BROILERS

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Die ausgebliebene Verhosung

Wenn es derzeit eine deutsche Band aus dem Umfeld des Punk gibt, die im großen Stil auf der Überholspur ist, dann sind es die BROILERS. Ihr 2011 erschienenes „Santa Muerte“-Album landete fast an der Spitze der Albumcharts. JKP, das Label der TOTEN HOSEN, hat sie unter Vertrag genommen und schickt sie seitdem mit Campino und Co. durch die Stadien der Republik. Ihre eigenen Konzerte spielten die Düsseldorfer, die sich einst als Oi!-Punk-Combo gegründet hatten, in der Hallen-Kategorie „3.000 plus“. Jetzt steht mit „Noir“ der nächste Tonträger und Studioalbum Nummer sechs seit 1992 an. Darauf finden sich wie angekündigt einige der härtesten Songs seit langer Zeit, aber eben auch einige der „emotionalsten“ – also ruhigsten. Schon „Vanitas“ (2007) und „Santa Muerte“ waren zu ihrer Zeit ein kleiner Bruch mit der Tradition der Regentschaft der lauten, schnellen und verzerrten Gitarren gewesen. Jetzt folgt der große Bruch – jedenfalls vermutlich. Ob das so ist, wie „Noir“ entstanden ist und was sich so alles verändert hat, erklären uns Frontmann Sammy und Bassistin Ines beim Treffen im Stammcafé der Band.

Ines, Sammy, wie geht es euch?

Ines:
Mir ganz gut.

Sammy: Mir ganz schlecht.

Wie bitte? Ein neues Album steht an, die Vorfreude steigt ...

Sammy:
Ich habe mich letzte Nacht noch um ein Uhr mit einem Fotografen getroffen und heute Morgen bis um sechs Uhr am Cover des Albums gebastelt. Und das läuft in den vergangenen Wochen häufiger so. Hinzu kommen die Promo-Termine. Da bleibt kaum Freizeit. Das ist eine schwierige Zeit gerade. Ich merke: Es geht so langsam los. Ich würde heute Abend sehr gerne einfach nur zu Hause sitzen und Xbox spielen oder Fernsehen schauen.

Ines, du steckst diesen Stress also besser weg?

Ines:
Ich habe weniger Stress, weil ich mich ja nicht ums Coverlayout kümmern muss, haha.

Sammy: Das war dieses Mal etwas zu viel auf einmal. Ich muss – wenn das alles vorbei ist – noch mal schauen, was da so dramatisch schief gelaufen ist, damit ich es beim nächsten Mal besser mache. Da sollten wir nach der Abgabe der Masterbänder doch lieber ein halbes Jahr für den ganzen Rest einkalkulieren. Das war dieses Mal zu kurz.

Ist das alles vielleicht auch der Preis des Ruhms, den ihr mittlerweile zahlen müsst?

Sammy:
Nein, nicht der Preis des Ruhms, sondern vielmehr der des eigenen Anspruchs an uns selbst.

Du bist ja auch ein bekennender Kontrollfreak – das macht das mit dem Stress jetzt nicht unbedingt besser.

Sammy:
Das stimmt.

Ines: Zumindest hilft es nicht, wenn man sich dabei selber kaputt macht.

Aber der Kontrollfreak Sammy Amara fragt die anderen Bandmitglieder schon ab und an nach ihrer Meinung?

Ines:
Er fragt uns schon nach unserer Meinung zu Song-Ideen oder dem Artwork. Aber er sitzt natürlich erst einmal alleine zu Hause und muss uns dann etwas präsentieren. Und das, was er uns präsentiert, muss er gut vorbereiten und in Alleinarbeit herstellen. Da hat er dann den Stress und nicht wir, haha.

Sammy: Ja, ja. Die Betonung liegt auf: Er muss! Haha.

Eure neue Platte, an deren Gestaltung Sammy gerade so fleißig arbeitet, heißt „Noir“. Hat dieser Titel irgendetwas mit dem eher düsteren Krimi-Genre „Film Noir“ zu tun?

