DEATH OF A DEMON

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Vom Horrorpunk zum Schwermetall

DEATH OF A DEMON aus Essen klingen, so stand es im letzten Ox geschrieben, wie DANZIG zwischen „4“ und „Deth Red Sabaoth“, mit dem Unterschied, dass das Ganze nicht von tauben Ohren produziert wurde. Wir sprachen mit Lou Gosi, ex-THE SPOOK und -HEARTBREAK ENGINES, über sein neues Betätigungsfeld im Düsterrock und das Debütalbum „Doomsday Euphoria“.

Lou, du bist bekannt als Sänger der Horror-Rocker THE SPOOK und der Psychobilly-Band HEARTBREAK ENGINES. Jetzt setzt du überraschend auf Metal, warum?

Also, wer mich und die Jungs von DEATH OF A DEMON kennt, weiß, dass dieser Schritt in Richtung Heavy Rock eine logische Konsequenz unserer musikalischen Sozialisation ist. Wir sind mit Metal und Rock und auch Punk groß geworden. Als ich mit Lester Vail THE SPOOK gründete, hatten wir extreme Lust auf Punk und lebten diese Phase aus. Der Ausflug mit den Engines war eigentlich eher als Versuch gedacht, Punk und Psychobilly zu kombinieren, und entwickelte sich dann zu einer richtigen Band. Das Feuer des Heavy Rock und Metal loderte immer in uns und aus dieser Flamme ist nun DEATH OF A DEMON entstanden. DOAD würde ich auch eher als Heavy Rock bezeichnen und nicht als Metal. Wir möchten uns als Musiker einfach so entfalten können, wie wir wollen, und machen einfach das, was uns Spaß macht! Ich denke aber, dass wir mit DOAD dort angekommen sind, wo wir immer hinwollten.

Euer Debütalbum schien eine schwere Geburt gewesen zu sein, denn schon seit einer ganzen Weile geistert ja ein einzelner Song im Netz herum und bereits 2009 habt ihr eure erste Show auf dem Fiendforce Fest gespielt. Was hat euch bis jetzt aufgehalten?

Bei DEATH OF A DEMON gab es in der Vergangenheit einige Besetzungswechsel und ich wollte einfach, dass die richtigen Musiker in der Band spielen. Alleine das nahm schon einige Zeit in Anspruch. Als die Besetzung stand, haben wir uns so viel Zeit gelassen, wie es für das Songwriting nötig war. Wir wollten auch nicht vorher die Leute bei MySpace mit Songs zuballern, sondern die Sache mal etwas anders angehen als sonst und auch live nicht schon total präsent sein, ohne dass man die Songs kennt. Die Platte haben wir mit unserem sehr guten Freund und Engines-Drummer Oki aufgenommen und zwar komplett in Eigenregie. Wir haben Oki so viel Zeit gelassen, wie er benötigte, und wollten keinen Schnellschuss hinlegen, denn das wäre der Sache nicht gerecht geworden. So sind wir nun sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Euer Album schreit förmlich „DANZIG“: der Stierkopf, die düsteren Songtitel, die Riffs, deine Art zu singen ...

Ich kann diese Einschätzung gut nachvollziehen. Vielleicht ist es auch eine Hommage an gute alte Zeiten, was das Cover angeht, wobei Jan Meininghaus einen fantastischen Job gemacht und sich mit diesem Artwork selbst übertroffen hat. Ansonsten gibt es sehr viele Bands, die auch einen Widderschädel verwenden, wir sehen das daher sehr entspannt. Und was meinen Gesang angeht, es ist ja kein Geheimnis, dass mich DANZIG in früher Jugend sehr geprägt hat. Ich finde es gibt durchaus schlimmere Einflüsse und es ist so, wie es ist. Glenn Danzig ist von Elvis und Jim Morrison beeinflusst worden, Phil Anselmo unter anderem von SAINT VITUS, um nur zwei Beispiele zu nennen. Und ich eben von Glenn Danzig. Eine Generationsfrage, wie ich finde. Aber trotzdem ist es uns nicht wichtig, exakt wie DANZIG zu klingen. „Doomsday Euphoria“ ist aus vielen Einflüssen und vielen Jahren des Musikhörens entstanden und die Songs wurden geschrieben, ohne dass wir explizit einer anderen Band nacheifern wollten.

Bei den letzten Deutschland-Gigs konnte DANZIG gerade mal ein paar hundert Zuschauer ziehen. Denkt ihr, dass es jetzt eine bessere Zeit für diesen Sound ist? Oder rechnet ihr schon mit einem schweren Einstand in der ungleich größeren Metal-Szene?

