LAURA STEVENSON

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Eine unverwechselbare Stimme

Im Herbst 2010 erhielt ich Laura Stevensons erstes Album „A Record“ zum Besprechen, seitdem bin ich großer Fan dieser New Yorker Künstlerin. Seit Veröffentlichung ihres dritten Albums „Wheel“ ist Laura konstant solo oder mit Band live in den Staaten und in Europa unterwegs. Anfang Dezember ergab es sich, dass Laura mit Band sozusagen vor meiner Haustür in Mainz gastierte. So habe ich die Gelegenheit genutzt, die sympathische junge Frau mit der einzigartigen Stimme kurz vor ihrem Auftritt im Kulturcafé an der Universität Mainz zu treffen.

Laura, bitte die wichtigsten Eckdaten zu dir und der Band.


Mittlerweile sind wir zu fünft: Ich singe und spiele Gitarre, Mike Campbell am Bass, Peter Naddeo an der Gitarre, Alex Billig spielt Akkordeon und Klavier und Sammi Niss ist am Schlagzeug. Es fing alles damit an, dass ich eigene Stücke zu schreiben begann, die ich alleine mit der Akustikgitarre begleitete. 2007 kamen Mike und Alex dazu, die seitdem fest dabei sind, während wir an den anderen Instrumenten in verschiedensten Besetzungen spielten. Das funktionierte auch alles ganz prima, bis wir begannen, außerhalb New Yorks Auftritte und Tourneen zu planen. Spätestens da brauchten wir eine feste Band. Peter stieß 2010 zu uns, und jetzt ist auch Sammi am Schlagzeug fest dabei.

Ursprünglich kommt ihr aus einem Punk/Ska-Background. Wie fing das alles an und wo seid ihr sonst noch aktiv?

Ich wuchs mit D.I.Y.-Punk-Shows in den Kellern von Kirchen- und Gemeindezentren auf. Das waren so unsere ersten Erfahrungen mit eigenen und anderen Bands und dem Veranstalten von Konzerten und Tourneen. Ich spielte eine Weile bei BOMB THE MUSIC INDUSTRY und Mike war bei LATTERMAN. Diese Zeit brachte uns nahe, was es bedeutet, in einer Band zu sein und wie man mit Gleichgesinnten gemeinsam Musik kreiert.

Das Singer/Songwriter-Genre ist ja recht breitgefächert, ähnlich wie eure Musik, angefangen mit „A Record“, wo das Spektrum von spartanisch instrumentierten ruhigen Stücken bis hin zu thrashigen LoFi-Punk/Indie-Auswüchsen reicht, über „Sit Resist“, das professioneller produziert und poppiger ist, bis hin zu „Wheel“, das auch wieder einen anderen Charakter besitzt. Wie siehst du diese musikalische Entwicklung?

Was das Singer/Songwriter-Genre betrifft, ist die Stimme das Ausschlaggebende und nicht, ob deine Arrangements einen typischen Folk-Charakter haben. Wir probieren jedes Stück mit unterschiedlichsten Stilrichtungen. Das macht sehr viel Spaß und wir machen ganz bewusst diese musikalischen Sprünge und dynamischen Wechselspiele. Das mag etwas fragmentarisch oder aneinandergereiht und sicherlich auch manchmal seltsam klingen, aber jedes Stück besitzt schließlich einen komplett anderen Hintergrund und verdient es, unterschiedlich behandelt zu werden. Wahrscheinlich wird es dadurch auch so schwierig, uns in irgendeine Schublade zu stecken, denn man findet mal hiervon, mal davon etwas. Das macht es meiner Meinung nach live umso interessanter. An die Aufnahmen versuchen wir jedes Mal mit einer anderen Einstellung ranzugehen. Das sind Lernprozesse, von Platte zu Platte. Mir ist wichtig, so viel wie möglich aus der Studiozeit mitzunehmen, um auch immer wieder Neues zu versuchen. Manchmal klappt das, manchmal nicht. Aber das Grundprinzip bei allen drei Platten ist gleich: Ich bin alleine für das Schreiben der Stücke verantwortlich, bei den Proben arrangieren wir gemeinsam die Songs und erarbeiten auch gemeinsam einzelne Passagen. Nachdem wir nun doch schon lange zusammen Musik machen, harmonieren wir sehr gut miteinander und können Anregungen auch gemeinsam umsetzen. Eine Entwicklung, die sich nicht von heute auf morgen einstellt. Ist man dann aber einmal aufeinander eingestellt, ist das eine aufregende Sache, hinter der viel Kreativität und Spaß als auch jede Menge Arbeit steckt.

Die ersten beiden Alben wurden als LAURA STEVENSON & THE CANS präsentiert. Das letzte Werk „Wheel“ trägt nur noch deinen Namen. Warum?

Es ist schwierig, diesen Namen wieder loszuwerden. Als „cans“ werden im Englischen salopp ausgedrückt die Brüste einer Frau bezeichnet. Irgendwann war ich die dummen Witze einfach leid, auch wenn uns das sicherlich noch eine Weile verfolgen wird. Also entschieden wir, „Wheel“ auf Laura Stevenson zu beschränken.

Gibt es Stücke, die du vorzugsweise nur solo oder nur mit Band spielst?

Wenn ich alleine spiele, konzentriert sich alles auf mich, was mich ohne meine Freunde im Rücken nervöser macht. Das Publikum kann sich aber bei diesen Akustikshows einen Eindruck verschaffen, welche Idee ursprünglich hinter einem Song steckte, bevor ich diese mit der Band ausarbeitete. Bislang noch nie solo gespielt habe ich „Triangle“ und „Sink/swim“, wenngleich ich nach wie vor herumexperimentiere, lautere, eher rockigere Stücke akustisch und irgendwie intimer zu interpretieren. „The wheel“ hingegen habe ich noch nie mit Band gespielt. Das Lied ist sehr emotional und einfach prädestiniert für eine Akustiknummer.

Und wie verhält sich das mit deinen Texten? Gibt es da welche, die dir mehr bedeuten als andere?

Bei manchen Stücken kann ich dir nicht sagen, wovon genau sie handeln. Da gibt es immer noch viel in mir zu sortieren. Diese Lieder sind Werkzeuge für mich. Wenn es sich um so ein Stück handelt, schreibe ich den Text bewusst unklar, so dass sich die HörerInnen darin wiederfinden können und genügend Interpretationsspielraum haben. Stücke wie „The wheel“ oder „L-Dopa“ haben sowohl für mich als auch für manche/n HörerIn therapeutischen Charakter.

Könnt ihr angesichts der vielen Konzerte mittlerweile von der Musik leben?

Es geht. Mal abgesehen von der Miete und für Essen brauche ich nicht viel Geld. Ab und an mache ich kurzfristig andere Jobs. Zu wissen, dass auf ein Sparkonto regelmäßig was eingeht, wäre an sich ganz nett, ist aber so lebenswichtig für mich jetzt auch nicht.

Was ist 2015 geplant?

Wir haben viele neue Stücke, die noch ausgearbeitet werden müssen. Dann geht’s wieder ins Studio, um das nächste Album aufzunehmen, um damit erneut zu touren. In den Staaten werde ich 2015 mit Kevin Devine und INTO IT. OVER IT. solo unterwegs sein. Hauptsache ist, ich bleibe gesund, um auch bald wieder in Europa spielen zu können. Ich bin wirklich sehr glücklich damit, wie’s gerade läuft.