C-TYPES

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Ein Höllentrip mit himmlischen Gefühlen

Mit „Devil On 45“ präsentierten THE C-TYPES, die zur Hälfte aus Leuten von MARDI GRAS BB bestehen, im Februar ihr Debütalbum auf dem Frankfurter Label Hazelwood Vinyl Plastics. Sie schöpfen aus den musikalischen Quellen Surf, Rockabilly, Garage und Americana. Ohne Klischees aus den einzelnen Genres zu bedienen, gelingt es ihnen, einen eigenen Mix zu kreieren, ganz ohne Gruppenzwang, Szenenzugehörigkeit und Berührungsängste. Eine sehr sympathische Band-Philosophie. Nun wohnt zwar Bandleader Woody wie ich in Mainz, trotzdem klappte es mit dem Interview erst beim Hazelwoodstock-Sieben-Tage-Festival in Frankfurt.

Trotz der tiefgestapelten Drittklassigkeit, die hinter der Bandbezeichnung C-TYPES steckt, erlebt Woody derzeit erstklassige Momente mit seiner Band. Die „EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN des Surf“, wie er sie gerne bezeichnet, waren in den ersten Monaten 2011 sporadisch in der Republik unterwegs, um neues Material zu testen. Denn seit 2009 haben die C-TYPES mit dem Label Hazelwood an ihrer ersten CD gearbeitet. Dabei musste Hazelwood einiges an Überzeugungsarbeit leisten, schließlich sind THE C-TYPES eigentlich in etwas veränderter Besetzung die MESCALEROS. Diese wiederum haben eher den Ruf einer Showband. Weil man seitens Hazelwood jedoch das Potenzial der Band erkannte, bat man Woody, eigene Stücke zu schreiben. Und das war dann die Geburtsstunde der C-TYPES.

Da sich das Repertoire allerdings immer wieder etwas mit den MESCALEROS überschneidet, weiß das Publikum nie so richtig, mit wem sie es wirklich auf der Bühne zu tun haben. Stört auch nicht. Die Leute mögen die Tarantino-Roadmovie-Mucke so oder so. Und dass sich die Produktion etwas in die Länge gezogen hat, wurde unterm Strich sogar gewürdigt, wie Woody stolz berichtet: „Vom ersten Akkord bis zur fertigen Platte ist tatsächlich etwas Zeit vergangen. Als Belohnung fürs Warten haben wir jetzt eine Förderung der Initiative Musik bekommen, um das Album mit der nötigen Promotion etwas anzuschubsen.“

Nun sind die Jungs ja nicht neu im Geschäft und haben mit Hazelwood seit Jahren einen kompetenten Partner im Rücken. Nichtsdestotrotz sieht Woody das etwas differenzierter, schließlich handelt es sich bei den C-TYPES jetzt um die „eigene Band“, mit der er das Abenteuer erneut eingeht. Dennoch profitieren sie von ihren bisherigen Kontakten und nicht zuletzt vom Erfahrungsschatz seitens Hazelwood, wie Woody ausführlich zu den Arbeiten am Album berichtet: „Wir erhielten viel kreative Bestäubung, hochprozentige Inspiration, guten authentischen Sound, Ideen ohne Ende, skurrile Thesen ... Im Studio haben wir unter dem kreativen Einfluss der Produzenten neue Sounds ausprobiert und das Instrumentarium erweitert. So kam die Orgel dazu. Im Studio hatten wir quasi eine Ein-Mann-Bläsersektion, live gibt es die Pocket-Trompete, die auch keine Wünsche offen lässt. Manch einer sagt zwar, dass er bei uns manchmal etwas Bass vermissen würde, aber genau das macht ja unsere Musik aus: Reduktion! Fett kann jeder, sollen dann auch gerne andere machen.“

Im Sommer werden THE C-TYPES uns auf diversen Festivals begegnen. Vorher wird noch ein Video gedreht und mit der TV-Produktion im Herbst scheint dank der professionellen Arbeit seitens Hazelwood alles ganz gut voranzugehen. Für 2012 ist auch schon ein neues Album geplant, das dann vielleicht nur eigene Stücke beinhalten soll. „Devil On 45“ hingegen eröffnet mit einer Coverversion von „Goo goo muck“, was mich etwas verwunderte, denn es sind auch starke Eigenkompositionen dabei, die durchaus als Opener in Frage kommen würden. Für Woody ist die gewählte erste Nummer für das Album ein „erstklassiger Song, der das unbedingte Recht besitzt, an allererster Stelle die Platte zu eröffnen und den Hörer auf das, was folgt, einzuschwingen.“

Zu den weiteren Coverversionen erklärt Woody begeistert:„Es sind großartige Songs von großartigen Künstlern. Die Stücke passen gut zu uns und wir fanden, dass sie es wert sind, weiterhin verbreitet zu werden. ,Goo goo muck‘ wurde oft neu interpretiert, ist aber ein unwiderstehlicher, grandioser Titel, ein Monster von Song und eine Verbeugung vor Lux Interior und den CRAMPS. Ganz anders, aber genauso kultig ,Egyptian reggae‘ von Jonathan Richman oder ,Jockey full of bourbon‘ von Tom Waits, den ich sehr verehre. Sein Album ,Rain Dogs‘, daraus ,Jockey full of bourbon‘ in Jim Jarmuschs Kultfilm ,Down By Law‘ war der Song, mit dem man diese damals innovative Art zu filmen in Schwarz/Weiß mit Bildern von vorbeiziehenden Landschaften verband. ,Boystown‘ ist von einer unbekannten Rockabilly-Band namens ROAD KINGS, das wäre auch eine super Nummer für einen coolen Film.“

Das ganze Album gleicht einem Soundtrack für einen Roadmovie. Live fehlt nur noch die Leinwand, auf der ein Super-8-Film mit rasanter Verfolgungsjagd, kaltblütigen Morden und verruchten Liebesszenen abläuft. Das Cover der Platte lässt ähnliche Assoziationen zu, was auch Woody bestätigt. Dazu fehlt jetzt eigentlich nur noch der passende Film.