NEGATIVE APPROACH

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Detroit Hardcore City

1981 gründeten John Brannon (voc), Rob McCulloch (git, bald ersetzt durch Graham Zelewski), Pete Zelewski (bass) und Zuheir Fakhoury (drums, bald ersetzt durch Chris „Opie“ Moore) in Detroit, Michigan NEGATIVE APPROACH. Ein erstes Demo entstand, die Band war auf der „Process Of Elimination“-Compilation-7“-EP zu hören, und diese erschien auf dem Label von Tesco Vee (MEATMEN), der damals neben dem Touch & Go-Fanzine auch ein Label gleichen Namens betrieb – die Keimzelle des heute noch aktiven Labels. NEGATIVE APPROACH wurden schnell Teil der aufstrebende Hardcore-Szene der USA, 1982 erschien ihre erste eigene 7“ auf T&G, 1983 das einzige Album „Tied Down“.

Im selben Jahr zeichnete sich schon das Ende der Band ab, Brannon machte mit neuen Musikern noch bis 1984 weiter, dann war das Kapitel NEGATIVE APPROACH erledigt und Brannon gründete 1985 zusammen mit seiner Freundin Larissa Strickland (die 2006 drogenbedingt starb) die Blues-Punk-Band LAUGHING HYENAS, die bis 1995 aktiv war. Danach machte Brannon mit EASY ACTION weiter, einer bis heute aktiven Band.

2006 kam dann die Nachricht von der Reunion (das heißt: Brannon und Moore) anlässlich des 25. Geburtstags von Touch & Go, zwei weitere Auftritte folgten. Seitdem ist die Band immer wieder mal aktiv, 2008 folgte eine erste Europatour, und 2012 nun eine weitere Tour, in der Besetzung John Brannon (voc), Harold Richardson (git), Ron Sakowski (bass) und Anthony DeLuca (dr) – Letzterer ersetzt im Einverständnis mit diesem den Originaldrummer Chris „Opie“ Moore, der familiär und beruflich bedingt kaum touren kann. Sänger plus lauter neue Musiker gleich alte, legendäre Band? Klingt komisch, ist es aber nicht, denn Bassist Ron Sakowski spielte einst (ab 1983, als Nachfolger des ausgestiegenen Corey Rusk von Touch & Go) bei den nicht weniger legendären NECROS, war dann mit Brannon (wie auch NECROS-Kollege Todd Swalla) bei LAUGHING HYENAS und wurde später wie Richardson Teil von Brannons anderer aktuell aktiven Band EASY ACTION.

Überschattet wurde die Tour von Absagen mehrerer Konzerte wegen der Stimmungsmache gegen die Band aus Antifa-Kreisen. Der Grund: Diese hatte 2007 auf der Hochzeitsparty eines etwas zwielichtigen Fans gespielt, Seth Putnam von ANAL CUNT. Der 2011 verstorbene Putnam hatte in den letzten Jahren seinen Ruf als begnadeter Provokateur und Extrem-Musiker noch zu steigern versucht, indem er sich in seinen textlichen Tiraden gegen alles und jeden zunehmend bei gelinde gesagt unappetitlich rechten Themenkomplexen bediente und zudem mit klar rechten Musikern zusammenarbeitete. Wie viel davon dumme Provokation und bewusste „political incorrectness“ war, wie rechts Putnam wirklich war, wie komplett boykottierungswürdig das Werk ist, darüber wird bis heute gestritten – deutsche Antifa-Aktivisten jedenfalls nahmen die Sache zum Anlass, NEGATIVE APPROACH in „Sippenhaft“ zu nehmen und setzten Konzertveranstalter in Hinblick auf eine Konzertabsage unter Druck. Zum Glück blieben diese Versuche in Bochum erfolglos, so dass ich die Gelegenheit hatte, John Brannon und Ron Sakowski zu interviewen, und auch Harold mischte sich mal ein.

Beginnen möchte ich mit der Frage, was Hardcore für euch bedeutet, wo ihr dessen Hintergründe seht.

