BONES

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Gib dem Affen die Knarre!

THE BONES sind eine der Bands, die die Coolness mit Löffeln gefressen haben. Da wird nicht lange geschnackt und das neue Album „Monkeys With Guns“ nicht zerredet mit endlosen Ergüssen über Inspiration, Motivation oder Einstellung. Stattdessen gibt es straighten Kick-Ass Punk’n’Roll, ohne Rücksicht auf Verluste. Diesem Motto blieb auch Sänger Beef Bonanza beim Interview treu, auf tiefe Einblicke in seine Seele konnte man lange warten. Aber ist ja eigentlich auch überflüssig, Hauptsache die Musik lädt wieder zu wilden Rock’n’Roll-Nächten ein. Und bei wem dann vielleicht doch noch die eine oder andere Frage offengeblieben ist, dem kann ich von Beef nur ausrichten: „We’re THE BONES, man – we don’t fucking care!“

Was hat es mit dem Namen des neuen Albums auf sich?


Der Titel „Monkeys With Guns“ ist eine alte Redewendung. Es bleibt jedem selbst überlassen, darüber nachzudenken, was es bedeuten könnte. Was würde passieren, wenn du einem Affen eine Knarre geben würdest? Das kann man nie wissen. Das Gleiche kann man auch auf THE BONES übertragen: Was würde passieren, wenn du den BONES eine Gitarre in die Hand drücken würdest? Die Leute sollen darüber nachdenken: Was kann das bedeuten? Was könnte passieren? Etwas Unerwartetes? Würde der Affe verstehen, wie man eine Knarre benutzt? Würden THE BONES verstehen, wie man eine Gitarre benutzt? Und wenn wir dann hören, was die Leute denken, was es bedeutet, dann ist das total großartig, denn da gibt es viele Missverständnisse, viele dumme Ideen – ich liebe es! Es ist toll zu hören, was die Leute darüber denken. Wir wissen die Antwort, aber wir werden sie niemandem verraten. Vielleicht haben wir einen etwas komischen Sinn für Humor, haha.

Das Artwork versinnbildlicht ja ziemlich gut eure Attitüde ...

Ja, man kann versuchen, uns einzusperren, aber man kann uns einfach nicht stoppen! Man kann unsere Hände hinter unserem Rücken fesseln, aber wir werden immer noch den Mittelfinger zeigen. Wir machen, was wir wollen, mittlerweile ist das schon Album Nummer 5 und es war noch keiner in der Lage, uns aufzuhalten.

Eure Musik klingt ja auch immer so, als ob ihr der Welt den Mittelfinger zeigt und feiert, egal wie schlecht gerade alles ist. Woher kommt diese Energie und diese Art von Enthusiasmus?

Ich denke, das kommt vom Leben an sich. Zu viele Bands versuchen, das Leben schwieriger zu machen, als es eigentlich ist – zu viele Leute tun das überall auf der Welt. Wir wollen einfach sagen: „Das ist die Musik, die wir machen – mögt es oder lasst es.“ Soweit mögen es die Leute, haha. Das Leben kann hart sein, aber was einen nicht umbringt, macht einen stärker. Das ist eine alte Redensart, aber mach das Beste daraus und zieh dich nicht selbst runter, nur weil deine Lage gerade nicht perfekt ist. Wenn ich jemanden zitieren müsste, wäre es wohl Monty Python: „Always look on the bright side of life“, haha. Dem stimme ich voll zu.

In was für Situationen schreibt ihr solche Lyrics wie zu den Songs „Cemetery Sue“ oder „Wendy“? Das sind ja nicht gerade alltägliche Themen ...

Doch, eigentlich schon, haha. Bei solchen Songs werden wir von allen möglichen Sachen beeinflusst: von Filmen, von Überschriften in Zeitschriften oder so. Wir nehmen unsere Musik natürlich schon ernst, aber wir sind gerne ein bisschen ironisch. Es macht Spaß, Menschen zu verwirren. Sie fragen sich: „Was meinen die damit?“ Manchmal haben unsere Texte eine bestimmte Bedeutung, manchmal ist uns das scheißegal und wir denken einfach nur, es ist lustig. Das ist bestimmt wieder dieser verrückte BONES-Humor. Und „Wendy“ bezieht sich auf Wendy O. Williams von den PLASMATICS.

