GLASSES

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Berufspendler in Sachen Hardcore

Ein Fuchs läuft nicht, ein Fuchs schnürt, und der weibliche Fuchs heißt Fähe. Warum das wichtig ist? Weil sich 2008 drei Füchse und eine Fähe zum Rudel zusammenschlossen, sich GLASSES nannten und bis heute nichts anderes gemacht haben außer gerockt. Dieses Wort mag abgedroschen klingen, doch es trifft den viel zitierten Nagel auf den Kopf. In knapp drei Jahren haben sie es bereits zu drei Veröffentlichungen, inklusive einer Split-Doppel-7“ mit COMADRE, und unzählige Shows, auch in Übersee, gebracht. Aktuell ist mit „The Ills Of Life“ wieder eine neue Platte am Start, das einem Angst macht, weil GLASSES in ihren Songs einfach das tun, was wir leben: Tiefgang, überholen, ausbremsen, wegdrücken, verarbeiten und hoffen.

Marc, wie läuft es momentan mit der neuen Platte „The Ills Of Life“?

Es läuft eigentlich ganz gut. Wir kriegen viel positives Feedback und hoffen natürlich, dass das auch so bleibt. Auf der Platte haben wir ein bisschen mehr experimentiert, zumindest was das Songwriting und den Sound anbelangt.

Wo habt ihr dieses Mal aufgenommen?

Ein paar Songs hatten wir schon zusammen mit denen von der COMADRE-Split-Single im Dezember 2009 im Tonkeller in Eisenberg mit Jack von COMADRE aufgenommen, aber nicht bearbeitet. Den Rest haben wir dann auf unserer US-Tour im Sommer bei Jack Shirley in seinem Studio The Atomic Garden in Kalifornien aufgenommen und dann zusammen mit den alten Songs von ihm mixen und mastern lassen. Wir haben versucht, alles soundtechnisch so authentisch und unverfälscht wie möglich aufzunehmen, das heißt keine Effekte zwischen Mikro und Computer beziehungsweise Bandmaschine. Wenn das Originalsignal nicht gut war, haben wir das Mikro so lange verschoben, bis es gut klang, anstatt wie sonst einen Regler zu betätigen und den Originalsound zu verfälschen; vor allem beim Schlagzeug dauerte das lange. Bei meinen Gitarren ging das vergleichsweise relativ schnell.

Wenn ich mir eure Releases ansehe, wird mir ganz warm ums Herz. Das ist viel Liebe zum Detail, was das Artwork betrifft. Kostet das nicht ohne Ende?

Danke, da steckt auch viel Mühe hinter. Bei dem COMADRE-Split-Release haben wir uns auch schon fast verkalkuliert, weil die Kosten der Produktion so hoch waren, dass wir unsere eigenen Ausgaben fast nicht reinbekommen hätten. Aktuell weiß ich sogar nicht einmal, ob das tatsächlich gelungen ist. Wir wollten halt was Außergewöhnliches machen, das auch einen fairen Preis hat. Bei der ersten 12“ und bei „The Ills Of Life“ hatte unsere Sängerin Sam das in der Hand. Bei der Split-Platte war sie es zusammen mit Juan von COMADRE. Wir wollen halt Releases rausbringen, die auch vom Artwork her überzeugen. Ich zum Beispiel kaufe mir auch viele Platten und bin ein großer Fan davon, wenn das Artwork etwas Besonderes ist. Was GLASSES anbelangt, wird das in Zukunft natürlich auch so bleiben.

Sam schreibt ja meist Texte, welche sie aus ihrem Leben und Erlebten nimmt. Wie ist es für dich als Gitarrist, was die Texte von GLASSES betrifft? Gibst du auch Input oder erkennst du dich in vielen eurer Songs auch textlich wieder?

In einigen Themen auf jeden Fall. Andere entspringen dann eher wieder ihrer persönlichen Erfahrungen, und dann gibt es ja auch die Texte mit dem Augenzwinkern. Hinter jedem Text steht immer eine Geschichte, und wenn sie die erzählt, versteht man den Inhalt auch viel besser. Es ist aber nicht so, dass nur Sam die Texte schreibt. Der Song „Vertigos“ auf der neuen 12“ ist beispielsweise von mir und der Text zu „Mt. Ashtray“ ist von Rocko.

Ihr wohnt alle mehr oder weniger verstreut in Deutschland und Sam ist mittlerweile sogar in den USA. Da müsst ihr viele Sachen wie Proben oder Shows extrem planen. Sag mir, was 2011 auf eurem Kalender steht.

Es war schon nicht einfach und ist jetzt noch einen Tick komplizierter geworden, seit Sam in Seattle wohnt, das heißt sie „pendelt“ sie ja im Moment. Aber das Ganze ist eigentlich nur eine Frage der Motivation und der genauen Absprache. Wir können jetzt nicht mehr spontane einzelne Shows spielen. Das war auch vorher nur mit sehr intensivem Zeitaufwand möglich – ist also so gut wie nie passiert. Eine Show bedeutete schon letztes Jahr drei Tage frei nehmen wegen der Anfahrten. Das haben wir ein paar mal gemacht und die Shows waren auch immer gut, aber ökonomisch, stressfrei und gesund ist das nicht. Wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten. Wir haben uns also dazu entschieden, eigentlich nur noch am Stück zu touren, weil es dann auch Sinn macht, dass Sam rüberkommt beziehungsweise sich die Anfahrten lohnen. Das muss dann allerdings sehr gut abgesprochen sein. Sie kommt jetzt im März zurück für unsere Europatour und im Juli sind wir dann auch noch mal unterwegs. Wir versuchen halt das, Maximum rauszuholen und so weit, es geht, im Voraus zu planen. Wenn ich mich mal wieder irgendwo bewerben muss, gebe ich „gutes Zeitmanagement“ als eine meiner hervorstechenden Eigenschaften an. Es wird 2011 jedenfalls nicht langweilig werden.