MANTAR

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Grindcore ohne Verzweiflung

Das Duo MANTAR aus Hamburg rollt gerade mit seinem Debüt „Death By Burning“ gleichermaßen die Sludge-, Doom- und Hardcore-Szene auf. Diese Konsensfähigkeit ist überraschend und so war es mal an der Zeit, mit Hanno die Gitarren- und Gesangsfraktion auszuhorchen.

Hanno, MANTAR hat ja nichts mit Opel zu tun, sondern ist offenbar das türkische Wort für „Pilz“ . Wieso dieser Name? So psychedelisch klingt eurer Debüt ja nun auch nicht.


Erinc, unser Drummer, ist türkischer Herkunft, deshalb hatten wir einen türkischen Namen angedacht. Irgendwas, das gut und kräftig klingt. Wir wollten auch gern einen Namen, der nur aus einem Wort besteht. Das kann man sich besser merken und die Logos sehen meistens geiler aus. Psychedelisch klingt das Album in der Tat nicht, das ist überhaupt nicht unsere Baustelle, und ehrlich gesagt, fällt es uns schwer, für diesen ganzen neuaufkeimenden Hippie-Kram und Retro-Rock, sowohl vom Sound als auch von der Optik her, Verständnis aufzubringen. Großartig ist, dass mir ein Journalist vom englischen Metal Hammer verriet, dass Mantar wohl auch ein schwules Pornogenre sei. Auf die Frage, ob uns das bewusst sei, gab es die zwar gelogene, aber durchaus überzeugende Antwort: „Natürlich!“

So richtig kategorisieren kann man MANTAR nicht, man glaubt, Einflüsse von LED ZEPPELIN über AC/DC bis NEUROSIS zu vernehmen.

Ich nehme es als Kompliment, dass man die Musik schwer einordnen kann. Man muss feststellen, dass MANTAR keine besondere „Szene-Band“ ist beziehungsweise nie aus einer wie auch immer gearteten Szene gewachsen ist. Wir haben uns da eigentlich immer mehr oder weniger bewusst rausgehalten. So was kann doch recht einengend sein, immer nur dieselben Leute mit denselben Ansprüchen zu bedienen. Wir haben uns von Anfang an kaum einen Kopf gemacht, über die Musik, die wir spielen wollen. Hart sollte es sein, das war alles. Wir haben angefangen zu jammen und daraus hat sich dann ein eigener Sound entwickelt. Genauso, wie es bei vielen anderen Bands auch läuft. AC/DC sind in der Tat meine Lieblingsband, ich freue mich, dass du AC/DC-Anleihen in der Musik von MANTAR ausmachen kannst. Ich selbst habe einen klaren Punk-Background, bin aber ebenfalls mit Thrash Metal sozialisiert worden, stehe aber auch sehr auf Black Metal. Ich mag diese dunkle, apokalyptische Komponente sehr. Was die Musik grundsätzlich haben sollte, ist ein packender Groove. Das ist vor allem Erincs Verdienst.

Du arbeitest für eine Hamburger Promoagentur, die sich auch um Svart Records aus Finnland kümmert. Inwieweit hatte das Einfluss auf den Deal, den ihr dort ergattert habt? Schließlich signt man dort überwiegend finnische Bands.

Das war natürlich ein glücklicher Zufall. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das Label zuvor nicht kannte, aber als ich die ersten Releases hörte, war ich sofort Fan. Wir hatten vor Svart schon recht lange Kontakt mit einigen anderen Label, doch der eigentliche Plan war, die Platte direkt für lau ins Netz zu stellen, um Konzerte spielen zu können und vielleicht eine Handvoll Tapes für Freunde zu machen. Ich muss sagen, dass wir sehr schnell auch wieder durch die besagten Labelgespräche abgeturnt waren, da die Deals einfach ungeil waren. Zu Svart hatten wir zuletzt Musik geschickt. Allerdings komplett anonym, ich hatte mit dem Label auch durch meinen Job vorher nicht zu tun. Das machen hier Kollegen von mir. Dann ging alles recht fix. Sie hatten Bock drauf und der Rest ist Geschichte. Welch guten Ruf das Label wirklich genießt, merke ich erst jetzt so langsam. Viele Leute sagen, dass Labels heute immer überflüssiger werden. In manchen Belangen mag das stimmen, uns hat der Deal bei einem Label mit einem so guten Ruf aber sehr geholfen. Die Leute hören einfach bewusster in neues Material rein und geben der Band eher eine Chance.

