FLATLINERS

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Same people, different band

Sie sind gerade mal Mitte zwanzig und bestehen als Band seit nunmehr elf Jahren: THE FLATLINERS aus Toronto machen bereits seit ihrer frühesten Jugend gemeinsam Musik und waren 2007 mit ihrem zweiten Album „The Great Awake“ die jüngste Band, die je von Fat Wreck gesignt wurde. Sechs Jahre später erscheint nun ihr vierter Longplayer, „Dead Language“, auf dem sich die Band komplett ihrer Ska-Wurzeln entledigt und erwachsener denn je zeigt. Im Rahmen ihrer letzten Tour nahmen sich Sänger Chris Cresswell und Bassist Scott Brigham bei einem Zwischenstop in Hannover die Zeit, gutgelaunt über das neue Album und ihre Entwicklung als Band zu sprechen.

Euer neues Album „Dead Language“ ist am 13. September erschienen. Was könnt ihr uns darüber erzählen?

Scott:
Das Album ist von den FLATLINERS. Es ist am 13. September erschienen.

Chris: 13 neue Songs von den FLATLINERS, haha. Es ist schwer, das zu erklären. Wir sind sehr aufgeregt und gespannt. Es ist drei Jahre her, dass wir unser letztes Album veröffentlicht haben. Wir sind sehr froh darüber, dass alle so geduldig waren und hoffen, dass sich außer uns noch jemand darüber freut.

Das Artwork erinnert mich sehr an das von „Exister“ von HOT WATER MUSIC. Ist das Zufall?

Chris:
Unser Freund Richard Minino hat sowohl das Artwork für „Dead Language“ als auch für „Exister“ gemacht. Wir haben das anfangs gar nicht bemerkt, bis ein paar Leute es schließlich erwähnt haben. Es sieht auf den ersten Blick sehr ähnlich aus, aber irgendwie ist es das dann doch nicht. Richard hat bereits 2011 Tourposter für uns entworfen und davon sind ein paar Elemente im Albumartwork enthalten. Das ist das, was mir sofort aufgefallen ist. Als uns die Ähnlichkeit bewusst wurde, war es bereits zu spät. Ich hoffe, HOT WATER MUSIC fühlen sich nicht angegriffen. Vielleicht sollten wir uns entschuldigen, haha.

Die Songs für „Dead Language“ sind während der letzten drei Jahre entstanden. Was verbindet sie?

Scott:
Ein verrauchter Proberaum.

Chris: Ja, wir jammen viel zusammen, um neue Songs zu schreiben. Das passiert vor allem im Winter, weil wir uns die ersten Monate im Jahr immer frei halten, was etwas merkwürdig ist, weil es gerade dann in Kanada sehr kalt und verschneit ist. Aber in dieser Zeit entwickeln wir dann alle Ideen weiter, die wir auf Tour hatten.

Scott: Es sind auch Songs dabei, die eigentlich schon auf dem letzten Album hätten sein sollen.

Chris: Genau, „Calutron girls“ sollte zum Beispiel schon auf „Cavalcade“ enthalten sein, aber der Song war noch nicht ganz fertig. Jetzt ist er auf der Split-7“ mit MAKE DO AND MEND gelandet.

Haben die Texte ein bestimmtes Thema?

Chris:
Ähm, ein bisschen schon, glaube ich. „Cavalcade“ wurde irgendwie ziemlich konzeptionell, weil alle Songs davon handelten, weg von zu Hause zu sein. Das hat sich einfach so ergeben, weil wir wirklich viel auf Tour waren. Dieses Mal ist es eher so ein Mix aus beidem, zu Hause und weg von zu Hause, also hin- und hergerissen zu sein. Die Songs handeln zu einem großen Teil von einem Zeitpunkt in meinem Leben, der nun vorbei ist und den ich mit den Texten eingefangen habe. Ich glaube, es geht vor allem darum, aus seinen Fehlern zu lernen.

Bei „Cavalcade“ hattet ihr ja einige Gastmusiker wie die CANCER BATS oder Nuno von A WILHELM SCREAM. Habt ihr euch für das neue Album auch wieder jemanden dazu geholt?

Chris:
Nein, dieses Mal sind es nur wir selbst. Auf „Cavalcade“ hat das echt riesig Spaß gemacht, so viele Freunde dabeizuhaben, aber dieses Mal sind wir eigentlich gar nicht erst auf den Gedanken gekommen.