Sammy:
Nein, überhaupt nicht. Ich weiß, das findest du gleich als Erstes, wenn du diesen Begriff im Internet in eine Suchmaschine eingibst. Und es gibt auch einen kompletten Cover- und Backcover-Entwurf für das Album, der tatsächlich genau in diese Richtung geht. Aber der hat es nicht geschafft bei der bandinternen Abstimmung. „Noir“ war als Titel einfach extrem früh da, schon nach „Santa Muerte“ – und die Platte haben wir ja 2011 rausgebracht. Wir haben „Noir“ genommen, weil dieser Name einfach sehr gut klingt – und weil man da viel hineininterpretieren kann. Wenn man das hört, dann geht doch sofort das Kopfkino an. Und darum geht es. Das ist ideal, wenn der Betrachter direkt überlegt, wie das, was sich hinter diesem Namen verbirgt, wohl klingen könnte.

„Santa Muerte“ als der „heilige Tod“. „Vanitas“ als die Vergänglichkeit alles Irdischen. Jetzt „Noir“, das Schwarze – man könnte auch sagen: Die morbide Schiene eurer Albumtitel geht weiter.

Sammy:
Genau. Die ist auf jeden Fall da, diese Schiene. Und bei „Noir“ wird es auf dem Cover wieder – wie bei „Vanitas“ 2007 – ein sehr düsteres Stillleben geben. Es soll dunkel sein, ohne zu sehr in eine Gothic-Richtung zu gehen.

Die Texte von „Noir“ klingen entsprechend. Die sind so ...

Sammy:
... schwermütig?

Genau. Kannst du nur Songs schreiben, wenn du nicht so gut drauf bist?

Sammy:
So ist es. Denn wenn ich gut drauf bin, möchte ich eben auch raus. Dann möchte ich genau das, gut drauf sein. Wenn man gute Laune hat, sollte man nicht alleine zu Hause rumhängen und Lieder schreiben. Dann kann man vielleicht die Bude aufräumen. Aber das war es dann auch. Dann sollte man vor die Tür und Freunde treffen.

„Vanitas“ war damals euer erstes Ausrufezeichen – da habt ihr euch ins Blickfeld vieler neuer Fans gespielt. „Santa Muerte“ war der Durchbruch mit Platz drei der Albumcharts. Und jetzt kommt „Noir“ – wenn man so will das schwierige Album nach dem ersten großen Erfolg. Wie unbefangen seid ihr an diese Aufgabe herangegangen?

Ines:
So ganz unbefangen ist man ja nie. Bei keiner Platte. Aber das ist ein Druck, den wir uns selber machen, weil wir natürlich das Beste abliefern wollen, das wir können.

Sammy: Wir wissen schon, dass jetzt eine ganze Menge Leute ganz genau darauf achten, was da von uns kommt.

Habt ihr Angst vor deren Reaktionen?

Sammy:
Ja. Ich habe Schiss davor, dass die Platte bei den Fans nicht gut ankommt.

Dann kommen wir doch mal auf die neuen Songs zu sprechen. Ihr habt bereits im Vorfeld von „Noir“ gesagt, es seien einige der härtesten, aber auch einige der emotionalsten Stücke seit langem auf diesem Album ...

Sammy:
Das ist gut, dass du das sagst. Denn den Teil mit dem „emotional“ haben anscheinend viele, mit denen wir bislang gesprochen haben, überlesen oder überhört. Die haben nur das mit den „härtesten Songs“ wahrgenommen. Und die haben zudem aus „seit langem“ verstanden als „seit Bandgründung“.

Das neue Album klingt tatsächlich genau so, wie angekündigt: Es läuft quasi in zwei verschiedene Richtungen: Es geht je zur Hälfte hart und schnell wie ruhig und langsam zu. Steckt ein Konzept dahinter?

Sammy:
Nein, das war kein Konzept. Wir haben einfach die Songs, die wir hatten, auf den Tisch gelegt und geschaut, was wir haben. Die Lieder repräsentieren das, was wir zu diesem Zeitpunkt gefühlt haben.

Ihr habt euch mit „Noir“ auf einen Schlag so stark musikalisch verändert, wie noch nie zuvor. Würdet ihr das selbst als eine dieser oft und gerne angeführten musikalischen „Weiterentwicklung“ bezeichnen?

Ines:
Dadurch, dass sich jeder Mensch – und auch wir als Musiker – generell verändert, ist es selbstverständlich schon eine Art der Weiterentwicklung. Aber es ist eine natürliche Weiterentwicklung, keine abgesprochene.

Sammy: Man lernt doch ständig neue Musik kennen, entdeckt neue Genres – und versucht das gerade als Musiker umzusetzen. Wir sind eben nicht MOTÖRHEAD, die immer die gleiche Platte aufnehmen. Natürlich, wenn Fans lieber unser Album „Fackeln im Sturm“ hören, dann sollen sie das tun. Das ist in Ordnung. Aber ich mag Bands lieber, die sich von Platte zu Platte entwickeln. Das finde ich spannend. Es darf nur nie mit der Brechstange sein. Es muss, wie Ines schon sagte, natürlich vonstatten gehen.

