoch ein großer Einfluss auf spätere Bands ähnlicher Genres zugeschrieben wird. Nachdem man dann über Headhunter drei Alben veröffentlicht hatte, folgte ein kurzer Ausflug zum Major-Label Epic (Sony), wo 1995 „The Music, The Message“ erschien.

Danach wurde es etwas ruhiger um die Band. Neben 7SECONDS hatte Kevin allerdings auch einige andere Projekte wie DROP ACID oder seine Solo-Aktivitäten, denen er sich widmen konnte. 1999 gab es dann wieder neues Material in Form des „Good To Go“-Albums, das auf SideOneDummy veröffentlicht wurde. Die bislang letzte Veröffentlichung gab es 2005, als mit „Take It Back, Take It On, Take It Over“ das dreizehnte Album der Band erschien.