KEVIN DEVINE

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It takes a village to D.I.Y.

Der Rotschopf aus Brooklyn ist durch sein jahrelanges Eigenengagement bekannt und mit dem simultanen Release zweier Alben in D.I.Y.-Manier hievt er das Ganze auf ein neues Level. Als ob das nicht schon genug wäre, holt der Singer/Songwriter sich für „Bulldozer“, eines der beiden Alben, Produzent Rob Schnapf (Elliott Smith) ins Boot und gewinnt Isobel Campbell (ex-BELLE AND SEBASTIAN) für einen Gastauftritt. Aktuell hat der New Yorker sogar alle Urheberrechte an den Aufnahmen inne und ist völlig unabhängig. Willkommen in der wunderbaren Welt des D.I.Y.!

Kevin, du bist berüchtigt für deine D.I.Y.-Attitüde, mach mal Werbung!


Ha! Im Verlauf meiner Karriere entwickelte sich diese Haltung einfach. Ich weiß eben gerne, was gerade abläuft, und will auch die Kontrolle. Letztlich sorgt sich ja niemand so sehr um deine Entwicklung wie du selbst. Das heißt aber nicht, dass ich keine Hilfe bekäme oder nichts delegieren würde. Ich mache nicht alles wortwörtlich selbst, aber ich bin im Bezug auf meine Musik immer der Dreh und Angelpunkt.

Es gibt also ein Netzwerk. Kannst du Beispiele nennen?

Klar, es gibt ein Management-Team, nämlich zwei Typen in Kalifornien, bei denen alle Fäden zusammenlaufen. Ich habe weltweit Booking-Firmen, die Gigs erst ermöglichen. Bis 2004 habe ich in USA selbst gebucht, in Europa war das immer so ein Wechselspiel, bis 2012 habe ich mich auch streckenweise selbst drum gekümmert. Meine Erfahrung ist aber, dass professionelle Booker viel effizienter sind, weil sie die Promoter schon viel länger kennen. Ein Freund kümmert sich um die Zusammenarbeit mit dem Vertrieb für unser Label. Wenn ich ein Artwork möchte, spreche ich auch Freunde an, und THE GODDAMN BAND sind ebenfalls seit Jahren Teil dessen. Es braucht inzwischen schon ein paar Leute, um das alles am Laufen zu halten. Es wäre wohl angebrachter zu sagen, dass wir ein „Do-It-Ourselves“-Konzept verfolgen.

Viele D.I.Y.-Alben sahen früher recht bescheiden aus, weil man dachte, dass D.I.Y. auch mieses Artwork bedeuten darf. Ist das nicht ein Trugschluss?

Insgesamt ist auch D.I.Y. kostspielig, selbst wenn es sich „nur“ um Zeit oder verbrauchte Energie handelt. Wenn man es supergünstig machen will, dann muss man dieses finanzielle Manko eben mit Kreativität ausgleichen. Ich kann zu „Bubblegum“ und „Bulldozer“, den aktuellen beiden Alben, nur sagen, dass wir über Kickstarter 100.000 Dollar gesammelt haben und damit sowohl den Eigenrelease als auch das Marketing, die Tour und die Promotion durchziehen konnten.

Wie sieht es denn mit Videos aus?

Ich habe bisher nur wenige Videos gemacht. Zwei davon waren völlig kostenlos, eines kostete 99 Dollar, ein anderes um die 800 Dollar. Zwei weitere lagen je um die 6.000. In den Clips, in denen ich mitspielte, bestanden auch die Crew, die Schauspieler und die Autoren aus Bekannten. Für ein Video machte der Regisseur dann auch ein Casting und wählte viele Leute aus. Durch die moderne Technik kann eigentlich jeder einen Clip machen. Ich bin visuell nicht talentiert, also helfen mir Freunde.

Stößt man nicht irgendwann an Grenzen, wenn man alles D.I.Y. machen will?

Nein, denn beide Alben entstanden jenseits des traditionellen Label-Rahmens. Wir sind Label und Publisher, haben den Bezug zum Vertrieb und damit sind alle Notwendigkeiten abgedeckt, wobei die Zuhörer einen sehr großen Beitrag geleistet haben.