John:
Für uns war das damals etwas Neues, Aufregendes, es gab keinen Plan. Hardcore griff die Einflüsse der Musik auf, mit der wir aufgewachsen sind, und daraus wurde etwas Neues geschaffen. Ich wuchs in Detroit auf, also waren diese Einflüsse Alice Cooper, MC5, STOOGES, eben dieser extreme Detroit-Rock’n’Roll. Aber wir hörten auch SEX PISTOLS, DEAD BOYS, THE DAMNED, bis die anfingen, uns zu langweilen und wir uns dem Oi! zuwendeten, Bands wie SHAM 69, THE 4 SKINS und BLITZ. Aber wir hörten auch die frühen L.A.-Bands wie WEIRDOS, BLACK FLAG und GERMS. Als wir dann anfingen, Songs zu schreiben, kombinierten wir all diese Einflüsse mit dem Ziel, noch extremere Musik zu machen. Deshalb nannte man das auch Hardcore, es ging darum, die Einflüsse zu nehmen und alles noch schneller und aggressiver zu machen. Das lief zeitgleich auch in anderen Städten ab, man wusste voneinander, aber jeder hatte seine eigenen Vorstellungen. Hardcore war richtig gut damals, es entstand alles neu, da wurde nicht kopiert. MINOR THREAT, BAD BRAINS, BLACK FLAG, CIRCLE JERKS, alle machten ihr eigenes Ding. Einen richtigen Überblick hatte keiner, die Bands poppten überall auf, es war ein neues, frisches Ding, es ging nicht darum, andere Bands zu kopieren. Hardcore war für mich in der Zeit von 1981 bis 1983 neu und spannend, erreichte dann aber den Punkt, an dem es schon zu viele Blaupausen gab und neue Bands zunehmend die bereits existierenden kopierten. Da fing es an, für mich uninteressant zu werden. Es ging nicht mehr darum, etwas Neues zu schaffen, sondern ums bloße Kopieren.

Ron: Hardcore war auf dem Weg aus dem Underground in den „Overground“. Wir hatten selber Flyer gebastelt, verteilten ein paar hundert Stück, das war eine rein lokale Sache. Als Hardcore dann aber überregional wurde, entwickelte sich das zu einem ganz anderen Phänomen. Wie John denke ich auch, dass so 1982/83/84 die Szene florierte und sich nach und nach zu etwas anderem entwickelte, überall entstanden neue Crossover-Bands. Hardcore hatte seinen Zenit überschritten.

John: Frisch, neu und aufregend, „golden“ war Hardcore eben nur ein paar wenige Jahre. Es gab damals noch keine Regeln, keinen festgelegten Stil, wir machten, was wir wollten. Wenn wir einen neun Sekunden langen Song machen wollten, dann taten wir das.

Ron: Und wir nahmen alles selbst auf, es gab keine Labels, die einem teure Studioaufnahmen bezahlten. Wir mieteten uns etwas Ausrüstung, kannten einen Typen, der ein Vierspurgerät in seinem Keller hatte, und dann wurde aufgenommen. Der Bruch kam dann, als aus der Do-It-Yourself-Hardcore-Szene die „Jemand anderes will was daraus machen“-Szene wurde. Corey Rusk hatte damals ein Vierspurgerät, die ganzen frühen Touch & Go-Singles wurden damit aufgenommen.

John: Keiner wusste, wie irgendwas geht, und niemand wollte uns helfen oder es für uns machen, also mussten wir alles selbst herausfinden.

Punk in England war sehr politisch aufgeladen, man denke nur an den „Anarchy in the U.K.“-Schlachtruf der SEX PISTOLS. Habt ihr den politischen Kontext erfasst, hatten politische Inhalte irgendwas mit dem zu tun, was ihr da gemacht habt?

John:
Wir lasen davon, aber irgendwie hat uns das nicht betroffen. Zumindest mich persönlich hat das nicht wirklich interessiert. Mich interessierte die Musik, nicht die politischen Meinungen.

