MAKE DO AND MEND

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Do what feels right to you!

Für einen kleinen Kreis von Eingeweihten war die Veröffentlichung der ersten beiden MAKE DO AND MEND-EPs „We’re All Just Living“ (2007) und „Bodies Of Water“ (2009) ein echte musikalische Offenbarung. Mit ihrem Debütalbum „End Measured Mile“ (2010) setzten sich MAKE DO AND MEND dann langsam aber sicher in Europa durch. Im letzten Jahr veröffentlichte das aus West Hartford, Connecticut stammende Quartett sein zweites Studioalbum „Everything You Ever Loved“ über Rise Records. Vielleicht sind es auf „Everything You Ever Loved“ die großen Gesten, erzeugt durch ein orchestrales Klangbild in den häufigen ruhigen wie atmosphärischen Passagen, und eine unüberhörbare größere Eingängigkeit der Songs, wegen denen einige Leuten MAKE DO AND MEND nach wie vor ignorieren. Dennoch scheinen sie genug Interessierte anzuziehen, so dass viele Konzerte ihrer im März gespielten Headlinertour ausverkauft waren. Im Kölner MTC traf ich mich mit Sänger und Gitarrist James Carrol.

Wenn wir ein wenig in eurer Bandgeschichte zurückgehen, war es für euch durch die abgesagte Tour 2010 und ein Vertriebsproblem anfänglich schwierig, in Europa Fuß zu fassen. Nach Touren mit HOT WATER MUSIC und EVERY TIME I DIE, kamt ihr im vergangenen Winter zusammen mit LA DISPUTE und TITLE FIGHT wieder. Wie ist es für euch, endlich als Headliner auf Tour zu gehen?

Ich bin sehr dankbar dafür. Die ersten Touren, die du genannt hast, waren fantastisch und sehr wichtig für uns. Natürlich sind viele Leute vor Ort und warten auf die Headliner des Abends. Aber jedes Mal, wenn wir zurückgekommen sind, kamen mehr und mehr Leute nach den Konzerten zu uns und waren begeistert. Genauso auf der letztjährigen Tour mit LA DISPUTE und TITLE FIGHT. Es ging uns immer sehr gut in Europa und wir konnten jedes Mal ein wenig mehr Fahrt aufnehmen. Und nun hat sich das alles auf der jetzigen Tour ausgezahlt.

Gibt es allgemein irgendwelche Ängste kurz vor einem Tourstart?

Wir machen uns nicht viele Gedanken oder sind abergläubisch, aber ich war sehr nervös vor der Tour. Ich hatte keine Ahnung, wie es werden würde. Werden genug Leute kommen? Kümmert es irgendwen dass wir wiederkommen – als Headliner? Aber nachdem die ersten Shows ausverkauft waren – und alle Abende waren großartig –, war unser Nervosität verschwunden.

Gibt es eine andere Herangehensweise an eine Headlinertour?

Es ist definitiv ein anderes Gefühl. Anspannung einerseits, aber auch eine gewisse Zuversicht, die damit einhergeht. Ich weiß nicht, ob es Sinn ergibt oder blöd klingt, aber nach den ersten paar Shows schien es mir, als würden die Leute begeistert nachhause gehen. Wenn wir andere Bands supporten, herrscht ein gewisses Maß an Anspannung, weil man versucht neue Leute zu beeindrucken. Diese Tour nun ist unser eigenes Ding. Wir spielen für die Leute, denen unsere Band etwas bedeutet, und das nimmt einiges von dem Druck raus.

Im Vergleich zum Debüt „End Measured Mile“ klingt „Everything You Ever Loved“ schon etwas anders.

Das ist einfach so passiert. Wir haben die Songs unserer Gefühlslage angepasst. „End Measured Mile“ ist ein temporeiches und energisches In-your-face-Album. Auf der aktuellen Platte gehen wir in eine andere Richtung und ich bin auf die Songs stolzer als auf alles andere, was wir bisher veröffentlicht haben.

