AYS VS. EMPOWERMENT

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Touring Is Never Boring

AYS (Düsseldorf und sonstwo) und EMPOWERMENT (Stuttgart) gehen im Herbst zusammen auf Tour. Ox, das Fachmagazin für Vorhersagen aller Art, bat die Bands darum, über den Ablauf der Unternehmung zu spekulieren.

What happens on tour, stays on tour!“, lautet die lahme Regel. Spekuliert angesichts eurer bevorstehenden gemeinsamen Tour doch mal, was ihr der jeweils anderen Band so zutrauen würdet, worüber hinterher unbedingt Stillschweigen bewahrt werden müsste.

Chris (EMP): Ich traue AYS zu, dass sie immer nur einen auf absolute Aftershowparty-Band gemacht haben, um uns in irgendeiner Weise zu imponieren. In Wirklichkeit wird sich jedoch nach dem Konzert zurückgezogen – in den Van respektive Bus. Es wird in Marcuse-, Heidegger- und Thoreau-Büchern geschmökert, während genüsslich ein selbstgedrehtes Zigarettchen geraucht wird. Süffisant lächelnd, natürlich. Zum Abschluss wird sich noch ein Gläschen Wick Medinait gegönnt und es geht dann in die Poofe.

Jogges (EMP): Ich persönlich halte ja gar nichts von Spekulation, weder an der Börse noch im Leben. Da ich weder Tod noch Leben fürchte, graut mir auch erst mal vor gar nix – Punk enough. Wobei, wir sind mit AYS auf Tour und daher könnte es durchaus sein, dass sich durch deren bloße Anwesenheit schon die schlimmsten Höllenpforten öffnen. Dieser Präsident, Kleefisch, ist ein schlimmer Typ, genau deshalb liebe ich ihn ja so. Sagen wir es mal so, wenn er sich im Suff in die Hose scheißt und ich zufällig Zeuge des Spektakels werden würde, so würde ich es niemandem erzählen – versprochen, Mäuschen.

Chris (AYS): Hahaha, Jogges, ich scheiß mir einfach in die Buxe und sag allen, dass du das warst! Zutrauen würde man dem Jogges das! Frei nach dem Motto: Alles kann, nix muss. Das Geile an eine Nightliner-Tour ist ja, dass man sich endlich wieder wie ein Baby benehmen darf! Nach dem Spielen werden wir alle eingesammelt, ins Bettchen gebracht, und der Onkel fährt uns im Kinderwagen zu einem anderen Abenteuerspielplatz. Mal ganz im Ernst, da darf auch schon mal was in die Hose gehen ...

Welche Macken sollten die von der jeweils anderen Band vorher schon kennen, damit es im Nightliner nicht ausartet?

Chris (EMP): Klar könnte ich jetzt sagen, dass Kehbel ein unerträglicher Schnarcher ist, Bonzo überzogene Wutanfälle deswegen bekommt, ich froh bin, dass ich nicht mit ihm in einem Raum schlafen muss und so weiter und so fort. Aber nein, lieber lass ich euch, liebe AYS, im Glauben, dass alles tutti ist und ihr mit einer Bande aus 19-jährigen Abiturienten nach Lloret de Mar fahrt, um dort „so richtig die Sau rauszulassen.“ Selfies inklusive. Ich sehe das Ganze auch ehrlich als Experiment. Noch keiner von uns hat jemals eine Nightliner-Tour gefahren. Neunsitzer sind eigentlich auch Nightliner genug. Ich erwarte also klaustrophobische Grenzgänge.

Chris (AYS): Unsere Macken bleiben top secret! Ansonsten würden wir Gefahr laufen, dass irgendjemand von der Tour abspringt ... Da wir die Jungs ja schon ’ne Weile kennen, denke ich, wir werden schon klarkommen. Als EMP das letzte Mal bei uns in Düsseldorf waren, musste ich mich dennoch sehr über ihren geheimen Musikgeschmack wundern! Chris hat uns dann gezeigt, wie man auf einem Smart-TV Internetvideos gucken kann, und dabei ist herausgekommen, dass EPM heimliche Fans einer ominösen Band sind ...