Ines: Außerdem ist es wichtig, dass man trotz allem raushört, das ist eine bestimmte Band. Und bei uns hört man, denke ich, immer noch die BROILERS raus.

Trotzdem gibt es bereits Leute, die sprechen bei „Noir“ in Anspielung auf eure Label-Kollegen von einer „Verhosung“ eures Sounds. Das heißt: Weg vom Punk, hin zum Stadion- und Große-Gesten-Rock. Der Grund dafür könnte euer Produzent Vincent Sorg sein, der ja auch für Campino und Co. an den Reglern sitzt. Und man sucht sich ja als Band auch immer genau den Produzenten aus, vom dem man sich einen bestimmten Sound erwartet, oder nicht?

Sammy:
Vom Sound her gesehen: Ja. Und im Falle von Vincent Sorg bedeutet das eine klare, druckvolle Produktion. Aber das heißt ja nicht, dass die Lieder wie die der TOTEN HOSEN klingen. Das sehe ich überhaupt nicht so.

Man könnte auch sagen, Die BROILERS sind jung und werden immer erfolgreicher, DIE TOTEN HOSEN sind Superstars in den Fünfzigern, deren Ende langsam abzusehen ist – also werdet ihr vom Label JKP schon mal als Nachfolger aufgebaut.

Sammy:
Nein. Das wäre einerseits anmaßend und das würde auf der anderen Seite der Sache nicht gerecht. Ich befürchte, die Hosen werden uns überleben. Die sind so fit! Wirklich, Campino macht auf der Bühne Spagat – das ist unglaublich! Aber ernsthaft: Darüber denkt niemand nach. Darauf hofft niemand. Und ich finde, wie gesagt, dass die Musik der BROILERS und der TOTEN HOSEN völlig unterschiedlich ist. Ich kann mir aber auch durchaus vorstellen, dass es Leute gibt, die mit Punk oder Rockmusik nicht so viel zu tun haben, und die das in einen Topf werfen.

Ines: Da kannst du aber auch viele andere deutschsprachige Rockbands in einen Topf werfen – bis hin zu den Onkelz.

Sammy: Das stimmt. Und ich glaube auch nicht, dass irgendwer von „Verhosung“ sprechen würde, wenn wir aus Hamburg kämen und nicht bei JKP unter Vertrag stünden.

Wie viel hat euch Vincent Sorg in die Platte reingeredet?

Sammy:
Uns hat niemand reinzureden! Das ist unser Anspruch an uns selbst. Da würde ich ja direkt Panik kriegen. Wenn da jemand mit einem Vorschlag ankommt, dann heißt es von unserer Seite aus erst mal: Nein. Und dieses „Nein“ kann auch mal laut sein. Dann gehe ich meist nach nebenan und überlege noch mal. Und wenn es wirklich ein guter Vorschlag war, dann komme ich noch mal darauf zurück und sage: „Vielleicht ...“ Aber ohne Entschuldigung für das Anraunzen natürlich! Dafür formuliere ich die Idee so, als ob sie von mir gekommen wäre, haha. Aber mit Vincent gab es überhaupt keine Probleme. Er ist zu einem Freund der Band geworden und war bei den Aufnahmesessions fast wie das sechste Bandmitglied. Und er ist wie ein Löwenbändiger: Da sitzen die fünf Bekloppten monatelang zusammen eingepfercht – und er hat die Peitsche in der Hand und muss für Ordnung sorgen.

Ines: Er muss quasi auch eine sehr pädagogische Ausbildung haben. Wenn fünf Leute fünf verschiedenen Meinungen haben, dann kann es eben in der Tat auch schon mal laut werden.

Sammy: Vor allem, wenn wir Alkohol getrunken haben ...

Ines: Aber dieses Mal war es wirklich sehr, sehr friedlich.

Sammy: Ich habe sogar für den Song „Das da oben“, in dem es um den Glauben an eine göttliche Macht geht, auf Wunsch von unserem Schlagzeuger Andy – als dem „Mann hinter mir“ – noch eine zusätzliche Strophe geschrieben, damit auch er damit leben kann.

Ihr kommt aus dem Punk und habt nie ein Geheimnis aus eurer Zugehörigkeit zu dieser Szene gemacht. Aber spielt ihr nach eigener Auffassung heutzutage immer noch Punk?

