TROUBLE ORCHESTRA

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Bunte Subkulturen-Mischmucke

TROUBLE ORCHESTRA aus Berlin wecken vor allem deine Neugier. Wie funktioniert ein Zusammenschluss von sieben Menschen mit Einflüssen aus politischem HipHop, Screamo, Postcore, Post-Rock und punkigen Momenten? Wie bekommt man alle seine musikalischen Projekte unter einen Hut? Terminplaner müssen her, um Bands zu koordinieren, Prioritäten kurzzeitig gesetzt werden. Aber das, was am Ende dabei herauskommt, besitzt genreübergreifende Relevanz. Sind sich Hardcore/Punk und HipHop doch thematisch sehr ähnlich. Warum also nicht zusammenfügen, was gut zusammenpasst?

Wann kam es, dass aus der Live-Band von Johnny Mauser ein eigenes Projekt wurde?

Kralle:
Der entscheidende Moment war, als wir uns entschlossen haben, einen Proberaum anzumieten und als „eigene Band“, „eigene Bewegung“ auch eigene Sachen zu machen.

Sjard: Wir haben bei den Proben eigentlich immer gemerkt, dass alles ganz gut funktioniert und wir Bock drauf haben.

Also war das eher eine Eigendynamik als konkrete Absicht?

Johnny Mauser:
Ja, total. Es gab nie einen Plan, dass wir das so vorhaben.

Wie läuft es bei den Proben ab? Ist es schwierig, eure verschiedenen Musikeinflüsse auf einen Nenner zu bekommen?

Phurioso:
Irgendwie nicht, weil wir als Rapper davon profitieren, dass wir endlich mal ...

... was anderes hören?

Phurioso:
Ja, kann man so sagen. Wir sind mit Rap aufgewachsen, Mauser und ich. Es tut uns wirklich gut, an neuen Projekten oder Songs zu wachsen.

Mauser: Was eine Schwierigkeit darstellt, ist der Entstehungsprozess eines Songs. Als HipHopper kennen wir es so, dass wir etwas auf einen Beat schreiben. Jetzt sind wir zusammen im Proberaum. Da haben wir schon festgestellt, dass es nicht immer leicht ist. Es gibt auch Zeiten, in denen sich nur die VocalistInnen oder Instrumentalisten treffen und wir dann schauen, was aus den unterschiedlichen Kochtöpfen herauskommt. Letzteres ist schon produktiver.

Phurioso: Wir stellen fest, dass zwischen uns total viele Parallelen vorhanden sind. Es ist eine sehr gespannte, aber auch entspannte Mischung.

Seht ihr das musikalische Sprengen der Genregrenzen auch als Metapher für das Zusammenführen der unterschiedlichen Subkulturen?

Phurioso:
Wenn das Gefühl nach außen hin entsteht, liegt das an uns, weil wir innerhalb der Band Grenzen sprengen, Dialoge führen und immer wieder Lösungen für uns finden, damit wir auf einem Nenner kommen.

Kommt es vor, dass Menschen sagen: „Bäh, was macht ihr da? Wir mögen nur Punk. Was soll die Scheiße, dass da welche drüber rappen?“

Phurioso:
Nein, eher umgekehrt. Warum macht Mauser nicht seine Musik und ihr so einen Post-Rock-Sound dazu? Es war anfangs nie wirklich klar, ob wir jetzt Mauser, oder was Eigenes sind. Das wirft unglaublich viele Fragen auf.

Jakob: Das hat auch bei dieser Tour zu ziemlich emotionalen, aber auch wichtigen Diskussionen geführt. So dass wir letzte Woche tatsächlich gemerkt haben, dass wir jetzt langsam unseren Weg finden.

Mauser: Natürlich sind wir von dem überzeugt, was wir machen. Klar sind wir auch sehr gespannt auf Reaktionen von außen. Mehr, als wenn ZINNSCHAUER, NEONSCHWARZ oder Johnny Mauser auftreten. Dann weiß jeder ungefähr, was da für Leute kommen. Jetzt ist es eine Mischmucke. Da gab es dann schon auch kritische Nachfragen.

Jakob: Das ist eben die Schwierigkeit gewesen, dass wir als Mausers Live-Band gestartet sind und dieser Anteil jetzt immer geringer wird.

Wie sind eure persönlichen musikalischen Einflüsse?

Jakob:
Das ist wirklich schwierig. Am Ende klingt es so, als würde ich mich verbiegen müssen. Ich mach bei ZINNSCHAUER eben ganz andere Musik und stehe total auf Gefrickel, Screamo, Postcore und Dramatisches, das man erst nach dem 300. Mal versteht. Aber ich mag auch sehr gute Pop-Songs oder HipHop. Die Frage nach dem Genre ist gar nicht so wichtig, weil das Projekt für sich selber spricht.

Phurioso: Also für mich ist es immer deutscher Rap gewesen. Und ich habe immer Gitarren gemocht.

Kralle: Kurz: DEFTONES, THE FALL OF TROY.

Mauser: Ich war immer voll bei Rap und HipHop-Musik. Der Link zu eurer Musik ist für mich nicht das Gitarrengeballer, sondern eher dieser deepere, emotionalere Zugang zu dieser Musik. Das finde ich beeindruckend.

Sjard: Das Ding, das jetzt gerade hier so passiert, spiegelt genau wider, was generell bei uns passiert. Alle bringen ihre persönlichen Einflüsse mit und lernen voneinander.

Euer Video zu „Staub der Straßen“ wirkt wie eine symbolische Zusammenführung der Subkulturen. Ist das mit Bedacht so gedreht worden?

Mauser:
Das stimmt schon mit dem Mischen der Subkulturen. Uns war wichtig, dass das Video nicht zu einseitig wird. Bunt eben und, bezogen auf die Musik- und Kleidungsstile, schön zusammengewürfelt. Klar repräsentiert das unsere Musik, aber jetzt speziell auch den Stil von genau dem Song.

Und was kommt dann?

Jakob:
Wir werden ein Album aufnehmen. Das wird für uns ein ganz wichtiger Schritt, weil dann plötzlich auf Platte gepresst ist, was wir sind.