SURALIN

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Open Minds vs. versiffte SHELLAC-Shirts

„Wie? Hohenstein-Ernstthal? Nie gehört!“ Immerhin die Geburtsstadt von Karl May, dem geistigen Vater von Winnetou, Old Shatterhand und Co. Aber sonst? Einiges! Denn ein ganzes Rudel sagenhaft guter Bands und Musiker kommt aus dieser Ecke der sächsischen Provinz. Fangen wir doch gleich mal mit dem genialen Post-Rock-Aushängeschild der Region an: mit SURALIN nämlich. Sänger, Gitarrist und Charmebolzen Alexander Warnke, der nebenbei seit dem Jahr 2000 auf seinem kleinen D.I.Y.-Label Sweet Home Records tolle Platten veröffentlicht, war so freundlich, mir zum Release ihrer zweiten Veröffentlichung mit dem Titel „A General Dogsbody“ auf Cargo Records Rede und Antwort zu stehen, auf dass ich dieser Welt zwecks ihrer musikalischen Genesung in Form dieses Mini-Interviews ein klitzekleines bisschen mehr SURALIN verabreichen kann ...

SURALIN, was genau ist das?

Bass, Gitarren, Schlagzeug, Gesang: simpel und garantiert nicht langweilig!

Nenne unseren Lesern doch mal ein paar einflussreiche Bands oder einfach einige Lieblingsbands von SURALIN.

Das ist schwer, da wir alle sehr unterschiedliche Musik hören. Das fängt bei HipHop an und geht über Elektronik, Bossa und Noise- bis hin zu Post-Rock. Prägende Bands aus unserer Vergangenheit waren ganz sicher MOTORPSYCHO, TRANS AM, FUGAZI, SONIC YOUTH, aber auch beispielsweise die MISFITS oder auch die Sub Pop-Band ERIC’S TRIP. Matthias zum Beispiel hat Anfang der Neunziger in diversen Hardcore-Bands Bass gespielt und bringt somit natürlich auch einiges aus dieser Ecke mit. Wir halten jedenfalls stets die Ohren offen und verschließen uns nicht vor neuen Einflüssen.

Was war dein, euer letztes Konzert als Gast?

Bei mir war das FLYING LOTUS in Wien, dort war ich zusammen mit Matthias. Und alle zusammen waren wir das letzte Mal bei URLAUB IN POLEN in Chemnitz.

Wenn du ein Band-Shirt wärst, welches wäre das?

Ein versifftes, altes SHELLAC Shirt.


Liest du noch Fanzines? Welche, bei welchen Gelegenheiten?

Ich lese generell auf dem Klo, vorrangig Biografien – die letzte war Patti Smith – sehr empfehlenswert! Oder den neuen Flight 13-Katalog. Sonst lese ich, muss ich zu meiner Schande gestehen, überhaupt keine Fanzines oder Musikzeitungen mehr. Ich lese gelegentlich aber online etwas über Musik, zum Beispiel gerne bei pitchfork.com.

Warum Cargo – und nicht wieder Sweet Home Records? Wo liegen die Unterschiede?

Will man alles rund um ein Release selbst stemmen, hat man natürlich zunächst einmal viel mehr Arbeit und natürlich auch einiges mehr an Kosten. Zudem pendelt man immer zwischen den Welten als Labelmacher und Musiker. Ein weiterer Vorteil, den wir bei Cargo haben ist, dass wir merklich schneller wahr- und auch ernst genommen wurden. Es fällt den Leuten anscheinend leichter, sich eine unbekannte Band auf Cargo Records anzuhören, anstatt eine unbekannten Band auf einem noch unbekannteren Label. Cargo ist definitiv ein Begriff in der Musikszene, und darüber hinaus sind das alles super Typen! Heißt natürlich nicht, dass man sich als Band zurücklehnen kann, weil die Jungs das schon machen ... Wir managen uns ja immer noch selbst, haben aber jetzt eben professionelle und sehr tatkräftige Unterstützung, vor allem im Bereich Promotion und eben auch beim Vertrieb der Platte.

Cargo ist bekannt für seine große Liebe zum Vinyl. Wie wichtig ist Vinyl für euch und warum?

Unsere Lieder auf Vinyl, das war immer unser Traum – groß, schwarz wundervoll! Bei unserem ersten Album war es uns schlicht und ergreifend finanziell nicht möglich, auch noch eine LP-Version zu machen, und dabei sind wir alle riesige Vinylfans. Das Cover wirkt einfach noch besser und das Zusammenspiel zwischen Artwork und Musik kommt bei einer LP dank der Größe auch einfach besser rüber.

Eine Anekdote aus eurer Zeit im Studio?

Dieses Mal hat unser Drummer keine vier Snare-Drums hintereinander kurz und klein gehauen. Wir hatten vorausschauend robusteres Material am Start. Ansonsten war es einfach nur entspannt und entsprechend schön. Wir waren mitten in Chemnitz, an einem Fluss, im alten Stadtarchiv. Das waren wirklich traumhaft tolle Räumlichkeiten! Schön, alt und einsam.

Euer Coverartwork ist ja zauberhaft schön – gibt es eine Geschichte dahinter?

In der Tat. Der Titel und das Cover haben sogar eine gemeinsame Geschichte. Meine Großmutter war früher Kindermädchen und die Kinder, die sie damals betreut hat, wurden irgendwann einmal von einem Künstler gemalt. Das Bild auf unserem Cover hat sie damals zum Abschied von ihren Arbeitgebern geschenkt bekommen. Sowohl Hund als auch Kind gab es also wirklich! Daher auch der Titel „A General Dogsbody“ – ein „Mädchen für alles“.

Ist Punk deiner Meinung nach tot?

Nein! Für mich steht Punk jedoch eher für die Herangehensweise an das Leben und an gewisse Dinge und ist nicht nur die Bezeichnung eines bestimmten Musikstils.