SONIC SURF CITY

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Nieten im Wellenreiten

Ende 2013 haben SONIC SURF CITY in Japan ihr neues Album „Viva Wahines“ veröffentlicht, im Frühjahr 2014 soll es dann endlich auch in Europa erhältlich sein. Damit die neuen Songs auch live perfekt sitzen, haben die Schweden nach dem Studioaufenthalt eine eher ungewöhnliche Trainingseinheit gewählt. Während andere Bands sich wochenlang im Proberaum wie in einer Festung verschanzen und sich so den letzten Feinschliff für anstehende Live-Aktivitäten verpassen, war bei den Surf-Punkrockern ein anspruchsvolles Sportprogramm angesagt. Es galt zu beweisen, dass es die Band nicht nur hervorragend versteht, vom Wellenreiten zu singen, sondern es auch schafft, selbst auf dem Brett durch die Brandung zu gleiten. Bassist Stefan gab gerne Auskunft darüber, wie sich die Band bei dieser großen Herausforderung schlug und wie sich dies auf zukünftige Aktivitäten auswirkt.

Wer hatte die Idee zu dieser eher ungewöhnlichen Bandprobe oder seid ihr bereits routinierte Wellenreiter?


Anfang 2013 haben wir die Aufnahmen für unser neues Album abgeschlossen. Im Februar ging es dann für eine Woche auf die Kanaren, die spanische Band PORNOSURF hatte uns für zwei Konzerte auf Teneriffa und Las Palmas eingeladen. Teby, ihr Bassist, ist professioneller Surflehrer und bestand vehement darauf, dass wir einige Stunden Unterricht bei ihm nehmen. Keiner von uns hatte zuvor je auf einem Surfboard gestanden, zumindest nicht im Wasser, höchstens mal an Land zum reinen Posen.

Und wie habt ihr euch geschlagen?

Es war desaströs. Ich hätte es mir nicht so schwer vorgestellt. Gut, dass wir das nach dem Einspielen des Albums gemacht haben. Das wäre sonst echt frustrierend gewesen. Stell dir das vor, du bist beim Wellenreiten die absolute Niete und musst hinterher noch Songs wie „Surfers are back“ oder „Everybody’s going surfin’“ aufnehmen. Unser Gitarrist Johan hat noch die beste Figur gemacht, er hat es immerhin geschafft, die eine oder andere Welle abzureiten. Wir anderen hatten außer ein paar ordentlichen Wipeouts nichts zu bieten. Unser Sänger Ola gab das jämmerlichste Bild ab, ich weiß gar nicht, ob er sich überhaupt ins Meer getraut hat. Ich glaube fast, dass er die ganze Zeit nur mit dem Brett unterm Arm am Strand herumspaziert ist. Mich hat eine riesige Welle erfasst und durch die Luft genau zwischen ein paar deutsche Surftouristen geschleudert. Ich weiß nicht, wer von uns sich in dieser Situation mehr erschreckt hat. Trotz allem hatten wir jede Menge Spaß, wohl auch deshalb, weil wir den ganzen Tag schon reichlich Bier getrunken hatten, übrigens sehr zum Leidwesen unseres Surflehrers. Ich bin mir sicher, dass wir eine super Show geboten haben: vier bleiche, zum Teil total magere, zum Teil echt fette, aber durch die Reihe besoffene Skandinavier scheitern grandios dabei, selbst einfache Instruktionen des Surflehrers umzusetzen und kleinste Wellen abzureiten. Es gab viele Schaulustige, peinlich war es uns aber nicht, wir haben viel gelacht. Wer sich ein Bild davon machen will, findet auf YouTube ein Video, wie wir mit den Surfbrettern unterwegs sind.

Ist euer sportlicher Ehrgeiz nicht geweckt worden?

Also bei Ola, unserem Drummer Calle und mir definitiv nicht. Bei Johan bin ich mir da nicht so sicher. Er war im letzten Sommer wieder zum Wellenreiten auf den Kanaren und hat es in diesem Jahr auch wieder vor. Man munkelt, dass seine Surf-Fähigkeiten schon deutlich besser geworden sind. Also keine Angst, wir werden auch zukünftig unsere Konzertorte nicht danach auswählen, ob es dort gute Surfspots gibt.

Ihr habt in eurer langen Karriere schon viele Hits geschrieben, in denen es um das Wellenreiten geht. Ändert sich das nun nach diesem Debakel?

Haha! Natürlich nicht. Wir werden definitiv weiterhin Songs über das Wellenreiten, das Meer und den Strand schreiben. Das ist das, was wir am besten können. Das Surfen überlassen wir denen, die es beherrschen. Immerhin können wir jetzt sehr gut die Leistung einschätzen, eine größere Welle abzureiten. Dazu gehört schon jede Menge Geschick und noch mehr Übung. Und überhaupt: Brian Wilson, Gary Usher und die BARRACUDAS waren auch keine Surfgranaten.

Viele Surf-Bands träumen vom Surferparadies Hawaii. Würde euch das nicht locken, zumal das Cover des neuen Albums ja im Tiki-Stil gestaltet ist?

Diese Tiki-Kultur finden wir alle klasse. Und natürlich würden wir gerne mal eine Tour nach Hawaii machen, aber dauerhaft dort wohnen, nein. Wir waren auch noch nie in Polynesien. Immerhin schaffen wir es in diesem Jahr zum ersten Mal nach Japan, aus diversen Gründen waren wir bis jetzt noch nie da, obwohl wir dort schon immer viele Fans hatten. Im Juli geht es dann endlich für fünf Termine nach Tokio, Osaka, Nagoya und Hiroshima, worauf wir uns schon total freuen. Und das wird dann hoffentlich nicht so ein Debakel wie unsere Surfversuche auf den Kanaren.