Ich habe keine Ahnung, wie viele Zuschauer Danzig bei seiner letzten Tour gezogen hat, da ich die letzten Veröffentlichungen von ihm absolut unmöglich fand. Natürlich verfolge ich den Werdegang von DANZIG, aber von den düsteren, coolen alten Tagen ist eben nichts mehr zu hören und zu sehen und deswegen interessiert es mich nur am Rande. Wir wollten mit DEATH OF A DEMON einen Teil unserer Jugend wieder aufleben lassen und betreiben die Band mit Leidenschaft und Hingabe. Es wäre schön, wenn Menschen, die ganz verschiedenen Szenen angehören, sich für DOAD interessieren, aber falls das nicht der Fall sein sollte, dann ist das auch okay. Wir haben alle unsere Jobs und müssen die Band nicht aus kommerziellen Gründen vorantreiben, sondern tun das mit Herzblut!

„Doomsday Euphoria“ erscheint auf dem eher für Horrorpunk bekannten Fiendforce-Label. Wie kam es dazu?

Thorsten von Fiendforce und ich kennen uns nun schon recht lange, und als ich ihm von meinem Vorhaben erzählte, DEATH OF A DEMON zu gründen, war er sofort davon angetan, von da an war es beschlossene Sache. Thorsten fand es auch sehr spannend, mal eben keine typische Horrorpunk-Band auf seinem Label zu haben.

Mit deinen beiden anderen Bands hast du viele Lorbeeren ernten können, aber der große Durchbruch blieb euch – ungerechterweise – immer versagt. Macht das auch irgendwann mürbe?

Den „großen Erfolg“ definiert jeder für sich individuell anders, würde ich sagen. Doch wenn wir mal in MISFITS- oder VOLBEAT- oder auch TIGER ARMY-Kategorien denken, dann gebe ich dir vollkommen Recht. Aber die ganzen schönen und auch schlechten Erfahrungen, die wir alle mit den Bands gemacht haben, sind für ein ganzes Leben, das ist einfach unbezahlbar und ich möchte keine einzige Sekunde missen. Diese Erlebnisse sind für mich der „große Erfolg“ und dafür bin ich sehr dankbar. Und mürbe werde ich bestimmt nicht. Ich und wir haben immer den eigenen Anspruch: Jetzt erst recht! Denn sonst würde das alles einfach keinen Sinn machen. Aber jetzt gehen wir besonnener an die Sache ran, nicht mehr mit dem jugendlichen Leichtsinn von früher.

Ihr setzt auf schwarze Kleidung und Sonnenbrillen; vom Halloween-Look früherer Zeiten ist nichts mehr zu sehen. Wie wichtig ist euch ein Image generell und warum ist jetzt der neue Ernst angesagt? Hat vielleicht euer Alter auch etwas damit zu tun?

Ja, du hast es genau erfasst. Wir sind ja mittlerweile alle gut jenseits der 30 und hatten null Bock mehr auf das Geschminke und das Horror-Image. Ich denke, es würde auch gar nicht zum DEATH OF A DEMON-Sound passen. Abgesehen davon ist es natürlich vor den Shows auch viel angenehmer, sich nicht erst zu schminken und einfach so auf die Bühne zu gehen, so wie wir sind.

Es sind ja mit Jack Ill und Lester Vail zwei ehemalige SPOOK-Recken in euren Reihen, die auch nach deinem Abgang bei den Graverockern noch dort weiter aktiv waren. Man hörte von einigen Unstimmigkeiten zwischen den Lagern THE SPOOK und HEARTBREAK ENGINES. Sind diese jetzt ausgeräumt?

Ich bin sehr froh, dass Jack und Lester bei DEATH OF A DEMON sind, weil wir ja schon ewig lang befreundet sind. Durch SPOOK zerbrachen Freundschaften und wurden jetzt durch DOAD wieder komplett erneuert. Es gab viel Stress bei THE SPOOK und die Jungs sind sehr froh, nicht mehr in dieser Band zu spielen und sich bei DOAD nun endlich frei entfalten können, und das auf einer erwachsenen und freundschaftlichen Ebene. Es gab Zeiten, da war ich diesbezüglich natürlich etwas angespannt, aber das hat sich alles relativiert und ich sehe das mittlerweile mit völliger Gleichgültigkeit. Es gibt wirklich wichtigere Dinge.