Manche sehen es kritische, wenn Punk- und Hardcore-Bands eingängigere Elemente in ihren Sound integrieren. Kannst du das nachvollziehen?

Absolut. Als ich jünger war und eine Band ein „eingängigeres“ Album veröffentlicht hat, habe ich mich oftmals gefragt, warum sie das gemacht haben. Aber das ist eine Sache, die sich niemals ändern wird. Wir haben wirklich hart gearbeitet, um an den Punkt zu gelangen, an dem wir sind, nämlich Songs zu schreiben, mit denen wir zufrieden sind. Aber ich kann mich nicht darum kümmern, was andere Leute von mir erwarten. Ich mache das, was sich für mich richtig anfühlt, egal, ob die Leute es mögen oder nicht.

Um die Zeit bis zum nächsten Release ein wenig zu verkürzen, habt ihr das ein JETS TO BRAZIL-Cover „Cat heaven“ online veröffentlicht.

Wir hatten einfach Lust darauf und haben es kurzerhand mit dem Laptop in meinem Wohnzimmer aufgenommen. Wir haben herumgeblödelt und dann hörte es sich so gut an, dass wir entschieden haben, es in dieser Form zu veröffentlichen.

Wenn man einen Song covert, tut man das mit dem nötigen Respekt gegenüber der Band, die man sich da ausgesucht hat und die man meist schon jahrelang kennt. Oder kam euch die Idee rein zufällig?

Es war definitiv situationsbedingt. Aber es ist komisch, wenn man versucht, eine gute Version von einem bereits großartigen Song zu schaffen. Jeder hofft natürlich, dass es klasse wird. Wir haben auf jeden Fall Respekt vor dem Lied, es ist einer meiner Lieblingssongs aller Zeiten. Wir haben diesen Song gecovert, weil er mir viel bedeutet und ich ihn damit würdigen wollte. Hoffentlich werden wir dem auch gerecht. Ich persönlich bin mehr JETS TO BRAZIL- als JAWBREAKER-Fan. Versteh mich nicht falsch, ich bin Fan von beiden Bands und jedes JAWBREAKER-Album ist großartig, aber ich konnte musikalisch eher eine Beziehung zu JTB aufbauen. Ich habe Blake auch mal getroffen, als wir mit seiner neuen Band THE FORGETTERS gespielt haben. Er ist ein supernetter Kerl.

Angesichts der letztjährigen Gerüchte über eine JAWBREAKER-Reunion die Frage: Bist du eher der ewige Nostalgiker oder denkst du, dass man einige Sachen besser in der Vergangenheit ruhen lassen sollte?

Schwer zu sagen. Ein Teil von mir will, dass aufgelöste Bands oder Bands, die sich eine Auszeit genommen haben, es auf sich beruhen lassen. Denn es gibt viele, die mit ihrer Reunion jeglichen Charme verloren haben, zumindest für mich. Das ist vielleicht egoistisch gedacht und unfair, aber so fühlt es sich oftmals an. Andererseits gibt es aber auch genug Bands, die dich, wenn du sie dann live siehst, zurück zu dem Punkt transportieren, an dem sie dir viel bedeutet haben. Wie zum Beispiel AMERICAN NIGHTMARE, eine meiner Lieblingsbands, oder HOT WATER MUSIC. Ihr Comeback-Album ist meiner Meinung nach ihr bestes Album aller Zeiten. Aber das ist ein Glücksfall. Meistens bevorzuge ich, dass Bands Teil der Vergangenheit bleiben. Aber genauso gibt es viele Bands, die in ihren besten Jahren nicht ihr ganzen Potenzial ausschöpfen konnten. Erst nach der Auflösung bemerken die Leute, wie gut eine Band war, und dann nimmt die Verehrung posthum plötzlich Fahrt auf. Deswegen ist es für Bands auch so reizvoll, sich wiederzuvereinigen.