LOADED

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A happy Punk-Rock-Family

Sie sind eine dieser Bands, die einenbereits eine gefühlte Ewigkeit „begleiten“, immer mal wieder etwas veröffentlichen, die irgendwie dazu gehören. Doch während in der Zwischenzeit Bands wie aus dem Nichts zu einigem Ruhm gelangt sind, schafften es die schon seit Mitte der Neunziger aktiven LOADED trotz guter bis sehr Veröffentlichungen bislang nicht, mehr als wohlwollenden Applaus aus Szene-Kreisen zu bekommen. Für das Trio zählen mittlerweile aber andere Dinge, und gerade „Erfolg“ ist ein sehr heißes Eisen, welches nicht leichtsinnig angefasst werden sollte. Stattdessen besinnt man sich auf das Wesentliche – und hat vor allem Spaß daran. Hörbar ist dieser zweifelsohne auf dem aktuellen Werk „Bloodshot Forget-Me-Nots“ (Review im Ox #98), das mit seinen kompakten und eingängigen Songs der Band doch etwas mehr Aufmerksamkeit bringen sollte. Falls nicht, wird es dem Ehepaar Rothstein und vor allem ihren Kids Zuhause egal sein. Hauptsache, die Band kann ihr Ding machen. So fühlte es sich zumindest an, als ich mit Band-Leader Nick über Aktuelles und Zukünftiges sprach.

Nick, warum ist das neue, das beste Album von euch? Überhaupt, was haben LOADED, was andere nicht haben?

Ich glaube, dass unser Songwriting wirklich besser geworden ist und sich unser Sound insgesamt verfeinert hat. Die Melodien und Arrangements sind stärker denn je und „Bloodshot Forget-Me-Nots“ ist unser „rundestes“ und homogenstes Album, bis jetzt. Die Texte sind stärker und wütender, jedoch ohne den Singalong-Charakter zu verlieren. Sie spiegeln die kulturelle und politische Lage wieder, in der wir uns befinden. Für mich klingt es, wie „The Endless Potential Of A Saturday Night.“ Außerdem samplen wir Prince! Was haben wir, was andere nicht haben? Zuerst einmal ein „husband & wife“-Rhythmus-Team – und einen Gitarristen, der nicht nur Punk, Ska und Rock’n’Roll spielen, sondern auch noch zwei Stunden lang pfälzische Mundartmusik runterrocken kann, haha. Ich denke, für ein Trio haben wir einen ziemlich guten „Wall of Sound“. „It’s pressure drop punk rock and despearate poetry“.

Wie siehst du den Werdegang deiner Band über die Jahre? Ich denke da an diverse Label-Wechsel sowie an personelle und stilistische Veränderungen.

Wir werden mit jedem Schritt besser. Julia und ich spielen schon so lange zusammen, dass wir uns ohne Worte verstehen, und mit Felix, der jetzt schon dreieinhalb Jahre mit uns spielt, haben wir endlich einen super-kreativen Gitarristen, der absolut auf unserer Wellenlänge ist. Unser Stil hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Wir haben gelernt, uns mehr auf die Songs zu konzentrieren und zu schauen, was ein Lied wirklich braucht. Früher haben wir Off-Beats oft in Lieder „reingebaut“, aber das hat die Songs nicht unbedingt besser gemacht. Ich gründete die Band damals, um ein Ventil zu haben, welches den ganzen Sounds in meinem Kopf freien Lauf lässt. Und mit jedem Album kommen wir der Sache etwas näher.

Inwiefern spielen dabei „äußere“ Faktoren, wie etwa Label, das Drumherum allgemein, eine Rolle? Von einer gewissen Erwartungshaltung an euch ganz zu schweigen!

Eigentlich haben äußere Faktoren nie wirklich eine große Rolle gespielt. Bis jetzt haben wir immer unsere Alben zuerst selber aufgenommen und produziert, bevor wir sie an Labels geschickt haben, und es kam noch nie ein Änderungswunsch oder ähnliches zurück. Die größte Erwartungshaltung haben wir, glaube ich, an uns selbst. Wir sind halt auch nicht wirklich eine Big-Name-Band und haben somit ziemlich viele Freiheiten.

Wie viele Freiheiten bietet euch denn die große, böse Stadt Mannheim, der Großraum generell, um eben genau das tun zu können, was ihr wollt? Wie steht es um die Subkultur im Rhein-Neckar-Raum?