Auf eurem neuen Album ist ein Song mit dem Titel „Burnout boulevard“, der also so heißt wie euer letztes Album. Das ist ja schon ein bisschen irritierend.

Das irritiert dich? Gut! Deswegen haben wir den Song gemacht, haha. Nein, unser erstes Album heißt ja „Screwed, Blewed And Tattooed“ und auf dem zweiten Album, „Bigger Than Jesus“, hatten wir einen Song, der „Screwed, blued and tattooed“ hieß. Auf „Burnout Boulevard“ hatten wir den Song „Straight flush ghetto“, was der Titel von Album Nummer drei war. Also machte es Sinn für uns, auf diesem Album einen Song namens „Burnout boulevard“ zu haben. Das ist so unser Konzept, wir machen das nur, um die Leute anzupissen, haha.

Hattet oder habt ihr Pläne, aktiver in Amerika zu werden?

Ähm, na ja ... Ja, das könnten wir schon machen. Vor ein paar Jahren waren wir sechs Wochen lang auf Tour in den Staaten. Natürlich könnten wir das wieder machen, aber da dreht sich alles um die Logistik. Man braucht viel Zeit, um zu reisen, wir haben das ganze Gepäck und am Ende müssen wir dabei ja etwas verdienen. „Pay to play“ macht überhaupt keinen Sinn, die Zeiten sind vorbei. Wir können hier nicht einfach abhauen und das machen, nur weil wir gerade Bock darauf haben. Wir brauchen dafür einen guten Grund. Es ist wirklich toll, in den USA auf Tour zu sein, aber gleichzeitig müssen wir die Angst haben, dass wir nach Hause kommen und nicht genug Geld haben, um unsere Familien zu versorgen. Also werden wir da nicht noch einmal sechs Wochen lang touren, aber vielleicht ein paar Tage lang an der Ost- oder Westküste, mehr nicht. Das kommt auf die Angebote an. Ich meine, das hier ist die Realität. Wenn man ein Kid ist, träumt man davon, ständig auf Tour zu sein. Natürlich ist das cool, aber irgendwann merkt man, dass man eben auch überleben muss.

Ist die Band für euch also eher ein Hobby oder seht ihr sie als euren Beruf an?

Nein, wir haben ja auch noch richtige Jobs. Ich meine, die Band ist kein Fulltimejob, aber immer noch ein Job. Gleichzeitig ist es auch nicht richtig, das als Job betrachten, denn „einen Job zu haben“ hört sich nicht besonders toll an. Es ist einfach ein Teil von uns, ein Teil von dem, was wir sind und wie wir aufgewachsen sind. Ich wüsste nicht, was ich ohne die Musik machen würde. Natürlich würde ich zu Hause bei meiner Familie sein und arbeiten oder so, aber die Musik ist ein Ventil, um Aggressionen und Frustration rauszulassen. Ich mache das jetzt schon seit so vielen Jahren, ich könnte damit nicht aufhören.

Ist es schwierig, in so einer kurzlebigen Zeit eine feste Fanbase aufzubauen und sich selbst treu zu bleiben?

Die ganze Gesellschaft ist so gestresst und das Musikbusiness ist heutzutage nicht besonders zuverlässig, man weiß nicht, was in einem oder zwei Jahren passieren wird. Manchmal weiß man nicht einmal, was in einem Monat passiert, „here today, gone tomorrow“. Wir sind jetzt schon eine Weile dabei und haben ein paar Alben veröffentlicht. Unsere Fanbase ist die ganze Zeit gewachsen und nach der Veröffentlichung des neuen Albums und den ersten Reviews, die wir so gelesen haben, wächst sie immer noch. Wir machen immer noch, was wir wollen, und bleiben uns treu. Das ist, was wir machen wollen, das ist, wie wir klingen, das ist, wie wir Songs oder ein Album machen, das ist einfach THE BONES. Wenn uns die Leute deswegen stressen wollen, ist das ihr Problem und nicht unseres.