MONSTER ZERO RECORDS

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Top-Adresse für europäischen Pop-Punk

In den letzten Monaten sind auf dem niederländischen Label Monster Zero mehrere herausragende Tonträger im RAMONES-Pop-Punk-Stil von Bands aus diversen europäischen Ländern erschienen. Beispielhaft sind Veröffentlichungen der niederländischen THE WINDOWSILL, der belgischen THE PRICEDUIFKES, der englischen THE HOTLINES, der französischen MALADROIT oder der italienischen THE MANGES zu nennen. Einer der Macher hinter dem Label, Kevin Aper, ist alles andere als ein Unbekannter: ein Hansdampf in allen Gassen, der mit seiner Band THE APERS schon lange aktiv in der Pop-Punk-Szene unterwegs ist, viel erlebt hat und noch mehr erzählen kann. Kevin ist in den letzten Jahren bereits zweimal im Ox zu Wort gekommen, hier ging es aber zumeist um seine Band. Höchste Zeit, dass auch einmal die bisherigen und zukünftigen Aktivitäten von Monster Zero genauer beleuchtet werden.

Monster Zero? Da fällt mir als Erstes der gleichnamige Song der QUEERS ein.


Das ist richtig. Ein toller Song, nach dem wir uns benannt haben.

Wer ist „wir“, wer mischt bei Monster Zero mit?

Monster Zero ist ein unabhängiges Punkrock-Label, das seine Heimat in Lekkerkerk vor den Toren Rotterdams gefunden hat. Der Kontakt nach außen wird hauptsächlich von Ivo Backbreaker und mir gehalten, wir beide waren und sind, einige werden es wissen, mit den APERS aktiv. Aber wir allein schaffen natürlich nicht die ganze Arbeit. Da gibt es noch zwei bis drei aktive Helfer, die uns im Hintergrund mit technischen und organisatorischen Tätigkeiten unterstützen, zum Beispiel mit grafischen Arbeiten.

Du lebst aber nicht mehr in den Niederlanden, oder?

Richtig, die Liebe und die Sehnsucht nach den Bergen hat mich nach Innsbruck verschlagen.

Ist das kein Problem für das alltägliche Label-Geschäft?

Nein, nein, per Computer kann ich viele Tätigkeiten von Österreich aus erledigen. Das ist alles kein Problem. Da ich auch die Kontaktperson für viele Bands in ganz Europa bin, ist es egal, ob ich das von Lekkerkerk oder von Innsbruck aus mache. Und ob ich Sachen von den Niederlanden oder von Österreich aus mit der Post verschicke, ist auch nicht entscheidend.

Und seit wann seid ihr schon als Monster Zero aktiv?

Monster Zero gibt es seit 2007. Aber erst 2008 – oder war es sogar erst 2009? – gab es den ersten Tonträger bei uns, die „Banana Brain“-CD von den MUGWUMPS. Dazu muss man wissen, dass wir uns nicht als Label verstehen, das nur Platten und CDs rausbringt, wir organisieren zum Beispiel auch Partys, Shows und Touren. Ganz wichtig ist dabei natürlich der sogenannte „Monster Zero Mash“, ein Festival, auf dem vorrangig die Bands von unserem Label auftreten. Bis jetzt gab es den Monster Zero Mash fünfmal seit 2007, die ersten vier fanden in Rotterdam statt, der letzte in Innsbruck.

Monster Zero ist ja nicht das erste Label, bei dem du aktiv bist. Du konntest ja bereits Erfahrungen bei Stardumb Records sammeln.

Richtig, bei Stardumb habe ich 1999 angefangen, vor einigen Jahren habe ich mich aber bei diesem Label zurückgezogen, das Label wird heute nur noch von Stefan geführt. Das Label ist heute auch längst nicht mehr so aktiv wie früher. Stefan bringt heute nur noch etwa zwei bis vier Sachen pro Jahr raus. Zur Zeit arbeitet er an einem Kunstbuch von Kepi Ghoulie, übrigens ein super Typ.

