DAMNIAM

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Punkrock 2.0

DAMNIAM haben am 28. März das fabelhafte Pop-Punk-Album „Madam In“ via Mad Drunken Monkey veröffentlicht. Zu diesem Anlass treffe ich die Jungs – Dennis (Schlagzeug), Matto (Gitarre), Benny (Bass) und Buschti (Gesang/Gitarre) – im schönen Münster, um deren Ansichten rund um die Themen Punkrock, D.I.Y. und „Warum das alles?“ in Erfahrung zu bringen.

Wie ging es mit der Band los? Gibt es Einflüsse? Wo findet man DAMNIAM wieder? Pop-Punk? Melodischer Punkrock?

Buschti:
Die Band gibt es seit 2007 und entstand, weil wir schon länger miteinander befreundet waren. Wir machen Punkrock. Der Sound hat sich mit der Zeit entwickelt. Jeder hat einen unterschiedlichen Musikgeschmack, was er gern hört und macht, dies findet sich in unserer Musik wieder. Bis 2009 haben wir erst einmal nach dem „richtigen“ Sound gesucht und bis dahin viel experimentiert. Anfangs ging es in Richtung Hardcore, dann wurde es softer. Ich selbst habe früher in einer Hardcore-Band gespielt, die anderen drei in Deutschpunk-Bands. Wir haben uns damals mit den verschiedenen Bands auf Konzerten kennen gelernt. Zusammen sind wir dann erstaunlicherweise beim Punkrock/Pop-Punk gelandet.

Inzwischen ist ja so, dass man eine Platte aufnimmt, um Konzerte zu bekommen, weil Platten kauft ja eh keiner mehr. Was gibt es für Grenzen bei euch? Was werdet ihr nicht – mehr – machen?

Buschti:
Wir wollen live spielen und sind uns für kein Konzert zu schade.

Matto: Wir sind auch lieber auf der Bühne als im Studio. Das war auch der Grund dafür, warum wir fast zwei Jahre für das Album gebraucht haben.

Buschti: Es gibt halt 10.000 andere Bands, die genau im gleichen Genre rumtingeln. Wir fragen überall an und nehmen alles mit. Mittlerweile sind es um die 150 Konzerte.

Matto: Macht ja auch Spaß!

Buschti: Wir sind vor allem den vielen Veranstaltern sehr dankbar dafür, dass sie neben der ganzen Bandcontest-Scheiße etwas Eigenes auf die Beine stellen. Mal eben was zu organisieren, das dann auch noch eine coole Veranstaltung wird, sowohl für die Bands als auch für das Publikum, ist eine starke Leistung.

Dennis: In den letzten vier Jahren sind wir mit unserer kleinen 4-Song EP an echt viele Konzerte rangekommen, aber die Leute wollen natürlich auch mal was Neues hören, nicht nur live, sondern auch auf Platte. Wir haben in den letzten Jahren eine riesengroße Sammlung an Songs live gespielt und einige davon kommen jetzt auch endlich mal aufs Album.

Buschti: Viel zu oft sind wir leider auch auf Intoleranz gestoßen. Da kommst du als Pop-Punk-Band an und bekommst direkt deinen Stempel aufgedrückt. Die finden dich dann scheiße, obwohl sie nicht mal einen Satz mit dir gesprochen haben. In diesem Szeneding sind wir irgendwie nie wirklich angekommen. Wir sind für alles offen, wollen einfach nur Mucke machen und sind generell gegen solche Szenepolizei-Regeln.

Dennis: Wir versuchen seit etwa einem Jahr bei Konzerten finanziell unterm Strich bei Null rauszukommen und das funktioniert in den wenigsten Fällen. Oftmals bleiben wir auch auf Kosten sitzen. So was machen wir immer noch viel zu oft, aber eigentlich wollen wir das nicht mehr. Es wäre schön, wenn wir mal fünfzig Euro mit nach Hause nehmen würden.

Gerade im Punkrock-Bereich geht es ja nicht nur um Musik. Habt ihr eine Art Message?

Matto:
Die Musik ist ja ein bisschen ein Gesellschaftsspiegel, zeigt Missstände auf, Alltagssituationen, zwischenmenschliche Beziehungen und Konflikte. Sie hilft, das alles zu verarbeiten, finde ich. Wir sind keine politische Band im eigentlichen Sinne, wir versuchen zumindest nicht, die Leute politisch zu beeinflussen. Außerdem ist es auch ein bisschen doof, das zu besingen, was eh schon jeder weiß.