Ihr habt überall gute bis euphorische Kritiken für „Death By Burning“ geerntet und dürft nur zwei Jahre nach Bandgründung auf dem Roadburn Festival spielen. Wo wollt ihr beiden hin mit der Band?

Die Kritiken sind wirklich extrem gut, das ist schon cool. Uns gibt es ja noch nicht mal zwei Jahre. Wir haben in sehr kurzer Zeit wirklich viel gearbeitet und Musik gemacht, weil es uns große Freude gemacht hat. Dass sich dann solche Sachen recht schnell ergeben haben, ist ohne Frage geil, aber für uns nicht selbstverständlich, und wir wissen auch, dass nicht jeden Tag Roadburn ist. Wir sind dankbar und nehmen all das einfach als Geschenk und freuen uns darüber. Die Musik soll uns Spaß machen, alles andere interessiert uns nicht. Außerdem müssen wir beide ja auch arbeiten gehen. Wir verdienen mit der Musik kein Geld. Somit können wir sicher nicht das ganze Jahr herumreisen und Shows spielen, auch wenn das natürlich Spaß macht. Ich glaube aber, ehrlich gesagt, nicht, dass es Zufall ist, wenn eine Band gut ankommt. Dahinter steckt sehr viel Energie und Arbeit. Jeder, der in einer Band spielt, weiß, wie viel Arbeit das auch bedeutet, die nicht auf der Bühne oder im Proberaum stattfindet. Wo wir hinwollen? Kein Plan. Alles ist jetzt schon mehr als erwartet. Wir wollen das so lange machen, wie es Spaß macht, wollen momentan so viel spielen, wie wir können. Im Mai geht es auf Tour nach Portugal und Spanien, danach nach Griechenland. Im Sommer werden wir einige Festivals spielen. Was sonst noch passiert, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Die Texte liegen eurer CD leider nicht bei, worum geht es? Den Titeln nach könnte man euch thematisch bei den Gräueltaten des späten Mittelalters ansiedeln. Passt das besser zum lebensverneinenden Grundgedanken von Doom/Sludge, als sich mit aktuellen Themen zu beschäftigen?

Wir sind keine lebensverneinende Band. Man muss da differenzieren zwischen einer gewissen Faszination für das Dunkle und einer allgemeinen Grundhaltung. Ich liebe das Leben und die Musik. Wir wollen, trotz aller Härte und Gewalt, etwas Positives schaffen, obwohl das bösartige Geballer natürlich ordentlich Spaß macht. Wir haben eigentlich keinerlei „Message“ außer der Kraft der Musik. Es gibt zig Bands, die ich für ihre textlichen Standpunkte bewundere. Das sollte in dem Punk-Umfeld, mit dem ich groß geworden bin, selbstverständlich sein. Aber bei uns sind die Themen sekundär. Es ist sehr einfach, sich von den Perversitäten des Alltags inspirieren zu lassen, da fallen einem schon recht easy Texte ein. Man hat manchmal Sätze im Kopf und beginnt, diese auszubauen. Ich hatte für die Platte zuerst alle Songtitel und habe die Texte um die Titel herum geschrieben. Ich finde, ein guter Song braucht einen guten Namen. Natürlich ist aber schon ein Sinn dahinter, vieles dreht sich um die Kraft der Natur. Etwas, das mir extrem wichtig ist.