Und was hast du während deiner Stardumb-Zeiten für deine Aktivitäten bei Monster Zero so gelernt?

Vor allem habe ich gelernt, dass man nicht zu enthusiastisch sein darf. Wir haben früher Aufnahmen von Bands bekommen, die wir total super fanden, und haben dann gleich 1.000 CDs und 500 LPs pressen lassen. Und hinterher hatten wir Schwierigkeiten, die Alben zu verkaufen.

Und wie geht ihr heute bei Monster Zero mit diesem Problem um?

Ich denke, dass wir dort eine gute Lösung gefunden haben. Wir sehen uns in erster Linie als Partner der Bands. Wir wollen die Bands darin unterstützen, gute Konzerte zu spielen, tolle Touren hinzulegen und ihre Platten erfolgreich zu verkaufen. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, dass wir Auflage und Kosten zwischen Band und Label teilen. Wenn wir von einem Album beispielsweise 1.000 CDs pressen lassen, dann gehen davon 500 Stück an die Band und 500 Stück bleiben bei uns. Das hat den Vorteil, dass das Risiko bei beiden Parteien liegt. Die Band kann sich dann nicht einfach bequem im Proberaum zurücklehnen, sondern hat auch ein Interesse daran, dass sich das Album erfolgreich verkauft. Und wenn das dann gut läuft, ist das auch für beide Seiten vorteilhaft.

Wie ist das Verhältnis zwischen Stardumb und Monster Zero? Seht ihr euch als Konkurrenten?

Ich sehe kein Label als Konkurrenz an, mit einigen haben wir auch schon zusammengearbeitet. Das neue Album von THE WINDOWSILL ist beispielsweise bei uns als CD und bei Stardumb als LP rausgekommen.

Aber was ist, wenn man eine Band aufbaut und die Band dann zu einem anderen Label wechselt und dort „abräumt“. Bist du dann nicht enttäuscht?

Nein, wirklich nicht. Wenn die Band zum Beispiel zu einem größeren Label wechselt, das sie noch besser promoten kann, ist das für mich absolut in Ordnung. Das gönne ich der Band dann auch. Ich hoffe natürlich, dass der Kontakt nicht abreißt und auch unser Einsatz für sie gewürdigt wird, mehr erwarte ich aber nicht. Der Band wünsche ich dann auf alle Fälle viel Glück und viel Erfolg.

Gibt es etwas, das Monster Zero ganz besonders macht?

Uns geht es nicht nur darum, Platten zu veröffentlichen. Uns ist es zum Beispiel ganz wichtig, dass wir die Bands von unserem Label live zusammenbringen. Es gibt so etwas wie ein Monster-Zero-Familiengefühl, auch wenn sich das jetzt bestimmt total hippiemäßig anhört. Für ein kleines Label ist es heute lebenswichtig, über entsprechende Kontakte zu verfügen. Wir haben es in den letzten Jahren geschafft, die Kontakte und Freundschaften zwischen unseren Bands zu intensivieren. Davon profitieren letztlich alle. Wenn wir eine italienische Band haben, die in Frankreich spielen will, dann kann MALADROIT weiterhelfen. Und die Jungs von MALADROIT können sich dann im Gegenzug sicher sein, dass ihnen von unseren italienischen Bands geholfen wird, wenn sie mal durch Italien touren wollen. Die können dann ganz schnell die entsprechenden Kontakte herstellen. Als wir etwa mit den APERS in England unterwegs waren, hat uns Ben von den HOTLINES als zweiter Gitarrist verstärkt.

Und wie rekrutiert ihr jetzt die Bands für euer Label? Ist euer Hintergrund mit den APERS ein Türöffner?