Sammy:
Ich würde sagen, es ist Rockmusik mit Punk-Wurzeln. Ich würde es nicht mehr reinen Punk nennen wollen, denn damit würde ich meiner eigenen Auffassung, die ich als Jugendlicher hatte, vor den Kopf stoßen.

Ihr habt eure Angst vor den Reaktionen der Fans bereits angesprochen. Befürchtet ihr auch den „worst case“ – wegen der Abkehr vom, nennen wir es mal so, reinen Punk einige der „Die-hards“ zu verlieren?

Ines:
Nein. Die, die uns vorwerfen, wir würden keinen Oi!-Punk mehr machen, sind ja schon vor Jahren abgesprungen. Alle anderen – also die, die bis heute bei uns geblieben sind – werden auch in Zukunft bleiben.

Sammy: Wir sind ja auch nicht die Ersten, die so verfahren. Sieh dir nur mal „Sandinista!“ von THE CLASH an. Ist das reiner Punk? Ich denke nicht. Und da schließt sich irgendwie ein Kreis für mich. Mich haben nämlich auch früher oft gerade die Songs gekickt, die vielleicht gar nicht so offen Punk waren. Ich habe damals einen Punk-Sampler rauf und runter gehört, auf dem ein Stück der ANGELIC UPSTARTS war, „Woman in disguise“. Das ist doch eine Funkpop-Disconummer. Aber weil es auf einem Punk-Sampler war, war es für mich Punk. Das stand außer Frage! Ich fand auch von THE CLASH immer die Songs am geilsten, die Mick Jones geschrieben hat. Und das waren immer die sehr poppigen Punk-Nummern. Also: Wenn man uns Punk nennen möchte, dann freue ich mich, denn da kommen wir her. Das ehrt uns. Und wenn man ein Problem damit hat, dann sollte man doch bitte sagen: Die BROILERS machen Rock mit Punk-Wurzeln. Nicht irgendetwas anderes.

Etwas anderes ... wie zum Beispiel „Deutschrock“?

Sammy:
Oh ja. Bloß nicht! Das ist in der Tat eine sehr widerwärtige Schublade. Deutschrock ist für mich ja eigentlich Peter Maffay, Herbert Grönemeyer, Marius Müller-Westernhagen. Künstler mit ordentlicher Aussage und guter politische Position. Aber was ist Deutschrock heutzutage? Das ist Italo-Pop mit rechtskonservativen Werten. Das finde ich einfach scheiße. Das ist nicht unsere Schublade. Da wollen wir nicht rein. Das ist rechts. Punkt. Wir sind links. Punkt.

Kompliment: So schön und treffend hat bislang noch niemand das Phänomen FREI.WILD umschrieben. Ihr habt dieses Mal sogar zwei Songs gegen rechte Tendenzen in Gesellschaft und Politik auf „Noir“ gepackt.

Sammy:
Ja. Das war uns wichtig, weil mir die Entwicklung, gerade der Jugend, in diese Richtung Angst macht. Dieses Schüren von Angst vor allem Fremden – das ist eine unangenehme Strömung. Ich würde mich freuen, wenn die Leute etwas reflektierter mit den Sachen umgehen würden, die in der Bild-Zeitung stehen. Und ein Song wie „Der Rest und ich“ hat nicht umsonst so einen etwas discoartigen Beat. Der soll diese Botschaft richtig in die Köpfe der Menschen hämmern. Es gibt nämlich andere Probleme als ein Kopftuch ...

Apropos Probleme. Ihr seid nach dem Album „Santa Muerte“ sehr viel unterwegs gewesen – eigene Tour, Festivalauftritte, Tour im Vorprogramm der TOTEN HOSEN. Wie anstrengend war das für euch?

Ines:
Ach, das hat sich alles noch im Rahmen gehalten. Natürlich bleibt ein bisschen weniger Zeit zum Grillen und Feiern mit Freunden und man ist ab und zu müde. Aber das ist noch alles in Ordnung gewesen.

Sammy: Sagen wir mal so: Es gibt schlimmere Möglichkeiten, sein Geld zu verdienen.

Ich habe übrigens den Eindruck, dass vor allem Ines sich auf „Noir“ mehr in den Vordergrund spielt als auf den bisherigen Alben. Es gibt einige basslastige Songs. Woran liegt das?