Es gibt dennoch immer wieder Aussagen, die Hardcore schon von seinen Anfängen her in einen klar linken Kontext setzen, ihn als Teil einer progressiven politischen Bewegung sehen.

John:
Dem kann ich überhaupt nicht zustimmen.

Ron: Das ist nicht wahr, Hardcore war damals nicht politisch. In unserer Gegend, und damit meine ich den Mittleren Westen, Städte wie Detroit, Toledo, Chicago, da gab es keine politischen Beweggründe, es ging um die Musik. Die Szene war apolitisch, es ging nicht um den Kampf von uns gegen die Regierung. Wir waren arme kleine Ärsche und wollten in Ruhe unser Ding machen.

John: Wir waren gelangweilte Kids und wollten nach unseren Vorstellungen Spaß haben. Da war kein politischer Hintergrund vorhanden, mit rassistischen Einstellungen beispielsweise war da aber nichts. Im Grunde ging es um das, was die STOOGES einst in „No fun“ besungen haben, oder die DEAD BOYS in „There ain’t nothing to do“. Wir sahen uns in dieser Tradition, wir haben über das gesungen, womit wir konfrontiert waren: Langeweile, nix los, also gründen wir eine Band, um Spaß zu haben und was loszumachen.

Ron: Das Leben war beschissen, wir wollten uns ablenken, und wer einen Job hatte, fand den scheiße. Wir hatten etwas Geld, aber nicht genug, um wirklich Spaß zu haben.

John: Wir wollten einfach was machen, um irgendwas zu tun, mit politischer Motivation hatte das rein gar nichts zu tun – unsere Motivation war nur Langeweile. Krieg den Arsch hoch, mach was, hab’ Spaß!

Ron: Und das Ganze mit so gut wie keiner Kohle.

Was hattet ihr damals für Jobs?

John:
Ich war gerade mit der Highschool fertig und war Tellerwäscher in einem Restaurant, als ich NEGATIVE APPROACH gründete. Ich wollte Geld verdienen, damit wir uns eine eigene PA leisten können.

Ron: Ich machte verschiedene Jobs und blieb glücklicherweise auf dem Bau hängen. Viel Auswahl hatte man damals nicht, die Autoindustrie war zwar eine Option, aber da musste man um fünf oder sechs morgens anfangen, da wäre keine Zeit mehr geblieben für eine Band.

John: Wir waren zufrieden, wenn wir genug Geld hatten, um irgendwie über die Runden zu kommen. Reich sein, ein großes Haus haben, daran war keiner interessiert. Es sollte für die Miete reichen und was zu essen. Und für ein paar Konzerte. Geld war nie eine Motivation fürs Musikmachen. Wir waren ja gewohnt, kein Geld zu haben, und wir verdienten auch nie Geld mit der Band.

Ron: Eine Motivation, in einer Band zu sein, war auf jeden Fall die Perspektive, mal aus Detroit rauszukommen. Man nahm jede Gelegenheit war, eine Show zu spielen.

John: Das lief nach dem Prinzip, dass eine Band etwa aus Washington, D.C. zu uns kam, ein Konzert spielte, und wir dann im Gegenzug bei denen spielen konnten. Das war total spannend, und vor allem war schon die ganze Kommunikation eine Herausforderung, das lief alles per Post und Telefon, du musstest Demo-Kassetten kopieren und sie durch die Gegend schicken. Heute ist das viel einfacher, die Kids haben das heutzutage echt leicht, alle Strukturen existieren bereits. Ich sage immer, wir mussten für sie in den Krieg ziehen, haha. Heute muss man als Band nicht mehr in dem Maße kämpfen, um was zu erreichen, wie wir seinerzeit.

Ron: Andererseits ist auch alles schon vorgegeben: wie man zu klingen, wie man auszusehen, was man zu tun hat.

