RAISED FIST

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Ehrendoktorwürde in Sachen Hardcore

Nach fünf Jahren melden sich RAISED FIST mit ihrem neuen Album „From The North“ eindrucksvoll auf der Bühne des europäischen Hardcore zurück. Dabei beweisen die Herren aus dem ganz hohen Norden einmal mehr ihre Einmaligkeit und ihre Relevanz – auch nach über zwanzig Jahren im Geschäft. Wie es mit dem Label Epitaph läuft, welche Bedeutung die Herkunft für die Musik spielt und wo sie sich heute in der Hardcore-Szene sehen, hat mir Sänger Alexander Hagman erzählt.

Bei euch, die ihr aus Luleå – nur etwa 100 Kilometer südlich des Nördlichen Polarkreises – stammt, frage ich mich immer: Wie hält man diese Dunkelheit dort oben aus? Was sind eure Überlebensstrategien?


Einfach hart, fokussiert auf die wichtigen Dinge und mental stabil bleiben. Es gibt einfach keine Alternative!

Euer neues Album heißt dementsprechend auch „From The North“. Welchen Einfluss hat das Klima, in dem ihr lebt, auf eure Musik?

Wir sind irgendwie anders konditioniert. Wir treffen auf Tour eine Menge Leute und viele andere Bands. Aber wir haben etwas in uns, das sich immer anders anfühlt. Wir fühlen das und die Leute um uns herum fühlen es auch. Einiges davon drücken wir durch unsere Kreativität in Form unserer Art von Musik aus. Wir glauben, dass wir von allem, was uns umgibt, beeinflusst werden, so auch vom Klima.

Täuscht mich mein Eindruck oder habt ihr auf dem neuen Album wieder ein wenig Tempo rausgenommen und legt noch mehr Wert auf Melodien? Denn eine Gitarre spielt exzellente Melodien im Hintergrund, ohne den Songs jedoch die Härte zu nehmen.

Wir haben immer schon auf Melodien gestanden. Von unserem ersten Demotape an bis jetzt bei „From The North“. „Sound Of The Republic“ hatte auch viele melodische Songs und das ist schon acht Jahre her. Es hängt immer davon ab, was man miteinander vergleicht. Aber alles zusammen genommen ist es einfach eine normale RAISED FIST-Platte.

Das ist euer erstes Album, das bei Epitaph erschienen ist. War das der logische Schritt, nachdem sich euer Hauslabel Burning Heart nach der Übernahme durch Epitaph aufgelöst hat?

Wir haben heute immer noch dieselben Verträge wie damals, als wir 1993 von Burning Heart gesignt wurden. Sie wurden im Laufe der Zeit einfach verlängert und erneuert. Aber im Endeffekt werden bereits seit deren Einstieg 2002 alle unsere Platten über Epitaph vertrieben. Der einzige Unterschied ist, dass „From The North“ nun ein hundertprozentiger Epitaph-Release ist und keine anderen Plattenfirmen involviert sind. Wir lassen nie jemanden außerhalb unserer Band etwas dazu sagen oder tun in Hinblick auf den Schreibprozess. Epitaph hat viele andere Dinge, um die sie sich kümmern müssen. Sie sind ein professionelles Label, das sein Können allein dadurch unter Beweis stellt, dass es es schon so lange gibt und mit großartigen Bands Erfolg hat. Vieles mag damit zusammenhängen, dass Brett Gurewitz am Steuer sitzt. Er ist ja vor allem anderen erst mal Musiker! Sie arbeiten wirklich hart für unsere PR. Das ist das Einzige, wo sie uns sagen, was wir tun sollen oder nicht.

Peter Ahlqvist hat angekündigt hat, Burning Heart wiederauferstehen zu lassen.

Burning Heart im Sinne des alten Plattenlabels ist gestorben und wird es auch bleiben. Das Label hatte Erfolg wegen einiger sehr talentierter und kreativer Menschen. Auch das Timing stimmte. Schau dir nur die ganzen Bands an, in denen die Burning Heart-Angestellten gespielt haben. Diese Sache ist gestorben. Was Peter jetzt macht, ist, das alte Logo zu nutzen. RAISED FIST hat damit nichts zu tun, aber wir wünschen Peter viel Glück auf seiner Reise. Er ist ein Pionier mit viel Erfahrung und ein sehr ehrgeiziger Mann.

Wie sieht es überhaupt aktuell in der schwedischen Hardcore-Szene aus? Und fühlt ihr euch noch in vollem Maße damit verbunden?

Wir fühlen keiner Szene mehr verbunden, zumindest nicht so wie noch in den ersten zehn Jahren unseres Bestehens. Heute fühlen wir uns, als hätten wir eine Art Ehren-Hardcore-Doktor-Hut auf. Jeder kennt uns und weiß, was wir gemacht haben. Wir fühlen den hundertprozentigen Respekt der Kids. Wir spielen Hardcore-Shows, so wie wir das immer gemacht haben.