MASKED INTRUDER

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Partners In Crime

Das letzte Ox-Interview mit MASKED INTRUDER liegt noch gar nicht lange zurück, doch seitdem hat sich für den maskierten Pop Punk-Vierer aus Madison, Wisconsin mit einem zweiten Album und umfangreichem Tourprogramm viel getan. Zudem sind einige wichtige Fragen immer noch offen: Was ist wirklich dran an der Knast-Legende? Wird der Erfolg sie auf den Pfad der Tugend zurückführen? Erfüllen sich endlich die Sehnsüchte nach erfüllter Liebe? Und vor allem: wer steckt nun wirklich unter den Masken? Im Interview verlor die Band weder ihre Masken noch ihren Humor.

In vielen Interviews werdet ihr darauf angesprochen, wer unter den Masken steckt. Nervt das nicht?

Blue: Interessant, wie das wahrgenommen wird. Tatsächlich werden wir gar nicht so oft persönlich darauf angesprochen. Über diese Frage wird viel mehr im Internet sehr intensiv spekuliert. Das nervt uns aber nicht. Aber es ist auch nicht so wichtig, wie viele glauben. Letztlich ist es doch ganz egal, wer unter den Masken steckt.

Green: Und zu diesen ganzen Spekulationen können wir als Band nur sagen, dass sie wirklich alle zutreffen.

Es gibt ja sogar Stimmen, die Mitglieder von GREEN DAY oder CHIXDIGGIT unter euren Masken vermuten.

Green: Stimmt, das sind wir.

Red: Aber tatsächlich sind wir uns bei der Antwort selbst nicht ganz sicher, da wir uns gegenseitig noch nie ohne Masken gesehen haben. Wir wissen selbst nicht, wer alles darunter steckt.

Immerhin können wir sicher sein, dass sich keiner der ersten vier RAMONES unter den Masken verbirgt.

Blue: Falsch. Wer gibt dir die Gewissheit, dass der Tod der vier RAMONES kein Fake ist? Denk nur an Elvis oder 2Pac.

Vielleicht tragt ihr die Masken ja auch nur deshalb, weil ihr ein riesiges Akne-Problem habt.

Blue: Auch diese Theorie stimmt nicht. Ganz im Gegenteil, wir haben alle perfekte Haut, rein und sanft.

Green: Und das verdanken wir den Masken. Unter ihnen schwitzen wir wie verrückt und das ist für die Poren wunderbar. Wie der reinigende Effekt einer Sauna.

Demnach dürfte Officer Bradford die schlechteste Haut haben?

Blue: Seine Haut ist schon in Ordnung. Aber schließlich kommt es doch auf die inneren Werte an. Was nutzt es, wenn du als Cop zwar eine gute Haut hast, aber in deinem Herzen ein Riesenarschloch bist?

Am Ende seid ihr einfach nur ein paar schüchterne Burschen, denen es peinlich ist, traurige Liebeslieder zu singen. Und niemand soll die Tränen sehen, die euch über die Wangen kullern.

Blue: Das könnte schon eher eine plausible Erklärung sein. Tatsache ist aber, dass wir die Masken schon seit unserer Kindheit tragen. Auf allen meinen Kinderfotos trage ich bereits die blaue Maske.

Habt ihr schon Sponsoring-Angebote von der Skimasken-Industrie erhalten?

Blue: Sicherlich wären wir ein interessanter Werbepartner. Aber bisher hatten wir noch keine Anfragen. Die Industrie will nichts mit uns zu tun haben, für die sind wir nur Kriminelle.

Und wenn ich euch die Masken herunterreiße und eure wahre Identität enttarne, müsstet ihr mich dann töten?

Blue: Ich glaube nicht, dass wir dafür jemanden töten würden. Wir verabscheuen Gewalt gegen Menschen. Du solltest es aber trotzdem besser nicht versuchen.

Legt ihr wenigstens beim Sex die Masken ab?

Green: Ich wünschte, ich hätte darauf eine Antwort. Leider hatten wir in den letzten Jahren nicht die Möglichkeit, diese Frage für uns zu klären.

Blue: Da könntest du uns auch genauso gut fragen, ob wir die Masken ablegen, wenn wir auf den Mond fliegen.

Auf der Bühne muss man doch wahnsinnig unter den Masken schwitzen, oder? Die müsst ihr bestimmt regelmäßig waschen, wenn ihr unterwegs seid? Wie viele Masken hat jeder von euch auf Tour mit dabei?

Green: Das ist wie Haare waschen. Wenn wir bei einem Konzert reichlich geschwitzt haben, gehen wir hinterher noch mal duschen, natürlich mit der Maske auf dem Kopf. Die Masken sind dann schnell wieder einsatzbereit.

Blue: Trotzdem haben wir auf Tour mehrere Masken zum Wechseln mit dabei. Die Masken verschmutzen schnell.

Und die Frisur leidet doch bestimmt auch, wenn ihr die Masken dauerhaft aufhabt.