Harold: So gesehen haben es die Kids heutzutage auch schwer, sich irgendwie abzuheben. Alles war schon mal da.

Ron: Ja, es ist heute schwer, sich abzuheben. Ich würde gerne Bands hören, die irgendwo im Keller ihre Musik machen und etwas völlig Neues, Spannendes schaffen. Das interessiert mich mehr als die etablierte heutige Musikszene, die letztlich nur wiederkäut, was schon da ist.

Angesichts eurer Langeweile damals, eurer Situation mit miesen, schlecht bezahlten Jobs – habt ihr da nie die Frage gestellt, warum die Verhältnisse so sind, wie sie sind, und was man tun müsste, um sie zu verändern?

John:
Musik war unser Ventil. Detroit war ja schon immer eine wichtige Musikstadt, um uns herum gab es viele großartige Bands und Musiker. Selbst Musik zu machen, das war unser Umgang mit der Langeweile, unser Weg, um Spaß zu haben. Nicht rumsitzen und jammern, sondern was tun. Wir fanden heraus, wie man Platten veröffentlicht, wie man Konzerte veranstaltet.

Was hat euch 2006 motiviert, nach mehr als zwanzig Jahren wieder mit NEGATIVE APPROACH auf die Bühne zu gehen?

John:
Die Band existierte ja eigentlich nur von 1981 bis 1983/84. Dann war es vorbei, ich hatte das Gefühl, dass Hardcore seinen kreativen Höhepunkt überschritten hat. Die Band zerbrach, jeder hatte andere Pläne, auch in musikalischer Hinsicht. Ich fühlte mich von diesem ganzen Hardcore-Ding eingeschränkt.

Also hast du die Blues-Punk-Band LAUGHING HYENAS gegründet.

John:
Noch zu NEGATIVE APPROACH-Zeiten sah ich ein Konzert von Nick Caves Band THE BIRTHDAY PARTY. Das war eine unglaubliche Erfahrung, plötzlich ergab alles Sinn: Ich erkannte, dass in dieser Art von Musik meine Zukunft liegt. Wir entdeckten damals den Blues, sahen John Lee Hooker, hörten BIRTHDAY PARTY, THE SAINTS, SCIENTISTS und GUN CLUB – musikalisch interessierte mich damals alles andere mehr als Hardcore. Speziell BIRTHDAY PARTY, da stimmte einfach alles, und sie hatten den ultimativen Sänger, den ultimativen Gitarristen – everything made sense. Wir wurden in musikalischer Hinsicht offener, wir wuchsen, wir steckten nicht mehr in der Hardcore-Blase von 1982 fest. Um auf deine Frage zurückzukommen: LAUGHING HYENAS existierten bis Mitte der Neunziger, dann kam EASY ACTION. Touch & Go Records, unser altes Label, wollte 2006 seinen 25. Geburtstag feiern – und wir wurden gefragt, ob es ein Reunion-Konzert von NEGATIVE APPROACH geben würde. Ich hielt das für sehr unwahrscheinlich, aber die ließen nicht locker, also kontaktete ich Opie. Wir waren all die Jahre befreundet und so diskutierten wir die Idee und entschlossen uns letztlich, den Versuch zu wagen. Damals waren EASY ACTION gerade mit RADIO BIRDMAN auf Tour, und wir schafften es vor dem Touch & Go-Festival gerade noch zwei Mal zu proben.

Und die Proben liefen gut?

John:
Obwohl wir über zwanzig Jahre nicht zusammen gespielt hatten, lief es gut. Wir standen zusammen im Proberaum, versuchten die Songs wieder hinzubekommen, und es klang gut, es war spannend, erfrischend und aufregend, überhaupt kein komisches Gefühl. Das Publikum beim Festival nahm uns gut auf, uns machte es Spaß, aber wir waren uns einig, dass es das gewesen war. Ein paar Wochen später jedoch rief uns Thurston Moore von SONIC YOUTH an, die damals das All Tomorrow’s Parties-Festival in England kuratierten. Er fragte, ob wir Lust hätten, da zusammen mit den STOOGES und MC5 zu spielen. Damit ging für uns ein Traum in Erfüllung, wir konnten dieses Angebot nicht ablehnen. Also spielten wir da, und dann kam ein Angebot, in Belgien zusammen mit DISCHARGE zu spielen, und das wollten wir auch nicht ablehnen. Wir hatten weiterhin Spaß, es kamen immer neue Konzertangebote rein ...