Scott: Der Entstehungsprozess des Albums war auch etwas komisch. Wir haben Ende 2011 bereits erste Demos aufgenommen, dann weiter neue Songs geschrieben und uns immer wieder die alten Demos angehört. Letztendlich haben die uns einfach schon so gut gefallen, dass wir nicht mehr wirklich etwas an ihnen ändern wollten.

Chris: Ja, wir haben dann nur noch ein bisschen daran herumgefeilt. Die Songs auf dem Album sind alle Live-Aufnahmen, wir haben nur noch eine weitere Gitarrenspur draufgelegt oder so was. Deswegen sind wir gar nicht erst darauf gekommen, noch Gastmusiker dazu zu holen. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, denn dann wäre es irgendwie Routine geworden oder irgendwas nach dem Motto: die holen immer ihre ganzen Freunde mit auf das Album. Auf „Cavalcade“ hat es rein thematisch einfach Sinn ergeben, unsere Freunde mit einzubeziehen, denn es geht um Zusammenhalt und Freundschaft.

Man hört, dass ihr euch als Band von einem Album zum nächsten immer sehr weiterentwickelt habt und erwachsen geworden seid. Was denkt ihr rückblickend über eure ersten Songs?

Scott:
Wir haben unser erstes Album „Destroy To Create“ dieses Jahr noch mal auf Vinyl veröffentlicht. Das war das erste Mal seit drei oder vier Jahren, dass ich mir das Album angehört habe. Es ist schon cool, aber irgendwie auch peinlich. So als würde man sich alte Fotos von sich beim Highschool Prom anschauen. Man denkt nur: „Pack das weg!“

Chris: Da wir seit dem ersten Album relativ viel veröffentlicht haben, spielen wir nicht viele der ganz alten Songs, aber sie machen immer noch total Spaß. Trotzdem ist es merkwürdig. Es klingt, als wäre das eine ganz andere Band.

Scott: Ja, eine andere Band, aber die gleichen Typen.

„Dead Language“ sollte ja eigentlich schon ein paar Monate früher rauskommen. Was hat die Veröffentlichung hinausgezögert?

Chris:
Der eigentliche Hauptgrund, warum alles nach hinten verschoben wurde, war das Abmischen. Es klang alles recht gut, aber wir hatten ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie es klingen sollte. Natürlich sind es Live-Aufnahmen und das soll sich auch so anfühlen, aber trotzdem soll ja alles so klingen, wie man es wirklich will. Das wollten wir eben nicht überstürzen. Die ganzen Deadlines fielen in die Zeit, in der wir auf Tour waren, also mussten wir immer alles geschickt bekommen und das hat alles ein bisschen verzögert. Die Tourneen, die wir in den letzten Monaten mit befreundeten Bands wie ASTPAI oder A WILHELM SCREAM gespielt haben, waren ursprünglich als Release-Touren geplant. Aber es hat nicht wirklich Sinn gemacht, die dann alle abzusagen. Wenigstens haben wir dann noch die 7“ mit MAKE DO AND MEND veröffentlicht.

Es scheint so, als ob ihr zehn Monate im Jahr auf Tour seid. Was würdet ihr tun, wenn ihr ein Jahr frei hättet?

Chris:
Vermutlich eine neue Band gründen, haha. Es wäre, glaube ich, ganz cool, einfach mal ein paar Monate zu Hause zu bleiben und zu schauen, wie sich das anfühlt, denn selbst wenn wir nur für kurze Zeit daheim sind, denken wir meist schon darüber nach, wo wir als Nächstes spielen können. Ansonsten würde ich gerne in alle Städte reisen, in denen wir auf Tour waren, wo wir aber keine Gelegenheit hatten, sie uns mal richtig anzusehen.

Scott: Ja, man ist in all diesen großartigen Städten, hat aber meist nur wenige Stunden Zeit und hängt größtenteils nur in den Clubs rum. Es wäre wirklich toll, sich das alles mal genauer anzuschauen. Ich weiß gar nicht, was ich dann noch machen würde. Vielleicht einen Job suchen, haha.

Ihr seid jetzt schon seit über zehn Jahren zusammen in der Band und alle gerade mal in euren Mittzwanzigern. Denkt ihr, dass ihr das in zehn Jahren immer noch machen werdet?

Beide:
Oh Mann, ich hoffe nicht! Haha!

Chris: Wahrscheinlich schon. Ich weiß nicht, ob wir noch so viel touren werden. Irgendwann erreicht man den Punkt, an dem man einen Gang runterschalten muss, aber im Moment macht es einfach Spaß, so viel wie möglich zu touren. Ich glaube schon, dass wir noch eine Band sein werden. Es sei denn, es passiert etwas ganz Schreckliches.