SKY WE SCRAPE

Foto

Abenteuerreise nach Europa

Eigentlich sollte man RED CITY RADIO einen Dankesbrief schreiben. Ihren Vermittlungskünsten haben wir es nämlich zu verdanken, dass ARLISS NANCY und die Post-Hardcore-Band THE SKY WE SCRAPE aus Chicago mittlerweile auch auf Gunner Records untergekommen sind. Letztere haben im November ihr Debütalbum „Divides“ in Europa veröffentlicht. Im Oktober führte sie eine vierwöchige Tour nach Europa, unter anderem auch nach Berlin, wo sich Drummer Justin, Bassist Aaron, Gitarrist Ryan und Sänger Jason Zeit für ein Interview nahmen.

Ihr kommt aus Chicago. Ist es schwierig, sich in einer so lebendigen Szene durchzusetzen, gerade in Hinsicht auf Punkbands?

Aaron:
Es gibt eine Menge großartiger Musiker in Chicago und es herrscht schon eine gewisse Konkurrenz. Es ist ein bisschen wie in der Highschool, wo sich bestimmte Cliquen zusammentun ...

Ryan: Ganz so kann man das nicht sagen. Es gibt schon ein Gemeinschaftsgefühl in der Musikszene Chicagos. Natürlich gibt es ein paar Bands, die besser miteinander auskommen als andere, aber es herrscht da nicht so ein Cliquenkrieg wie in der Highschool. Ich finde, Chicago hat die beste Punkrock-Szene der USA. Alle arbeiten auf das gemeinsame Ziel hin, die ganze Sache am Laufen zu halten, es steckt ein gewisser Ethos dahinter. Aber es gibt eine Unmenge von Bands und es ist wirklich schwer, sich da über Wasser zu halten.

Euer Album „Divides“ wurde bereits vor einigen Monaten in den USA veröffentlicht. Wie ist es, jetzt nach Europa zu kommen, wo das Album zum Zeitpunkt der Tour noch nicht einmal erschienen ist?

Jason:
Es ist wirklich cool. Erst haben wir das Album selbst digital veröffentlicht, dann haben wir mit Paper + Plastick ein Label für die USA gefunden und jetzt kommt es endlich auch in Europa raus. Wir haben viel Arbeit in das Album gesteckt und es ist toll, diesen Prozess mitzuerleben.

Aaron: Es haucht den Songs mehr Leben ein. Wir freuen uns, sie vor einem neuen Publikum zu spielen. Wir arbeiten bereits an neuen Stücken, die wir normalerweise auch schon in unser Set miteinbauen, aber in Europa spielen wir mehr die Songs vom Album, da wir deswegen ja auch hier sind.

Ihr arbeitet also schon an einem neuen Album?

Aaron:
Ja, wir haben bereits acht oder neun Songs fertig. Es eilt nicht, aber wenn wir zurück nach Hause kommen, wollen wir so viel wie möglich schreiben und an unserer nächsten Veröffentlichung arbeiten.

Ihr seid gerade zum ersten Mal in Europa und ich habe gesehen, dass ihr auf Facebook fleißig Tourfotos gepostet habt. Hattet ihr Zeit, ein bisschen Sightseeing zu machen?

Justin:
Wir versuchen es. Wir haben zwei Fahrer aus Europa, die uns sagen, was wir uns ansehen sollten. Wir halten uns daran, schließlich kennen die sich hier besser aus als wir. Heute haben wir zum Beispiel zum allerersten Mal die Berliner Mauer gesehen. Wenn man als Musiker auf Tour ist, sieht man ja auch ganz andere Sachen als ein normaler Tourist. Durch diese Verbindung zur Musikszene erlebt man ganz besondere Dinge, wenn man auf Tour ist.

Als eure Tour begonnen hat, gab es noch einige offene Daten ohne Shows. Hat euch das sehr belastet?

Jason:
Oh ja! Ein Stück weit war es ganz cool, weil es ein echtes Abenteuer war, aber es war auch sehr angsteinflößend, denn man ist ja schließlich hier, um Shows zu spielen.

Aaron: Es war wirklich nervenaufreibend. Der Tag unserer Abreise aus den USA kam immer näher und da waren echt noch ein Haufen Dates, an denen noch keine Show gebucht war. Wir hatten schon für unsere Flüge bezahlt und das Ganze soll sich ja schließlich lohnen. Als wir dann aber hier waren, bekamen wir mehr Anfragen, als wir annehmen konnten. Letztendlich hatten wir insgesamt nur zwei Tage frei, die wir aber auch gebraucht haben, um nach Großbritannien und zurück zu kommen. Da hatten wir echt Glück.

Man hört von sehr vielen amerikanischen Bands, dass Bands hier besser behandelt werden. Wo ist der Unterschied zwischen den USA und Europa?

Jason:
Oh ja! Unsere Labelkollegen haben uns nur Gutes über Europa erzählt. Jeder hat gesagt, dass die Deutschen sehr warmherzig gegenüber Bands sind und die Realität hat dem mehr als entsprochen. In den USA kannst du schon glücklich sein, wenn du überhaupt Fahrgeld bekommst. Keiner kümmert sich richtig um dich, du kriegst nichts zu essen und einen Platz zum Schlafen schonmal gar nicht.

Ryan: Hier ist das normal, in den USA ist das die absolute Ausnahme.

Gibt es da auch innerhalb der Staaten Unterschiede?

Aaron:
Im Westen ist es schwierig zu reisen. Letztes Jahr waren wir anderthalb Wochen in Arizona und Las Vegas unterwegs. Wir sind teilweise 15 Stunden gefahren und haben eigentlich nur unnötig Spritgeld verbraten. Ab und zu haben wir mal zwanzig Dollar für eine Show bekommen, aber ansonsten haben wir alles aus eigener Tasche gezahlt. An der Ostküste fährt man hingegen nur zwei Stunden von einem Staat zum nächsten. Das ist also sehr viel einfacher. Im Süden gibt es keine besonders ausgeprägte Punkrock-Szene. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber generell ist es schwieriger, im Südwesten gute Shows zu bekommen.