Ron: ... und sechs Jahre später geben wir immer noch Interviews.

John: Es macht uns immer noch Spaß, wann immer ein Angebot passt, nehmen wir es an. Der einzige Grund für all das ist wirklich der Spaß, finanzielle Gründe haben damit nichts zu tun. Wenn ich das Gefühl hätte, der Musik nicht mehr gerecht zu werden, würden wir es bleiben lassen. Und so bekommen viele, die unsere Musik mögen, aber nie die Chance hatten, uns zu sehen, doch noch die Gelegenheit. Ich bin auch immer wieder verblüfft, dass die ganzen Kids in der ersten Reihe unsere Texte auswendig kennen. Die Leute haben Spaß, wir haben Spaß, warum also sollte ich ein Problem mit der Reunion haben?

Woran liegt es, dass Leute, die heute in dem Alter sind, in dem ihr Anfang der Achtziger wart, einen Bezug zu eurer Musik, euren Texten haben?

John:
Unser Songs sind zeitlos, sie sind Hymnen über die Langeweile von Teenagern und ihre Frustrationen. Ich habe einfach nur das beschrieben, was mich damals angekotzt hat. Themen wie Gruppendruck etwa, oder für seine Rechte einzustehen, das hat mich damals bewegt, das sind universelle Botschaften. Das kann jeder auf seine persönliche Situation anwenden, das kann jeder für sich selbst interpretieren.

Wie fühlt es sich an, solche Teenager-Texte als Mann um die fünfzig in die Welt zu brüllen?

John:
Ich bin immer noch angepisst! In meinem Leben gibt es immer noch genug Arschlöcher, die mich unterbuttern wollen, die mir dumm kommen, die mich wütend machen – und ich mache trotzdem weiter. Ja, es ist ein seltsames Gefühl, diese Texte zu singen, aber kein schlechtes.

Nun gab es eine NEGATIVE APPROACH-Reunion ... aber was ist mit den LAUGHING HYENAS?

John:
Larissa ist tot, sie starb 2006, und zu dem Zeitpunkt war für mich völlig klar, dass das Thema LAUGHING HYENAS beendet ist. Ohne sie kann ich nicht auftreten. Aber ich weiß, dass viele Kids erst jetzt die Band entdecken, und das ist ein gutes Gefühl. Vielleicht werden EASY ACTION ja mal ein paar LAUGHING HYENAS-Songs spielen, aber aktuell ist das kein Thema. Die Platten sind erhältlich, das muss für jetzt reichen.

Ron: Larissa war eine einzigartige Gitarristin, wie sie kann niemand spielen.

Lasst uns über die anonymen Boykottaufrufe aus Antifa-Kreisen sprechen, die zu Konzertabsagen führten. Hintergrund ist die Tatsache, dass ihr 2007 auf der Hochzeitsparty von Seth Putnam gespielt habt.

John:
Nur weil wir auf dieser Party gespielt haben, werden wir als Nazis bezeichnet. Der Typ war Fan unserer Band, er fragte, ob wir das Konzert für ihn spielen können, und wir sagten zu. Wir haben uns nie über Politik mit ihm unterhalten, er hat uns gegenüber nie etwas in Sachen White Power, Nazis oder so erwähnt. Jahre später werden wir nun dafür angekackt!

War das in all den Jahren zuvor in den USA nie ein Thema, hat euch da nie jemand darauf angesprochen?

