JOYCE MANOR

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Short and sweet!

JOYCE MANOR ist jedermanns neue Lieblingsband! So prangt es zumindest selbstbewusst auf dem zweiten Album der vier jungen Männer aus Los Angeles. Der kleine Sticker auf dem Artwork könnte Recht haben, betören JOYCE MANOR doch all jene, die sich im Punk/Indie-Umfeld wohlfühlen. Nach der „Constant Headache“-EP kam letztes Jahr das selbstbetitelte erste Album auf 6131 Records raus. Dort fand sich die Band zwar neben gröberen Kollegen wie etwa SWAMP THING, CRUEL HAND und TOUCHÉ AMORÉ wieder, konnte aber auch über die hiesige Szene hinaus Herzen in Brand setzen und wurde von Punknews.org sogar als „Album of the Year“ geehrt. Dieses Frühjahr legte die Band, die mittlerweile zu Asian Man Records gewechselt ist, direkt mit der zweiten Platte „Of All Things I Will Soon Grow Tired“ nach. Vielleicht gerade wegen seiner Kürze besticht das Album durch fantastische Ohrwürmer und großartige Melodien, die JOYCE MANOR zu einer außerordentlich spannenden Band machen. Bassist Matt Ebert gab aus diesem Anlass einige Antworten zur gegenwärtigen Situation der Band.

Die simpelste Frage zuerst: Wer oder was ist „Joyce Manor“?


Es ist bloß ein Appartement-Gebäude in Long Beach, Kalifornien. Ziemlich langweilige Antwort, oder?

Euer erstes Album kam auf 6131 Records raus, ein Label, das ja für härtere Musik bekannt ist. Wie seid ihr dort gelandet und was ist der Grund, euer neues Album bei Asian Man zu veröffentlichen?

Unser Freund Elliot ist Schlagzeuger bei TOUCHÉ AMORÉ und spielte Joey, dem 6131 Records gehört, unser Demo vor. Der mochte es sehr. Und es war total cool, als er uns anbot, die Platte zu veröffentlichen. Zu dieser Zeit hatten wir nicht sonderlich viele Shows gespielt und niemand wusste wirklich, wer wir waren. Als uns dann Mike fragte, ob wir für Asian Man eine Platte machen wollten, war es wie ein Traum, der wahr wurde. Ich kenne mich mit dem Label und seiner Entwicklung sehr gut aus und ich habe das Gefühl, dass wir momentan ziemlich gut dorthin passen. Kurzzeitig waren wir auch mal mit Bridge 9 in Kontakt, aber mit Asian Man machte es einfach am meisten Sinn.

Ihr bekommt eine Menge positives Feedback auf eure Musik. Beeinflusst einen das als Band?

Das positive Feedback war wirklich aufregend! Wir haben uns echt einige Gedanken gemacht, wie wir nach unserem ersten Album weitermachen würden. Es ist ein bisschen stressiger, eine Platte zu veröffentlichen, wenn die Leute gewisse Erwartungen an einen haben, aber ich würde nicht sagen, dass es uns zu stark beeinflusste. Wir machen einfach das, was wir wollen, und die Leute wollen es hoffentlich hören.

Habt ihr noch normale Jobs, oder ist die Band mittlerweile eure Vollzeitbeschäftigung?

Wir hatten alle Jobs, aber dieses Jahr machen wir mit der Band ziemlich viel. Wenn ich in der Stadt bin, arbeite ich immer noch für ein paar Tage im Monat in einem Coffee Shop und Kurt macht eine Ausbildung bei einem Tätowierer, wenn er zu Hause ist. Die letzten Jahre haben wir viele lokale Shows gespielt und kleinere Wochenendtouren gemacht. Dieses Jahr kam dann die Entscheidung, sich mehr der Band zu widmen. Bisher war das eine gute Entscheidung. Touren macht einfach viel mehr Spaß!

Ein typischer JOYCE MANOR-Song ist ungefähr 1:20 Minute lang. Auf was achtet ihr besonders, wenn ihr Lieder schreibt?