Blue: Schon möglich, dass die Frisur leidet. Aber immer noch besser als die ganzen Bands, die ihre hässlichen Frisuren offen zur Schau stellen. Schau dir nur diese ganzen widerlichen Hardrock-Bands mit ihren fiesen Frisuren an, die sollten besser mal Masken tragen.

Es gibt Farbtheorien, bei denen Farben für bestimmte Charaktere und Stimmungen stehen.

Blue: Da kann was dran sein. Tatsache ist, dass ich der traurig-melancholische Typ bin, Red wird total schnell wütend und Yellow ist ständig am Pinkeln.

Ihr seid momentan in vielen Ländern auf Tour. Müsst ihr wenigstens bei den Passkontrollen die Masken absetzen?

Officer: Ich regle das immer. An den Grenzkontrollen sage ich, dass die Jungs die Masken aus medizinischen Gründen tragen müssen, dann können wir problemlos passieren.

Blue: Tatsächlich haben wir aber auch auf den Fotos in unseren Ausweisen die Masken auf.

Was macht ihr mit den Masken, wenn ihr mal wieder im Knast seid?

Blue: Knast ist nichts anderes als Highschool. Man ist darum bemüht, sich mit Gleichgesinnten zusammenzutun. Typen, die sich gleich anziehen und den gleichen Musikgeschmack haben. Wir haben uns im Knast auch deshalb kennen gelernt, weil wir alle die Masken aufhatten. Maskentragen als Lebenseinstellung. Deshalb gibt es auch gar keinen Grund, im Knast die Masken auszuziehen.

Habt ihr auch schon mal Songs und Melodien von anderen Bands gestohlen?

Blue: So was machen wir nicht. Wir lassen uns sicher von anderen Bands beeinflussen und holen uns Inspirationen, aber wir klauen keine Melodien oder gar ganze Songs.

Gibt es Hoffnung, dass ihr irgendwann mal vom Verbrechen wegkommt?

Blue: Warum sollten wir dem Verbrechen abschwören? Leben ohne Verbrechen ist doch fad. Aber es ist möglich, dass ich weniger Verbrechen begehen würde, wenn ich die richtige Frau kennen lernen würde.

Officer: Soll ich ehrlich sein? Es gibt tatsächlich die Theorie, dass Frauen dabei helfen können, Männer vom Verbrechen wegzubekommen. Wenn das wirklich stimmt, sehe ich für die vier Jungs hier schwarz. Dann kommen die mit Sicherheit niemals von der Kriminalität weg.

USA oder Europa: Wo ist es für euch einfacher, kriminelle Handlungen zu begehen?

Blue: In den USA. Es hat schon einige Situationen hier in Europa gegeben, da haben wir jemanden mit „Gimme your fuckin’ money!“ angebrüllt, doch er hat dann nur mit den Achseln gezuckt. Sprachbarrieren und mangelnde Kommunikation behindern uns schon etwas bei der erfolgreichen Umsetzung unserer Verbrechen.

Ist Officer Bradford ständig als Aufpasser und Bewährungshelfer mit auf Tour?

Officer: Ja, die US-Regierung bezahlt mich extra dafür, dass ich auf die Burschen aufpasse. Vor allem ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie nicht zu schnell in die Heimat zurückkehren.

Blue: Die sind wirklich froh in den USA, wenn wir im Ausland auf Tour sind. Dann können wir dort eine zeitlang keine Verbrechen begehen. Unsere langen Touren im Ausland haben bestimmt deutliche Auswirkungen auf die US-Kriminalitätsstatistik. Und die US-Regierung hofft, dass wir in dieser Zeit auch keine neuen Alben einspielen, sie hat nämlich einen grausigen Musikgeschmack.

Gibt es Probleme auf längeren Touren? Kennt ihr so etwas wie Lagerkoller?

Blue: Nein. Ständig auf Achse zu sein ist doch für einen Kriminellen etwas ganz Normales. Und selbst die anstrengendste Tour ist leichter zu ertragen als jeder Knast.

Seid ihr auch schon mal in einem Knast aufgetreten? Das hat immerhin den Vorteil, dass das Publikum nicht einfach weglaufen kann.

Blue: Sicherlich kann das Publikum nicht fliehen. Es gibt nur einen Haken: die Band kann das auch nicht. Und wenn dich das Publikum nicht mag, kriegst du richtig in die Fresse. Aus diesem Grund haben wir bisher noch nie in einem Knast gespielt und haben dies auch in Zukunft nicht vor.

Euer zweites Album ist noch ziemlich frisch, da fragen schon die ersten Fans nach dem dritten Album. Gibt es dafür schon Planungen?

Blue: Schön zu hören. Aber das zweite Album ist gerade mal ein paar Monate alt. Zur Zeit gibt es noch keine Pläne für das dritte Album. Ein Album muss sich durch gute Songs auszeichnen. Wir können nicht sagen, dass wir im Sommer 2015 ein neues Album rausbringen. Erst, wenn wir gute neue Songs am Start haben, werden wir uns Gedanken darüber machen.

