UNITY

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Joe D. Foster: Positive Mental Attitude von 1989 bis heute

Es gibt Alben, die begleiten dich ein Leben lang, weil sie vielleicht zur richtigen Zeit in dein Leben traten oder vom Sound und den Texten her so zeitlos sind, dass man sie immer wieder mal anhört. So eine Platte ist für mich „Blood Days“ von UNITY. Ein wirklicher Klassiker des Orange County-Hardcore/Punkrocks und die erste Band von Gitarrist Joe D. Foster, der später zum Beispiel IGNITE gründete. Andere Mitglieder der Band spielten danach bei einflussreichen Bands wie NO FOR AN ANSWER oder UNIFORM CHOICE. Kidnap Music brache kürzlich eine schöne, remasterte Version der „Blood Days“-LP heraus und in zu diesem Anlass unterhielt ich mich mit Joe D. Foster.

Joe, 25 Jahre sind seit dem Erscheinen von „Blood Days“ 1989 vergangen: Was ist seither geschehen und was tust du aktuell?


Ich war zu der Zeit von „Blood Days“ schon Profi-Surfer. Also habe ich damit weiter gemacht und hatte später sogar die Chance, als Model die Welt zu bereisen. Ich denke, das war ein guter Weg, die Welt umsonst kennen zu lernen und zusätzlich etwas Geld zu verdienen. Der Reiz daran ging für mich verloren, als sich alles zu wiederholen begann und sich letztendlich alles nur noch ums Geschäft drehte. Ich war zu der Zeit in Japan und hatte genug davon. Ich fragte mich damals, wann ich eigentlich das letzte Mal wirklich glücklich gewesen war. Die Antwort darauf war, als ich Songs schreiben und surfen konnte. Ich habe mir die Haare abrasiert, ging zu meiner Agentur und sagte denen, dass sie ihr ganzes Geld behalten können. Ich flog dann nach Hause und gründete IGNITE.

Stehst du heute noch in Kontakt mit der aktuellen Szene beziehungsweise den Jungs von früher?

Ja, Rob Lynch, der ursprüngliche UNITY-Sänger, und ich sind in Kontakt über Facebook. Der erste Bassist, John Lorey, spielt in meiner aktuellen Band BLOOD DAYS und der zweite Bassist John Mastropaolo ist nach wie vor ein guter Freund. Pat Dubar und Pat Longrie sind irgendwie vor langer Zeit verschwunden.

War UNITY deine erste Band und wie alt wart ihr Jungs damals?

Ja, das war sie. Ich war zu dieser Zeit in der zehnten Klasse an der Highschool. Ich glaube, wir waren alle um die 15 oder 16 Jahre alt.

Die „Blood Days“-LP, die auf Kidnap Music erscheint, ist die erste Wiederveröffentlichung der Vinyl-Version des Albums, richtig? Ich erinnere mich ansonsten nur an eine CD-Version auf Lost&Found Records in den 90ern.

Ganz genau. Ich freue mich sehr über die Wiederveröffentlichung und hoffe, dass ich damit ein bisschen Geld für Sea Shepherd machen kann.

Was macht der Rest der damaligen Szene heute? Bist du noch mit weiteren Mitgliedern von UNITY oder UNIFORM CHOICE in Kontakt?

Wie schon gesagt, die einzigen Mitglieder der Urbesetzung, mit denen ich noch regelmäßig quatsche, sind John Lorey und John Mastropaolo. Ich bin auch noch mit Joe Nelson von TRIGGERMAN und THE KILLING FLAME in Kontakt und all den Jungs von DONE DYING, die sind großartig. Ich habe auch noch einen sehr guten Draht zu den aktuellen Mitgliedern von IGNITE und hänge oft mit ihnen ab.

Lass und mal über deine heutigen Aktivitäten reden. Du hast ja mit BLOOD DAYS eine neue Band am Start. Kannst du uns was über die Mitglieder und den Sound verraten?

Gavin Obelsby von NO FOR AN ANSWER, 411 und TRIGGERMAN ist der zweite Gitarrist dabei. Am Schlagzeug sitzt Casey Jones von NO FOR AN ANSWER, JUSTICE LEAGUE und IGNITE. Den Bass spielt John Lorey und der Sänger ist ein Deutscher, er heißt Raoule Festante und war früher Mitglied der Band I DEFY.

In all deinen Bands und Projekten hört man dein Gitarrespiel deutlich raus. Woher kommt dieser große Output und woher nimmst du nach all den Songs die Inspiration für neue Stücke?

Ich habe immer Melodie und Energie miteinander verbunden. Ich glaube an Höhen und Tiefen, an Momente der Intensität und der Schönheit, aber auch an raue Momente. Ich höre sehr viele verschiedene Arten von Musik. Musik ist für mich wie das tägliche Leben. Da gibt es fröhliche Momente, traurige, Momente der Hoffnung und der Schönheit. Ich denke, ich versuche all diese menschlichen Emotionen und Erfahrungen in meine Songs zu packen. Meine frühen Einflüsse in dieser Hinsicht sind Kenny Inouye von MARGINAL MAN, Brian Baker, Rikk Agnew und Mike Ness.

Nachdem du bei IGNITE ausgestiegen bist, warst du an anderen Projekten beteiligt. Kannst du uns da einen kleinen Überblick verschaffen?

Nach IGNITE gründete ich mit Dan O’Mahoney SPEAK 714, weil ich schon immer mit Dan in einer Band spielen wollte. Nach SPEAK 714 hatte ich noch ein Spaßprojekt mit Joe Nelson, das KILLING FLAME hieß. Die frühen Singles waren meine Favoriten, dann war das aber wieder vorbei. Die letzten zwölf Jahre habe ich im Surfbereich gearbeitet und Fotos für Online-Kampagnen und Magazine gemacht. Ehrlich, das war ein Traumjob, aber ich bin nicht mehr wirklich glücklich damit. Ich würde gerne nach Europa gehen, von wo meine wundervolle Frau stammt, und dort wieder Musik machen. Ich hoffe, dass das in den nächsten paar Jahren klappt. So lange konzentriere ich mich auf mein aktuelles Projekt BLOOD DAYS.

Ich hatte eigentlich immer angenommen, dass du auch bei NO FOR AN ANSWER gespielt hast. Das waren aber anscheinend zwei andere UNITY-Mitglieder.

Ja, das stimmt. Ich hatte noch eine Menge Songs, die ich eigentlich für IGNITE geschrieben hatte und es hat mich interessiert, wie die sich mit mehr „East Coast Style“-Gesang anhören würden. Nach den Aufnahmen wurde mir aber klar, dass ich einfach ausgebrannt vom Touren war und beschloss, zu Hause zu bleiben und mich aufs Fotografieren zu konzentrieren.

Vielen Dank für das Gespräch, und ich hoffe, wir sehen dich bald mal wieder live auf der Bühne! Letzte Worte?

Ich würde mir generell mehr Menschlichkeit wünschen und dass die Menschen freundlicher zueinander sind. Traurigerweise wird die Welt immer egoistischer. Ich habe die „Ich Ich Ich“-Philosophie satt und hoffe, dass wir irgendwann wenigstens ein Lächeln für Fremde genauso wie für Freunde übrig haben, und auch da sind, wenn sie uns um Hilfe bitten. Und ich wünsche mir, dass die Hardcore-Szene weiterhin solche Ideale vertritt.