Buschti: Oft geht es in unseren Texten um Dinge, die wir als Band zusammen erlebt haben. Wichtig ist, dass die Band dahintersteht. Jeder kann die Texte letztendlich individuell verstehen und auf seine eigene Situation beziehen.

Wie sieht es bei euch labelmäßig aus. Macht ihr das selbst? Ihr macht ja ziemlich viel D.I.Y.

Buschti:
Wir haben lange nach einem Label gesucht und auch überlegt, das selbst zu machen. Gerade in unserem Genre ist es aber anscheinend sauschwierig, eine Band wie uns zu veröffentlichen. Viele haben gesagt: „Das ist zwar alles cool, was ihr da macht, aber wir können euch nicht aufbauen, weil es zu teuer ist.“ Aber glücklicherweise haben wir mit Mad Drunken Monkey Records aus Herne dann doch ein super Label gefunden. Bernd ist ein toller Typ und bringt sonst eigentlich ganz andere Sachen raus, er hatte aber einfach Bock auf uns, was unglaublich cool ist! Jan von MR. IRISH BASTARD hat uns auch unglaublich supportet, geholfen und uns letztendlich mit Bernd von Mad Drunken Monkey Records bekanntgemacht.

Dennis: Heute macht eigentlich keiner mehr was, ohne dafür Kohle zu verlangen. Jan von MR. IRISH BASTARD ist jemand, der unsere Musik cool findet, und er kümmert sich um uns, wofür wir ihm unglaublich dankbar sind! Ich glaube, er hat inzwischen mehr Mails für unsere Band verschickt, als ich je in meinem Leben schreiben werde.

Buschti: Wir sind auch schon oft auf die Schnauze gefallen, weil wir uns auf irgendwelche Leute verlassen haben. Insofern sind wir froh, dass wir mit Jan und Bernd zwei sehr nette und bescheidene Typen kennen gelernt haben.

Matto: Dieser ganzen festgefahrenen Musikindustrie steht man als kleine Band einfach total ohnmächtig gegenüber und hat keine Chance, das irgendwie zu durchschauen. Man kriegt dann irgendwelche seltsamen Digital Distribution Deals vor den Latz geknallt und ist überhaupt nicht in der Lage, ein Urteil über gut oder schlecht zu fällen. Und mit solchen Sachen fährt man oftmals gegen die Wand. Deshalb sind wir so dankbar für die Hilfe. Uns wurden auch schon Sachen angeboten wie ein Fußballturnier mit den GUANO APES, aber das hat uns wenig beeindruckt, weil wir alle nicht Fußball spielen.

Seid ihr rein musikalisch gesehen offen oder gibt es bandintern noch Diskussionen, nach dem Motto „Da trauen wir uns nicht ran“?

Matto:
Die Hälfte der Songs, die Buschti mir vorspielt, finde ich unfassbar gut und entwickle dann eigene Ideen dazu. Mit der anderen Hälfte kann ich gar nichts anfangen. Da weiß ich irgendwie überhaupt nicht, was das soll.

Buschti: Es gibt halt so Sachen, die ich anbringe, da bin ich total euphorisch. Dann setzt Dennis sich an die Drums und spielt es anders, als ich es mir vorgestellt hab. Dann ist alles gesprengt und es kommt genau das Gegenteil dabei raus.

Matto: Aber es gibt einen erstaunlich reflektierten Prozess, der im Proberaum stattfindet. Uns ist, glaube ich, gar nicht bewusst, dass wir tatsächlich Songs spielen und sie so umändern, dass sie mit der ursprünglichen Idee nichts mehr zu tun haben. Daraus entstehen meist die besten Sachen.

Warum erscheint eure Platte nur auf Vinyl?

Matto:
Wir alle sind totale Vinyl-Fans. Der Weg, die Musik zu hören, ist viel, viel aufwendiger als der einfache Klick mit der Maus oder dem Touchpad. Platte ist ein ganz anderes Gefühl. Man legt sie auf, um ein ganzes Album zu hören, und nicht nur einen Song. Man hört Musik bewusster und nicht nur nebenbei.

Zum Schluss: Was ist das Beste und was ist das Beschissenste daran, in einer Punkrock-Band zu spielen?

Buschti:
Das Beste ist die Freundschaft und der Spaß. Oft endet die Probe im Männerabend mit viel Bier. Auch die Tatsache, dass Benny jetzt in Berlin wohnt, ändert daran nichts. Das Beschissenste ist, wenn dann die Probe nicht stattfindet, obwohl man richtig Bock hat.