John:
Nie! Und es beleidigt uns, dass man uns unterstellt, dass wir selbst Nazis sein könnten oder irgendwas mit White Power zu tun haben. Wer so was behauptet, hat sich noch nie unsere Lieder angehört, unsere Texte durchgelesen. Ich komme aus Detroit, ich habe keine Zeit, mich mit so einem Scheiß wie Rassismus zu beschäftigen! Ich weiß, dass das ganze Thema schwierig ist, ich denke, es ist alles ein unglückliches Missverständnis und es tut mir leid für die Leute, die uns gerne live gesehen hätten.

Ron: Wenn uns die Veranstalter, die uns jetzt abgesagt haben, bei der nächsten Tour erneut einladen möchten, spielen wir gerne bei ihnen. Wir finden es schade, dass es wegen Missverständnissen zu diesen Absagen gekommen ist.

Ich vermute aber, dass die Kreise, aus denen die Vorwürfe kommen, an euren Entschuldigungen nicht interessiert sind. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die erst zufrieden sind, wenn jemand im Staub angekrochen kommt und seine „Schuld“ eingesteht.

Ron:
Das ist das Problem mit Vertretern von „political correctness“. Wenn ich was Dummes gesagt habe, kann ich mich dafür entschuldigen, aber in dem Fall ist es ein Missverständnis, und wenn wir etwas tun können, um das aufzuklären, tun wir das gerne. Fehler passieren, es gibt Missverständnisse, so ist das Leben, das ist menschlich. Wir sind nette Menschen, wir lieben alle und jeden.

John: Und außerdem: Wir sind nur eine Rock’n’Roll-Band, wir sind nur gekommen, um hier bei euch in Deutschland zu spielen.

Ron: Wenn du die ganze Zeit über Politik reden willst, solltest du Politiker werden. Aber wenn dir Musik wichtig ist, wirst du Musiker. So ist das. Und wenn du Anarchist sein willst, wirf Bomben. Und wenn du Dichter sein willst, schreib Gedichte. Musik und Politik, das sind zwei grundverschiedene Metiers – und die sollte man nicht kombinieren, denn das gibt nur Konflikte. Jeder sollte das machen, woran er Spaß hat, und in unserem Fall ist das eben Musik – und nicht Politik. Ich ziehe meine Befriedigung aus den begeisterten Reaktionen des Publikums, daran habe ich Spaß.

Harold: Das Publikum ist das „fünfte Mitglied“ von NEGATIVE APPROACH. Je begeisterter die Reaktion, desto besser das Konzert.

Ron: Musik ist wie das Essen, das du zu dir nimmst, Politik wie die Luft, die du atmest. Das Essen kannst du dir jedes Mal neu aussuchen, aber die Luft, die du atmest, ist immer die Gleiche für alle Menschen, also geh achtsam damit um.

Harold: Wenn ich Musik mache, denke ich an nichts anderes, schon gar nicht an Politik. Es macht mir einfach großen Spaß, Musik zu machen, darum geht’s.

 


„We know there has been bad rumors about NEGATIVE APPROACH playing at a wedding back in the years, here is there statement to that!

In anticipation of our upcoming 2012 European tour, it appears that some individuals overseas have condemned NEGATIVE APPROACH for playing Seth Putnam’s wedding reception in 2007, and have further stated that we are a racist band. To suggest that NEGATIVE APPROACH are ,Nazis‘ or that we support or condone any form of racism because of our limited association with Mr. Putnam, or for any other reason, is a patently absurd and maliciously reckless statement. None of the past or present members of NEGATIVE APPROACH support, approve of, condone, or tolerate any form of racism whatsoever. Indeed, the band itself is comprised of musicians from a variety of ethnic backgrounds and we welcome and encourage people from all walks of life to listen to our music and come to our shows. Mr. Putnam paid the band a substantial amount of money to play his wedding reception five years ago. We were invited to, but did not attend, the wedding itself. Mr. Putnam was simply a fan of our music. We do not share any racist beliefs he may have had. He never made any racist comments in our presence, and we always considered him to be more of a provocateur than anything.“