Wir haben relativ viele Freiheiten, würde ich behaupten. Wir haben zum Glück viele kreative Freunde hier, die in künstlerischen Bereichen tätig sind: Musiker, Grafiker, Fotografen, Fanzine-Macher, Veranstalter, DJ-Teams, usw. Und weil Mannheim nicht so groß ist und auch nicht so viel los ist, unterstützen die meisten Leute einander, freuen sich einfach, wenn was los ist. Subkulturen gibt es hier in der Gegend alle möglichen, aber vielleicht nicht in der Größe wie in anderen Städten. Qualität anstatt Quantität eben, haha. Die verschiedenen subkulturellen Gruppen verstehen sich untereinander meistens gut und vermischen sich auf Konzerten und Partys. Ich finde es toll hier, aber ich habe auch Kinder und gehe nicht mehr jeden Abend aus. Kann gut verstehen, wenn manche es anders sehen.

Das klingt doch insgesamt nach einem guten Nährboden für den Nachwuchs. Gibt es denn da aktuell bei euch in der Gegend etwas Spannendes? Ihr seid ja eher die Oldies, die immer den gleichen „Mannem-Beat“ anschlagen.

Es gibt immer neue Bands hier, in allen Genres. Ich habe aber das Gefühl, dass viele nach ein, zwei Jahren einfach verschwinden. Aber wir haben eine Menge guten Nachwuchs. Spontan fallen mir aus der Punk-Ecke RÄTZ (HC), LIBERTY MADNESS (Punk), DRY HEAVES (Springsteen-Core), OLD MAN COYOTE (Punk’n’Roll), SONS OF EXPLOSIVOS (Cow-Punk), oder MARI & THE KRAUTS (Oi!-Punk) ein.

Denkst du, dass ihr mit dem neuen Label im Rücken auch neue Fans gewinnen könnt. Oder werden doch wieder nur die bereits Bekehrten im Plattenladen zugreifen?

Alte LOADED-Freunde wollen wir natürlich wieder überzeugen, aber ich glaube schon, dass wir neue Fans gewinnen können. Wie gesagt, die neue Platte ist richtig gut geworden und genau wie unser neues Label fernab jeglicher Schubladen! Jürgen von Rookie Records hat da schon einen Haufen Arbeit hineingesteckt, und wir haben auch viel positives Feedback von neuen Leuten und neuen Zines, Radiosendern etc. bekommen.

Mich würde interessieren, ob es für dich vorstellbar wäre – aus rein soundtechnischen Möglichkeiten – euch personell aufzustocken, mehr Instrumente in den Sound einzubauen – live wie auf Konserve?

Wir haben schon mal darüber nachgedacht, ob wir nicht eine zweite Gitarre oder eine Orgel dabei haben wollen. Das hat schon soundtechnisch echt Vorteile, wie du sagst. Aber wir funktionieren ziemlich gut als Trio, und bis jetzt hat sich einfach noch nicht die richtige Gelegenheit gefunden. Aber „never say never“ ...

Wissen deine Eltern, weiß dein tägliches Umfeld eigentlich, was du für Musik machst, du vom Punk nicht lassen kannst? Wie stehen die generell dazu, auch unter dem Aspekt, dass du ja auch Vater bist?

Meine Eltern kennen unsere Musik. Ich habe eigentlich, seit ich 17 bin, immer in Bands gespielt, und sie haben mich dabei immer unterstützt. Ich glaube, die würden es lieber sehen, wenn ich good ol’ Country-Music spielen würde. Mein Vater ist großer Country-, Bluegrass- und Rockabilly-Liebhaber. Sie sind aber trotzdem stolz und ziehen sogar manchmal unsere T-Shirts an! Ein paar meiner Kollegen wissen auch, was für Musik wir spielen und manche haben uns auch schon live gesehen, aber ich erzähle nicht so wirklich viel über mein „Doppelleben“ im Geschäft. Ich habe keine negativen Erfahrungen im Bezug auf „Punkrock und Vater sein“ gemacht. Unter der Woche sind wir eine ganz normale Familie. Manchmal hören wir leise Kritik, dass wir oft an Wochenenden Konzerte haben und unsere Kiddies bei Verwandten, Freunden oder Babysittern sind. Aber die Kids kennen das nicht anders und finden uns und unsere Musik und Lebensstil noch ziemlich cool. Mittlerweile werden ja auch unsere Freunde älter und wir sind längst nicht mehr die einzigen mit Kindern. Somit gibt es eine ganz neue Generation „Punk-Rock-Eltern“.