Es heißt oft, das dritte Album einer Band sei schwierig, da man dort als Band eine gewisse Weiterentwicklung vorweisen sollte. Eure beiden ersten Alben waren doch sehr ähnlich. Habt ihr Ideen, was man ändern könnte?

Blue: Wir haben nicht den Eindruck, dass die beiden ersten Alben sehr ähnlich sind, wir sehen schon deutliche Unterschiede. Aktuell können wir nur schwer einschätzen, wie es mit uns weitergeht und ob es Änderungen geben wird. Unsere Idee, was gute Pop-Musik ausmacht, wird sich aber definitiv nicht ändern.

Die Titel der ersten Alben waren mit „Masked Intruder“ und „M.I.“ nicht gerade kreativ. Wie könnte das nächste Album heißen?

Blue: Ehrlich, die Titel von Alben werden doch total überbewertet. Für mich sind sie absolut unwichtig und oft schlichtweg überfrachtet. Die Musik sollte für sich selbst sprechen. Vielleicht sollte unser nächstes Album überhaupt keinen Titel haben. Einfach nur ein weißes Cover.

Wird es auch beim nächsten Album hauptsächlich um unerfüllte Liebe und Kriminalität gehen?

Blue: Wir können natürlich nur über Dinge singen, die wir auch kennen. Diese können wir dann zwar aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten, mehr aber auch nicht. Ich hoffe, dass dies schon ein drittes Album rechtfertigt. Fakt ist, dass wir uns mit Kriminalität und unglücklicher Liebe mit Abstand am besten auskennen.

Das Phänomen von MASKED INTRUDER ist, dass auch Leute zu euren Fans zählen, die normalerweise bereits beim Gedanken an Pop-Punk Krätze bekommen. Wie erklärt ihr euch das?

Blue: Mit diesem Erfolg haben wir definitiv nicht gerechnet. Die vielen positiven Reaktionen, auch aus unterschiedlichen Richtungen, haben uns wirklich überrascht.

Officer: Ganz ehrlich? Ich kann es mir bis heute nicht erklären, wie man diese Band überhaupt gut finden kann.

Blue: Hört nicht auf diesen Schwätzer. Auf Idioten, die in ihrer Freizeit Bands wie NICKELBACK hören, sollte man generell nicht hören.

Und warum funktioniert das, dass ihr mit romantischen Liebesliedern und Songs über Gewalt und Kriminalität zwei so gegensätzliche Dinge vereint?

Blue: Dinge, die auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinen, haben doch immer wieder auch etwas Anregendes. Das finde ich auch generell an Punkrock so spannend und interessant. Schau dir nur eine Band wie die MISFITS an. Niedlicher Sound in Kombination mit dunklen und bösen Inhalten. Das hat was. Wenn alles harmonisch und logisch ist, das ist doch nur öde.

Stimmt es, dass die Tochter von Fat Mike Einfluss darauf genommen hat, dass ihr auf sein Label kommt?

Blue: Ja, richtig. Wir haben uns auch schon mit ihr getroffen. Sie ist wirklich goldig. Als sie uns für Fat Wreck empfohlen hat, war sie gerade mal neun Jahre alt. Sie zählt immer noch zu unseren größten Fans. Es ist erschreckend, dass wir als Kriminelle so viele junge Fans haben.


 


Im Pop-Punk ...

... sind MASKED INTRUDER aktuell für viele Fans und Kritiker das Maß aller Dinge. Im Juni ist das zweite Album „M.I.“ erschienen und heimste wie das Debüt „Masked Intruder“ fast ausnahmslos Lobeshymnen ein, selbst von Kritikern, die normalerweise einen großen Bogen um diese Musikrichtung machen. Eine wachsende Anhängerschaft erarbeiten sich die Amerikaner auch durch ambitionierte Live-Aktivitäten. In den letzten Monaten war die Band fast non-stop auf Tour, sie spielten unter anderem mit DWARVES, QUEERS und NOFX. Ihr Tourplan führte sie 2014 bereits in 17 Länder auf drei Kontinente. Hinzu kommt, dass es Frontmann Blue, Gitarrist Green, Bassist Yellow und Schlagzeuger Red hervorragend verstehen, sich gekonnt zu inszenieren, nicht nur durch ihre Banduniform mit bunten Sturmhauben und dazu farbig abgestimmten Chucks und Instrumenten. In der Öffentlichkeit ist die Band nie ohne Masken zu sehen und pflegt, oft mit einem gewissen Augenzwinkern, die Legende der vier gleichgesinnten Maskierten, die sich im Knast kennen gelernt haben und seitdem die Musikwelt mit ihrem eingängigen Pop-Punk rund um die Themenkomplexe Kriminalität und unerfüllte Liebe verzücken. Bei ihren Live-Shows steht ihnen in schwarzer US-Cop-Uniform Officer Bradford als Bewährungshelfer zur Seite, der angeblich im Auftrag der US-Regierung für Recht und Ordnung rund um die Band sorgen soll.