Wir versuchen, so direkt wie irgend möglich auf den Punkt zu kommen. Ich habe schon immer Punkbands geliebt, die kurze, fesselnde Sets spielen. Es gibt keinen Grund, warum diese Formel nicht auch für Pop-Musik funktionieren sollte. Wenn ich heute, gut sechs Monaten nach Erscheinen des zweiten Albums, zurückblicke, würde ich wahrscheinlich eine in sich kompaktere Platte aufnehmen, da die Songs vom Stil her zum Teil doch sehr unterschiedlich sind, womit wir auch schon ein Ziel für den nächsten Output hätten.

Und wie kurz darf dann ein Album deiner Meinung nach sein?

So kurz oder lang, wie die Band braucht, um ihren Standpunkt klar zu machen. Ehrlich, ich habe mich nie um Albumlängen geschert. Eine gute Platte ist eine gute Platte!

Was ist eigentlich die Geschichte hinter den falschen Songlängen auf dem Artwork von „Of All Things I Will Soon Grow Tired “, wo beispielsweise auf einen acht Sekunden dauernden Song einer folgt, der länger ist als die ganze Platte?

Wir dachten einfach, das wäre witzig.

Glaubst du, dass es Bands heutzutage einfacher haben, ihre Musik zu verbreiten, als noch vor 20 Jahren, zum Beispiel durch YouTube, Spotify und Filesharing?

Einerseits denke ich, dass es wirklich eine coole Sache ist, dass Bands ihre Aufnahmen heute so einfach in die Welt setzen können, anderseits hat es doch radikal die Art verändert, wie Leute Musik hören. Die Menge an neuer Musik, die uns täglich überrollt, macht es für eine Band wesentlich schwieriger, dauerhaft relevant zu bleiben. Unsere Gesellschaft ist in dieser Hinsicht wirklich hyperaktiv geworden.

Krankenversichert zu sein ist in den USA ja keine Selbstverständlichkeit. Und die weltfremden Argumentationen gegen die Gesundheitsreform, die abwertend nur „Obama Care“ genannt wird, zeigen, dass nicht jeder versichert sein möchte. Wie sieht es bei euch aus?

Glücklicherweise bin ich versichert, aber krankenversichert zu sein ist in diesem Land so unerschwinglich teuer, dass die meisten Leute, die ich kenne, es nicht sind. Es ist gruselig. Der Zugang zu medizinischer Versorgung sollte ein grundlegendes Recht des Menschen sein und nicht nur den Wohlhabenden vorbehalten bleiben.

Welches sind die drei Bands, die euch am meisten beeinflusst haben? Und habt ihr je mit einer von ihnen zusammengespielt?

THE SMITHS, GUIDED BY VOICES und THE MARKED MEN. Mit THE MARKED MEN spielen wir nächsten Monat gemeinsam auf einem Festival, und wenn wir mit GUIDED BY VOICES spielen könnten, würde ein Traum für uns wahr werden.

Im Oktober tourt ihr in Europa. Eurer Erwartungen?

Ja, wir sind Anfang Oktober für zwei Wochen in Europa, wobei wir uns besonders auf Berlin und Prag freuen. Von Europa haben wir bisher nur Gutes gehört. Klar, wir werden bestimmt einen Kulturschock bekommen, insgesamt haben wir aber ein gutes Gefühl und sind sehr gespannt.

Hast du schon einmal deutsches Bier getrunken und wenn ja, hältst du es für das beste der Welt?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich deutsches Bier vor allen anderen favorisieren würde, aber ich habe auf jeden Fall schon einige großartige getrunken. Das Bierbrauen in Europa hat eine lange Tradition. Ich bin Nachkomme deutscher Einwanderer aus Fredericksburg, Texas, wo die deutsche Kultur bis heute sehr präsent ist. Mittlerweile ist dies auch in Los Angeles angekommen und relativ hip. Überall machen Läden auf, die deutsches Bier und andere „Spezialitäten“ wie Currywurst anbieten. Und das oft in sehr exklusiven Ecken! Mein Traum ist es, ein eigenes Café zu eröffnen, wo ich dann als Barista Kaffee zubereite. Kommt also gerne auf mich zurück, wenn ihr ein Kaffee-Special macht!

Robert Meusel & Bodo Unbroken