MINDSET

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Maryland Straight Edge Warriors

Auch wenn es in den letzten Jahren den Eindruck macht, dass es immer mehr Hardcore-Bands gibt, scheint es mittlerweile immer weniger halbwegs interessante Straight-Edge-Bands zu geben, die sich dem Spätachtziger Youth-Crew-Sound widmen. Die momentan wohl beste Band, die diesen Sound spielt, stammt aus Maryland und heißt mittlerweile glücklicherweise nicht mehr ANTI-WASTEOIDS, sondern MINDSET, und veröffentlicht auf dem großartigen Label React! Records. Ich fühlte Gitarrist Chris Bavaria mal zu den Ursprüngen und zur Zukunft der Band per E-Mail auf den Zahn.

Wann habt ihr euren Namen zu MINDSET geändert, und ging dieses mit dem Wechsel von Bandmitgliedern einher? Denkt ihr, dass der alte Name der eher ernsten Message, die ihr rüberbringen wolltet, geschadet hat?

Wir sind eigentlich eine komplett andere Band geworden, seitdem wir nicht mehr ANTI-WASTEOIDS heißen, Mike ist der Einzige, der aus der Zeit noch übrig ist. Ich denke, dass die Band sich in den Anfangstagen sehr stark entwickelt hat und irgendwie zu viel auf einmal wollte. Als Ev in die Band kam, fingen sie an, das alles etwas ernster zu nehmen, und der Namenswechsel war eine gut durchdachte Sache. Ich weiß noch, dass ich sie damals sehr oft gesehen habe, und als sie mir sagten, dass sie ihren Namen ändern wollten, hielt ich das für super, weil der Name MINDSET eben auch eher zu der Message der Band passt.

Es gab bereits einige Bands, die sich ebenfalls MINDSET nannten, wie zum Beispiel anfangs auch SWORN ENEMY, wusstet ihr das?

Als wir mit MINDSET anfingen, haben wir es nicht gewusst, und so weit ich weiß, haben sie unter diesem Namen auch nur ein Demo veröffentlicht, also haben wir uns nicht viel dabei gedacht, als wir davon hörten. Die Alternative-Rock Band MINDSET, die ihnen damals drohte, hat auch uns vor einiger Zeit angeschrieben, um das Gleiche abzuziehen und uns aufzuklären, wie beliebt sie wären und wie viele „Einheiten“ sie verkauften. Wir haben ihnen darauf nur geantwortet, dass wir bloß eine kleine Hardcore-Band sind, die noch nicht einmal CDs veröffentlicht. Daraufhin war es für sie wohl okay und sie haben uns viel Glück gewünscht.

Es gab Gerüchte über eine MINDSET-LP, die der „Realpower“-EP folgen sollte, ihr habt jetzt aber eine weitere 7“ veröffentlicht, was ist passiert?

Das war eigentlich auch der Plan, aber nachdem wir sechs richtig gute Songs zusammen hatten, wollten wir diese schnellstmöglich rausbringen, damit auch andere sie hören können. Ich glaube, wir sind einfach ungeduldig. Aber wir arbeiten gerade an einer LP, keine Sorge.

Was sind die hauptsächlichen Einflüsse für euren Sound, die Performance und die Texte?

Musikalisch hat uns natürlich die ganze New Yorker Youth-Crew-Szene der Achtziger sehr stark geprägt, insbesondere YOUTH OF TODAY, WARZONE und GORILLA BISCUITS. Ebenso aber einige der Dischord-Bands wie MINOR THREAT, GOVERNMENT ISSUE, SCREAM, RITES OF SPRING und FUGAZI, die nicht nur unseren Sound, sondern auch die ästhetischen Aspekte und unsere Live-Show sowie die Art und Weise, wie wir unsere Band managen, beeinflussen. Die oben genannten Bands machen MINDSET zu dem, was wir sind. Ich denke, dass Ev sich bei den Texten sehr von dem anregen lässt, was er von dem, was in der Welt so vor sich geht, mitbekommt, aber auch Inspirationen von Leuten wie Frederick Douglas, Ayn Rand und Gandhi aufnimmt.

React! Records scheint sehr darauf bedacht zu sein, die Straight Edge-Message zu verbreiten, während sich der Großteil der Hardcore-Szene offenbar immer weniger mit Politik befasst – sowohl persönlicher als auch globaler Natur. Ist das auch ein Grund, warum ihr auf diesem Label gelandet seid?

