GNARWOLVES

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Weed, Bier & Skateboards

Skatepunk-Revival! Das britische Trio GNARWOLVES hat sich in den vergangenen drei Jahren quer durch Europa eine treue Fanbase erspielt, nun erschien endlich das selbstbetitelte Debütalbum. Während musikalisch Brücken zwischen Bands wie IRON CHIC, A WILHELM SCREAM und TITLE FIGHT geschlagen werden, spiegelt sich in den Texten noch eine Menge Teenage Angst wider. Bassist Charlie Piper nahm sich Zeit, über Touren, Skaten und das Musikerdasein zu sprechen.

Es ist drei Jahre her, seit ihr die Band gegründet habt. Da ist die Frage natürlich: Warum habt ihr für euer Album so lange gebraucht?

Wir haben ja drei EPs vor dem Album veröffentlicht, ziemlich genau eine pro Jahr. Wir haben einfach viele Shows gespielt, weil uns das riesigen Spaß macht. Wir wollten uns eine Fanbase aufbauen, bevor wir etwas so Großes wie ein Album machen. Für uns war außerdem lange überhaupt nicht klar, dass wir als Band irgendwann diesen Punkt erreichen würden, an dem wir ein Album aufnehmen können. Für uns war es einfach Spaß, wir wollten nur Shows spielen. Wir haben anfangs gar nicht realisiert, dass die Nachfrage nach einem Album so groß sein würde. Irgendwann haben alle gesagt: „Jetzt macht schon ein verdammtes Album!“ Und wir dachten nur: „Oh, wirklich, ein Album? Das sind zehn Songs!“ Wir sind eine Punkband, da ist es echt schwierig, so viele Songs zu schreiben, haha. Es war also wirklich eine Herausforderung, aber am Ende hat alles ganz gut geklappt. Drei Jahre sind natürlich eine lange Zeit, aber wir mussten uns da herantasten und dafür war es perfekt so.

Ihr wart ja auch sehr viel unterwegs. War es wichtiger für euch, diese Live-Erfahrungen zu machen, als im Studio zu sein?

Ja. So sehr wir es auch mögen im Studio zu sein, gilt unsere größte Liebe innerhalb der Band doch dem Touren. Wir sind gerne auf dem Festland, weil alle da so herzlich sind. Im Studio zu sein, ist auch ganz nett. Für das Album haben wir, glaube ich, zwölf Tage gebraucht. Das kann auch anstrengend sein. Wir mussten uns ein kleines Zimmer teilen mit Etagenbetten und einer Xbox. Es war so eine Art Farm und es war kaum etwas in der Nähe. An einigen Tagen waren wir also alle recht angespannt und mussten uns kurze Pausen gönnen. Wenn man dann fertig ist, ist das eine riesige Erleichterung, weil man so viel Arbeit reingesteckt hat. Aber sobald wir fertig waren, dachten wir: „Okay, lasst uns wieder auf Tour gehen!“

Normalerweise hört man vor allem von amerikanischen Bands, dass die Leute in Europa viel netter sind. Ist der Unterschied zwischen Großbritannien und dem Rest Europas auch so groß?

Ja. Ich würde nicht sagen, dass die Shows an sich anders sind. In Großbritannien spielen wir tolle Shows, bei denen die Kids stagediven und laut mitsingen. Das ist auf dem Festland auch so, wobei man da manchmal die sprachliche Barriere bemerkt. Die Unterschiede zwischen Großbritannien und dem Festland liegen darin, wie die Shows promotet werden. Ich glaube, die Regierung fördert da viele Einrichtungen, deswegen gibt es eigentlich immer Essen und Bier, wenn wir ankommen. Das klingt vielleicht blöd, aber es ist für jede Band so wichtig, etwas zu essen zu bekommen. Man ist schließlich die ganze Zeit unterwegs und schläft in billigen Hostels. Für uns ist es natürlich auch eine aufregende neue Erfahrung, in Europa unterwegs zu sein, weil wir eben nicht dort wohnen. Wenn man irgendwo lebt und dort alles jeden Tag sieht, kann man davon irgendwann die Nase voll haben. Wir besuchen diese Orte jedoch nur, deswegen ist es sein bisschen wie Urlaub für uns.

Wie schafft ihr es, so viel auf Tour zu gehen? Habt ihr normale Jobs?

Anfangs haben wir alle noch gearbeitet, mittlerweile arbeitet nur noch Thom als Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Er hat recht flexible Arbeitszeiten und kann problemlos auf Tour gehen. Max und ich arbeiten nicht. Ich würde nicht sagen, dass die Band unser Job ist, aber wenn wir von einer Tour nach Hause kommen, haben wir normalerweise genug Geld, um unsere Rechnungen zu bezahlen. Darüber bin ich ziemlich froh. Am Anfang mussten wir aber alle arbeiten, um unsere Aufnahmen und Reisen bezahlen zu können. Nun kriegen wir aber echt viele Touren angeboten und sind den Großteil des Jahres unterwegs, was die Sache mit dem Arbeiten sowieso schwierig macht.