Die APERS und Monster Zero sind natürlich eng miteinander verbunden, das ist nicht zu leugnen. Einen Großteil der Bands, die wir aktuell rausbringen, kennen wir schon sehr lange und sind auch schon zusammen mit ihnen getourt. Die APERS waren da sicher schon sehr hilfreich.

Wird dann auch das nächste APERS-Album bei Monster Zero erscheinen, das würde doch Sinn machen, oder?

Mit den APERS sind wir nach wie vor bei Asian Man Records, wir fühlen uns da super wohl und wollen daran auch nichts ändern. In den nächsten Wochen soll dort auch ein Live-Album von uns erscheinen, das wir im Juni 2011 in Nordenham eingespielt haben. Außerdem wird es auch noch einen Rerelease von unserem 2001er-Album geben. Asian Man ist ein Vorbild für uns, Mike ist auch ein super Typ, hat viele tolle Platten von großartigen Bands rausgebracht, ist sich aber trotzdem treu geblieben und agiert nach wie vor aus seiner Garage heraus. Einfach vorbildlich.

Es gibt Bands, die tolle Alben rausbringen, live aber nicht überzeugen können. Andererseits gibt es auch Bands, die die absoluten Live-Granaten sind, aber im Studio eher enttäuschen. Welche Erfahrungen habt ihr da mit euren Bands gemacht?

Live-Shows und Studioalben sind schon zwei sehr unterschiedliche und wichtige Facetten. Bei den Live-Auftritten spielt natürlich auch die Erfahrung eine wichtige Rolle, die meisten Bands, die ich kenne, werden von Show zu Show immer besser. Aber insgesamt sehe ich da bei unseren Bands überhaupt keine Probleme, denn sind wir mal ehrlich, letztlich geht es auch um die Begeisterung der Band. Wer mit Begeisterung bei der Sache ist, wird tolle Alben abliefern und dann auch live nicht enttäuschen.

Ihr habt auf eurem Label Bands aus vielen unterschiedlichen europäischen Ländern am Start, aber bisher noch keine deutsche Band.

Stimmt, das ist eigentlich merkwürdig. In der Vergangenheit gab es zahlreiche gute Bands in Deutschland, die für ihren RAMONES-Pop-Punk bekannt waren. Ich denke da an Bands wie die REEKYS, die NIMRODS, die BACKWOOD CREATURES oder natürlich die genialen SONIC DOLLS. Mit einigen dieser Bands sind wir auch befreundet und ich muss sagen, dass ich als großer Fan der SONIC DOLLS auch jederzeit ungehört neue Songs von ihnen auf Monster Zero rausbringen würde, und da bin ich mir sehr sicher, dass diese Band keinen Techno-Schrott abliefern würde. Leider sind die meisten dieser Bands heute nicht mehr so aktiv. Und wenn wir heute Platten und CDs rausbringen, dann geht das eigentlich nur mit Bands, die live viel unterwegs sind oder aufgrund ihrer Bekanntheit auch ohne Auftritte noch ausreichend Tonträger verkaufen.

Ihr habt in der Vergangenheit einige Alben nur auf CD rausgebracht, wie sieht es mit Vinyl bei euch aus?

Prinzipiell muss man sagen, dass Vinyl geil ist und wir Vinyl-Liebhaber sind. LPs haben mit Sicherheit mehr Zukunft als CDs. Gerade bei LPs darf man aber auch nicht übersehen, dass sie in der Produktion und gerade auch im Vertrieb deutlich teurer sind. Wir verschicken auch unsere Tonträger über einen eigenen Mailorder. Und wenn wir dann eine LP von Holland nach Italien schicken und die LP kostet zehn Euro und die Versandkosten betragen ebenfalls zehn Euro, dann stimmen hier einfach die Relationen nicht mehr. Das ist nicht so wie in den USA, wo du die Päckchen auch über große Entfernungen, zum Beispiel von Los Angeles nach New York, für kleines Geld verschicken kannst. Da hast du heute mit CDs einfach noch bessere Möglichkeiten. Aber Vinyl liegt uns schon am Herzen.Wir arbeiten mit Mailordern in Japan, in den USA, in Australien, Österreich, Italien, Spanien und Frankreich eng zusammen. Und natürlich pflegen wir auch Kontakte nach Deutschland. Hier arbeiten wir mit Soundflat zusammen, Lutz ist ein netter Kerl, auch ihn kennen wir schon lange.