How low can you go? Erfahrungsgemäß ist immer irgendwann Klassenfahrtniveau erreicht, dann werden schlimme Kalauer gebracht und wüste Anekdoten erzählt. Damit die anderen nicht so schockiert sind, wenn sie es dann in echt hören müssen: Warnt sie bitte jetzt via Ox vor.

Jogges (EMP): Im Schrank des Lebens fühlen wir uns sowohl in der obersten als auch in der untersten Schublade sehr, sehr wohl. Daher wird es keine Schockstarre geben. Ansonsten greift wieder Sozialarbeiter Bonzo oder Ezec via Telefon ein.

Chris (EMP): Ihr rechnet jetzt bestimmt mit irgendwelchem Fäkalhumor oder anderem dümmlichen Quatsch, bei dem mensch sich in die vorgehaltene Hand lacht, sich sagt: „Oh, das kann man aber nicht sagen, aber hier im Bus gehts ja, ho ho ho“. Dreck. Was viel mehr schockiert, ist wohl die Tatsache, dass wir mit Jan regelmäßig eine Apotheose vornehmen. Jan ist einfach wunderschön. Innerlich wie auch äußerlich. Klar, ihr seht immer nur das Oberflächliche, aber wir als Band wissen auch, dass Jan eine wunderschöne Seele hat und wir froh sein können, uns in seinem Antlitz aufhalten zu dürfen. Ansonsten, wenn nach circa fünf Stunden Busfahrt alles gesagt wurde, beginnen wir meistens, uns aufzuzählen, was wir besonders gut können und was wir an dem anderen schätzen. Jogges zum Beispiel kann die Dinge sehr gut auf den Punkt bringen. Bonzo trinkt sehr gut Bier und hört fantastische Musik auf seinem mp3-Player. An Kehbel schätze ich sein unglaubliches Fachliteraturwissen, was er regelmäßig mit absoluter Selbstverständlichkeit mit uns teilt. Danke hierfür. Peergroup, ja, ich weiß.

Chris (AYS): Lowest of the low! Also ich denke, dass wir mit Gummi ein Ass im Ärmel haben! Im Falle von akuter Langeweile wird er uns schon unterhalten und zum Beispiel Tabasco trinken oder eventuell gibt es ja im Bus auch einen Feuerlöscher ...

Musik kann vereinen und spalten. Welche Platten empfehlt ihr als Konsensmucke?

Jogges (EMP): Alles, wo Lord Ezec aka Danny Diablo seine Finger im Spiel haben tut. Ansonsten hoffe ich ja auf rotzigen Deutschpunk und vor allem auf sehr viel HipHop. New York HipHop, of course. Ganz im Ernst glaube ich jedoch, dass der Konsens dieses Kollektivs CRO-MAGS oder DANZIG sein wird.

Chris (AYS): Es wird so ablaufen, dass 19 Jungs zu akustischen Instrumenten greifen und Lieder über den Weltfrieden zum Besten geben werden. So und nicht anders!

Und womit werdet ihr versuchen, alles an Credibility und gutem Geschmack, den man euch bislang zugestanden hatte, zu zerstören?

Chris (EMP): Schwierig, kann ich nicht so richtig einschätzen. Jedoch war es seither immer so, egal, was ich habe laufen lassen, wenn ich mal gefahren bin, dass bei jedem langsam, aber sicher die Kopfhörer rausgeholt wurden. Mir doch egal, höre ich eben weiterhin alleine MY CHEMICAL ROMANCE, ihr Crétins.

Chris (AYS): Ach, EMP kommen bestimmt ganz ungeniert hereinspaziert und wollen ihre heimliche Lieblingsband hören, aber das wird nicht passieren!