Ines:
Ich glaube, dass wir alle in den vergangenen Jahren eine Menge auf unseren Instrumenten gelernt haben. Ich nehme seit zwei Jahren Unterricht. Vorher habe ich mir das alles selber beigebracht. Dadurch bin ich jetzt vielleicht auch etwas kreativer geworden.

Du hast ja auch einen Kultstatus in der Band. Es gibt bei Facebook sogar eine Gruppe, die sich „Ines – She’s Rock’n’Roll“ nennt.

Ines:
Haha, ja, die kenne ich. Ich denke, das ist einfach so, wenn du als einzige Frau in einer Band mit Männern spielst. Das ist schon ein Unterschied, als wenn da nur fünf Jungs auf der Bühne stehen würden.

Kurioserweise scheinen Frauen in Bands meist Bass zu spielen – siehe Kim Deal bei den PIXIES und BREEDERS, Kim Gordon bei SONIC YOUTH, D’arcy Wretzky und Melissa Auf der Maur bei den SMASHING PUMPKINS. Das ist doch auffällig.

Ines:
Sie spielen Bass – oder sie singen. Das ist sogar das Erste, das viele denken, die mit Musik nicht so viel tun haben,. Das erlebe ich selber manchmal. Wenn mich Leute danach fragen, was ich beruflich tue, und ich sage, ich bin Musikerin in einer Band, dann kommt als Antwort meist: Ah, ja. Sie sind bestimmt Sängerin, oder? Die sind schon irritiert, wenn ich ihnen erzähle, dass ich Bass spiele. Als Frau ist man für viele diejenige, die am Mikrofon steht.

Inwiefern würdest du mir zustimmen, wenn ich sage: Der Bass ist die Seele einer Band, als Vermittler zwischen Rhythmus und Sound?

Ines:
Ich würde es so sagen: Sobald der Bass weg ist, merkt man, dass er fehlt und wie wichtig er ist.

Sammy: So ist es. Für mich sind letztlich drei Dinge in einer Band wichtig: Gesang, Schlagzeug und Bass. Die entscheiden, was läuft. Die entscheiden das Lied. Wenn die Gitarre ausfällt, merkt das kein Schwein. Das kann man überspielen. Aber wenn der Bass weg ist, ist das Lied kaputt. Und damit setzen wir Ines natürlich unter Druck, haha.

Sammy, in einer Ox-Rezension zum Film „Springsteen & I“, in dem Fans erzählen, was ihnen der „Boss“ bedeutet, hast du kürzlich geschrieben, dass dir jeglicher Starkult eigentlich zuwider sei.

Sammy:
Nicht im Allgemeinen. Er ist mir nur dann zuwider, wenn er irgendwie ins Unverhältnismäßige kippt. In „Springsteen & I“ stellen einige Menschen den Boss über ihre Kinder. Das geht nicht. Da muss man doch Maß halten.

Natürlich. Aber dennoch kommen die Leute mittlerweile sicherlich auch vermehrt zu dir, um mit dir zu reden, ein Foto zu machen oder ein Autogramm zu bekommen. Nervt das manchmal?

Sammy:
Ich merke schon, dass es mehr wird. Und blöd ist es dann, wenn man schlechte Laune hat. Dann ist es anstrengend. Ansonsten sage ich, so blöd es auch klingen mag, es gehört dazu. Die Leute haben eben das Gefühl, dich zu kennen und dir nahe zu sein, wegen der Texte, weil sie dein Foto in Zeitschriften oder im Fernsehen sehen. Das ist normal. Ich grüße ja selber Schauspieler auf der Straße, auch wenn ich sie nicht persönlich kenne. Ist alles schon passiert. Wenn das das größte Problem ist, dann habe ich keine Probleme.

Aber Wünsche vielleicht. In der großen Halle eurer Jugend, der Philipshalle in Düsseldorf, wart ihr schon. Auf großen Festivals ebenfalls. 2014 kommt die Westfalenhalle dran. Wird es noch größer?

Sammy:
Wir haben schon Pläne ...

Die SCORPIONS haben kürzlich „Vierzig Jahre Welterfolg“ gefeiert ...

Sammy:
Oh, nein! Ich habe diese Dokumentation dazu im Fernsehen gesehen. Was für eine schreckliche Band! Die sind so unecht. Zumindest kamen sie so rüber. Vielleicht sind sie ja gar nicht so. Aber ... nein! Nur so viel, unsere Wunschliste ist voll und lang. Aber wir verraten nichts.

Ines: Niemals. Das bringt nämlich Unglück.