Was kam für dich zuerst: Punkrock oder das Skaten?

Oha ... Ich würde sagen Punkrock, für alle von uns. Das Skaten gehörte einfach dazu. Tatsächlich habe ich gesurft, bevor ich angefangen habe zu skaten. Bei einem Surf-Video, das ich mir mit ungefähr zehn angeschaut habe, lief ein PENNYWISE-Song im Hintergrund – Punkrock war also schon immer irgendwie da. In meiner Kindheit liefen Videos von Bands wie GREEN DAY auf MTV, das kam jeden Tag, den ganzen Tag. Also kam Punkrock definitiv vor dem Skaten, aber beides verträgt sich sehr gut miteinander, haha.

Habt ihr coole Plätze zum Skaten auf Tour gefunden?

Das Schöne an Europa ist, dass man einen Club besucht und überall in der Nähe Skate-Plätze sind, manchmal gehört ein Skatepark direkt dazu. Wir haben also nie Probleme, coole Orte zum Skaten zu finden. Manchmal haben wir nur ein paar Stunden vor einer Show Zeit, aber dann skaten wir einfach durch die Stadt. Mittlerweile warten dort teilweise schon Kids mit Skateboards auf uns: „Kommt, skatet mit uns!“ Und wir denken nur: „Ähm, wir haben hier eigentlich ein bisschen was zu tun, aber wir kommen darauf zurück.“ Haha. Meine liebste Skate-Szene ist aber immer noch in Großbritannien.

Ihr scheint sehr pragmatisch zu sein: Ihr mögt Bier, also braut ihr euer eigenes. Ihr mögt Skaten, also gestaltet ihr eure eigenen Wheels.

Meist kommen einfach Leute mit coolen Ideen auf uns zu. Aber wir hatten schon immer ein bisschen Vorstellungskraft. Jeder hat seine eigenen Shirts, dann gibt es aber auch Bands, die ihre eigenen Saucen, Socken oder was auch immer herstellen. So was wollten wir auch machen, nur dass wir dabei unsere eigenen Hobbys mit eingebracht haben. Das Erste, was wir in dieser Richtung gemacht haben – was glaube ich wirklich noch keine Band vorher gemacht hat –, war Skate Wax in Form eines Wolfskopfes. Wir hatten eine Freundin, die gerade einen Bildhauerkurs absolviert hatte und uns das anbot. Von da an kamen immer mehr Leute mit verrückten Ideen auf uns zu. Die Wheels stammen von einer Firma namens Moshdog, die ich sehr cool finde. Der Chef hat uns irgendwann geschrieben, dass wir unsere eigenen machen könnten. Er hat uns einfach ein paar Sets gegeben, die wir dann selbst gestalten durften. Das war eine der coolsten Sachen, die ich je gemacht habe. Die Idee mit dem Bier kam von Kev von Cats? Aye! Records. Er wollte „Cru“, unsere zweite EP, auf Kassette rausbringen. Ihm gehört eine Brauerei und er sagte: „Wenn ich eure Kassette rausbringen darf, braue ich euch ein bisschen Bier!“ Wir sind also bei ihm vorbeigegangen und haben ausgesucht, welche Zutaten wir haben wollten. Mittlerweile ist nichts mehr davon übrig, haha.

Habt ihr Angst, dass das Spielen in der Band sich irgendwann wie ein richtiger Job anfühlen wird?

Das ist genau die Sache, über die wir nicht nachzudenken versuchen. Ich liebe es, es ist das Beste, was ich je gemacht habe. Ich kann jeden Tag irgendwelche abgefahrenen Sachen machen. Ich hoffe, dass das so bleiben wird. Wir nehmen uns selbst nicht zu ernst, wir verändern uns nicht menschlich. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste: dass wir nicht versuchen, irgendetwas zu sein. Nur weil wir größere Shows spielen, heißt das nicht, dass wir uns ändern. Wir nehmen alles vielleicht ein bisschen ernster, weil wir das nun mal müssen. Wir kamen schon an den Punkt, an dem irgendwie alles in die Brüche ging und sich einfach keiner drum gekümmert hat, haha. Mittlerweile haben wir aber Leute mit auf Tour, die uns helfen. Wir sehen das Ganze dennoch nicht als unseren Job. Wenn mich jemand fragt, was ich mache, sage ich, dass ich in einer Band spiele. Ich hasse es zu sagen, dass ich professioneller Musiker bin oder so, aber das ist es, was meine Eltern allen erzählen, haha. Vielleicht werden sich ein paar Dinge ändern, aber wir werden immer Weed rauchen, Bier trinken und Skateboard fahren.