Was ist mit Downloads?

Das machen wir als Label selbst nicht. Das überlassen wir komplett den Bands. Die haben dann noch die Möglichkeit, etwas Extra-Kohle zu verdienen. Die meisten unserer Bands nutzen das dann auch.

Könnt ihr von Monster Zero leben?

Natürlich nicht, Monster Zero ist nichts weiter als ein großes und wichtiges Hobby für uns, Geld wollen wir damit nicht verdienen. Es macht uns einfach richtig viel Spaß. Und wenn eine Veröffentlichung Geld abwirft, wird dieses sofort wieder in das Label gesteckt.

Wie viele Veröffentlichungen gibt es bisher auf Monster Zero, was kann man in den nächsten Monaten von euch erwarten?

Bis jetzt sind rund 20 CDs, LPs und EPs erschienen, zuletzt eine EP von den MANGES, ein Album von den PONCHES aus Italien und eines von den MURDERBURGERS aus Schottland. Gerade die MURDERBURGERS starten gerade richtig durch. Hier müssen wir realistisch sein, ich kann mir vorstellen, dass die MURDERBURGERS nicht mehr lange auf Monster Zero veröffentlichen werden, da stoßen wir mit unseren Möglichkeiten bald an unser Limit. Aber auch das PONCHES-Album ist klasse, schön im MANGES-Stil, einfach, aber kompakt, übrigens produziert von Andrea Manges.

Wenn man über Monster Zero spricht, kommt man an eurem Logo nicht vorbei. Was hat es damit auf sich?

Richtig, unser guter Goomba, der klassische Feind von Super Mario. Der darf auf keiner Platte oder CD von uns fehlen, im Original schön mit Joint im Mundwinkel. Übrigens bekommt jede Band ihren eigenen Goomba für ihre Platten, wobei wir immer versuchen, Eigenarten der Band beziehungsweise ihrer Heimat einzubauen. So verfügt der WINDOWSILL-Goomba über Holzschuhe, der MALADROIT-Goomba über ein Baguette oder der HOTLINES-Goomba über eine Bärenfellmütze. Nur eins wundert mich selbst: Wir haben schon mehrere italienische Bands bei uns, aber wir haben noch keinen Goomba mit einer Pizza.

Ich frage mich gerade, wie wohl ein deutscher Goomba aussehen wird. Mit Sauerkraut und Stahlhelm?

Ich würde eher sagen, mit Bratwurst und Bier. Ja, der würde wahrscheinlich statt dem Joint eine ordentliche Bratwurst im Mund haben.

Welche Ziele habt ihr noch mit Monster Zero?

Selbstverständlich ist es unser Ziel, gute europäische Pop-Punk-Bands aufzuspüren und bekannter zu machen. Darüber hinaus würden wir gerne zu einem Gütesiegel für den europäischen Pop-Punk werden. Überragend wäre es natürlich, wenn wir eine Stellung erreichen könnten wie Lookout Records Anfang der Neunziger Jahre. Da konnte man ungehört fast jede Platte kaufen. Auf jeden Fall wollen wir unserem Stil treu bleiben und nur Musik veröffentlichen, die uns auch gefällt. Metal und Hardcore wird es bei uns definitiv nicht geben. So eine Situation wie bei Epitaph, dass plötzlich ganz unterschiedliche Stilrichtungen veröffentlicht werden, wollen wir unbedingt vermeiden.[/b]