ROTZ'N'ROLL RADIO

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Punkrock für die Kleinen (und Großen)

Eltern kennen das: Es gibt kaum etwas nervigeres als traditionelle Kinder-CDs, besonders auf langen Autofahrten. Der Berliner Punkmusiker und Kinderbuchautor Kai Lüftner hat jetzt eine Alternative entwickelt, die kleine Punkrocker begeistert und ihre Eltern gleich mit: das „Rotz’n’Roll Radio.“

Kai, worum geht es beim „Rotz’n’Roll Radio“?

Als werdender Vater bin ich seinerzeit damit konfrontiert worden, nur Musik für Kinder zu finden, die mich absolut abgeturnt hat. Es gab nichts, das man den Kids in den ersten sechs, acht, zehn Lebensjahren vorspielen konnte, ohne davon selbst Ohrenbluten zu bekommen. Ich hatte jahrelang in einer Skapunk-Band gespielt und habe mir gesagt, dass ich dem etwas entgegensetzen will. Ich habe einfach meine Connections genutzt, die ich als Hörbuchmacher hatte, und bin auf die Idee gekommen, das eine mit dem anderen zu verknüpfen. Ich habe ein paar lustige Zwischenspiele, Verschiedenes zur Schaffung einer speziellen Sender-Identität und ein paar Songs verschiedener Stilrichtungen eingebaut, um ein lustige, bunte Punkrock/Ska-Mixtur zu schaffen.

[b]Könnte man sagen, dass das Punkrock für Kinder ist?


Lustigerweise hat die Süddeutsche Zeitung das mal so beschrieben. Wenn ich das Ding ganz alleine gemacht hätte, hätte wahrscheinlich jeder Song einen Offbeat und im Refrain wäre irgendwie eine verzerrte Klampfe drin. Da ich mich aber mit Leuten umgeben habe, mit denen ich das gemeinsam mache, und einem Produzenten, der einen multimusikalischen Blick auf die Welt hat, ist das nun zu dem geworden, was es ist. Ich schätze, da ich mir das ausgedacht habe, ist das auf jeden Fall Punkrock. Hoffentlich einfach ein bisschen gegen den Strich gebürstet und nicht massenkompatibel, und nicht zwingend pädagogisch wertvoll. Das ist mir auch wichtig.

[b]Kann man die Kleinen so schon im frühen Alter vor den Gefahren bewahren, die später da draußen auf sie lauern, Stichwort: Justin Bieber und Co.?


Darüber müssen wir uns in zehn Jahren noch mal unterhalten. Da ist mein Sohn 16, dann weiß ich das. Ehrlich gesagt, habe ich Angst davor, wie er mal rebellieren will. Das kann ja dann nur mit Helene Fischer oder so was sein, haha. Ich weiß nicht, ob das „Rotz’n’Roll Radio“ die Kids davon abhält, musikalische Vorlieben zu entwickeln, die ich selber blöd finde. Ich habe nur das Gefühl, und das ist auch die Bedingungslosigkeit, die ich an dem Ganzen so liebe, dass ich voll mein Ding mache, nämlich genau das, was ich selber gerne hören würde, oder was ich gerne – motiviert durch meinen Sohn – meinem Kind präsentieren möchte. Wo ich zu jeder Kacke stehen kann, die da drin vorkommt, weil ich mit ihm darüber rede, oder für jeden dolleren Ton, der vielleicht in den Augen von pädagogisch besorgten Menschen zu laut und zu unpassend ist.