React! ist das beste Hardcore-Label überhaupt. Ich denke, dass das, was Aram sagt und tut, großartig ist, und stehe zu 100% dahinter. Wir waren dadurch, dass wir häufiger mit THE FIRST STEP gespielt haben, schon mit Aram befreundet, und auf einer der Shows meinte er dann, dass er gerne eine Platte mit uns machen würde. Wir haben natürlich direkt zugesagt, weil wir wissen, dass er ehrlich ist und die gleiche Einstellung zum Hardcore hat wie wir. Punk und Hardcore waren schon immer auch ein Umfeld, in dem man sich auch Gedanken abseits der Norm gemacht hat, und ich denke, um dieser Szene zuzugehören, musst du dir dieser Ideen bewusst sein.

Eure Texte sprechen persönliche Themen an beziehungsweise handeln von der „Politik im Kleinen“, würdet ihr euch auch mit globaleren Fragen befassen wollen?

Das stimmt so nicht, in vielen von Evs Texten geht es darum, die Welt zu verändern, das beschränkt sich nicht auf bestimmte Personen oder Orte. Songs wie „Building tomorrow“ oder „Waste“ behandeln Themen, die weit mehr als nur uns selbst betreffen, wir haben auch Songs mit anderen derzeit relevanten Inhalten, wie Umweltschutz, Konsumverhalten, Armut, Machtkämpfe, Selbstbestimmung und Klassenfragen. Kein Text sagt zwar direkt: „Menschen sind arm, kommt und helft ihnen“, aber ich denke, die Message definitiv kommt rüber. Wir hoffen, die Hörer verstehen das und können etwas für sich daraus ziehen, wodurch sie sich eine eigene Meinung bilden, nach der sie dann handeln.

Ich hatte eher den Eindruck, dass die Texte diese „Ändere dich selbst, bevor du die Welt ändern willst“-Mentalität widerspiegeln.

In dem Sinne hast du wahrscheinlich auch Recht. Aber in jedem politischen Kampf müssen die Leute zuerst ihr eigenes Leben in den Griff bekommen, bevor sie etwas anderes machen. Der Wechsel fängt im Inneren an, aber dann greift es um sich wie ein Lauffeuer.

Da es oft heißt, dass die meisten Youth-Crew-Bands eher engstirnig sind, wenn es um ihren Hardcore-Geschmack geht. Deshalb würde mich interessieren, welche anderen Stile und Bands ihr selbst hört.

Eine typische Playlist im Van könnte zum Beispiel so aussehen: Bruce Springsteen, THE SMITHS, THE CASUALTIES, SWERVEDRIVER, JETS TO BRAZIL, SYMARIP, HUM, BLITZ und MASSHYSTERI.

Ihr scheint öfter AGENT ORANGE zu covern. Spielt ihr solche Cover von Nicht-SxE-Bands, um eurem Publikum auch mal andere Richtungen von Hardcore nahezubringen?

Wir sind alle mit klassischem Punk aufgewachsen und covern einfach die Songs, die wir mögen, und hoffentlich mögen die Kids sie genauso. Auf unserer ersten Westcoast-Tour haben wir auch DEAD KENNEDYs „Too drunk to fuck“ gespielt.

Was steht als Nächstes bei euch an und wie sieht es aus mit einer Europatour?

Wir schreiben, wie gesagt, gerade viel für die LP, ein paar von uns spielen auch bei PRAISE und SACRED LOVE, also checkt die beiden Bands einmal an. Wir würden gerne einmal durch Europa touren, bisher hat es leider nur noch nicht geklappt.

Nachdem ich mir ein paar MINDSET-Shows im Netz angeguckt habe, habe ich das Gefühl, dass ihr immer 100% gebt, wie haltet ihr euch in Form, um diese Energie rüberzubringen?

Haha, wir sind eigentlich, bis auf Dan, alle total außer Form. Die erste Show einer Tour ist für uns wie ein Marathonlauf. Trotzdem scheinen wir während einer Show alle eine Art natürliches High zu erleben, das uns einfach nur rocken lassen will. Bands zu sehen, die nicht so drauf sind, ist langweilig, also versuchen wir, live Vollgas zu geben.